Lob des Hoflebens Himmel, dir sei Lob gesungen, Daß ich der bin, der ich bin, Auch annoch fein ungezwungen Leben kan nach meinem Sinn. Hoher Dinge Lieb und Lust Herschen nicht in meiner Brust. Neulich als ich angesehen Großer Leute Stand und Pracht, Wust ich kaum wie mir geschehen, Denn ich hätt' es kaum gedacht, Daß so große Schlaverei Bei der Fürsten Höfen sei. Heißet das in Freud und Ehren Seine Jahre bringen zu? Gott, wie läßt man sich bethören! Ist doch weder Rast noch Ruh' An den Höfen, wo man sich Plagen muß so jämmerlich. Wann der Hofeman wil essen, Muß er erstlich auf die Jagd, Da der Mahlzeit wird vergessen Und nur an das Wild gedacht. Ach, da murren Magn und Mund, Hungrig ist man als ein Hund. Wann der Hofemann wil schlafen, Muß er für der Tafel stehn; Hat er Nötigs gleich zu schaffen, Muß er doch nach Hofe gehn; Bittet ihn ein Freund zu sich, Spricht der Fürst: »Ich fodre dich.« Wann der Hofemann wil schreiben Was sein eignes Werk betrifft, Ruft der Junker: »Laßt das bleiben! Man wird heut' ein' ander Schrift In Pokalen setzen auf. Bruder, scher herauf und sauf!« Ei, du feines Hofeleben! Solt ein Mensch, der witzig ist, Dir den höchsten Preis nicht geben, Da du doch so jämrich bist! Ei, daß solchem Ungemach Edle Seelen laufen nach! Recht das heißt zu Hofe laufen Und zu Hof' ein Jäger sein, Tag und Nacht zu Hofe saufen Den geschmierten Schwefelwein; Wachen, hoffen, höhnisch sehen, Das heißt recht zu Hofe gehen. O, wie selig ist zu schätzen, Der in seinem Hüttelein Auf gut schäfrisch sich ergetzen Und sein eigner Herr kan sein, Essen da, was Gott beschert, Werden nie durch Zank beschwert. Himmel, dir sei Lob gesungen, Daß ich der bin, der ich bin, Auch annoch fein ungezwungen Leben kan nach meinem Sinn. Aller Höfe Glanz und Pracht Sing' und sag' ich gute Nacht.