Ernst Benjamin Salomo Raupach Agnes von Hohenstaufen Große historisch-romantische Oper in 3 Aufzügen Personen Personen Kaiser Heinrich VI., aus dem Hause Hohenstaufen Philipp, sein Bruder Irmengard, Pfalzgräfin am Rhein, Gemahlin Conrads von Hohenstaufen, Oheims des Kaisers Agnes, ihre Tochter Philipp August, König von Frankreich, unter dem Namen: Herzog von Burgund, als sein eigener Gesandte Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig Heinrich, dessen Sohn Der Erzbischof von Mainz Der Burggraf des Kaisers Theobald, ein vertrauter Diener Heinrichs des Löwen Deutsche Fürsten, Ritter und Prälaten Frauen der Pfalzgräfin Französische Ritter und Troubadours Deutsche und französische Edelknaben Kaiserliche Marschälle und Herolde Kampfrichter. Feldhauptleute. Masken Balletpersonal zur pantominischen Darstellung der Verbindung des Rheins mit der Seine Ritter und Hoffräuleins beim Kampfspiel Kaiserliche Dienerschaft. Trabanten Krieger Heinrichs des Löwen. Wache. Volk Personen des allegorischen Ballets des ersten Aufzugs, die Vereinigung des Rheins mit der Seine darstellend. Venus Das Sinnbild des Rheins Das Sinnbild der Seine Hymen Amor Die Grazien Die Sinnbilder deutschen Heldenmuthes Die Sinnbilder des rheinischen Weinbaues Gefolge der Seine Gefolge des Rheins Personen des Kampfspiels im dritten Aufzug. Ritter Ritterfräuleins Die Handlung geht vor zu Mainz im Frühjahr 1194. 1. Akt 1. Auftritt Erster Auftritt. Der Kaiser, Philipp, Fürsten, der Erzbischof von Mainz, Prälaten. Irmengard, umgeben von ihren Frauen. Deutsche Ritter. Kaiserliche Marschälle. Herolde. Später der Burggraf. Es schwebe der Adler Des heiligen Reiches, Mit siegenden Schwingen In Welschlands Gefild! Er bringe Verderben Dem Meutrergeschlechte, Und werde den Treuen Ein deckender Schild! zu den Fürsten. So schwöret beim Klange Der Kriegesdrommeten. Zu folgen dem Adler Des heiligen Reichs. Zugleich. Ja eilt zu erkämpfen Siciliens Thron! Auf, laßt uns erkämpfen Siciliens Thron! Wir folgen dem Adler Des heiligen Reiches, Zu blutigen Kämpfen In Welschlands Gefild. Wir bringen Verderben Dem Meutrergeschlechte, Und werden den Treuen Ein deckender Schild! Es schwebe der Adler Des heiligen Reiches, Mit siegenden Schwingen In Welschlands Gefild! Er bringe Verderben Dem Meutrergeschlechte, Und werde den Treuen Ein deckender Schild! Den Segen, Erzbischof, für uns're Waffen! Gedenket im Kampfe Des Rittergelübdes! Den Frauen und Schwachen Seid gütig und mild. Gedenkend im Kampfe Des Rittergelübdes, Ist Frauen und Schwachen Der Tapfere mild. Des Himmels Segen der gerechten Sache! Ja, Euren Bannern wird er Sieg verleih'n, Vergeßt Ihr nie im Kampfe Christ zu sein! Die Sonne wird schauen In purpurnen Wellen, Im Blut der Rebellen Ihr glühendes Bild. Die Sonne wird schauen Die Flucht der Rebellen Von Mauern, von Wällen, Vom Ruhmesgefild! So sei's! – Siciliens König, Tancred ist nicht mehr: Für unser Erbe kämpfe jetzt das Schwert. Die Kaiserin mit unserm Oheim Conrad Und einem Heer jenseits der Alpen schon, Begehren dringend unsern schnellen Aufbruch. Zuvor jedoch erneu'n wir gegen Heinrich, Vormals der Sachsen und der Baiern Herzog, Ja gegen des Rebellen ganz Geschlecht, Hochfeierlich hiemit des Reiches Acht! DER BURGGRAF Entehrt sind Wappen und Panier des Löwen. für sich. Weh! arme Tochter! eben so. Unglücksel'ger Freund! Obgleich ein Greis, ist er, das Haupt der Welfen, Des Bannes spottend, als Empörer jüngst Von Albions Küste wieder heimgekehrt, Und wagt's, da Meut'rer sich ihm zugesellt, Im offnen Kampf uns, seinem Herrn, zu trotzen! – Gelobt auf dieses Schwert, zu strafen den Verbrecher, Zu fechten für des Kaisers Recht! Wir schwören, Zu fechten für des Kaisers Recht! wendet sich zum Kaiser. Erhab'ner Herr! eh' zwischen Hohenstaufen Und Welfen dieses Hasses Glut entbrannte, Ward Agnes, nach dem Willen Eures Vaters, Dem jüngern Welfen, Heinrich, zugesagt Und feierlich verlobt! Soll nun die Acht Den Bund zerreißen? Nicht die Acht zerreißt ihn, Zerrissen hat schon längst ihn unser Wille. zum Kaiser. Vergeßt Ihr, daß mein theurer Waffenbruder Für Euch in Welschland focht, die Kaiserkrone Auf's Haupt Euch setzen half, für Eure Größe Sein Blut verspritzte vor Neapels Mauern? Vergißt du, daß er schändlich mich verließ, Daß gegen Frankreichs König er gefochten Für den gefang'nen Richard, unsern Feind? Ihr hattet ihn verbannt. – Nun schmachtet er In einem Kerker Frankreichs schwer verwundet. Genug von ihm! Zu den Fürsten und Rittern. Ihr wißt, was Ihr geschworen. Und wiederholen unsern Schwur! zum Kaiser. Erbarmen! – O, schont in Heinrich meiner Agnes Leben. Arie. Zu den Fürsten. Ja, Deutschlands Helden! ja, tragt die Fahnen Jenseits der Alpen steiler Wand. Eilt unserm Kaiser den Weg zu bahnen Zu Ruhm und Sieg im fremden Land. fallen begleitend ein. Wir sind bereit ihm den Weg zu bahnen, Zu Ruhm und Sieg im fremden Land. Doch verlassen, fern, im Kerker schmachtet Ein uns so theurer Fürstensohn; Ihn zu befrei'n, zu retten trachtet, Naht flehend Euch mit mir dem Thron! Er werde wieder uns gegeben, Erkämpfe sich den Siegerkranz, An ihm hängt meiner Agnes Leben, Hängt eines Fürstenhauses Glanz. nachdem ihm ein eingetretener Herold die Ankunft der französischen Gesandtschaft gemeldet. So eben nahet Frankreichs Abgesandter. Er sei willkommen. Zu den Marschällen. Geht, ihn zu empfangen. 2. Auftritt Zweiter Auftritt. Vorige. Französische Edelknaben, Troubadours. Der König von Frankreich, als sein eigener Gesandter. Französische Ritter, die ihm folgen. der französischen Ritter, Troubadours und Edelknaben. Den mächtigen Herrscher, die beste der Frauen, Wir grüßen sie mit Jubelgesang, Und die wir im glänzenden Kreise hier schauen, Die edlen Ritter und lieblichen Frauen, Sie grüße der Laute freundlicher Klang. zum Kaiser. Des Kaisers Majestät entbeut mein Herr, Der König Frankreichs, ehrerbiet'gen Gruß. Nehmt unsern Dank für Euern würd'gen Herrn. Dies Schreiben, Herr, befahl der König mir Zu legen in die kaiserliche Hand. Indem auf seinen Wink die französischen Edelknaben die Geschenke den kaiserlichen Marschällen übergeben, welche sie dem Kaiser und Irmengard überreichen. Empfanget gnädig, was mein Herr gesandt. Mit Freuden, Herr, aus solches Boten Hand. Die Gnade, fühl' ich, wohnt in diesen Hallen. So mög's in uns'rer Heimath Euch gefallen. Vereinen mög' uns bald ein festes Band Willkommen in unsers Kaisers Hallen! Willkommne