Der verpachtete Parnass Furth nächst Göttweig im Herbstmond 1775. Der Musengott war lange schon Auf seine Jünger böse, Weil am geweihten Helikon Beym stäten Mordgetöse Der zügellosen Dichterschaar Kein kluges Wort zu sprechen war. Des Morgens Herold, Vater Hahn, Entkroch dem stillen Bette Der Henne kaum, so hörte man Auch schon die tolle Mette, Oft trieb der scythische Tumult Apollen von dem Bücherpult. Er liess sich von Thaliens Hand Den Fliegenwedel reichen, Und zwang die Herrn, bis an den Rand Des Pindus zu entweichen: Allein beym nächsten Morgenroth Gerieth er in die alte Noth. Einst ward dem Gott der Kopf so warm, Dass er in's Weinhaus eilte, Wo Bachus oft mit seinem Schwarm Die halbe Nacht verweilte. Bon soir, sprach Thyrsiger, mon Cher! Silen! lang' einen Sessel her! Sprich, Bruder Phöbus! was, beym Styx! Bringst du für neue Zeitung? Freund! sprach Apoll nach einem Knicks Mit Mienen voll Bedeutung, Ich hab' es hin und her bedacht, Ich gebe den Parnass in Pacht. Für hundert Stück Zechinen bist Du heuer Herr der Dichter, Und was für dich ein Hauptpunkt ist, Du wirst durch neun Gesichter, Die Momus selbst sich nicht erkühnt Zu tadeln, Tag und Nacht bedient. Ha! schrie der Traubenvater auf, Der Handel lässt sich hören: Ich gebe dir den Handschlag drauf. Topp! ohne viel zu schwören! Was gilt's? beym nächsten Festtagsschmaus Sieht mir der Pindus anders aus. Stracks rief er seiner Dienerschaft, Den Satyrn und Mänaden, Und gab Befehl, den Rebensaft Hübsch hurtig aufzuladen, Und Evoe! nun gieng's im Nu Dem steilen Dichterhügel zu. Der ganze Pindus lief, als man Den Zug ersah, entgegen, Wie, wenn dem Hafen Schiffe nahn, Die Waarenträger pflegen. Willkommen, Nektar! nur herab! Rief man, und lud die Fässer ab. Der Wein lag kaum im Keller fest, So hatten auch, beym Plunder! Die Herrn Poeten schon den Rest, Und plötzlich stand, o Wunder! Wo man sonst Lorberwälder sah, Ein ganzer Hain von Reben da. Nun war alltäglich Bachanal: Man soff sich halb zu Tode. Ein derber Rausch beym Abendmahl Ward allgemach zur Mode. Da schleuderte man Teller, Topf Und Krug einander an den Kopf. Oft sucht' ein trunkner Dichterling Ein Küsschen zu erschleichen: Allein die keusche Mus' empfieng Den Faun mit Backenstreichen. Wie hurtig schlich mit seinem Lohn Das junge Herrchen sich davon! Die Musen wollten anfangs noch Vom Traubensaft nichts hören: Bald aber liessen sie sich doch, Bescheid zu thun, bethören. Pfui, Mädchen, pfui! besorgt ihr nicht Ein kupferfarbiges Gesicht? Die rasche Pachtzeit strich vorbey, Und Phöbus kam nun wieder: Schon fern durchdrang ihm das Geschrey Der Säufer Mark und Glieder. Er trat, vor Ärger starr und stumm, In sein entweihtes Heiligthum. Seit dieser Zeit versucht' er zwar Gelindigkeit und Strenge: Allein noch tönen immerdar Unbändige Gesänge Von Nektarglut und Traubennass Herab vom taumelnden Parnass. Wem immer nur ein Reimchen glückt, Prahlt in den schalsten Jamben, Dass ihm der Wein den Kopf verrückt: Es hagelt Dithyramben, Und mangelt Wein, so stimmet man Beym Wasserkrug ein Zechlied an.