Georg Rollenhagen Vom reichen Manne und armen Lazaro Ein Deutsche Action Vorrede Vorrede. Es haben jeder zeit vernünfftige Leut nicht allein darümb viel von den Comœdien spielen gehalten vnd gros Gelt vnd vleis darauff gewand, das es dem gemeinen mühseligen Volck bey seiner teglichen arbeit eine besondere lustige vernewerung vnd ergetzligkeit were, so man in friedlicher, gesunder, guter zeit jme billich gönnen vnd freundlich befördern solte, sondern viel mehr der vrsach halben, das solche Schawspiel ein künstlicher spiegel vnd allgemeine, ansehnliche Predigt sein, darin ein jeder etwas von seinen sachen spielweis hören vnd sehen vnd sich daraus nützlich bessern köndte. Beneben diesem brauch befindet sich auch im Werk, das junge Knaben, so zu solchen spielen angerichtet werden, gute sitten vnd ein deutliche freudige sprach daraus lernen, ja das auch die Kinder, was sie also gehöret vnd gesehen haben, teglich mit der Eltern grossen verwunderung nachreimen vnd offt jr lebelang behalten. Man kan aber in vnsern Deutschen Landen solche spiel, insonderheit mit vielen Personen vnd handlungen, nicht offt gebrauchen vnd in stetiger vbung behalten, weil nicht allein die grosse vnlustige mühe mit verspildung vieler guter zeit in anweisung der vnerfahrnen Jugend vnd die vielfeltige vnkosten zu mancherley geringschetziger, aber dennoch nothwendiger zurüstung vnd der Personen vnterschiedlicher Manier von dem grösten hauffen wenig geacht vnd selten gebörlich belohnet wird, sondern weil man auch bey vns nach der Griechen vnd Römer gewonheit keine besondere Theatra vnd spielplätze hat, darauff eine grosse gemeine Volcks ordentlich vnd bequemlich sitzen vnd one hindernis zusehen vnd zuhören köndte. Darümb denn offtmals in solchen Actionen geschicht, das fast jederman von gemeinem Pöfel vnsinnig zufellet, einer den andern verhindert vnd zugleich Furneme Ehrenleute von der Obrigkeit vnd andern stenden, auch den Actorem selbst mit seinem Spiel gantz vnd gar also verunruigt, das er mit betrübtem gemüt ansehen vnd betrawren mus, das beyde seiner Herrn hoffnung vnd vnkosten vnd auch all sein angewandter wolgemeinter vleis zum lautern gespöt vnd einem vnnützen gewesch vnd blinden Bawren lermen wird, dieweil niemand für dem grossen tumult vnd vnruhe etwas eigendlichs daruon sehen vnd mercken kan noch wil. Der grösseste hauff gaffet nur darnach, ob ein tisch oder banck zubrechen, jrer viel jemmerlich vber einen hauffen stürtzen oder sonst etwas zu beklagen oder zu lachen vorfallen wolte. Es mus auch der Actor noch dazu vnnütze lesterliche drawwort annemen, wo er nicht jederman seines gefallens wil lauffen vnd lermen lassen, vnd sich alsdenn des Salustij rede billich erinnern: Frustra niti seseque fatigando nihil nisi inuidiam quaerere extremae dementiae est. Das sich vnterwindet ein Man, Was er gar nicht erheben kan, Vnd mit seinr mühe vnd arbeit Nichts schafft, denn das er reitzt die Leut Vnd widr sich haß vnd neid erjagt, Ist ein töricht, elende plag. Dennoch mus man von wegen der vnordnung die gute, nützliche ordnung nicht gantz vnd gar nachbleiben lassen, vnd mus jeder nach seiner Stad vnd Schulen gelegenheit zu der Jugend besten befördern vnd thun, soviel er mit hülff vnd beystand der Obrigkeit durch seinen rath vnd vleis fortbringen vnd erhalten mag, das ander aber Gott, ehrlicher Leut guthertzigem vrtheil vnd der zeit befehlen. Dieser vrsach halben haben wir in vnser Magdeburgischen Schulen des Herrn Joachimi Lonemanni, weiland Predigers alhie in der Sudenburg, alte Action vom reichen Man vnd Lazaro, in welcher doch die art der sprach vnd Reimen vns nicht aller ding gefallen, auffs new angerichtet vnd gespielet, vnd weil die Exemplar nicht mehr verhanden vnd jetzt, wie der Augenschein gibt, zum theil ein