Der feste Vorsatz Wien im Weinmond 1782. Gott Amor, der du unverhofft Den Schwärmer Treue lehrest, Und einen weisen Graubart oft In einen Faun verkehrest! Dich ehret man, o Cypripor! In Hütten und in Hallen, Und sieh! der Weise wie der Thor Sind deiner Macht Vasallen. Es küssen deinen Zepterstab Der wildsten Völker Rotten Vom kalten Lappen bis hinab Zum braunen Hottentotten. Dir huldigen in Hindostan Die finsteren Braminen, Dir muss der ernste Grosssultan, So wie sein Sklave, dienen. Man kennet deine Macht nicht nur Bey ungeweihten Layen: Man ehrt dich auch, trotz Eid und Schwur, In Klöstern und Abteyen. Zwar wähnen, durch Kasteyn gestärkt, Die Bonzen dich zu zwingen, Doch weiss man, dass sie unbemerkt Dir manches Opfer bringen. Du darfst nur winken, so befällt Den klügsten Kopf der Schwindel, Und Herkules, der stolze Held, Erniedrigt sich zur Spindel. Doch, Gott der Liebe! deine Macht Mag auch noch weiter reichen, Ich bin es müde, Tag und Nacht An deinem Joch zu keichen. Unzählbar, wie der Sand am Meer, Unzählbar sind die Plagen, Die ich in deinem Dienst bisher Bey Tag und Nacht ertragen. Zwangst du nicht nachts, wenn alles ruht, Mich stundenweit zu laufen, Und in des Mittags strenger Glut Nach Athem oft zu schnaufen? Und triebst du mich nicht hundertmal Des losen Mädchens wegen, Das mir Vernunft und Freyheit stahl, Durch Sturmwind, Frost und Regen? Sonst pries man als ein Muster mich: Mein Ruf war ohne Makel, Und ach! nun dien' ich rings durch dich Dem Volke zum Spektakel. Ich bin es satt, ein Thor zu seyn. Du magst mit deinen Pfeilen Und deinem bunten Köcherlein Nun in das Rüsthaus eilen. So rief ich auf. Da kam, o weh! Mit frischen Rosenwangen Und einem Busen, weiss wie Schnee, Ein schönes Kind gegangen. Dionen glich es an Gestalt. Wie sollt' ich widerstehen? Wie konnt' ich ungerührt und kalt So viele Reitze sehen? Es schlang den weichen sammtnen Arm Mir lächelnd um den Nacken, Und sieh! mein Blut ward brennendwarm, Es glühten meine Backen. Ich überliess mich taumelblind Dem mächtigsten der Triebe, Und fand, dass Ketten süsser sind, Als Freyheit ohne Liebe. Mag jeder, den diess Schwachheit däucht, Mich auch der Thorheit zeihen; Wenn jede Schwachheit dieser gleicht, So soll mich keine reuen.