Joseph Franz Ratschky Gedichte Vorrede Wohlan, es sey! Auch ich will's wagen, Was ich in Tagen Der Wonne, frey Vom Joch der Sorgen, Und fern vom Zwang, Dem grauen Morgen Entgegensang, Dem Vaterlande In diesem Bande Trotz allem Dräun Der Zoilaster Und Kritikaster Getrost zu weihn. Zieht hin, ihr Spiele Der Jugendzeit, Wo, unentweiht Vom Weltgewühle, An Klio's Arm Mir fern vom Schwarm Der Sauertöpfe Manch Lied gedieh! Zieht hin, Geschöpfe Der Phantasie, Die im Genusse Der frohsten Musse Mein Geist gebar! Zieht hin in Frieden! Die holde Schaar Der Pieriden Mög' auf der Bahn Zum hochgeweihten Parnass hinan Euch sanft geleiten! Verzagt nicht gleich, Ihr meine Lieder, Wenn hin und wieder Im deutschen Reich Sich Journalisten Kühn wider euch Zur Fehde rüsten! Oft ist ihr Muth Nur Kinderwuth, Und halten Männer, Die man als Kenner Des Schönen ehrt, Euch lieb und werth, So lasst die frechen Pedanten schreyn, Die insgemein Nur Sylben stechen! Doch solltet ihr Mit Pfefferdüten Und Zuckerhüten, Wie Löschpapier Je, klein zerstückelt, Um Häringe Herumgewickelt, Als Flüchtlinge, Gleich hundert andern, Das Land durchwandern, Nähm' euch das Heer Der lockern Schneider Zum Mass für Kleider, Ja fänd' ich leider! Euch ungefähr In Käseläden Bey Leichenreden, Busspredigten Und Fasts Scharteken, Bey kritischen Bibliotheken Und Zeitungen Zu meiner Schande, O so verweilt In diesem Stande Der Schmach nicht! eilt Im schnellsten Trabe Nur bald zu Grabe, Und sträubt euch nicht; Ein schlecht Gedicht Bringt seine Schwächen Durch Widersprechen Nur mehr an's Licht. Wenn aber (schüchtern Hoff' ich's) die Welt Beglücktern Dichtern Mich zugesellt, Wenn ihr zu Zeiten Durch eure Kunst, Ihr sanften Saiten, Bey wackern Leuten Mir Beyfall, Gunst Und Lieb' erringet, Wenn's euch gelinget, Ihr Liederchen, Schwermüthigen Ihr Leid zu mindern, Wenn ihr, geschätzt Von schönen Kindern, Lehrt und ergetzt, Und mir hiernieden Die kurze Frist Mit Lust versüsst, So seyd zufrieden Mit diesem Lohn, Wenn euch auch schon Des Nachruhms Adel Ein Recensent Dreist aberkennt, Und euch den Tadel Der Enkel dräut! O mir gedeiht Ein Bisschen Ehre Bey Lebenszeit Mehr, als die leere Unsterblichkeit. Was hilft im Grabe Der Nachruhm mir, Wenn ich dafür Kein Ohr mehr habe?