Von der Geburt Jesu Christi Ach, kömmstu endlich in die Welt, Du längst versprochner Sternen-Held, Mit deinen Himmels-Gaben? Wie selig sind wir doch für die, So dich mit großer Angst und Müh Vorher gewünschet haben; Uns späten Sündern scheint das Licht, Das auch den Heiligsten ward nicht. Belobter Heyland, sey gegrüst, Du Quell, auß welcher einig fliest Die Wolfahrt meiner Seelen; Was sag' ich dir für Dank, mein Gott, Daß du mit meinem Sünden-Koth Wilst deinen Glantz vermählen? Und daß der Herr der Herrlichkeit Sich in des Knechts Gestalt verkleidt. O großes Wunder, große Gnad! Der alle Ding' erschaffen hat, Läst sich itzunder zeugen; Das Wort des Vaters lallet kaum, Der Fürst des Lebens findt nicht Raum Und kömmt doch in sein eigen; Der Sonn' und Mond in Händen trägt, Wird hin auff Streu und Stroh gelegt. Wie find' ich dich, mein Jesu, hier? Ist doch ein unvernünfftigs Thier Weit klüger, als wir Alle, Das räumt dir seine Krippen ein, Da du nicht kanst im Hause seyn, Das rufft dich an im Stalle, Da Keiner an dich von uns denkt Und dir ein frohes Lob-Lied schenkt. Gleich in der allerlängsten Nacht Wirst du, o Licht, ans Licht gebracht, Gleich da der Kreyß der Erden In Eyß und Schnee gantz liegt verstellt, So mustu, Leben deiner Welt, Ihr neu geboren werden; Da Alles todt und abgethan, So stellstu dein Geburts-Fest an. Dies, ach, dies zeugt von unsrer Noth; Wir lagen gantz in Sünden todt, Uns hielt die Nacht gefangen, Die längst verdiente Höllen-Nacht; Der Seelen erster Schmuck und Pracht War mehr als gantz vergangen Und nichts, als lauter Frost und Kält War um die Hertzen hergestellt. Itzt merk' ich erst, o Vater, recht, Wie viel der Mensch, der Sünden-Knecht, Gehabt hat zu verbüssen, Daß, wo du soltst versühnet seyn, Dein einger Sohn mit grosser Pein Dafür hat zahlen müssen. Was niemand kan, als Gott allein, Das muß ja nichts Geringes seyn. Wie groß ist also deine Huld, Die selbst an sich bezahlt die Schuld Für uns verarmten Armen; Du warst zwar zornig sonder Schertz, Dennoch brach dir dein Vater-Hertz, Dich unser zu erbarmen. Wie wol steht der beklagte Mann, Des sich der Richter selbst nimmt an. Du aber, unvergleichlichs Kind, Du Printz des Höchsten, den man findt So gantz verachtet liegen, Vergib mir, daß ich mich erfreu Ob deiner gar zu schlechten Streu: Dein Schmerz ist mein Vergnügen, Dein abgelegte Herrlichkeit Ist meiner Seelen Ehren-Kleid. Dein' Armuth ist mein bester Schatz, Dein Stall macht mir im Himmel Platz, Das Vieh wird mir zu Engel, Dein Hunger nehrt mich, wenn ich krank, Dein Durst reicht mir des Lebens Trank, Und alle deine Mängel, Die ich dir, Jesu, zubereit, Sind meine gantze Seligkeit. Ja, liebster Bruder, ja, mein Hort, Dies hab' ich eins zu hoffen dort; Weg ist der Schreck der Höllen, Weg Satans angedreute Macht, Dein Fried' und Huld ist wiederbracht, Die alle Feinde fällen. So singet selbst der Engel Heer Und gibt dafür dir Lob und Ehr. Was aber thu doch ich hiebey? Nicht gnug ist, daß ich mich erfreu, Nicht gnug sind meine Lieder, Nimm Alles, was ich kan und bin, Denn ob ich, weil dies dein vorhin, Dir so auch nichts erwieder, So weiß ich, daß du keine Gab Nicht weiter forderst, als ich hab. Nimm, was ich habe, mich selbst, mir Und lege mich, mein Heyl, zu dir In deiner lieben Wiegen; Hie zünd mich an durch deine Glut, Hie will ich, wie der Phönix thut, Herr, meinem Tod' obsiegen Und dir gleich unter deinem Schein Von neuen gantz geboren seyn.