ander Werck draus worden ist, auch von newen drucken lassen, damit vnser zuseher die Bücher in der hand haben, desto besser alles vernemen vnd auch andere Schulen vnser arbeit jres gefallens gebrauchen können. Der Barmhertzige Allmechtige Gott erhalt in vnserm lieben vaterland sein wares erkentnis, gute friedsame Policey vnd gebe vnser vnd allen andern Christlichen Schulen Gnad vnd segen, das darin die zuwachsende Jugend zu seinen Ehren vnd aller nötigen stende ersetzung wol möge erzogen werden, Amen. Zu Magdeburg den ersten Augusti 1590. Georg Rollenhagen. Personen Personen dieser Action. Die erste Ordnung. Zween Auffwarter, so zu den Personen sagen, mit weissen steben. Drey förderer, so die Personen auff und abe fordern. Drey Trabanten, die ersten. Prologus vnd Epilogus. Argumentator generalis. Argumentator primi et secundi actus. Argumentator tertii actus. Argumentator quarti et quinti actus. Hoffmeister. Secretarius. Hoffman. Porphyrius, der Reiche. Peterman, der Narr. Zween Trabanten. Dromo, der Lackey. Scriba. Syrus. Sosia. Mastyx. Koch. Kelner. Zwene jungen des Kochs vnd des Kelners. Die ander Ordnung. Zwo Jungfrawen. Ein Knabe, der den Pulster vortregt. Plusia, des Reichen Mans Weib. Zwo Jungfrawen. Drey Mägde, vnter denen eine Morinne. Die dritte Ordnung. Drey Trabanten. Des reichen Mannes fünff Brüder: Merimnus, Byssinus, Euphrænon, Lampros, Mnemon. Daemones, des reichen Mannes Freund. Des Daemonis Knechte: Dauus, Geta, Palaestrio. Drey Trabanten. Die vierde Ordnung. Bürger: Ophiletes, ein Tuchmacher, vnd Vidua, eine arme Widwe, mit jrem Kindt. Bawren: Gebart, Albert. Betler: Lazarus, Typhlus, ein Blinder, Cholus, ein Lamer. Possenreisser Molobrus vnd sein Knabe. Landsknechte: Nickel Vnkraut, Hans Hon, jr Weib und Junge. Mimus, der Leimstengler; erat Andreas Demetrerus Brandum. Die fünffte Ordnung. Rabbi Ioses. Simeon. Salomon. Acolutus, jr Diener. Leuita, der Prediger, vnd sein Küster. Die sechste Ordnung. Die Ertzte: Hippocrates, Galenus, jre Knaben. Theophrastus Paracelsus. Die Schüler, so für des reichen Mannes Tische singen. Die siebende Ordnung. Die Lautenschleger. Vier Engel: Gabriel, Raphael, Michael, Vriel. Vier Engel: Maleach, Ruach, Sadiel, Emanuel. Andere Engel, so nicht reden, nach jrer Ordnung. Abraham. Chorus primus, secundus, tertius, quartus. Die achte Ordnung, so zur Leich gehört. Zween vorgenger mit weissen steben. Vier Pfeiffer mit Krumhörnern. Acht Personen in Jüdischen secken, so für der Leich hergehen. Vnd nach jnen die Phariseer vnd der Leuita. Der Tod mit einem schwartzen Fehnlein mit der Schrift: Veni, vidi, vici. Sechs trager in Jüdischen Secken. Einer, der des reichen Mans Wapen hinder der Leich hergetregt mit zweyen offenen Helmen. In dem Wapen war gemahlt ein Greiff vnd Lamb mit einem Seckel vol Geld, welchs der Greiff mit gewald nach sich reist. Oben auff zwey offne Helm; auff einem saß ein Pfaw mit ausgebreiten Feddern, auff dem andern Helm stund eine zweyhörige Kandel. Des reichen Mans Brüder in Trawerleidern. Des reichen Mans Hoffdiener, Freund vnd Nachbarn in Trawerkleidern. Die Trabanten, alle mit vmbgewandten hellebarten. Das Frawen Zimmer. Ein Knabe, der ein schwartzen Pulster vortregt. Des reichen Mans Frawe, wird von zween Männern in Trawerkleidern beleitet. Die andern Matronen folgen in Trawerkleidern. Leimstengler vnd Narr, folgen zuletzt zu der Leich. Die letzte Ordnung. Des reichen Mans Seele. Die Teufel: Mammon, Satan, Belial, Scharioth. Die Helle mit jrem gebewde vnd andere. Wenn man aber sonst in der processi on ausserhalb dem begrebnis gehet, bleiben die Personen in jrer ordnung, vnd gehen die vbrigen Trabanten schutz halben zu letzt. Prologus Prologus. Ehrnvest, Achtbar, Ehrwirdge Herrn, Die vns schützen, lern vnd ernehrn, Liebn