Gäste zieht Ihr ein, Und wie an der Seine mög's Euch gefallen Am grünen deutschen Rhein. Den mächtigen Herrscher, die beste der Frauen, Wir grüßen sie mit Jubelgesang, Und die wir im glänzenden Kreise hier schauen, Die edlen Ritter und lieblichen Frauen, Sie grüße der Laute freundlicher Klang. wendet sich zum Kaiser. Jetzt richte ich in meines Königs Namen Noch ein Gesuch an Euch. – Als Frankreichs Heer Den stolzen Richard Löwenherz besiegte, Ward auch in jener blut'gen Schlacht, der Sohn Des alten Löwen Frankreichs Kriegsgefang'ner, Dem Tode nah, bedeckt mit Wunden nahm Ihn Frankreichs König auf; im Feinde ehrte Er selt'ne Tapferkeit, und hofft, daß Ihr Verzeihung ihm und Wiederkehr gewährt. Umsonst hofft Ihr für diesen Meutrer Gnade, Die Reichsacht ist erklärt, es bleibt dabei. für sich. Unglücksel'ger Heinrich! Nun, edler Herzog von Burgund, willkommen. Die Fürsten luden wir zu einem Feste, Seid Ihr nun der willkommenste der Gäste. Dort findet Ihr bei deutschem Rebenblut Dort finden wir bei deutschem Rebenblut Auch deutsche Schönheit, deutschen Heldenmuth! Alle ab. 3. Auftritt Dritter Auftritt. Philipp, der zurückgeblieben. Bald nachher Heinrich ungesehen. Grausamer Bruder! – Wie? der Mutter Thränen, Des Freundes Bitten blieben ungehört? – Ja selbst die Gnade, welche Frankreichs König, Für Heinrich sich erbat, versagtest Du? – Ach, schwer verwundet er im Kerker schmachtet! ungesehen zur Laute singend. Romanze. Wem kann ich die Schmerzen der Liebe vertrauen? Dir Freundin von lieblichem Klang. PHILIPP Ha, welcher Stimme Ton? – Ein Troubadour. wie vorher. Denn die ich ersehne, wo soll ich sie schauen? Wo soll ich sie finden, die schönste der Frauen, Ihr klagen der Seele glühenden Drang? noch während des Gesanges. Vielleicht, daß dieser Troubadour mir Kunde Von Heinrich geben kann! – – – Ich wag's ihn anzureden. 4. Auftritt Vierter Auftritt. Philipp. Heinrich. PHILIPP Gott! er selbst! Erkenne mich! Du, theurer Waffenbruder, In diesen Mauern, wo der Tod dir droht? Wo gegen dich heut Bann und Acht erneut?! – Dein Leben ist verwirkt! – Ich ruh' in Freundes Arm! Wie konntest du entflieh'n? Als Troubadour, Wie du mich siehst, bin heimlich ich gekommen In dem Geleit des Herzogs von Burgund; Doch hab' ich ihn und er mich nie gesehn. Die Welfen nah'n – des Kaisers Heer in Welschland – – Nichts rettet ihn vor ihrer Uebermacht; Drum eil' ich schnell in's Lager meines Vaters, Ihn anzufleh'n, daß er sich unterwerfe. Großherz'ger, edler Freund, so eile denn! Zuvor zu Agnes! – Ach sie wiedersehn! So weißt du nicht was Frankreichs Bote will? Er wirbt um Agnes Hand für seinen Herrn. Wie, Er, der Kaiser, raubt mein Alles mir? Beim ew'gen Gott, es darf nicht sein! Arie. Dem Leben will ich gern entsagen Doch meiner Agnes nimmerdar! Ihr Blick soll nicht mehr für mich tagen? Ihr Rosenmund mir nicht mehr sagen, Was schon des Jünglings Wonne war? Ich schau'te trunk'nen Blicks des Paradieses Freuden, Und soll sie nun auf ewig meiden? Kein Cherub ist's, kein Flammenschwert, Das mich von Edens Schwelle wehrt. – Ich will den Blüthenkranz erringen, Den freundlich mir das Schicksal wand! – Tyrann! Du sollst es nicht vollbringen, Der Tod allein löst dieses Band! Nicht der Verzweiflung gieb dich hin, entflieh'! Vorher zu Agnes. Flieh! verzweifelnd. Grausamer Freund! Du widerstehst? – So willst du meinen Tod! PHILIPP Wohlan! mein Leben gilt's, – doch sei's! – zu Agnes! Die Freundschaft siegt! Gedenkst du noch des Schwurs? Duett. Als wir, von Blut umflossen, Den Bund der Waffen schlossen, Da ward ich dein, du mein! Als wir im Feld der Todten Die Bruderhand uns boten, Da galt das Herz allein. Dies Band soll ewig binden! So soll der Tod uns finden Auf uns'rer letzten Wacht. Und wenn kein Tag mehr scheinet, So schlafen wir vereinet In eines Zeltes Nacht. Beide Arm in Arm ab. Verwandlung. Agnesens Gemach. 5. Auftritt Fünfter Auftritt. Agnes und ihre Begleiterinnen. Gesang. Als der Zephir flog vorüber, Bat ich ihn: O bringe, Lieber, Diesen Gruß dem Süßen mein! Doch er sprach: ich kann nicht weilen, Zu den Blumen muß ich eilen; Kann dein Bote nimmer sein. Doch er sprach: Ich kann nicht weilen, Zu den Blumen muß ich eilen Kann dein Bote nimmer sein. Ich kann nicht weilen, Zu den Blumen muß ich eilen; Kann dein Bote nimmer sein. Als ich sah die Welle rinnen, Und mein Bild erblickte drinnen, Bat ich: bring's dem Süßen mein! Doch sie sprach: Ich kann nicht weilen, Zu dem Meertanz muß ich eilen; Kann dein Bote nimmer sein. Doch sie sprach: Ich kann nicht weilen, Zu dem Meertanz muß ich eilen; Kann dein Bote nimmer sein. Ich kann nicht weilen, Zu dem Meertanz muß ich eilen, Kann dein Bote nimmer sein. Jedes folgt nur seinem Triebe, Jedes eilt zu seiner Liebe, Will mein / dein Bote nimmer sein. Darum muß ich / mußt du die behenden, Willigen Gedanken senden Stündlich zu dem Süßen mein! / dein! 6. Auftritt Sechster Auftritt. Vorige. Irmengard. IRMENGARD Deine Laute hört' ich klagen. Ach sie klagt um den geliebten Freund, Den mein Aug' vielleicht nie wiedersieht. Wär' dir Trost zu bringen mir vergönnt! Aber ach! es kann nur theilen Dieses Leid mein treues Mutterherz! Duett. Nur bei dir find ich Erbarmen; Andre Tröstung kenn' ich nicht. Laß mich ruh'n in deinen Armen, Bis mein Herz verzweifelnd bricht. Schenke Gott dir theuerm Kinde Süße Hoffnung und Geduld, Und daß nie der Muth dir schwinde, Baue auf des Himmels Huld. Mutter, ja! dem will ich trauen, Der des Schicksals Wage hält, Und empor zum Himmel schauen, Wenn mir Gram den Busen schwellt. Des Geliebten theures Leben Ach erhalte mir Geschick! Wieder sei er mir gegeben, Und mir strahlet neues Glück. Ja, mein Kind, ihm mußt du trauen Der des Schicksals Wage hält, Und empor zum Himmel schauen, Wenn dir Gram den Busen schwellt. Deines theuern Heinrichs Leben Wird erhalten das Geschick; Er wird dir zurückgegeben, Und dir strahlet neues Glück! 