König Arnulphs Hasenjagd Wien im Herbstmond 1778. Im Jahr des Heiles, ungefähr Achthundert Fünf und Neunzig, Griff König Arnulph zum Gewehr: Es folgt' ihm nur ein kleines Heer, Doch an Bravur war's einzig. Fern, sprach er, in der Römer Land Ist Meuterey entstanden: Auf, Kinder! lasst, in's Kriegsgewand Gehüllt, uns mit bewehrter Hand, Walt's Gott! den Unfug ahnden! Diess Aufgebot war Gross und Klein Gar lieblich zu vernehmen. Dortorts, rief man, wächst süsser Wein: Kommt, lasst uns guter Dinge seyn! Den wollen wir schon zähmen. Nun fördert Arnulph sich, zu ziehn Wohl gegen Wälschlands Gränzen. Schon kömmt er bis nach Florenz hin, Und allerwärts empfängt man ihn Mit tausend Reverenzen. Nur bey den stolzen Römern war Ihm Thür' und Thor verriegelt. Sie aufzubieten, sandt' er zwar Zween Boten: doch das gute Paar Ward schimpflich fortgeprügelt. Erbosst rief Arnulph: »Habt ihr so Das Völkerrecht in Ehren? Ihr Lotterbuben! lichterloh Soll eure Stadt mir flammen! ... O! Ich will euch Mores lehren. Auf, Brüder! zähmet das Geschmeiss! Lasst uns die Stadt berennen!« Potz Blitz! nun ward den Römern heiss: Der Stadtrath sprang, als ob der Steiss Schon anfieng' ihm zu brennen. Für diessmal galt wohl auch fürwahr Kein Zaudern und Besinnen; Denn sieh! der Deutschen wilde Schaar Sucht schon, trotz jeglicher Gefahr Die Wälle zu gewinnen. Wohl sieben Stunden kämpfte man So derb von beyden Seiten, Dass ringsum Blut wie Wasser rann, Bis allgemach die Nacht begann Den Schleyer auszubreiten. Genöthigt wendeten nunmehr Die Deutschen die Standarten, Und Arnulph, sinnend hin und her, Beschloss, ein glücklich Ungefähr Im Lager abzuwarten. Rom, das den Feind schon für verzagt Und muthlos hielt, verlachte Des Königs Heer, bis eine Jagd Urplötzlich, wie die Chronik sagt, Dem Spott ein Ende machte. Ein Rammler aus dem nahen Hain Sprang schüchtern vor den Wällen Der Stadt umher, und hinterdrein Ein Spürhund und mit derbem Schreyn Ein Schwarm von Weidgesellen. Halb Rom, vom heftigen Rumor Der Jagenden betroffen, Lief, ohne Hut und Roquelaur, Ripsraps beym Tempel aus, und Thor Und Angel blieben offen. Der König sah am Horst hinab Der Flüchtigen Gedränge, Halt! rief er, lasst vom Hasen ab! Was soll euch Einer? dort bergab, Dort kriegt ihr eine Menge. Nun gieng's aus einem andern Ton. Seht! spornstreichs galoppiren Die Jäger nach: doch ferne schon Hört man die Memmen um Pardon Und Gnade lamentiren. Bewegt ward Arnulph, frank und frey Sie alle heimzuschicken: Doch liess er, Rom zu Schimpf und Scheu, Von Fünfzigen je Zwey und Zwey Mit Hasenschwänzen schmücken, Wenn solche Ordenszeichen heut Zu Tag noch Sitte wären, So würd' auch wohl zu unsrer Zeit Manch liebes Söhnchen aus dem Streit Damit nach Hause kehren.