Bürger, Frawn, Gselln vnd Jungfrawn, All, die jr vnser spiel wolt schawn, Ich wündsch euch allen Gottes Gnad Durch Christum, der vns erlösst hat, Christlich in dieser Welt zu lebn Vnd seliglich zu sterbn danebn; Mit bitt, jr wollet hören an, Was wir für ein Schulspiel fürhan. Denn in der jetzigen Action Werdn fürgestellet zwo Person, Die vns sollen ein Fürbild gebn, Wie wir sollen vnstrefflich lebn Mit geld vnd gut gegn jederman, Vnd gegen arme Leut voran, Das wirs nicht für ein klugheit achtn, Wenn wir all hendel so betrachtn, Als wenns schad wer vnd ein vntreglich bürd, Wenn man Lazaro was gebn würd, Da man fürn bauch, fürwitz vnd Narrn Sonst weder geld noch gut wil sparn, Sondern das man gedenck, das Gott Darümb vns mehr bescheret hat Denn andern, das man seine lieb Gegn arme Leut auch stetig vb. So wird hier auch gezeiget an, Wie sich haltn sol ein armer Man, Das er sein armut also trag, Das er an Gott mit nicht verzag, Vnd wie reich vnd arm allezeit Beyd zum Tod sollen sein bereit, Das jn der vbereile nicht, Wenn er sichs zum wenigstn versicht. Vnd ob jr sonst gelernet wol, Wie man sich hierin halten sol, Pflegen doch offt die wort allein Bey vieln so krefftig nicht zu sein, In sonderheit bey der liebn Jugend, Die man sol lern von Gott vnd tugend, Als wenn mans im Exempel klar Den Leuten machet offenbar, Wie Gott darümb auch in seinm wort Neben der zusag vnd drewwort Exempel viel der straff vnd gnad In heiligr Schrifft vermeldet hat Vnd Christus, wenn er Predigt helt, Derselben etlich viel erzehlt, Aus welchen wir haben genommn Diß spiel, damit wir jtzt ankomn. Darümb bittn wir euch, günstig Herrn, Ir wolt vns gern vnd willig hörn. Vnd dweil jr vns an diesem ort Zuuor auff die weis offt gehort Vnd euch vnsr thun gefallen lassn, Hoffn wir, jr thut jetzt auch dermassn, Dieweil jr darümb sitzt zur stedt; Derhalb ich daruon nichts mehr redt. Allein so einer doch sein möcht, Dem es nicht recht wer vnd nicht töcht, Dem wolln wir hie für vnsern Herrn Nicht so viel thun zu dienst vnd ehrn, Das wir jm wollen gebn bericht; Jederman kan man gefalln nicht. Euch, liebe Herrn, Frawn vnd Jung Leut, Bitt ich, das jr vns günstig seid. Das sein wir vmb euch allezeit Hinwider zu verdienn bereit. Einer jeden Personen Namen, Wie sie da alle stehn beysammen Vnd was die Action inhelt, Wird euch von dem kürtzlich vermelt. Argumentum. Porphyrius, der reiche Man, Mit Purpur vnd seidn angethan, Tracht nur nach Geld vnd grossem gut, Lebt all tag wol, treibt vbermuth. Sein Weib vermahnt jn wol zum bestn, Muß doch alls gschehn lassen zum letztn. Drümb schlempt er alle tag vnd stund Mit Daemone, seim guten Freund. Sein fünff Brüder sind auch sehr reich Vnd halten sich dem Bruder gleich. Weil abr der Reiche lebt im sauß, Ligt Lazarus vor seinem Haus Voll schwern, in grosser hungers Noth. Dem gibt er nicht ein bißlein Brot, So doch Landleuffr vnd lose Leut Bey jm bekommen gute beut. Der arme muß gar sein veracht, Biß er vor hunger gar verschmacht. Als nun Tod ist der Lazarus, Tragn jn die Engl in Abrams schoß. Darauff greifft auch der Tod bald an Vnd reist hinweg den reichen Man. Vergebens ist der Ertzte kunst, Der Leuit predigt auch vmbsonst; Er wird den Teufeln vbergebn, Wie ers verdient in seinem lebn. Da er nun in der Hellen sicht, Was Lazaro für frewd geschicht, Bitt er Abrahm vnd Lazarum, Das er zu jm vom Himmel kom, Des fingers spitz ins Wasser setz, Sein Zung mit einem Tröpfflein netz. Da jm dis gar wird abgeschlagn, Bitt er, er wolt sein Brüdern sagn, Was er da leid für Pein vnd qual. Es hilfft die bitt nicht allzumal; Denn Gott hat jn sein Wort gegebn, Darnach gebürt jnen zu lebn. Wer darnach richt das leben sein, Der kömpt nicht in der Hellen Pein. Das ist der inhalt. Die fünff Knabn Noch besonder