7. Auftritt Siebenter Auftritt. Vorige. Heinrich noch als Troubadour gekleidet. Bald nachher Philipp. HEINRICH Sie sind es! – O Gott! – wie soll ich dir danken? IRMENGARD Wie, Troubadour, – Du wagst –? Kennt Irmengard mich nicht? Gott! Heinrich hier?! Du wärst es? – Du bist es, o Himmel! wanken Die Sinne mir? – zu Agnes. Ich bin's, Dein Heinrich lebt! Verehrte Herrin! – Agnes! – o vergebt! Was uns beglückt, wie gern vergeb' ich's Dir! Das höchste Glück, Geliebter bringst Du mir! Ich seh' Euch hier vereint mit Bangen, Denn ach, es droht Euch trübe Nacht! So ist der Tag mir aufgegangen, Nach dreier Jahre trüber Nacht. zu Heinrich. Wie oft mit Sehnsucht und mit Bangen Hab' ich, Geliebter, Dein gedacht. Gar oft, mit Sehnsucht und mit Bangen Hat des Entfernten sie gedacht. Ich weiß, daß du als Held gestritten, Doch blutig war der Lorbeerkranz. Als Traum vergeht, was ich gelitten, Denn mich umstrahlt der Liebe Glanz. Lang' hat das Leid mit uns gestritten, Jetzt windet Freude uns den Kranz! für sich. Vergessen ist was er gelitten, Denn ihn umstrahlt der Liebe Glanz. Die Sonne ist nun aufgegangen, Die uns'rer Liebe Himmel schmückt, Kein Sehnen mehr, kein Schmerz, kein Bangen, Seit wieder Aug' in Auge blickt! Es hat für uns / sie die Welt sich wieder Gehüllet in ihr Strahlenkleid. O senke deinen Fittig nieder, Und weil'! o weile, schöne Zeit! Umsonst! die Zeit des Glücks ist fern entfloh'n, Die Trennungsstunde drängt! Wie, neue Trennung? Trompetenruf, dann Geräusch von außen. zu Heinrich. Schon tönt zum Fest das Zeichen. – Flieh, man kommt! In's Lager meines Vaters! – Wie! als Feind? – – Hörst Du? – schnell fort! – – Ich sterbe, wenn man Dich Erkennt! Mich schützt dies Kleid! Lebt wohl! Leb' wohl! Auf ewig! Heinrich eilt durch die Seitenthüre ab. 8. Auftritt Achter Auftritt. Vorige, ohne Heinrich. Fürsten. Wir kommen, Euch Herrin, zum Fest zu geleiten, Der Kaiser befahl es. Ihr seht uns bereit. leise und geheimnißvoll zu Irmengard. Vor allen vernehmet die wichtige Kunde, – eben so einfallend. Es nahet dem Rheine mit furchtbarem Heere Sich Heinrich der Löwe. Ha, schreckliche Kunde! wie die Vorigen. Um blutige Unbill am Kaiser zu rächen. Er findet Genossen. für sich. Doch auch den Versöhner. Er schmachtet im Banne. In Fesseln der Sohn! Unselige Fehde! zu Agnes. Nun müßt Ihr entsagen Dem früher Verlobten, nichts rettet ihn mehr. Nicht wird der Geliebte dem Tode entgeh'n! für sich. O, wenn man ihn fände, wärs um ihn gescheh'n. Es löset die Reichsacht das ält're Versprechen. O Mutter! o Mutter! wie trag ich die Pein? Ach wäre doch Agnes das Opfer allein! Verbirg deine Thränen, sie mehren die Pein, Durch Vorsicht erlangen wir Rettung allein. zu Agnes. Verbergt Eure Thränen, sie mehren die Pein, Durch Vorsicht erlanget ihr Rettung allein! zu Agnes. Verbergt Eure Thränen, seid heiter zum Schein, Denn Vorsicht erringet Euch Rettung allein. Irmengard wird von Philipp, Agnes von einem der Fürsten abgeführt. Die gegen den Schluß des Gesanges herbeigekommenen Frauen Irmengard's folgen mit den Fürsten und Rittern. Verwandlung. Glänzend erleuchteter Festsaal. In der Mitte des Hintergrundes der kaiserliche Thron auf einer Erhöhung, zu der mit reichen Teppichen belegte Stufen führen. Auf beiden Seiten Estraden für die Fürsten und Frauen. 9. Auftritt Neunter Auftritt. Der Kaiser. Fürsten. Frauen. Deutsche und französische Ritter. Troubadours. Kaiserlicher Hofstaat. Masken. Es füllt den Saal mit Tageshelle Der Kerzen tausendfacher Schein; Die Freude weilet auf der Schwelle Und winket lächelnd: kommt herein! Und durch die goldne Pforte ziehet Der Gäste ungemess'ne Zahl; Und wie die Flur im Lenz erblühet, So schmücket Farbenpracht den Saal. Auch aus der Fabel heitern Zonen Erscheinen sie zum Festestanz; Selbst die im Reich der Träume wohnen, Sie wandeln hier im Kerzenglanz. 10. Auftritt Zehnter Auftritt. Irmengard. Agnes. Der König. Philipp. Die noch nicht anwesenden Fürsten kommen während des Chors, dann das Balletpersonal, zuletzt Heinrich. Deutsche und französische Edelknaben. Kaiserliches Gefolge. sobald der Hof erscheint. Willkommen Sonne mit den Sternen; O Glanzesfülle! Lichtespracht! Du leuchtest in Hesperiens Fernen Und in des Nordens langer Nacht. Ballet, die Vermählung des Rheins mit der Seine, allegorisch darstellend. Sobald dasselbe endet, kömmt der Kaiser mit den übrigen zum Hofe gehörigen Personen in den Saal herab. – Heinrich tritt, schwarz verlarvt, von der linken Seite ein, mischt sich unter die übrigen Masken und hört das Folgende mit an. zu den ihn umgebenden Fürsten und Rittern. Noch reicher soll der Quell des Jubels fließen! Auf Agnes zeigend. Ihr könnt hier eine Königsbraut begrüßen, Denn Frankreichs Herrscher wirbt um ihre Hand; Wir und der Vater billigen dies Band. Größtentheils zugleich. Der Fürstin Heil! o freudenvolle Kunde! leise zu Irmengard. O Mutter! hörst du diesen Todesspruch? ebenso zu Agnes. Getrost mein Kind, sie sollen's nicht vollenden. für sich. Die Stifter dieses Bundes treffe Fluch! für sich. Weh', armer Freund, nichts kann dein Schicksal wenden! für sich. Es scheint, als ob wir wenig Dank hier fänden. für sich. Was muß ich seh'n? – nur Staunen giebt sich kund. Zu Agnes. Wir huld'gen, Herrin, Euch mit Herz und Mund. RITTER UND TROUBADOURS. O, glücklich Frankreich, das Euch krönet Mit seinem gold'nen Lilienkranz! Das Höchste selbst, den Thron, verschönet Der Frauenmilde sanfter Glanz. Auf, auf zum Tanz! beginnt den deutschen Reigen! Final. Der fremde Tanz zerrinnt, die fremden Töne schweigen; Die alte Weise klingt, die deutsche Lust erfand; Es ziehet feierlich der ächte deutsche Reigen Durch dieser Säle Raum sein farbig wogend Band. für sich. Der Schlag ist gefallen, der Fluch ist gesprochen, Das Leben vernichtet, die Seele gebrochen, So reiße denn jedes noch fesselnde Band! Das ist kein ewiges Schicksal von oben: Ein Schicksal, das Menschenhände gewoben, Zerstören kann es des Menschen Hand! kömmt mit Agnes aus dem Gedränge auf den Vorgrund. Wollt Ihr sogar Gehör mir versagen? Raubt Ihr die schmeichelnde Hoffnung mir? Ach, bestürmt mich nicht länger mit Klagen, Und erlasset die Antwort mir. IRMENGARD, PHILIPP UND EINIGE FÜRSTEN beobachten mißtrauisch Heinrichs auffallendes Benehmen. Seltsam ist jener Maske Betragen, Fremd scheint des Hofes Sitte ihr. Der Spender dieser Lust, der mächt'ge Kaiser lebe! Es blüh' im ew'gen Glanz das hohe Herrscherhaus! Der königliche Baum der Hohenstaufen strebe In's leichte Aetherreich, in's Sternenfeld hinaus! Der Jahre Flüchtigkeit würd' ich beklagen, Und grausam wollt Minuten Ihr versagen, Ja, selbst den Augenblick? – Ihr spottet, Herr, was könnt' ich Euch versagen, Das würdig wäre, Leid darum zu tragen? O, kommt zum Fest zurück! Ha, soll er das vor meinen Augen wagen? Beim Himmel! nein! ich will's nicht länger tragen, Nicht einen Augenblick! Näher scheint sich die Maske zu wagen, Drohender Haltung lauscht sie dort. Näher scheint sich