Auf die Entzündung des Pulverthurms in Wien Wien im Brachmond 1779. Noch steh' ich da, verwirrt, betäubt und bange, Mit starren Augen, leichenblass, Die Füsse schwach und wankend, Stirn' und Wange Von kaltem Angstschweiss nass. Denn ach! ich sah die schreckliche Verheerung, Wie unter Prasseln Stein und Kloss, Emporgetrieben durch des Pulvers Gährung, Hoch in die Lüfte schoss. Ich sah, wie ringsum, gleich ergrimmten Schlossen, Die Kugeln unter Wuth und Graus Mit donnerndem Geknalle niederschossen Auf Garten, Feld und Haus; Sah aufgeschlitzt die Mauern der Gebäude, Der Dächer Giebel eingedrückt, Die Flur mit Schutt bedeckt, und Buch' und Weide Wie schwaches Rohr zerknickt. Noch hallt das Schreyn der Säuglinge, das Wimmern Der Mutter, die ihr Kind verlor, Der bange Todeslaut der unter Trümmern Zerquetschten mir im Ohr. Ha! welch ein Anblick! Ach! auf jeder Seite Der grässlichen Verwüstung Spur: Hier Leichen, dort noch wild im Todesstreite Die kämpfende Natur. Ein Unmensch ist's, den nicht die schwarze Scene Des Elends zum Erbarmen zwingt, Dem sanft und mild des Mitleids edle Thräne Nicht in das Auge dringt. O sieh! wie rang Theresens Sohn die Hände, Und stand voll bittern Jammers da, Als er, umringt von Reihn zermalmter Wände, Das wilde Schauspiel sah! Sein Blick entdeckt ein Schlachtfeld voll von Todten: Doch klomm er mit entschlossnem Sinn Von Schutt, auf Schutt, und sandte seine Boten, Zu retten, her und hin. Gott lohn' ihm für die väterliche Liebe! Gott lohn' ihm! Hohe Dankbegier Füllt jedes Herz, und mit dem wärmsten Triebe Der Inbrunst bitten wir: Erhalt ihn uns! verleih ihm deinen Segen, O Gott, und deiner Allmacht Schutz! Dein Engel sey auf allen seinen Wegen Der Hüter seines Muths!