befehlich habn, Von jedem fünfften Theil zu sagn, Was wir in diesem spiel fürtragn. Seyd still vnd verhindert vns nicht! Euch zu ehrn ist alls angericht. Transeunt Theatrum personæ omnes. der Narr. Hört mich ein wort, hört doch ein mal! Jr wisst, jr seid gebeten all, Das jeder bleib an seinem ort, Stillschweigent anhör vnser wort, Vnd das Ich, Ich, Ich gar allein Solt der Comœdien Narr sein. Noch wolt jr mir das nicht gestehn, Vnd ich mus mit vnwilln ansehn, Das jr Narren seid one Kappen, Jrer auch viel der jungen Lappen, Die rauschen, rücken, fliestern, schwatzen, Einander treten, drücken, fatzen; Die greinen als Sanct Vitus Hund, Lachn mit den augn, sehn mit dem mund: Kompt denn ebn jetzt die Lachel stund. So schweigt harnach vnd lacht jetzund! Ha ha he, Ha ha he! Ich lach, das mir der Bauch thut weh. Last sehen gar bald noch ein mal, Jr könt das Handwerck leiden wol! Ha, ha, he, Ha, ha, he! Thut euch der bauch den auch nicht weh? Bald still, still, fast ein ernsten muth! Trotz einem, der das Maul auffthut! Thut ers auff, sag ich jm das zu. Sein straff ist, das ers widr zuthu, Odr es wird jm ein Vogl nein fliegen, Der sonst wol blieb in finstern liegen. Des woltn wir lachen allesampt; Warumb felt er vns ins Narrnampt! Still vnd hört, was der kleine Man Von vnserm spiel wird zeigen an! Das erste Theil. 1. Akt 1. Szene Scena I. Porphyrius. Peterman. Die Welt hat ein gemein sprichwort, Das hab ich offt und viel gehort: Wer sich genügen lesst auff Erd, Der gdenckt nicht, das er reicher werd. Darnach hab ich gehalten mich: Ich hab vollauff vnd bin sehr reich An glück, gelt, gut, gunst, ehr vnd freund, An gsind, vieh, korn, wein, zins vnd rent. Mein Eltern habn mir viel gelassn; Darauff wer abr wenig zu passn, Wenn ich nicht selbst auch hett gedacht, Wie ich mehr hett zuweg gebracht, Vnd all mein vleis daran gekert, Wie ich mein güter hett gemehrt; Wie ich an meinen Brüdern sich, Die nicht so viel haben wie ich, Wiewol ich für jn allen doch Jm Erbtheil ghabt ein fürzug noch. Denn wer eim dinge trachtet nach Mit vleis, ers leicht erjagen mag. Wer nach eim gülden wagen ringt, Auffs wengst ein Luns er dauon bringt. Also wo ich was wust zu gwinnen, Ließ ich mirs nicht on nutz entrinnen; Abr alles doch mit ehrn vnd recht. Trotz, wer mirs anders vberbrecht! Gestoln hab ich niemand sein gut, Habs nicht geraubt, wie mancher thut, Hab niemand auch darümb betrogn, Habs niemand felschlich abgelogn. On jemands hülff mit meinem vleis Hab ichs erworben guter weis. Mein Herr hat böser Nachbarn viel, Das jn sonst keiner loben wil. Man solt sein Bawrn vnd schuldner fragn, Die würdn darzu viel anders sagn. Man sagt mir, Gotts wort sprech dergleich, Gotts segen mach alleine reich. Das laß ich gleuben, wer da wil; Ich abr erfahr das widerspiel. Hett ich mich nicht selbst gschickt darein Vnd vleissig gsehen auff das mein, Ich hett wol lang genug verzogn, Eh mir ein gbratn taub ins maul gflogn. Gotts segen hett mir nichts gebracht, Hett mich wol eh zum Bettler gmacht. Insonderheit ein Gottlosn Man, Der nichts denn prangn vnd schlemmen kan. Ich hab mir selbst sawr werden lassn, Getracht, gepractiziert dermassn Mit reisen, wandeln, handeln viel, Das ich nu hab erreicht das ziel. Hab viel einkommens jehrlichs guts, Das ich hinfort kan sein guts muts, Kan zehren, prassen tag vnd nacht. Mit meinm vleis hab ichs dahin bracht. Gott vnd Eltern habn nichts gemacht? Wie wird Gott straffen diese Pracht! Ich geb auch noch acht auff die ding, Das mir mein gut nicht werd zu gring. Mein Zins vnd Rent mus man mir ebn Zu rechter zeit vollkömlich gebn. Ich borge niemand, wer nichts hat, Ein Pfand laß er mir an der stat. Löst ers auff gnante zeit nicht ein, So ists verstanden, bleibet mein. Auch leih ich niemand, es sey dann, Das