die Maske zu wagen, Eifrig erlauschend jedes Wort. Ein Wort mit Euch. Kein Wort mit Euch! Ihr müßt mich hören! Wie, Verwegner? Ihr geht zu weit, mißbraucht des Königs Recht! Ha, frecher Mund! – Wer seid Ihr? sprecht! Kein Wüstling von der Seine Strand. Ihr wagt zu schmäh'n mein Volk, mein Land? Schimpf Euch und ihm! Schwer sollte meine Hand Dich züchtigen an and'rem Ort! Mich zücht'gen? – Blut für dieses Wort! Er dringt mit gezogenem Schwert auf den König ein, auch dieser zieht das Seinige, sich zu vertheidigen. Philipp, deutsche und französische Ritter treten dazwischen. Allgemeine Bewegung. Halt ein! Halt ein! Wißt, der Gesandte – – einfallend. Schweigt! den Kaiser gewahrend. Der Kaiser! Freie Bahn! Die Schwerter weg! zu Heinrich. Wer bist Du, der es wagt? – Entlarve dich! Ha, Heinrich! Gott! AGNES, IRMENGARD, DIE FRAUEN. Weh, Heinrich ist's! Wie, Heinrich ist's! Barmherz'ger Gott! mit dem Chor. Des Welfen Sohn? Philipp Augusts Gefangener? zu Heinrich. Du hier! – – Verbannt! – Geächtet! – Frankreichs Haft Entsprungen! – Mörder jetzt! – – – 11. Auftritt Eilfter Auftritt. Vorige. Der Burggraf, hinter ihm Theobald in der Kleidung eines kaiserlichen Kriegers, gefesselt und von zwei Trabanten begleitet. ein Schreiben emporhaltend. Und Hochverräther! Dies Blatt vom Löwen an den Sohn fand man Bei diesem – Überreicht das Schreiben dem Kaiser, indem er Theobald bezeichnet. HEINRICH Theobald, mein treuer Diener! nachdem er das Schreiben gelesen. Wie, der Löwe Meister schon des Rheins, Und uns're Vorhut greift er tollkühn an? Des Vaters That, sie blieb ihm fremd, ich schwör's! Du mordest Deinen Sohn, o Vater! Fürsten! Jetzt gilt's zu halten Euren Schwur! – Trabanten, Ergreifet ihn, dem Schwert ist er verfallen! Nein, nicht das Schwert, die Fürsten werden sprechen, Er ist ein Fürst! Ihn richtet unser Recht! Nicht Euer Recht, zu groß ist sein Verbrechen! Unschuldig bin ich! hier mein Haupt als Pfand! Verfallen ist dein Haupt! O Gnade, Herr! Wer's wagt für ihn zu sprechen, Erzürnet unsre Macht! Solch Majestätsverbrechen Kann nur vollgültig rächen Des Todes ew'ge Nacht! zum Kaiser. Nicht folge dem Verbrechen So schnell die Todesnacht! Erst muß ich an ihm rächen Sein schmähliches Verbrechen, Dann folge Bann und Acht. zu Agnes. Er darf so schwer nicht rächen Was heißes Blut vollbracht. Nichts soll den Glauben schwächen! Wenn alle Stützen brechen Hält uns der Fürsten Macht. Wer darf noch thöricht sprechen, Daß dort ein Engel wacht? Du willst, o Herz! nicht brechen? Erstirb in Thränenbächen: Ringsum ist Grabesnacht! zu Heinrich. Dein Weh ist mein Verbrechen; Ich stieß Dich in die Nacht; Doch höre mein Versprechen: Den Kerker werd' ich brechen Und wenn die Hölle wacht! Nicht wird den Muth mir brechen Des Kerkers finst'rer Schacht; Doch daß in Thränenbächen Ihr Auge nun wird brechen, Ist mehr als Todesnacht! Wer's wagt für ihn zu sprechen, Erzürnt des Kaisers Macht. Solch Majestätsverbrechen Kann nur vollgültig rächen Des Todes ew'ge Nacht! Kein Fürst wird das ertragen, Was seinen Rechten droht; Darf er zu richten wagen, Die Fürsten nicht mehr fragen, So ist's der Freiheit Tod! Wie walten Schmerz und Zagen, Wo Freude jüngst gebot, Den Tag beschließen Klagen Und neues Leid zu tragen Weckt sie / uns das Morgenroth. Ende des ersten Aufzugs. 2. Akt 1. Auftritt Erster Auftritt. allein. Arie. Der Strom wälzt ruhig seine dunklen Wogen, Als wäre nichts gescheh'n; Die Sterne glänzen an des Himmels Bogen, Als ob sie nichts geseh'n. Kann menschlich Weh' nicht ihre Ruh' gefährden? Kein Mitleid ist im Himmel und auf Erden! Steht auf und verläßt das Fenster. Verseufzen wird sie nun Tag und Nacht, Verweinen des liebenden Auges Licht. Ich kann sie nicht trösten: wo ist die Macht, Die eherner Mauer Schranken bricht? O Erde, öffne dich! – Verschling', begrabe mich! Man hört unter der Fallthüre ein heftiges Getöse, und gleich nachher das Schloß derselben erbrechen. Was geht hier vor? – Ein Ueberfall! Ein feiger Mord! – Wo fliehen? – Nein! – Unschuld Und Fürstenwort gebieten mir zu bleiben. 2. Auftritt Zweiter Auftritt. Heinrich. Theobald. Theobald Hebt mit großer Anstrengung die Fallthüre auf und drängt sich heraus. Du Theobald! – Beweinenswerther Herr! Ich hörte Eure Stimme; mit den Fesseln Sprengt' ich der Fallthür Schloß! Verloren Beide! Vater! das hast du gethan! Entfernter Trompetenschall und Trommelwirbel. von Außen. Oeffnet, öffnet! ungesehen. Wer da? außerhalb. Waibling! Ha, das ist des Todes Ruf! – Nimmer seh' ich Agnes wieder! händeringend umherspähend, stürzt er plötzlich auf das Fenster zu und erblickt den unten vorüberfließenden Rhein. Der Rhein! – Ich wag's! – hinab! zu Eurem Vater! Ich rette Euch! – dem Himmel meine Seele! HEINRICH Schütz' Du ihn, Gott! – Laß ihn sein Ziel erreichen! 3. Auftritt Dritter Auftritt. Heinrich. Der Burggraf, ein Offizier. Wache. Haltet Wacht. Seid Ihr meines Schicksals Boten? überreicht ihm einen schriftlichen Befehl des Kaisers. Wählen dürft Ihr Euer Loos? die Schrift überblickend. Wie? Verbannung? – und auf ewig, Wenn ich ihrer Hand entsage? Oder Tod. Fluch dem Tyrannen! Zerreißt die Schrift und wirft sie auf die Erde. Das ist meine Wahl! So sterbet! Er zerbricht einen kleinen weißen Stab über Heinrich. Geht, verkündet dies dem Kaiser. Der Offizier ab. zu Heinrich. Folget mir. Wohin? Zum Tode. Agnes! – ich schaut' in deinem Blick des Paradieses Freuden! Agnes! – nein, du darfst nicht weinen, Daß so finstres Loos mich traf; Denn ein Tag wird uns vereinen Nach des Grabes kurzem Schlaf. – Leb wohl, Geliebte! – fort, zum Tode fort! Verrath! Bewaffnete! – Die Fürsten sind's! – – Zum Tode, fort, durch den geheimen Ausgang! Nachdem Heinrich entfernt ist und er die Thüre geschlossen. Ha, wüthet nur, mein Auftrag ist vollbracht! 