Abschiedslied aus diesem Leben Nun, Welt, du must zurücke stehn Mit allen deinen Schätzen; Mit Freuden wil ich schlafen gehn, Den Leichnam sol man setzen Ins Grab hinein, da keine Pein Hinfür' ihn wird verletzen. Mein Seelichen fleugt himmelan, Der Leib schläft in der Erden, Bis daß er mit der Seelen kan Wiedrüm verknüpfet werden; Inmittelst sol er ruhen wol Ohn' einige Beschwerden. O was für Reichtum werd' ich doch In jenner Welt besitzen! Hinfüro wird des Kreuzes Joch Mich nimmermehr erhitzen; Es wird die Sünd ein Gottes Kind Nicht können mehr beschmitzen. O was für Ehr' und Herlichkeit Wird mir daselbst gegeben! Wie lieblich werd' ich nach der Zeit Im Hause Gottes leben! In welchem Glanz werd' ich doch ganz Verkleidet ewig schweben! Wie groß wird sein der Liebe Macht Ohn' einiges Betriegen! Wie herlich meiner Glieder Pracht, So durch die Wolken fliegen! Hätt' ich nur schon die Freudenkron' In Gottes Sal erstiegen! Wie groß wird dort die Wollust sein, Die gar nicht Eitles heget! Ein Himmelskind bleibt allzeit rein, Sein Herz wird nie beweget Von Haß und Neid; auch alles Leid Wird dort rein abgeleget. Wie werd' ich auch der Jugendkraft So trefflich wol empfinden! Es wird ein süßer Lebenssaft Von Neuem mich verbinden, So daß noch Not, noch Schmerz, noch Tod Mein Herz kan überwinden. Wie werd' ich künftig sein so klug, Wenn ich mag Christum sehen Und alle Sachen kan genug Dem Grunde nach verstehen! Wie wol wird mir denn für und für In Gottes Reich geschehen! Wie trefflich wird der Freiheit Schatz Nach dieser Knechtschaft prangen! Drum trag ich auch nach diesem Platz' Ein sehnliches Verlangen, Ach wär' ich nur des Lebens Uhr Einst völlig durchgegangen! Wie wird mir dort die werte Schar Der Engel und der Frommen Mein Herz ergetzen immerdar, Wenn ich bin aufgenommen! Möcht' ich nur bald, mein Aufenthalt, Herr Jesu, zu dir kommen! Mein Gott, wie werd' ich jauchzen dort, Wie werd' ich mich erquicken, Wenn ich an deinem schönsten Ort Dich selber werd' erblicken! Ich wil mit Lust an meine Brust Dich, o mein Heiland, drücken. Ich wil nach dieser kurzen Zeit Dich unaufhörlich preisen, Du heilige Dreifaltigkeit, Und deinen Knecht mich weisen; Du wirst ja mich auch ewiglich Mit Freud' und Wonne speisen. Hinfort, o Welt, kenn' ich dich nicht, Ich weiß ein ander Leben: Dem Himmel wil ich meine Pflicht Nun ganz für eigen geben, Der wird geschwind mich armes Kind Zur Herlichkeit erheben. Kom denn, o hocherwünschter Tag, Mich herzlich zu befreien, Kom, liebstes Stündlein, das mich mag Zum Himmelsfürsten weihen. Kom bald heran, damit ich kan Dein ewigs Lob ausschreien.