Uber Ein Anderes Evangelium am Festtage Johannis des Evangelisten, Joh. 1. Melodie: O Welt, Ich muß Dich lassen, u.s.w. 1. O Höchstes Werk der Gnaden, O Werk, daß auch die Schaden Der Seelen heilen kan! O Demuht auserkohren: Gott wird Ein Kind gebohren, Nimt wahre Menschheit an! 2. Der Vatter hat gezeüget Den Sohn, der Sich geneiget Uns armen Menschen zu. Der stets bei Gott gewesen, Komt jtz, daß wir genesen Und finden Ewig Ruh'. 3. O Wundervolle Sachen, Welch' uns bestürtzet machen! Das Wohrt von Ewigkeit Komt in der Zeiten Fülle, Damit es Sich verhülle, Zu treten an den Streit. 4. Diß Wohrt ist ohne Schmertzen Aus Seines Vaters Hertzen Von Ewigkeit gezeügt. Bald steht es in der Mitten Und machet durch Sein Bitten Den Vatter uns geneigt. 5. Diß Wohrt, daß wir hoch ehren, Hat Selbst uns wollen lehren, Wie Gottes Will' es sey, Daß es von allem Bösen Uns kräfftig solt' erlösen Und machen ewig frei. 6. Diß Wohrt hat ausgeschikket Sein Volk, das uns erquikket Durch Einen süssen Schall; Es lässet auch mit Hauffen Die Menschen-Kinder tauffen Und lehren überall. 7. Diß Wohrt ist in dem Orden Der blöden Kinder worden Auch Selbst Ein Kindelein. Den, solt' Er Gott versühnen, So must' Er, uns zu dienen, Selbst Mensch und Sterblich sein. 8. Gott konte ja nicht sterben Noch uns das Heil erwerben, Hett' Er nicht Fleisch und Bluht. Er spührt' uns gantz verlohren, Drum ward Ein Mensch gebohren Er Selbst, das höchste Guht. 9. Solt' Einer Mittler werden Im Himmel und auf Erden, So must' Er Beides sein, Den aller Ohrten wandlen, Mit Gott und Menschen handlen Kont' Einer nicht allein. 10. Diß Grosse Wohrt von oben, Das auch die Trohnen loben, Ist Gott von Ewigkeit: Diß hat auch angenommen Das Fleisch der Welt zum Frommen In der bestimten Zeit. 11. Nun kan Es recht erkennen Das, was wir Schwachheit nennen, Ja tragen mit Gedult Der hochbetrübten Sünder, Der armen Menschenkinder Schon längstgemachte Schuld. 12. Nun kan es Sich der Armen Auch Brüderlich erbarmen Und liben alle Welt, Nun kan es tapfer kämpfen, Die Macht der Feinde dämpfen Als Ein recht Wunderheld. 13. O Wohrt! sei hoch gepriesen: Du hast uns das erwiesen, Was schwehrlich wir verstehn; Doch wollen wir dich loben, Am meisten, wen dort oben Wir deine Klaarheit sehn.