4. Auftritt Vierter Auftritt. Der Burggraf. Chor der Fürsten und Ritter. Auf! sprenget, erbrechet Riegel und Pforten! Nichts widerstehe gerechter Wuth! Gebrochen ist Eid und Bund der Treue, Man trachtet frevelnd nach Fürstenblut. Nichts frommte Mahnung, nichts Bitten und Flehen! So übe Gewalt denn ihr Richteramt! Wo ist er? – suchet! er darf nicht fallen; Gebrochen ist Eid und Bund der Treue Wo Fürsten ein Wüthrich zum Beile verdammt! BURGGRAF O Fürsten! wohin reißt Euch die Wuth? Wo hält der Tyrann sein Opfer verborgen? Sprecht, traf den Gefang'nen das blutige Loos? Mich fraget nicht. Er muß noch leben! wir müssen ihn finden, Und läg' er versenkt in der Erde Schooß. Nicht steh' ich Euch Rede. FÜRSTEN Sprich, blutiger Scherge, bei deinem Leben Wo ist der Fürst? gieb ihn in unsre Macht. Ihr braucht Gewalt? – So wißt, er ist nicht mehr. Nicht mehr? auf den zerbrochenen Stab deutend. Dies war des Kaisers Spruch: er ist vollbracht. O, That der Hölle! Rache für den Mord! 5. Auftritt Fünfter Auftritt. Vorige. Der Kaiser. Philipp. Trabanten Diener mit Fackeln. hereinstürmend. Halt ein! halt ein! Der Aufruhr schweige! Zu den Fürsten. Wie? – Ihr hier? – So schützet Ihr des Kaisers Recht? – So schirmet Ihr das Reich wie Ihr geschworen? – Ein Bund verwegener Empörer Ihr? Empörer nicht, gekränkte Fürsten nur, Die hindern wollten eine Schauderthat! Doch weh, zu spät! Zu spät? Zum Burggrafen Wo ist der Frevler? Im Grabe suchet ihn. für sich. Es ist gescheh'n! Im Grab! – unmöglich! auf den zerbrochenen Stab zeigend. Hier, des Todes Zeichen! Wir ließen ihm die Wahl! Er wählte Tod. O Gott! – mein theurer Freund! – mein Waffenbruder! Unsel'ge That, die laut um Rache schreit! Waffengeklirr von Außen. Wie, Waffenklang? – Wer stürmt so frech herbei? 6. Auftritt Sechster Auftritt. Vorige. Der König, mehrere Französische Ritter. Heinrich. Ich fand den Frevler auf dem Todeswege, Und bring' ihn Euch zurück, denn er ist mein! Wie, Heinrich lebt! Er lebt! er lebt! Ha, Fluch! – er lebt! Welch Mißgeschick! Bemächtigt hat der Fremdling Sich meiner freventlich, das Reichsgesetz verletzt. zum König. Ihr wagtet Herzog – –? Ja, er darf nicht sterben, Für mich und meine Rache muß er leben. Er hat den König und das Volk der Franken Geschmäht, beschimpft, und Rache darf ich fordern Im off'nen Kampf mit ihm. Des Frevlers Tod Wird Eure Kränkung blutig an ihm rächen. Kein Henkerbeil kann Frankreich würdig rächen. Das Schwert nur kann's im ritterlichen Kampf! Den fordr' ich laut in meines Königs Namen. Hier ist des Kampfes Pfand. Er wirft seinen Handschuh hin und wendet sich dann an den Kaiser. Vergönnt ihm Herr Es aufzuheben. Allzukühn, bei Gott! – Jedwedem Tadler werd' ich Rede steh'n. den Handschuh aufhebend. In keinem Fall soll Euch der Gegner fehlen. zum Kaiser. Herr, eine Stunde Leben für die Rache! Auch Deutschlands Fürsten treten in die Schranken. Wohlan! Für sich ich täusche sie, mir bleibt mein Opfer. Laut. Der Kampf sei zugestanden, und es ende Mit diesem ernsten Strauß das Ritterfest, Zu dem auf morgen, Herzog, ich Euch lade. Zu Philipp. Dir sei so lang der Schuldige vertraut, Du haftest mir für ihn mit Ehr' und Leben. Leise zu ihm. Dein ist er nun, laß' ihn nicht wieder sehen. für sich. Wie, hab' ich recht gehört? ich soll ihn retten? heimlich zum Burggrafen. Er wird entflieh'n; – Du greifst ihn und in Trifels – erster zum Kaiser, letztere leise zu einander. In Trifels –! Finde er den Tod. Den Tod! So sei's. zu seinen Rittern. Seid wach! laßt ihn nicht außer Acht! zum König. Kommt, Herzog, den Vertrag jetzt abzuschließen. Zu den Fürsten. Ihr aber sollt heut nach dem Kampf erfahren Was Euer Recht vor unserm Throne gilt; Dann gleich mit unsers Heeres Kern nach Welschland! Sicilien ruft uns und die Kaiserin! Zu Philipp. Du wirfst Dich mit der Vorhut auf den Löwen, Ein Streich von Dir vernichtet seine Horden. Mit dem König, dem Burggrafen, den französischen Rittern und dem übrigen Gefolge ab. O Mißgeschick! das mich dazu erwählt! 7. Auftritt Siebenter Auftritt. Philipp. Heinrich. Chor der Fürsten und deutschen Ritter. zu Heinrich. So ist dem Wüthrich denn dein Tod gewiß! – – ebenso. Was Du beginnst, Du fällst in seine Schlingen! – Denn stirbst Du nicht durch Henkers blut'ge Hand, Erwartet dich ein Kampf auf Tod und Leben. Und bleibst Du Sieger, trifft Dich Meuchelmord. Wie, Meuchelmord? – Wer darf den Frevel wagen? Der Kaiser selbst. Wir alle hörten es. Ja, Trifels, Tod, dies war die blut'ge Losung! D'rum flieh', dein Leben rette! Nimmerdar Verletz' ich Ritterehr'! Mit unsrem Blut Vertheid'gen Alle wir dich in den Schranken! Und meine Agnes? – Stirbt in Klostermauern. In Klostermauern? – Zum Kampf, Burgunder-Herzog! – Rache! – Tod! – Zu deinem Vater! – Hind're Rache, – Tod! Ha, Fürstenfreiheit! – blut'ge Rache! – Tod! Alle stürmen ab. Verwandlung. Die Kirche eines Frauenklosters. In der halben Tiefe der Bühne befindet sich oben in der ganzen Breite derselben der Chor und die Orgel. Unter jenen hindurch erblickt man den Hochaltar. Zur Rechten ein Gitter von vergoldeten Eisenstäben. 8. Auftritt Achter Auftritt. Agnes. Der Erzbischof. Chor der Nonnen. Hymnus. En! clarescit oriens Luce matutina; Nox effugit innocens Gratia divina. Lucis ad dulcedinem Surgit creatura, Regem ineffabilem Salva laudatura . Arie. AGNES Nein, König droben, Nicht kann dich loben Mein blutend Herz. Wie auch die Seele mag kämpfen und ringen, Gelähmt sind des Gebetes Schwingen; Es steigt nicht himmelwärts. Nein, König droben, Nicht kann dich loben Mein blutend Herz. – Dies Herz ist gebrochen, Die Thräne versiegt; Ach, mit dem Geliebten Das Leben erliegt! DER ERZBISCHOF Verzweifelt nicht! Seht, wie der Morgen durch das Dunkel bricht; Der ausgießt dieses Lichtes Wellen, Kann Euer Schicksal auch erhellen. Was frommt das Licht? Er schaut es nicht. O, Vater im Himmel! Dein ist die Macht: Entreiß' ihn des Kerkers Nacht! Dann will ich loben Dein heiliges Licht; Jetzt kann ich's nicht! Curam a mortalibus, Arceas mordentem, Manum tuam flentibus Porrige potentem ! Vertrauet dem Ewigen! Sein ist die Macht: Sein Wink befreiet aus Kerkers Nacht. Ihm fest vertrau'n ist heil'ge Pflicht! Verzweifelt nicht. 9. Auftritt Neunter Auftritt. Vorige, ohne den Chor der Nonnen, Irmengard. zu Irmengard. Laß fest und fester Dich umschlingen! Ich lebe nur in Deinem Arm! Geliebtes Kind! dahin ist jede Hoffnung! Ich warf mich zu des Kaisers Füßen nieder, Um Gnade flehend für das theure Haupt. Doch zornig wies er mich aus seiner Nähe, So bleibt mir nichts, als deinen Gram zu theilen! AGNES Ach! mir bleibt nichts, als kummervoll zu sterben! 