Parodie von Horazens neunzehnter Ode im zweyten Buch. Augsburg im Heumond 1786. Ich sah (ihr Enkel, ohne Scherz!) Heut nachts im Traum den Eifrer Merz Den Predigtstuhl besteigen, Sah Küchennymphen, halb zerdrückt Von Handwerksjungen, unverrückt Ihr Ohr zur Kanzel neigen. Potz Blitz! wie weidlich klopfte nicht Der wackre Kämpfer das Gezücht Der Ketzer auf die Finger! Mir gellen, traun! die Ohren noch: »Ach, schone, rief ich, schone doch, Du tapfrer Schnupftuchschwinger! Ich will ja glauben, dass die Hand Des Papstes zum gelobten Land, Wo Milch und Honig fliessen, Den Schlüssel hat, um allen Herrn Sektirern und Schismatikern Das Pförtchen zu verschliessen; Will glauben, dass du bibelfest Der Protestanten Drachennest Schon halb, wie Spreu, zerstäubtest, Und manchen armen Pastor schon Durch deiner Stimme Donnerton Auf immer übertäubtest. Du bändigst, grosser Thaumaturg! Halb Augsburg, Ulm und Regensburg, Ja fast das ganze Schwaben, Und keiner von der Ketzerbrut Vermag mit aller seiner Wuth Dir je was anzuhaben. Du hautest Luthern, welcher sich Den Vatikan so freventlich Zu stürmen unterstanden, Und seiner Jünger Riesenschwarm Mit deinem orthodoxen Arm Totaliter zu Schanden. Zwar wähnt das böse Lutherthum, Es stünd' um unsrer Kirche Ruhm Weit besser, wenn du schwiegest: Allein wer kann in Deutschland nun Den Ketzern allen Einhalt thun, Wenn du sie nicht bekriegest? Dich würde selbst, wenn du den Mund Nur öffnetest, der Höllenhund Nicht wagen anzublecken, Und, wedelnd mit dem krausen Schwanz, Die Zehn, o schrecklicher Popanz Der Ketzer! sanft dir lecken.«