An meinen Freund Prandstetter Wien im Brachmond 1785. Gerne hätt' ich Hymens Flitterwochen, Wo, o Freund! sich Freud' an Freude drängt, Und der Himmel voller Geigen hängt, Hie und da ein Stündchen abgebrochen, Gerne manchen spröden Reim gehascht, Und dich für dein stattlich Hochzeitkarmen Plötzlich durch ein Danklied überrascht. Aber konnt' ich aus geliebten Armen Stoisch fliehn, dem Zaubernetz der Lust Trotzig mich entwinden, und durch Reimen, Kalt an einer jungen Gattinn Brust, Hymens süssen Opferdienst versäumen? Lieber! solch ein Kriminalvergehn Würde mir, der nun in seinem neuen Ämtchen wünscht mit Ehren zu bestehn, Mein geliebtes Weibchen nie verzeihen. Wenn dein Freund nun noch dich sträflich däucht, So bedenk', es machte wohl vielleicht Eines Weibes Kuss auch dich zum Sünder. Drum vergieb, mein Bester! Spät erscheint Zwar mein Dank: doch ist er drum nicht minder Liebevoll, nicht minder gut gemeint. Herzlich grüss' ich dich in meinem, Freund! Und in meiner trauten Gattinn Namen. Freudig las ich ihr dein Liedchen vor: Sieh! sie horchte mit entzücktem Ohr, Und als wir zur Katastrophe kamen, Die den wonniglichen Wunsch enthält, Dass ein Sohn, erzeugt aus meinem Samen, Mir erwachse, den die Afterwelt Einst den Biedermännern zugesellt, Fiel sie um den Hals mir, und rief: Amen! Nun wohlan! ihr Wille soll geschehn! Ungeschwächt von Amors Dienst, durch den Junge Schwelger vor der Zeit zu schlaffen Greisen werden, will ich wohlgemuth Eine kleine Welt um mich erschaffen, Und, in meinem frohen Lilliput Eingebannt, mich meines Lebens freuen. Wie ein Schiff, das in dem Hafen ruht, Trotz' ich sorglos dann des ungetreuen Glückes wandelbarer Ebb' und Flut, Und hat einst auf ihrem schnellen Rädchen Klotho mir das letzte Lebensfädchen Abgesponnen, rafft mit kalter Hand Mich der Tod von meiner Gattinn Seite Hin nach jenem ew'gen Otaheite, Das bisher kein kühner Cook noch fand, Und kein Mann, wie Forster, je beschrieben, O so drücke meiner guten lieben Kinder Erstling mir die Augen zu! Ein bewährter treuer Freund, wie du, Folge meinem stillen Leichenzuge, Und es schall' an meinem Aschenkruge Laut das Zeugniss: dieser Leichenstein Decket eines braven Manns Gebein!