10. Auftritt Zehnter Auftritt. Vorige. Heinrich. auf Agnes zueilend. Noch einmal seh' ich Dich! O Himmel Du bist / Heinrich frei! IRMENGARD. HEINRICH. ERZBISCHOF. Gepriesen sei des Allbarmherz'gen Gnade. Terzett. zu Agnes. Ja, statt des Kerkers Grauen Dein Himmelsauge lacht, Ich kann Dich wieder schauen, Denn treue Freundschaft wacht. O flieh! die Schergen nahen; Sie neiden Dir das Licht. Entflieh! sie wollen Dich fahen, – – Nein, – weile, – ich lasse Dich nicht, O himmlische Macht der Stunden! Jetzt lächelt, was jüngst uns gedroht; Was wir im Glück nicht gefunden, Das bietet uns plötzlich die Noth! Vergessen ist und verschwunden, Was finster uns bedroht; Dich hab' ich liebend gefunden, Was acht' ich Schergen und Tod! Flieh', wenn Gefahren dir drohen, So bricht in Angst mein Herz; Ich sterb' auch, bist du entflohen, Doch dann in milderem Schmerz! Lass' uns vereinigt sterben, Still ist des Grabes Port; Und schön're Blüth' erwerben Wird uns're Liebe dort. für sich. O Gott, nicht lass' sie sterben! Sprich aus das Lebenswort; Mag ich im Sturm verderben, Sei du ihr Schutz und Hort! Heinrich, auf das Heftigste bewegt, will abeilen. plötzlich wie inspirirt, hält ihn zurück. Halt! Für sich. Ein Gedanke, den der Himmel sendet! – Zu Heinrich. Ihr bleibt! Zu Agnes. Kein Schmerzensopfer sollst du bringen! Sie geht zu dem Erzbischof und spricht leise mit ihm. AGNES UND HEINRICH Was sagte sie? – Was wird sie unternehmen? IRMENGARD Es sei gewagt, ich will es üben Das heil'ge Recht, das mir der Schöpfer gab! Die Klugheit muß der Mutterliebe weichen. Ihr sollt im Sakrament die Hand Euch reichen; Doch müßt Ihr dann der Trennung Loos ertragen, Bis sich der Himmel aufgeklärt. O, Seligkeit des Himmels sinkt herab! Der Erzbischof führt Agnes und Heinrich in die Seitenkapelle, wo er während des folgenden Gebets Irmengards sie am Altare vereinigt. Quartett. betet während der Trauung. Lass' deine Gnadenquelle fließen, Allmächtiger, auf der Lieben Haupt, Die jetzt den Bund der Treue schließen, Erfülle, was ich fromm geglaubt! welche von dem Erzbischof zurück in der Mutter Arme geführt werden. Des Himmels Segen sinkt auf uns herab! Des Himmels Segen sinkt auf Euch herab! Dank, Mutter, Dank! Die Seligkeit des Himmels füllt mein Herz! Gott sei mit Euch! beruhigt ist mein Herz! Gott sei mit Euch! Er flöß Euch Muth in's Herz! Lebe wohl! und Deines Schwurs gedenke! Ewig, ewig bist Du mein! Wie der Herr auch unser Schicksal lenke. Ewig, ewig bleib ich dein! Wie der Herr auch Euer Schicksal lenke, Mög er Frieden Euch verleih'n! 11. Auftritt Eilfter Auftritt. Vorige. Philipp. auf Heinrich zueilend. Du säumst zu lang', – ein schweres Wetter tobt, Des Rheines Fluth, vom wilden Strom gepeitscht, Sperrt Dir den Weg in's Lager Deines Vaters. Nicht hältst Du mehr des Löwen Heer zurück; Das Volk in Angst strömt diesen Hallen zu. zu Heinrich. Hinweg! hinweg! Leb' wohl, mein süßes Weib! Sein Weib? – was hör ich! – – Ja, ich hab's gewagt! Vermess'ne That, die zum Verderben führt! Entflieht! zu Heinrich. Leb wohl! Lebt wohl! O eilet! Fort! 12. Auftritt Zwölfter Auftritt. Vorige. Der König mit einem Theil der französischen Ritter. Volk, welches von außen bis an das Gitter vordringt. zu Philipp und Heinrich. Wohin? – Ihr bleibt! Final. So seid Ihr Bürge mit Ehre und Leben! Entflammte Wetter Verbreiten Tod! Sei, Gott, uns Retter In Drang und Noth! Es kämpft mit Fluthen Der Nacht-Orkan! Es strahlt in Gluthen Der Blitze Bahn! hinter den Gittern des Chores. Rex misericordiae, Clemens vel irate! Salva nos a fulgure! Clemens nobis, Domine, Sis in tempestate ! So bin ich Bürge. Was suchet Ihr, Herr? Den Feind, den Gefangnen, den frei Ihr gegeben, Den ich hier finde zu neuer Beschimpfung, Bei meines Königs erkorner Braut! Ihr sollet beim Kampfe den Gegner nicht missen! Fürwahr nicht. – Ihr sehnt Euch nicht heißer nach Rache, Als brennend mich dürstet nach Eurem Blut! Ein Kampf! o Himmel! O, Fülle der Leiden! zu Philipp. Ich traue dem Wort nicht; schon hab't Ihr's gebrochen. Gebrochen? – Ich halte noch blutig Euch Wort. Jetzt will ich Rache. – Auf! folgt mir zum Kampfe! Erwartet die Stunde. Sie kommt Euch zu früh. Ergreift ihn, Ritter, und schleift ihn von hinnen! Wer wagt es, zu nahen? Wer trotzet dem Tode? Ergreift ihn, befehl' ich! So findet Ihr Tod! Alle ziehen die Schwerter. Unterdessen ist Volk beiderlei Geschlechts vom Gitter aus in die Kirche gedrungen. vortretend. Soll Kampf entweihen diese heil'ge Stätte? Mit Blut sie beflecken? – Und weh! um mich! Zum Kampf! zum Kampf! Zum Kampfe! zum Kampfe! Für Euren Herrn! Es war die Ehre Stets Frankreichs Stern! Die Ehre verletzet Ihr Uebermuth: Auf! daß sie's büßen Mit ihrem Blut! Ihr freches Beginnen Uns All' entehrt; Darum entscheide Im Kampf das Schwert. Wenn sie nur hören Die blinde Wuth, So mag es büßen Ihr wildes Blut! Um mich entweihet Das Haus des Herrn! Um mich, – o Jammer! Wie stürb' ich so gern! Ja, könnt' ich löschen Des Zornes Gluth, Der Zwietracht Flammen Mit meinem Blut! O Frevelthat! Bejammernswerth! Im Heiligthume Gezückt das Schwert! Erstickt, bezähmet Die blinde Wuth, Den Himmel reizet Der frevele Muth! Entflammte Wetter Verbreiten Tod! Sei Gott uns Retter, Im Drang der Noth! Es kämpft mit Fluthen Der Nachtorkan! Es strahlt in Gluthen Der Blitze Bahn! Rex misericordiae, Clemens vel irate! Clemens nobis, Domine, Sis in tempestate ! Im Augenblick, wo beide Partheien den Kampf beginnen wollen, tritt der Erzbischof, welcher sich von einem der herbeigeeilten Kappeläne das Kreuz hat geben lassen, zwischen sie, dasselbe emporhebend. Schaut den Richter in der Höh'! Fried' in Gottes Namen! AGNES, IRMENGARD UND VOLK. Gnade Gott! – Erbarmen! Gnade Gott! uns Armen! Omnibus, o Domine, Dona pacem! Amen ! ALLE Scheu't den Richter in der Höh'! Fried' in Gottes Namen! Ende des zweiten Aufzugs. 3. Akt 1. Auftritt Erster Auftritt. Deutsche und französische Ritter. Troubadours und Frauen aus Irmengards Gefolge treten durch die große Pforte ein. – Agnes, von zwei Klosterschwestern begleitet, kömmt ihnen aus dem Eingange links entgegen. CHOR Du, Frankreichs königliche Verlobte, Folg' uns zu Hymens geschmücktem Altar! Wonne verbreiten wird dein Erscheinen Ueber des Volkes frohlockende Schaar! Liebreich empfangen vom mächtigen Kaiser, Sieh' seine Huld sich heute erneu'n, Und eines Königs zärtliche Liebe Jetzt deine Pfade mit Rosen bestreu'n! Hab't Mitleid, laßt in diesen Mauern Das Leben einsam mich vertrauern. Du, Frankreichs königliche Verlobte, Folg' uns zu Hymens geschmücktem Altar! Wonne verbreiten wird dein Erscheinen Ueber des Volkes frohlockende Schaar. Was zwingt Ihr mich? Für sich. Und noch kömmt Heinrich nicht! 