ers mit gwinn bezalen kan. Wer dem viel leihet, der nichts hat, Der macht sich feind vnd hat es schad. Was mir zu kauff ist, halt ich an, Biß ichs auffs thewerst geben kan. Ob mirs nicht halber kost so viel, So geb ichs doch, wie ich nur wil. Was ich bin schüldig, zahl ich ebn, Vmbsonst wil mir niemand was gebn. Ich geb auch niemand, es sey dann, Das er die schuld beweisen kan. Den Bettlern bin ich schuldig nicht; Warümb thun sie nicht auch wie ich? Wer gut wil han, der seh sich vmb, Das er wie ich was vberkum. Denn die Welt ist wie ein hewhauffn, Wer mag vnd kan was daruon rauffen. Wie wird der Teufl mit seinen Tatzn Dich ein mal wider rauffn vnd kratzn! Gleichwol bin ich kein karger Hund, Ders spare für seinm eignen Mund, Sondern leb wol von meinem gut Vnd hab dauon ein guten mut Mit köstlichem Essen vnd Tranck, Mit prechtign Kleidern ich herprang. Kein guter Biß mus mir entstan; So er mir schmeckt, muß ich jn han. Mit Kleidung streich ich mich heraus, An pracht vnd zier nichts mangeln muß. Mit seiden, Purpur zier ich mich, Das jederman verwundert sich. Mit fingern weist man denn auff mich, Spricht: Sich zu, sich, das ist der Reich! Vnd thut mir jederman gros ehr; Wer mich grüst, spricht: Gnad Herr, Gnad Herr. Dauon wechst mir das Hertz im Leib, Das ich denn grösser prangen treib. Sag, was man wol, so ehrt die welt Für kunst vnd frömbkeit gut vnd gelt. Dem Reichen viel Leut günstig seind; Wer Gelt gnug hat, der hat viel freund, Den grüsst vnd schwagert jederman. Den armen man nicht sihet an; Der arm ist bey niemand geacht, Er wird von alleman verlacht. Er kam, wohin er wil auff Erd, So ist er doch gring vnd vnwerth. Hat er zu handeln für gericht, Sein Grechtigkeit jm hilffet nicht, Es ist allzeit des Schultzen Kue. Was darffs viel wort, im stimt niemnd zu. Im Himml ist noch ein frommer Man, Der den armn auch erretten kan. Derhalbn meins guts frew ich mich sehr, Ich hab dauon freund, gunst vnd ehr, Zier mich auffs köstlichst, eß das best, Leb allzeit wol, hab vielmahl Gest. Denn weil ich so viel an mich gbracht Durch grosse mühe tag vnd nacht, Das mir hinfort nichts mangeln kan, Warümb solt ich nu nicht dauon Hernach haben ein guten muth? Nach ghabter müh ist feiren gut. Denn drümb ists mein, das ich es brauch. Drümb wil ich heut wie lang zeit auch Mit guten Freunden zu Mittag Vnd denn den gantzen tag hernach Biß in die Mitternacht hinein Frölich vnd guter dinge sein. Sprich erst: Ob Gott wil, lieber Herr! Für mittrnacht her leufft viel beschwer, Es kan sich mancherley zutragn, Eh man darff guten abend sagn. Wil aber vor befragen mich Mit meinem schreibr, wie es geschicht, Das noch die Zins nicht all auffkömpt, Das er die zeit mir nicht verseumpt Vnd ich darnach dest freyer mag In frewd zubringen diesen tag. – Sich aber, dort er kömmet ebn. Nu mus er mir bescheid drümb gebn. 2. Szene Scena II. Porphyrius. Scriba. Vidua. Peterman. Wie stehts mit dem Register doch? Hast nicht die schuld eingmanet noch? Du weist wol, welch betaget sein. Herr, hab mich vleissig gschickt darein. Gar wenig hab ich eingenommn, Den meisten theil noch nicht bekommn; Denn bey den Leuten ist kein gelt. Damit wers warlich wol bestelt. Solstu es denn so lassen gahn Vnd nicht bey jnen halten an? Daran hab ich kein vleis gespart. Wie, hastu dich denn nicht verwart Vnd mit eim Pfand versichern lahn? Das hab ich auch zum theil gethan. Doch dweil mir haben etlich Leut Bezalung zugesagt auff heut, Wil ich sie jetzt darümb besprechn Vnd alls zu rechter zeit berechn. So thu jm vnd laß keinem nach! Gib niemand zeit, nicht einen tag! Dasselb wil ich verrichten wol, Doch eins ich noch anzeigen sol. Ein arme Widwe, wie jr wist, Euch noch für Korn was schüldig ist. Die hat kein Gelt noch Geldes werth, Viel Kinder hat jr Gott