Von der Liebe zu Gott Gib mir, mein Sohn, dein Hertze her, Dies ist, mein Gott, stets dein Begehr. Wie, ist es dir, dem dies Gebäue Und alle Kronen dienstbar sind, Um ein verarmtes Sünden-Kind, Um eine Handvoll leichter Spreue, Die nirgends in der Welt kan ruhn, Herr, um mein schlechts Hertz zu thun? O, nie genug gepriesne Gnad! Du bist, der mich erschaffen hat, Da ich ein bloßes Nichts gewesen, Hie ward ich an dir treuloß fort, So liestu mich auffs Neu, mein Hort, Durch deines Kindes Tod genesen, Und du begehrst dafür nichts mehr, Als: Gib, mein Sohn, dein Hertze her. Ach, Vater, gerne, sieh es hier, Wem wolte lieber doch als dir Mein Hertz sich wünschen zu behagen? Wenn ich mich hielte, wie ein Sohn, So wär' ich längst gekommen schon Und selbst dir solches angetragen, Nun du dennoch es geben heist, Gedenke, wie du mich erfreust. Nimmstu mein Hertz, so nimmstu mir Mein Leben mit und gibst dafür Dein göttlichs Hertz und heiligs Leben; Erwünschter Tausch, glückselger Kauff, Ich setze meinen Schuldrock auff, Dem ich gantz keinen Preyß kan geben, Und, liebster Gott, du schenkest mir Dich selbst, das höchste Gut dafür. Was will ich so, mein Schöpffer, mehr? Kunst, Hoheit, Reichthum, Lust und Ehr Und was sonst schätzbar bey der Erden? So müst' ich mehr als geitzig seyn, Der, da ich Alles schon hab' ein, Vom Stäublein wolte reicher werden, Und da ich den vorher besitz' Ohn den mir sonsten Nichtes nütz. Nein, Herr, ich weiß, was dir gefällt, Wo du bist, da muß weg die Welt. Ein gantzes Hertz und gantze Seele, Ein gantzes, ungetheilts Gemüth, Dem nicht ein' Ader, nicht ein Glied, Nicht die geringste Krafft nicht fehle, Das ist nur gut für dich allein, So nur wilst du geliebet seyn. Ach, möcht' ich so mich geben dir! Ich weiß für heiliger Begier Nicht wie und wem und was ich gebe. Du bist die Lieb' und lebst in mir, Ich liebe dich und leb' in dir; Dies Leben, das in Gott ich lebe, Die Lieb', Herr, die dich mir gibt inn, Die sind zu hoch für meinen Sinn. Der Himmel ist für dich zu klein, Und ich soll deine Wohnung seyn? Du bist ein allverzehrends Feuer, Für den wir dürre Stoppeln seyn, Und du doch äscherst mich nicht ein? Nein, machst mich meiner Asche freyer, Nicht anders, als die irdsche Glut Dem Erd-gemengten Silber thut. Man rühmt das Glück des Phönix weit, Der durch die Flammen sich verneut, Wenn er nicht mehr vermag zu leben; Ich bin, der in der Sünden-Noth Veraltert gantz und mehr als todt, Kein Brand kan mich hieraus nicht heben, Als deiner heißen Liebe Schein, Als deine liebe Lieb' allein. Herr, es versinket mein Gemüth In diesem Meere deiner Güt. Ach, möcht' ich dich so hertzlich lieben, Als ich wol hertzlich wünsch' und will! Der Hunger wächset durch die Füll'; Ich fange an, mich zu betrüben Wenn du mir nie so lieb nicht bist, Als deine Lieb' es würdig ist. Mein Gott, auß Liebe hat dein Sohn Von seinem hocherhabnen Thron Sich in mein Jammer-Thal begeben; Laß die, die ihn herab gebracht Und niedrig für mich hat gemacht, Mich minder nicht zu ihm erheben, Denn welchen Weg du hältst zu mir, Der muß auch meiner seyn zu dir. Du hingst vor mich dein Hertz ans Kreutz, Mach, daß dies stets mein Hertze reitz', In allem Kreutz an ihm zu kleben. Er gab die Seele willig hin, Gib, daß ich hiefür Seel' und Sinn Ihm täglich wieder möge geben, Und da er litte so viel Pein, So laß ihn meine Lust stets seyn. Sieh aber, wie mir fällt der Muth. Laß, ach laß deine Himmels-Glut, Den Liebes-Geist, den Geist der Freuden, Herr, meinem armen Fünkelein Ein warmes Reitzungs-Lüfftchen seyn; Ist der der dritte von uns Beyden, Er unsres Bundes Band und Pfand, So halt ich ewig bey dir Stand.