2. Auftritt Zweiter Auftritt. Vorige. Irmengard. die ihre Mutter eintreten sieht. O theure Mutter, komm' zu Hülfe mir! zum Chor. Des Kaisers Wille soll sofort gescheh'n; Doch geht voran, wir folgen Euch zum Feste. Sie ist verwirrt, betäubt, und tief erschüttert; Die Mutter nur kann ihre Schritte leiten. Liebreich empfangen vom mächtigen Kaiser, Sieh seine Huld sich heute erneu'n, Und eines Königs zärtliche Liebe Jetzt Deine Pfade mit Rosen bestreu'n! Ab. 3. Auftritt Dritter Auftritt. Agnes. Irmengard. Heinrich. HEINRICH Geliebte, komm! denn Alles ist bereit Zur Flucht; ich habe ein Asyl für Dich! Für mich allein? – und Du? Mich ruft die Ehre! Zum Kampf! Du willst, mein Sohn –? Du könntest, Heinrich –? Ich will und kann, was Ehre mir gebeut Terzett. Noch glänzt der erste Morgen unsers Bundes Und schon verlassen willst Du mich? Der Kampf Soll zeigen, daß ich Deiner würdig bin. Du kannst Dich nicht dem Arm der Lieb' entreißen, Um in den Arm des Todes Dich zu stürzen. Soll ich auf ewig mich entehren? Soll in Verzweiflung ich vergeh'n? Denn wenn Du fällst, – o hab' Erbarmen! – Bin ich des blut'gen Siegers Preis. Laß nicht die Furcht Dein Auge trüben, Ich kehre siegreich Dir zurück. IRMENGARD Ihr Beide müßt entflieh'n; denn schon beginnt Das Schreckensfest, das mit dem Kampfe endet. Der Bischof hat Befehl gleich nach dem Kampfe Dich Agnes, dem Gesandten anzutrauen. O herbe Qual! Ist Heinrich Sieger, soll Schon morgen Philipp Dich nach Frankreich führen. Wir sind verloren! Fasse Dich! Noch kennt Der Kaiser nicht den Frevel in der Kirche, Denn der Gesandte schweigt, weil sein die Schuld; Drum zögert nicht, es harret eine Barke Mit treuen Dienern Eurer in der Bucht. Mich ruft die Ehre! Ach! Soll in Verzweiflung sie vergeh'n? – Denn wo Du fällst, – o hab' Erbarmen! – Ist sie des blut'gen Siegers Preis! Du kannst Dich nicht dem Arm der Lieb' entreißen, Um in den Arm des Todes Dich zu stürzen! Lass' nicht die Furcht Dein Auge trüben, Ich kehre siegreich Dir zurück! Ja, meines Vaters Heldenschaaren Vertrau' fortan ich Dein Geschick! Ihr tapf'rer Arm wird Dich bewahren, Dann kehr' zum Kampfe ich zurück! Zu Deines Vaters Heldenschaaren Geleit uns / Euch gnädig das Geschick, Ihr tapfrer Arm wird uns / Euch bewahren, Doch kehre nicht zum Kampf zurück! Euch folgt der treuen Mutter Segen, Die hier verweilt in Angst und Schmerz! Der Rettung eilen wir entgegen, Aus Deinem Arm an's Vaterherz! von außen. Herbei zum Kampf, Du feiger Welfe! Hörst Du der Franken wildes Schmäh'n? Sie rufen Dich zum blut'gen Feste! Bald werden sie bereit mich seh'n, Die blut'ge Schuld mit Blut zu rächen. O, wolle nicht den Kampf besteh'n! Erhöre Deiner Gattin Fleh'n! Der stolze Feind muß untergeh'n. Zu Irmengard. Lebt wohl! – bald ist's um ihn gescheh'n! Verwandlung. Festlich geschmückter freier Platz außerhalb den Thoren von Mainz. Ganz vorn zur Rechten, der für den Kaiser errichtete Thron. Daneben hohe mit Bannern und Fahnen verzierte Tribunen für die Fürsten und Ritter von mächtigen Bäumen beschattet. Zur Linken ein für die Pfalzgräfin erhöhter Sitz und Tribunen für die Edelfrauen wie jene von der rechten Seite für die Fürsten. Im Hintergrunde die Schranken, welche die bereits versammelte Volksmenge von dem Kampfplatze trennt. Noch tiefer die Beste auf einem Berge, von der ein praktikabler Weg herabführt. 4. Auftritt Vierter Auftritt. Der Kaiser, der König von Frankreich, Philipp. Die deutschen Fürsten und Ritter, französische Ritter, Troubadours, Kampfrichter, Herolde, Trabanten, Volk. Später Irmengard mit ihren Frauen. ALLGEMEINER CHOR In gold'ner Pracht der Himmel glänzet; Der heit're Frühling schmückt und kränzet Mit duft'gen Blüthen Hain und Flur, Gesang erfüllte Lüfte wehen, Ein Fest der Freude zu begehen Scheint heut' die blühende Natur. Doch mit dem Glanz des Frühlings streitet Das ernste Fest das sich bereitet, Ein Fest des Muthes und der Kraft. Denn heiß nach Siegesruhm verlanget, Die hier in stolzen Waffen pranget, Die Blüthe deutscher / fränk'scher Ritterschaft. Recitativ. Ihr Krieger meines Reichs! so wird denn morgen Der deutsche Adler seine Flügel schwingen, Und unser Banner in den Lüften weh'n! Ja, morgen spiegelt sich der Sonne Bild Auf uns'rer Eisenbrust, auf Schwert und Schild! Indeß wir fern wird wohl mein mächt'ger Freund, Der König Frankreichs, die Rebellen zügeln. Der König wird, ich schwör's, die Meut'rer strafen. IRMENGARD Vergebt, o Herr! daß Agnes noch Ergebung Von Gott erfleht am Fuße des Altars. Stets widerstrebend unserm höchsten Willen. Zu Philipp. Den Erzbischof, die Braut, und ohne Säumen. leise zu Philipp, indem er an ihr vorübergeht. Schon sind die Theuern fern. PHILIPP Mein bleibt der Kampf. Eilt ab. Indeß beginne Tanz und kühnes Waffenspiel, Es sei ein Vorbild uns'rer blut'gen Kämpfe, Womit voll Zorn, jetzt Welschland wir bedroh'n. Ballet. Kampfspiele und Tanz der Ritter und Edelfräuleins. nachdem der Tanz geendet. So sei denn jetzt der jüngst entstandne Hader Der edlen Fürsten von Burgund und Braunschweig, Nach Sitt' und Recht, im ernsten Kampf geschlichtet. Wo ist der Gegner? – offen ist die Bahn! KÖNIG Und wo ist der, der trotzig für ihn bürgte? 5. Auftritt Fünfter Auftritt. Vorige. Philipp. kehrt mit einigen deutschen Rittern zurück. Hier, stolzer Herzog, hier ist euer Pfand; Ich hob' es auf, und mein ist dieser Kampf. Ich habe nichts mit Euch. Doch ich mit Euch. Hinweg, Vermeß'ner! – fort, bei meinem Zorn! Wo bleibt der Frevler, den ich Dir vertraut? Ihr wißt es ja. für sich. Es ist gescheh'n! – er starb! Von Eurer Huld erfleh' ich: laßt zuvor Mich mit dem Herzog kämpfen. Nimmermehr. Vergönnt es ihm, erhabner Herr; mich zwingt Die Ehre Frankreichs, dies von Euch zu fordern. Strafbarer Bruder! Nun wohlan, es sei! Das Unglück hat, wie uns geahnet, Zum Feste sich den Weg gebahnet, Und mischt sich in den Freudentanz. Was hell begann wird finster enden; Wohin sich auch die Blicke wenden, Erloschen ist des Festes Glanz. So, – jetzt sind Wind und Sonne gleich getheilt; Nun schwört, daß Ihr nicht Zauber waffen führet. Wir schwören! Daß Ihr keine finstre Macht Um Beistand angerufen habt. Wir schwören! So streitet denn, wie's frommen Rittern ziemt, Und dem Gerechten gebe Gott den Sieg! zum Kaiser. O, laßt dem Schreckensanblick uns entflieh'n! Mit dem Chor der Frauen. Ha, laßt ihn enden diesen blut'gen Kampf! 