beschert, Die auch in grosser hungers Noth Das Korn verzehrt am trucken Brot. Sie hat mir glegen hefftig an, Jr wolt jr elend sehen an, Wolt jr stunden ein wenig tag, Biß das sie was erwerben mag. Ja wol; wenn sie denn nichts erwörb Vnd vielleicht heut odr morgen störb, Wer wolt denn für bezalung stan? Ein Pfand solstu genommen han. Ich hetts gethan, gleubt mir, mein Herr, Wenn etwas da gewesen wer. Für armut hett sie kaum das Brot, Jr Kinder leiden hungers noth. Dennoch hielt ich hart bey jr an, Wie jr mirs in befehl gethan, Also, das sie mich zeihet schier, Ob ich so vnbarmhertzig wer, Dweil jr ja selbst, wenn sie euch bet, Jn solcher noth jr das wol thet. Darauff sagt ich, ich künds wol leidn, Sie würds erfahrn, wie jr wird beitn. – Seht aber, dort geht sie her nun; Ich halt, das sie gleich zu euch kum. So bleib du hie! Bleicht bringt sie Gelt, So sichstu, das es wird gezelt. Hilff, lieber Gott, dort steht der Man. Ich darff schier nicht hin zu jm gahn, So pranget er; doch weils die noth So fordert, befehl ich dirs, Gott. Was bringstu, Weib? Wo bleibt die schuld? Ach Herr, ich bitt euch, habt gedult Vmb Gottes willen mit mir armn Widwen! Last euch doch mein erbarmn! Gedult, Widwe, Barmhertzigkeit, Damit bezalt man nicht die Leut. Gelt muß da sein, das ist die sach. Ja, Herr, dasselb beken ich auch. Ich wils euch geben Hertzlich gern; Allein ich bitt euch, meinen Herrn, Wolt mir doch stunden wenig tag! Denn ichs jtzunder nicht vermag. Vermögen hin, vermögen her, Bezahl mir, das ist mein beger, Weil jetzt die zeit verschienen ist! Odr gib ein Pfand, so hastu frist. Ja, wenn ichs hett in meiner gwalt. Also abr werd ich nicht bezalt. Ich hoff doch, das ich, ob Gott wil, Jn kurtz wol wil ersparn so viel, Das ichs euch zahl. Drümb bitt ich, Herr. Ey, halt das Maul vnd bitt nicht mehr! Schweig nur vnd geh, oder ich werd Dir bald ein streich gebn mit dem Schwerd. Lauff, Teufel lauff, eh du wirst gschlagn! Wer wil dich denn hernach beklagn? Du Klapperbücks, das dich die Drüß! Geh, hol Geld, odr ich mach dir Füß! Jr Weiber seid von Knochen gmacht, Drümb steht jr nur allzeit vnd klafft. Was gilt, ich wil dirs dahin bringn, Das dir das klaffn sol vbl gelingn. – Dir wil ich das befohlen han, Das du sie ernstlich klagest an, Damit ich krieg, was mir gebürt. Ich thu mit vleis, was jr begert. Bnd mahn mir heut das ander ein, Sich, laß daran kein mangel sein! Doch geh vorhin, heis mir herfür Zween Knechte kommen für die Thür! Denn heut müssn wirs widr fahen an, Da wirs nechten gelassen han. – Was sagstu denn, mein Peterman? Ich sag, ich sag dasselb gebet, Das die Widw vmb dein wolfart thet, Das mir das ja nicht widerfahr. Mein Peterman, du bist ein Narr. Mit beten werd ich nicht bezalt; Es mus Korn da sein, wenn man malt. Du bist ein Narr; es ist das Korn Auch offtmals aus der Mühl verlorn. 3. Szene Scena III. Porphyrius. Dromo. Syrus. Peterman. Wo bleibt jr Knecht? Wolt jr nicht her? Sol ich euch zehn mal ruffen schier? Hie sein wir, Herr, das wir erfülln, Was jr befehlt, nach ewrem willn. Dromo, du solt von stunden an Zu meinen Brüdern eilent gahn, Ein jedern bitten in meinm Namn, Das sie zu Mittag wollen kommn, Mit mir essen vnd weidlich prassn, All trawrigkeit daheimen lassn. Kein entschüldgung nim auch nicht an, Sprich, das mirs keiner sol abschlan! Sprich auch zu allen in gemein, Das jeder sein gwissn laß daheim Vnd bring den vnflat mit allein! Sonst kan man hie nicht frölich sein. Das du ich gern, dran zweifel nicht, Solch sachen ich gar gern ausricht. Vnd du auch, Syre, hör mich frey, Sag meinem freunde Daemoni, Das er zum morgen essen schnel, Was darzu ghört, auffs best bestell! Fürnemlich, sag jm, muß da sein Ein distellierter Brantenwein Mit zucker Candi zugericht; Auch Maluasier mus mangeln nicht, Das ich mein Magn kan wider fein Nach gestrigm sauffen richten ein. Sag jm auch, das er zu Mittag Mir solches auch nicht widr abschlag, Vnd sprich, ich wil bald sein bey jm! Ja wol, gnad Herr, so geh ich hin. Geh hin vnd kum herwider bald! Wenn ich daheim habe bestalt, Was nothwendige sachen sind, Wil ich bey jm sein, eh ers meint. 