Nohtwendige Betrachtung der unaußsprechlichen Pein, Marter und Straffen, welche die Verdamten in der Höllen ewig müssen erleiden und außstehen Dises kan gesungen werden auf die Weise des alten Lides: O Welt, ich muß dich lassen, etc. 1. Komt her, Ihr Menschenkinder, Komt her, Ihr freche Sünder, Komt her und höret an, Waß die dort müssen leiden, Welch' hier von Gott sich scheiden Und die kein Warnung schrekken kan. 2. Komt, gehet mit zur Höllen, Da wil Ich Eüch vorstellen Die allerschwehrste Pein, Dergleichen nicht zufinden, Ja die nicht außzugründen, Wie groß und hart Sie werde sein. 3. Du sprichst: Mein Mund wil essen! Der Speis' ist hie vergessen, Dich hungert ewiglich; Dich dürstet auß der mahssen, Kein Tropf ist hie zufassen, Nur Pech und Schwefel sättigt dich. 4. Du suchest schöne Kleider Und saubern Schmuk: ach leider Dein Rok ist lauter Mist! Es schlagen tausend Flammen Recht über Dir zusammen Und bleibst doch nakkend, wie Du bist. 5. Kein Häuser darfst Du hoffen: Der Höllenpfuhl steht offen, Der gibt Dir willig raum. In disen wühsten Gründen Ist lauter nichts zu finden Alß eitler Unflat, Koht und Schaum. 6. Du wünschest alß auf Erden Dort hochgeehrt zu werden: O welch' ein eitler Wahn! In disem Jammerlande Bringt man Dir Spott und Schande Für Ehr und Ansehn auf die Bahn. 7. Wer solte Dich auch ehren, Wer könte doch vermehren Dein Lob in solcher Pein? Bist du doch auß dem Orden Der Kinder Gottes worden Des Satans treüer Schlav' allein. 8. Du kanst dich nicht gesellen Zu denen, die sich stellen So frisch alß in der Welt: Dort weis man nur zu sagen Von Teüfeln, die dich plagen In ihrem Mord und MarterZelt! 9. Es werden dich verfluchen, Ja dich zu quählen suchen Die, welche du verführt: Sie werden grausahm schreien Und gahr zu späht berewen, Daß sie dem Satan so hoffiert. 10. Die täglich hier gesoffen, Einander angetroffen An manchem leichten Ohrt, Die werden dort sich reissen, Ja wie die Hunde beissen Und sich zerschlagen fohrt und fohrt. 11. Die sich bei guhten Tagen Mit Reiten, Fahren, Jagen Recht lustig hier gemacht, Die müssen heülend sitzen, Bald frieren und bald schwitzen, Den da wird keiner Lust gedacht. 12. Hie kan uns leicht bewegen Ein Schmertz, daß wir uns legen Und schreien: O der Pein! Wie kan die Gicht uns kränken! Wie kan der Schlag verrenken Das Haupt, wie martert uns der Stein! 13. Waß wird den in der Höllen, Wo häuffig sich gesellen Die Plagen allzumahl, Für Pein sich lassen finden? Ach! Satan wird verbinden Angst, Jammer, Trübsahl, Noht und Quahl. 14. Es werden dort dein' Augen, Die zuverletzen taugen Hie manches liebes Kind, Viel Thränen zwahr vergiessen, Doch wird es Sie verdriessen, Daß sie nicht sind gewesen blind. 15. Es werden dort dein' Ohren, Die hie den leichten Choren Der Huhren zugehört, Das Heülen, Knirschen, Dräuen, Das Fluchen, Schmähen, Schreien Alßden auch hören gantz verstört. 16. Du wirst für Stank vergehen, Wen du dein Aaß must sehen: Dein Mund wird lauter Gall' Und Höllenwermuht schmekken, Des Teüfels Speichel lekken, Ja fressen Koht im finstern Stall. 17. Es wird die Gluht Dich brennen, Die Teüfel werden trennen Dein' Adern, Fleisch und Bein: Sie werden Dich zerreissen, Sie werden Dich zerschmeissen Und ewig deine Henker sein. 18. Ach Gott! den wird man bitten: Nun bärstet in der Mitten, Ihr Berg', und nemt uns an! O Marter, Jammer, Brennen! Wol dem, der dis erkennen Und in der Zeit sich bessern kan!