Christliches Sterblied Weish. 4, 10-14. Was wird es endlich mit der Welt, Die täglich mehr danieder fällt In ihrem blut'gen Kriegsgetümmel? Die Gottfurcht macht mehr keine Scheu, Die Ewigkeit ist Dichterei, Nichts ist die Hölle, nichts der Himmel; Wen nicht das Leben irrig macht, Der hat gewiß es hoch gebracht. Was können bös' Exempel nicht? Sieht man der Bosheit Ehrenlicht, Wer ist der Unschuld gern beflissen? Betünchet sich die falsche Lehr', Wie leicht giebt einer ihr Gehör, Der gern vor Andern was will wissen, Und kehrt man bei der Wollust ein, Wem schmecket Kummer, Müh' und Pein? Ach liebster Gott, dies siehest du, Deswegen eilest du zur Ruh' Mit deinen Freunden von der Erden, Daß ihre dir geweihte Seel' Nicht des besorgten Weges fehl' Noch mit verkehret möge werden. Ihr Herz, das stets zu dir gericht, Vergönnst du keinem Andern nicht. Wer früh dein Friedensreich bezieht, Der ist hierüber unbemüht, Hat zwar hier wenig können werden, Doch so auch wenig Schuld gemacht, Und was ist das vor dir geacht, Was einer dient der faulen Erden, Die, wie sie selbst voll Mängel ist, Auch hiernach unsre Arbeit mißt? Bei dir ist unsre Herrlichkeit, Die Ehre, die Vollkommenheit, Wozu wir sind erschaffen worden. Wer denn frühzeitig geht von hie, Der wird bei dir vollkommen früh In dem vollkommnen Engelorden Und hat das Alterthum erreicht, Dem auch Methusalem selbst weicht. Was ein Gottloser lebet hier, Das ist kein Leben, Herr, vor dir, Er graut und hat doch nicht gelebet. Wer sich dein Leben stellet für Und folget nach, der lebt in dir Das Leben, das kein Tod kann heben, Er fällt nur, daß er sich erheb' Und stirbet, daß er ewig leb'. Thu, Vater, deinen Kindern wol Und mach' uns deines Geistes voll, Dein heil'ges Leben zu erfüllen. Halt' uns zur Heimfahrt fertig hie, Es sei denn langsam oder früh, Das steht in deinem freien Willen; Doch wer vor Andern dir gefällt, Den nimmst du zeitig von der Welt.