Ueber das Evangelium am 17. Sonntage nach dem Feste der h. Dreifaltigkeit Luc. 14, 1. O Welt voll Blind- und Sicherheit, Wie bringst du doch die liebe Zeit Am Sabbathtage sonder Ruh' In aller Sünd' und Bosheit zu! Ich weiß, daß Gott nach seinem Rat Sechs Tag' uns nur verordnet hat, Darin man fleißig wirken sol, Und drauf am Sabbath ruhen wol. Merk aber, du solt nicht allein, Was dich belanget, ruhig sein, Es gehet auch des Sonntags Recht Auf Söhn' und Töchter, Mägd' und Knecht. Durch Ruhe wird ja Mann und Weib Gestärket, daß ihr schwacher Leib Gesund und kräftig kan bestehn, Ja frölich an sein' Arbeit gehn. Wenn nun der Sabbath kömt heran, So wiß' alsdenn ein jedermann Aus Gottes Wort, was recht ein Christ Zu thun und lassen schuldig ist. Sobald dir ruft der Glocken Schall, Des Lehrers Mund, der Sänger Hall, So freue dich und geh' auch fort Zu lernen eifrig Gottes Wort. Sprich: Herr, ich liebe sehr die Statt, In welcher du mich machest satt Mit deinem Wort; ach, speise mich, Daß meine Seel' itz lobe dich. Am Sabbath sol dein Abendmal Erquicken mich in derer Zahl, Die dir, mein Gott, ergeben sind: So bleib ich stets dein liebes Kind. Auf, meine Seel', und sei bereit, Zu danken Gott mit Freudigkeit, Zu bitten auch, daß seine Güt' Uns heut und allezeit behüt'. Am Sabbath wil ich meinen Mund Eröffnen und von Herzengrund Erschallen lassen ein Gedicht, Das unser Gott verschmähet nicht. Am Sabbath wil ich dankbar sein Und schenken, aber nicht zum Schein, Den Armen mit ganz milder Hand, So würk' ich recht ein Liebesband. Am Sabbath sol mein ganzes Haus Die schönste Sprüchlein lesen aus, Damit sich trösten in der Still' Und lernen, was Gott haben wil. Mein bester Sabbath aber sol Alsdenn recht blicken, wenn ich wol Und christlich leb' in dieser Zeit, Stets seufzend nach der Ewigkeit. Den Sabbath feiret man gewiß, Wenn durch der Sünden Finsternis Noch Leib, noch Seel' hier wird beschwert, Wenn nur der Himmel wird begehrt. Der hält den Sabbath in der That, Der Fried und Ruh im Herzen hat, Ja, glaubet, daß durch Jesum Christ Des Vaters Zorn gestillet ist. So kom', o liebste Seel', herzu, Kom, such' und finde Fried' und Ruh In Gott, dem höchsten Schatz, allein, Da wird dein rechter Sabbath sein. Kein Sabbathtag sei dir bewust In Hoffart, Ehr' und Fleischeslust, So lieblich zwar den Sinnen thut, Und nimt dir doch das höchste Gut. Bei Gott in jenem Freudenreich, O liebstes Herz, wird bald zugleich Versamlen sich der Frommen Schar Und halten Sabbath immerdar. Da wird der Instrumenten Klang, Der Engel Spielen und Gesang, Der Auserwählten Lobgetön Den Sabbath machen groß und schön. Da wird ein prächtigs Ehrenkleid Bedecken ganz das alte Leid, Da wird man glänzen wie die Sonn' In Ewigkeit mit Freud und Wonn'. O schönster Sabbath, kom doch bald, Du bist so herlich von Gestalt, Daß ich mir wünsch' in Gott allein Ein ewigs Sabbathkind zu sein.