Christliches Sterblied Ps. 130 Schutz und Hort betrübter Herzen, Aus der Tiefe meiner Schmerzen Ruf' ich, o mein Gott, zu dir! Laß mir nicht dein Ohr absagen, Wem soll ich mein Elend klagen, Nimmest du es, Herr, nicht für, Und wer ist, der mich aufricht, Hörest du mein Flehen nicht? Steht mir meine Sünd' im Wege Und verleget alle Stege Deiner allgemeinen Huld, Ach so lass' doch Gnade walten, Wer kann dir die Wage halten, Fragst du uns um unsre Schuld? Auch die Heil'gen werden scheu, Legst du mit uns Rechnung bei. Nein, o Bild der' Lieb' und Güte, Nein, dies ist nicht dein Gemüthe; Feind bist du der Sünde sehr, Strafest sie in allen Wegen, Daß wir sie vermeiden mögen Und dich fürchten immer mehr, Und doch schenkst du sie auch leicht, Wenn man nur zu Kreuze kreucht. Ja, zum Kreuze deines Sohnes, Unsres milden Gnadenthrones, Ja, zum Kreuz, da ihn erhöht, Dran mein' Handschrift ist geschlagen, Ausgelescht und abgetragen Und mein Tod selbst mit ertödt; Durch dies weiß ich, daß ich dein Und sonst Keines könne sein. Lass' mir diesen meinen Glauben, Liebster Schöpfer Nichtes rauben; Ach, ich harr' und warte dein Von der frühen Morgenwache, Bis ich mich zur Ruhe mache Und bis wieder an den Schein; Wo doch, ruf' ich immer zu, Wo, Herr, ruf' ich, bleibest du? Nun, ich weiß, du wirst erscheinen; Was du zürnest mit den Deinen, Ist doch nichts als lauter Lieb'; Ach, dein Herz ist viel gelinder, Höchster Freund zerknirschter Sünder, Als daß Solches uns betrüb' Anders, als daß deine Treu' Uns desto bekannter sei. Still denn, meine Seele, stille! Thu', was deines Schöpfers Wille, Erst der Regen, dann das Licht, Als wächst des Feldes Segen, So muß sich dein Herz verpflegen; Erstlich weine minder nicht, Dann folgt Gottes Gnadenschein, Und du wirst recht glücklich sein.