Der keusche Einsiedler Pachon Der Inhalt ist aus der Legende der Heiligen. Saubersdorf im Steinfeld im Herbstmond 1785. Zu oft schon leider! hab' auch ich Der Mönche Kunden freventlich Bisher bezweifelt und bewitzelt. Ihr andachtsvollen Herrn und Fraun, Vergebt mir's! von des Teufels Klaun Ward, was ich schrieb, mir vorgekritzelt. Doch reuig leg' ich mich zum Ziel: In Zukunft soll aus meinem Kiel Gewiss kein arges Wort mehr triefen. Von wahrem Eifer angefacht, Will ich von nun an Tag und Nacht In Kochems Schriften mich vertiefen. Dank sey dir, Fast! dein Unterricht Erfüllte meinen Geist mit Licht: Bussfertig küss' ich dir die Hände Zum Zeichen meiner Huldigung. Die Ächtheit meiner Besserung Bewährt dir folgende Legende. In einem öden Zedernhain Wählt' einst auf einem Felsenstein, Bewohnt von Schlangen und von Drachen, Sich Pachon, der Anachoret, Ein Plätzchen, um durch sein Gebet Verjährte Sünden gutzumachen. Der Eingang in die Felsenkluft, Worin er, wie in einer Gruft, Sich einschloss, mass kaum eine Elle. Ein Kreutz, ein Betstuhl und ein Paar Vermorschter Todtenköpfe war Der ganze Hausrath seiner Zelle. Ein enges härnes Wamms zerrieb Ihm mit der Haut zugleich den Trieb Zur Unzucht und zu bösen Lüsten. Er als nur Wurzeln, und genoss Sie nie aus Essgier, sondern bloss Sein Büsserleben sich zu fristen. Durch diese strenge Disciplin Bracht' es der heil'ge Mann dahin, Das geile Fleisch im Zaum zu halten. Umsonst versuchte Lucifer, Der Erbfeind frommer Büssender, Ihn unter mancherley Gestalten. Einst abends um die Vesperzeit Stellt', in das schönste Frauenkleid Aus Satans reicher Garderobe Vermummt, ein junges Teufelchen Von schlankem Wuchs des heiligen Waldbruders Keuschheit auf die Probe. Es trat die saubre Höllenbraut Als Negerinn mit schwarzer Haut, Die von Natur den Höllenschaaren Gemein ist, zur Klausur hinein. Man sagt, dass damals allgemein Die schwarzen Damen Mode waren. Erst suchte sie durch dreisten Scherz Und freche Zoten Pachons Herz Vom Weg der Tugend abzuleiten, Und dann, als unser Eremit Der Dirne kein Gehör gab, schritt Sie zu den kühnsten Thätlichkeiten. Mit schlauem Lächeln setzte sie Sich auf des spröden Klausners Knie, Strich buhlerisch ihm Kinn und Wangen, Und hielt mit geilem Ungestüm Ihn fest umschlungen, um von ihm Durch Raub ein Schmätzchen zu erlangen. Doch Pachons nervenvolle Hand Vertrieb dem kühnen Höllenbrand Mit ein paar wackern Backenstreichen Die Lüsternheit nach einem Kuss, Und zwang durch diesen derben Gruss Das schwarze Fräulein zu entweichen. O frommer Jüngling, spiegle dich An diesem Beyspiel! Ritterlich Verfocht der strenge Mann die Tugend. Wenn sich ein schönes Kind dir naht, So schütz' auch du, wie Pachon that, Mit Backenstreichen deine Jugend! Wenn dich auch drob die böse Welt Vielleicht für ungesittet hält, So schweig, und lass dich's nicht verdriessen! Wer nach der Gunst des Himmels strebt, Darf, weil er jener Welt nur lebt, In dieser nicht zu leben wissen.