4. Szene Scena IIII. Ophiletes. Scriba. Gestern ist aber gewest bey mir Des reichen Hanses Diener hier, Mahnt mich hart, das ich zahlt die schuld, Sein Herr wolt nicht längr han gedult; Wo nicht, wolt er mich pfenden aus, Wegn 30. thaler treibn aus dem Haus. Nu kund ich nicht lenger kriegn zeit Denn nur biß auff diesen tag heut. Derhalb hab ich, so viel ich kund, Zuhauff gebracht, das ich jetzund Jm bring das Gelt in einer sum, Damit ich sein einmal abkum, Das so bey seiner hoffartey Vnd prangen ja kein mangel sey. Denn ich sich, all sein thun ist das, Das er von all man reisse was, Damit er sich auffs köstlichst kleid Vnd teglich wol leb in Pankeit. Vnd eh mans daran mangeln lest, Muß mancher armer thun das best, Muß darzu geben, was er weis Zu werben mit seim sawren schweis. Wie gehts so vngleich in der Welt! Die arm sein vnd habn selden Gelt, Müssen von jrer armut noch Dem Reichen allzeit geben gnug. – Aber des Reichen Schreiber dort Geht eben hier an diesen ort. Drümb wil ich sein erwarten hie, Biß das er neher kömpt herbey. Nu mus ich aber gehn dahin, Da ich nicht sehr wilkommen bin. Jedoch, weil ich meins Herren huld Hab lieber, denn die ich vmb schuld Ansprechen mus, laß ichs geschehn, Das mich viel Leut nicht gerne sehn. Ein Wolff hett ich offt lieber zwar Denn dich gesehn; das gleub fürwar. Drümb richt ich aus, was mir gebürt, Wil sehn, was ich erjagen werd. Vnd erstlich mus ich sprechen an In dieser Gassen einen Man, Der Ophiletes ist genant, Der mus gelt geben oder pfand; Denn er hat lenger mehr kein frist. – Sich, eben er verhanden ist. Wie steths denn vmb das Geld, sag an? Heut wils mein Herr, wie du weist, han. Sey wol zufrieden, liebr Gesell! Ichs jm noch wol bezalen wil. Ich halt, ich wil deins Herrn wol Vnd dein abkommen noch ein mahl Vnd mich denn warlich wol sehn für, Das ich jm nicht werd schuldig mehr. Denn er ein karger Gleubger ist, Vnd du ein harter Mahner bist. Eh du von vnser Schefferey Durch deine listig teuscherey Die wolle bekamst für dein hauß, Gabestu viel besser wort aus. Nu du aber auch Gelt solt gebn, Nu ist dir das mahnen nicht ebn. Aber bezahl! So thust jm recht. Du bist darzu ja nur ein Knecht; Dennoch bistu so trotzig zwar, Obs dein allein ghört gantz vnd gar. Vnd du magst auch woll wissen ebn, Vmb Gotts willn ist mir nichts gegebn. Ich hab es thewr müssen bezahln, On das ich nur das letzte mahl Hab vierzehn tage frist gebeten. Darümb wilt mich gar in dreck tretten. Da hastus nun; was wiltu mehr? Ja, wenns auch recht gezelet wer? Mein Vater lert mich, das ich Geld Nicht sol einnemen vngezelt. Die Heubtsum ist recht, aber doch Bistu meinm Herren schuldig noch Zween gülden, das du hast die schuld Nicht auff benante zeit behalt. So helts mein Herr mit jederman. Sol ich jm wucher geben dann? Es ist kein wucher, merck mich ebn, Du must nur Interesse gebn. Jr zieht das Interesse weit, Darzu ist es ein kurtze zeit. Seins doch nur allein vierzehn tag! Ja, vierzehn tag; ist das nicht gnug? Doch ich wil mit dir nicht darümb Viel disputiern; das sey kurtzümb: Mein Herr hat mirs also befohln, Drümb sich nur, das du es mügst bzahln, Ehe dir begegnt ein grösser leid! Damit hastu nu dein bescheid. So lesch die schuld gleichwol, bitt ich! Dafür darffstu mehr sorgen nicht. 