Uber das hochheilige Evangelium am Festtage Sanct Michaelis, Matth. 18. Melodie: Hertzlich thut Mich verlangen nach Einem Seligen Ende, u.s.w. 1. Ihr wunderschöne Geister, Welch' Anfangs hat gemacht Ein noch viel schöner Meister, Der alles wol bedacht: Ihr Engel nach dem Wesen Im grossen Heiligthum, Ihr Trohnen auserlesen, Sehr hoch ist Eüer Ruhm! 2. Aus nichts seid Ihr geschaffen Und zwahr in grosser Meng', Ihr sieget ohne Waffen, Sehr hell' ist Eür Gepräng'. Es ist kein Ohrt bewahret So fest, so fern, so weit, Den Ihr nicht überfahret Durch Eüre Schnelligkeit. 3. Ihr Sadduceer, schweiget Und glaubet doch der Schrift, Die klährlich das bezeüget, Was dise Lehr' antrift: Ob wir schon hier nicht sehen Der Engel grosse Schaar, Daß Sie doch gleichwol stehen Dort oben offenbahr. 4. Sehr groß sind Ihre Gaben, Als Weißheit und Verstand, Die Sie vom Schöpfer haben, Der dises weite Land Im Anfang' hat bereitet, Woselbst der Engel Zier Sich treflich ausgebreitet Und bleibt so für und für. 5. Doch sol man Sie nicht ehren Wie Gott, das höchste Gut, Und dessen Ruhm verseeren, Der so viel Thaten thut. Sie sind zwahr sehr geflissen Zu dienen Gott fohrthin, Doch können Sie nicht wissen Der Menschen Hertz und Sinn. 6. Sehr heilig ist Ihr Leben, Keüsch, züchtig und gerecht; Die wehrte Geister schweben Als edle Tugendknecht' Und können nimmer fallen, Demnach Sie kräftiglich Bestätigt sind in allen Und niemahls ändern Sich. 7. O Mensch, wilt du Sie haben Zu deines Lebens Schutz, So fass' auch Ihre Gaben: Nur from sein ist dir nutz. Wen Sie dich sollen lieben, So must du für und für Im guhten dich auch üben Auf Englische Manier. 8. Sie sind auch tapfre Helden, Sehr groß von Kraft und Macht, Als viel' Exempel melden, Der auch die Schrift gedacht. Ein Engel konte schlagen, Was Er im Läger fand, Ein Engel machte Zagen Das gantz Egiptenland. 9. Sie lieben Gott von Hertzen, Sie loben Ihn mit Lust: Den schönen Himmelskertzen Ist anders nichts bewust Als Gott und uns zu dienen; Diß thun ohn' unterlaß Auch Selbst die Cherubinen, O welch' Ein Ehr' ist das! 10. Es dienen uns auf Erden Die schnelle Geisterlein, Wen wir gebohren werden Und erst des Tages Schein In diser Welt anblikken; Sie halten uns ja Schutz, Daß uns nicht müg' erstikken Des Satans Grim und Trutz. 11. In unserm Thun und Leben Sind dise Helden auch Zu dienen uns ergeben, Ja folgen dem Gebrauch, Daß Sie wie Kämpfer stehen – O welch Ein' Hülff in Noht! – Und auf uns arme sehen So gahr biß in den Tod. 12. Wen wir zuletst nun scheiden Aus diser schnöden Welt, So führen Sie mit Freüden Uns in des Himmels Zelt, Daß wir zur Ehr' erhoben Und aus der Angst befreit Den Allerhöchsten loben In Seiner Herligkeit.