An sein schlechtes Büchlein Schlechtes Büchlein, wilt du reisen Nunmehr in die große Welt, Da die Sachen schlecht bestellt, Wo man dich mit Schmach wird speisen, Ja dir sauren Lästerwein Aller Oerter schenken ein? Weißt du nicht, der dich geschrieben, Daß er hat der Kläffer viel, Welcher Gott verhaßtes Ziel Dieses ist, ihn zu betrüben? Bleibe, Büchlein, wo du bist, Weil dein Herr noch frölich ist. Ach, du bist ja schlecht bekleidet, Schlecht von Worten, schlecht von Kunst; Gleichwol hoffest du noch Gunst, Da doch manches wird beneidet, Das ein solcher Geist gemacht, Der sich trefflich hoch gebracht. Nein, da leben ander' Helden, Buchner, Harstorff sind mir kund, Schottel, Tscherning, Klaius, Hund, Freinßheim, Buchholtz muß ich melden Und der edlen Tichter mehr, Reich von Kunst und groß von Ehr'. Etlich' hat der Tod gerißen In ein fest verschloßnes Grab; Er nahm bei sich selber ab, Daß ihr gar zu großes Wißen Sie noch würd in dieser Zeit Schützen vor der Sterblichkeit. Opitz, teutscher Sprach Erretter, Muste gar zu früh davon; Flemming, unsrer Tichter Wonn' Und der Grobheit Untertreter, Ein so junger frischer Held, Ließ ja gar zu schnell die Welt. Zwar sie schlafen nach dem Leibe, Wachen aber nach der Kunst; Möglich ist es nicht ümsunst, Was auch ich zu Zeiten schreibe: Nach dem Tode lebt man noch. Drum, mein Büchlein, gehe doch. Gehe, weil du ja wilt gehen; Glaube mir, daß mancher Geist, Der nicht alles Thorheit heißt, Dich mit Freuden wird ansehen, Ja dich ehren ohne List, Mehr auch als du würdig bist. Sage nur den Hochgelahrten, Unsern Teutschen teutsch und frei, Daß ich stets ihr Diener sei, Der in Demut woll' abwarten Ihre Meinung und Bericht, Ob du taugest, oder nicht. Werden sie dich nützlich nennen, Hast du schon erreicht dein Ziel; Halten sie das Widerspiel, Wahrlich, Buch, so must du brennen; Denn der klugen Seelen Schrei'n Soll und muß dein Richter sein. Wird dich aber einer tadlen, Der doch selber weinig weiß, Diesem sag', er soll' mit Fleiß Seine scharfe Lästernadlen Stecken in sein falsches Herz. Solches bringt dem Neider Schmerz. Sprich: »Was hast du mirs zu sagen? Bin ich selber doch nicht mein; Sol ich aber strafbar sein, Magst du meinen Herren fragen. Lebt der nur, so wird er dich Finden und wol schützen mich.«