6. Auftritt Sechster Auftritt. Vorige. Agnes. Heinrich, von französischen Rittern begleitet. Später ein schwarzer Ritter. Dann der Erzbischof. sobald sie Heinrich erblicken. Er ist's, er kommt! Die Fürstin ist's! Wir fanden auf der Flucht dies Paar, Schon im Begriff, sich einzuschiffen. Ich flieh'n? Ihr lügt! Nur mein ist dieser Kampf! Ha, endlich Feiger! für sich. Teuflischer Verrath! AGNES O Mutter hilf! Weh! hier mein armes Kind! Wohl mir! noch ist es Zeit! Habt Acht auf unsern königlichen Herrn! Ihm droht Gefahr! – die Faust an's Schwert! Der Welfe siegt! – die Franken sind ergrimmt! Mit Vorsicht schaut umher, uns droht Verrath! dessen Schwert im Kampfe zerspringt. Ein Schwert! ein Schwert! Du stirbst! zu Heinrich. Zurück! Der König ist's! Wie? – Frankreichs König?! Wie? – darf ich's glauben? – In dem Abgesandten Seh' ich den König selbst? – Ich bin's. Vergebt! – Ich wollte ungekannt, Der Fürstin Liebe mir gewinnen. Den Retter meines Lebens wollt' ich morden? – Ja, undankbarer, ehrvergess'ner Fürst! Vergebung, hoher Herr, ich sah Euch nie, Und wußte nicht, daß Ihr der König seid! zum König. Wie gleich ich aus, was Euch geschehn? Vergebet ihm, o sprecht ein Wort der Gnade! Er fehlte unbewußt, bereut die That. Vergebet mir! o sprecht ein Wort der Gnade! Ich fehlte unbewußt, bereu' die That! Wie? – sollt er ihm die Frevelthat vergeben? – Doch nein, sie fordert des Verräthers Blut! für sich. Und wäre Schwäche nicht solch' eine Gnade? – Doch soll mit ihm auch Agnes untergehn? – IRMENGARD, PHILIPP UND CHOR. Es ist um ihn geschehn, wenn nicht die Gnade Des Königs ihm erläßt die schwere Schuld! zu Agnes. Hinweg mit Dir! So wißt, – ich bin – – Hinweg, die schmachvoll sich entehrt! – Entehrt?! Weh' ihr! entehrt! Weh' mir! zum Kaiser. Ihr seid zu streng! Weh' ihr! Für sich. Grausamer Bruder! Wer sagt entehrt? – nicht schweig' ich länger; – Die Ehre will's. – Sie ist vermählt. Vermählt?! Mit mir im Angesicht des Herrn! Ha, neuer Trug mich zu berücken! Mit Heinrich, den ihr Herz gewählt, Vereinte sie des Himmels Segen. Vermess'ner Priester! zitt're vor des Kaisers Zorn! Der Gottgeweihte steht in Gottes Hand! Nur ein Tyrann kann glauben, Es sei so leicht, ein Kind der Mutter rauben; Sie lasse stürzen in ein frühes Grab Das einz'ge Kind, das ihr der Himmel gab! auf Agnes zeigend. Hinweg mit ihr! In Klostermauern Soll sie des Lebens Rest vertrauern. Welch Schreckenswort! Auf, reißt sie fort! zum Kaiser. Hemmt Euern Zorn! O Tytannei! Zum Kaiser. Ihr mordet hier das Kind dem Vater Der fern für Euch sein Leben wagt. zum Kaiser. In Welschland für Siciliens Thron. Ha, Fürsten, könnt Ihr das erdulden? Fluch ist es, Mutter dann zu sein! Agnes umschlingend. Doch wag' es Einer, sie ist mein! Und bleibt es auch; wie ihr Verschulden Theilt auch ihr Loos. Ha, blinde Wuth! Wir dulden's nicht. Es fließe Blut. zu den Fürsten. Ihr Meut'rer zittert! Euch zum Hohn Empfange Heinrich den verdienten Lohn. Er sterbe! – fort! Die Trabanten schreiten vor, um Heinrich zu ergreifen, und ihm sein Schwert zu entreißen. Der schwarze Ritter faßt zornig an das seine. Agnes sinkt bewußtlos in ihrer Frauen Arme. Welch' blut'ger Hohn! zum Kaiser. Ihr habt Euch selbst den Stab gebrochen. Das Todeswort habt Ihr gesprochen! So werden Eide hier gebrochen? Welch' schwarzer Tag ist angebrochen! Welch frevelnd Wort ward ausgesprochen! Ha, widerruft den Blutbefehl! Trabanten auf! – die Schwerter gegen die Trabanten ziehend, die auf sie eindringen wollen. Blut dann für Blut! Hemmt Eure Wuth! zu den Fürsten, von denen mehrere gegen den Kaiser vordringen, indem er mit gezogenem Schwert vor ihn tritt, um ihn zu schützen. Erst soll, wer ihn berührt, mein Biut verspritzen! zu Heinrich. Wie? – der Dich morden will, den willst Du schützen? Treu bleibt er, wo man heil'ge Eide bricht! das Schwert ziehend. Rebellen! weicht zurück! – – – zu den Fürsten. Ja, freudig geb' ich hin mein Haupt, daß Ihr Dem Kaiser nicht die Fürstentreue brecht. Mit tiefster Wehmuth den Blick gen Himmel gerichtet. O theurer Vater! – O geliebte Gattin! – Lebt ewig wohl! Schreitet entschlossen auf die Trabanten zu, um sich ihnen zu übergeben. Jetzt fort zum Tode! Nein, nicht zum Tode; bleib! Gott! – – – HEINRICH Mein Vater! Verruchte Frevler! Ha, der Löwe! Seht hier den Schreckensboten, der im Lager Verkündete mir Euren Blutbefehl, Dem nach mein Sohn dem Henkerbeil verfallen! Gerettet hat Dich / mich Gott! Und zweifelt Ihr, daß in der Brust des Löwen Das Vaterherz sich regte? daß wie Sturmwind Mit seiner Heldenschaar er kühn herbeiflog? – Indeß Ihr hier bei'm blut'gen Feste weilt, Hat Mainz die Thore meinem Heer geöffnet! Ihr seid in meiner Macht! Ha, stirb Verruchter! 7. Auftritt Siebenter Auftritt. Vorige. Burggraf. Entflieht, erhab'ner Herr, o rettet Euch! Es hat Verrath die Welfen eingelassen! Ja, seht des Löwen Schaar! Maaßloser Frevel! Mein Thron! mein Thron! Ha, endlich unterliegt er! Gebeugt ist der Tyrann, der alle Rechte Mit Füßen tritt, die Unschuld unterdrückt, – Jetzt straft der Himmel ihn! unter sich. Es unterliegt der Kaiser! Gebeugt ist seine Macht, der tapf're Löwe Hat ihn besiegt. – Die Unschuld tritt an's Licht! – Der Himmel schütze sie! – Mein Heer .... in Welschland .... fern .... rings Feinde nur .... Verrathen ich! .... verlassen und gefangen! .... Entthront! .... entthront! .... ein Hohenstauf' entthront! .... HEINRICH DER LÖWE Nein, voll Bertrauen, Herr, legt hier der Sieger, Euch huldigend, sein Schwert zu Euren Füßen! Den edlen Sohn nur wollt' ich mir erringen; Mein ist er wieder: nehmt ihn jetzt zurück. – Ihr zieht nach Welschland hin zu neuem Streit, Auch unser Arm sei Euch fortan geweiht. Der edle König nur ist mein Gebieter. Ich floh' aus Eurer Haft, den blut'gen Streit Des Vaters mit dem Kaiser zu verhindern. Es ist geglückt. – Gefang'ner bin ich wieder Und folge Euch zu büßen mein Vergeh'n. O, Edelmuth! – O, welch ein Sohn! An meine Brust! – längst hab' ich Euch vergeben! Auch Euer Kaiser spricht Euch frei, und gern Genehmigt er den Bund mit Eurer Agnes. Euch und dem Vater öffnet er die Arme! zu einander auf den Kaiser zeigend. Seht, unversöhnlich ist sein wilder Haß! zum Kaiser. Uebt Gnade, Herr! das macht dem Himmel gleich! So sei denn Fried' und Freundschaft zwischen uns! Ja, was der Himmel schon verbunden, Verbinde nun auch uns're Huld! Heil! dem erhab'nen Kaiser Heil! zu den Fürsten. Wie Ihr bereuet werd' ich sehen In Welschlands blut'gem Streit. Laßt heute noch die Fahnen wehen Wir sind bereit! SCHLUß-CHOR. Erhebet die Fahnen, Bald rufen die Klänge Der Kriegesdromete Zum blutigen Tanz! Erhebet die Fahnen! Ergreifet die Waffen! Es blühet im Süden Der Siegerkranz! Ende der Oper.