Frommer Haußvätter und Haußmütter andächtiges Bittlied zu Gott, Wen es ohne unterlaß regnet und sich die Wasser hefftig ergiessen 1. Du grosser Gott, der du die Welt Hast wunderlich erbauet Und alles durch dein Wohrt bestelt, Was man hie nieden schauet, Der du dem Wasser auch sein Ziel Gesetzet, daß es nicht zu viel Den Erdenklooß betauet: 2. Wir klagen dir, daß uns die Sonn' Am Tage kaum aufgehet, Ja gleich verfinstert läuft davon, Der Mohn auch traurig stehet; Es schütten itz ohn' Unterlaß Die Wolken aus ihr schädlichs Naß, Die Flüsse sind erhöhet. 3. Die Schnitter solten ihre Hand Zwahr bald mit Garben füllen, Auch könte das so reiche Land Schnell unsern Mangel stillen: Nun aber, da man Freüden-voll Die schönen Früchte samlen sol, Muß sich der Tag verhüllen. 4. Des Himmels stäte Feuchtigkeit Läst unsre Saat verderben; Es muß in dieser Ernde Zeit Die liebe Frucht ersterben. So suchet Gott die Menschen heim, Die fleißig sind, aus Koht und Leim Die Nahrung zu erwerben. 5. Ja, grosser Gott, du bist gerecht, Wir aber sind voll Sünden. Drüm kommen wir und bitten schlecht, Du wollest lassen schwinden Nur deinen Zorn und unsre Schuld, Auch einmahl wiedrüm Gnad' und Huld Dein armes Volk empfinden. 6. Steh' auff, O Gott, und wende dich, Zu hören unser Flehen: Hilff deinen Kindern gnädiglich, Laß einmahl stille stehen Den Regen, der ohn' Unterlaß Verschwemmet das Getreid' und Graß, Daß wir dein' Hülffe sehen. 7. Des Himmels Fenster stopffe bald Und wehr' hinfohrt dem Regen; Du kanst ja plötzlich die Gewalt Der Wolken niederlegen. Gib einmahl wiedrüm trokne Zeit, Daß wir, O Gott, mit Freüdigkeit Versamlen deinen Segen. 8. Wir wollen unsre Zuversicht Hinauff zu dir erheben: Laß doch die Sonn' ihr schönes Licht Uns endlich wiedrüm geben; So wollen wir mit höchstem Fleiß, O Gott, dir singen Lob und Preiß Hier und in jenem Leben.