5. Szene Scena V. Ophiletes. Vidua. Hat man auch grössr vnbilligkeit Erfahren je, denn ich jetzt leid Von diesem Herrn? Ists nicht zu viel, So ists ja gnug vnd vbers ziel. – Wen hör ich aber weinen hier? Wie nah gehet ders gleich wie mir. – Was ligt euch an, mein Nachbarin? Ich arme Fraw, wo sol ich hin? Ich bin elend, das weistu, Gott; Ich weis kein rath in dieser noth. Was ist die sach, das jr so klagt? Ich werd von schuld halb hart geplagt Vnd warlich jetzund recht befind, Wie elend doch die Widwen sind. Die gwaltigen fressn die Widwen auff, Die Widwen sein der Reichen raub. Ich fürnemlich werd von dem hart Gedrenget, der wol lenger wart. Von wem? Vom reichen Purpurstreichr? Ach ja, der Man wer ja wol reichr, Denn das er mit mir führ so gschwind. Das achtet er für keine Sünd. Vieleicht wil er euch stunden nicht? Das ist das weh, das mir geschicht. Ich nahm von jm 12. scheffl getreid In dieser grossen thewren zeit; Solt 15. Thaler dafür geben, Der Fraw 3. pfund klein spinnen daneben, Dem Schreiber ein pahr strümpffe stricken Vnd etlich alten wider flicken. Ich hab gesponnen, gflickt, gemacht Vnd dazu 5. Thalr zwegen bracht. Zehn Thaler mangeln noch daran, Darümb wil er mich gar tod han. Ich hett gehofft, dweil ich in bat, Er solt mit mir gedult han ghat; Wolt gerbeit han, so vil ich kund, Vnd sparens selbst für meinem Mund, Das ich jm nichtes schuldig blieb. Nu ist in jm nicht so viel lieb. Ich solts jm zahlen jetz und bahr Oder ein pfand jm setzen dar. Nu hab ich nichts, vnd wil mir sonst Niemand so viel leihen aus gunst. Mein Nachbar, wisset jr kein rath? Es ist fürwar kein feine that. Jedoch thut ers euch nicht allein, Denn ich erfahre auch das mein. Das aber sey befohlen Gott; Was dennoch antrifft ewer noth, Weiß ich ein frommen Man allhier, Der auch etwas geliehen mir; Der wird euch so viel wol fürstreckn. Wer er ist, mag ich nicht entdeckn Allhier, das es nicht all man hört; Denn er wils selbst nicht haben wort. Ach, wenn jr da könd rath in gebn, Wolt ich euch danckn, die weil ich lebn. Es sol geschehn; allein thuet das, Geht in mein Haus, ich hab noch was Zuschaffen, zeigt meinr Frawen an, Das ich werd bald hernacher ghan! Ich wil erst in den Tempel gehn Vnd nach des Reichmans frawen sehn Vnd jr daselbst klagen mein leid, Ob ich bekem besser bescheid. Das solt kein böse meinung sein, Darnach findet jr mich daheim. 6. Szene Scena VI. Gebart. Albert. Mein liebr Gefattr, ich weis euch danck Diesen tag vnd mein lebelang, Das jr mit mir habt wollen gan Vnd den Schreiber auch sprechen an. Lieber gfatter, warümb das nicht? Ich weis noch viel alter geschicht, Die wir in vnser Kindheit thetten, Solt ich nicht bey euch vmbtretten, Wie wir die jungen Doln außnahmen, Des nachts beim pferdn zusamen kamn, Innr baumrind Eyerkuchen backtn, Die einem hin ins Hertz nein schmacktn. O, wo ist nu die güldne zeit! Nichts ists denn eitel Trawrigkeit, Insonderheit in meinem Hertzen. Ich kan nicht mehr lachen vnd schertzen; Der Reiche man ligt mir im sinn: Wo sol ich mit den schulden hin? Ich meint, ewr Vater hett vbr massn Jm erbtheil wol so viel gelassn, Das jr kein schuld hett durffen machn. Wie kompt jr denn in die schuld sachn? Er lies mir viel, Gott vergelts jm, Abr es ist nu vorlangst dahin. Der Schreiber vnd der Reiche man Müssen den Tod fressen daran! Wie kompt jr zu dem Reichen man? Kond jr seiner nicht müssig gahn? Wie ich dazu kom? Ists fragens werd? Mein schwestern habn michs wol gelert. Die geyle zörn kond man nicht zehmen, Sie wolten alle menner nehmen, Sie furchtn sich all, sie möchtn veralten; Ich mein, die lust ist jn versaltzen. Sie haben mich gefreyet arm, Vnd ist gerahtn, das Gott erbarm. Telcke ließ mir noch gestern sagn, Jr man hett sie schier todt geschlagn. Ich hör wol, das die red so geht, Das vmb die andern nicht bessr steht. Vmb mich habn sies verdienet wol, Wenn ich die warheit sagen sol. Denn als allr dreyn in einem Jahr Verlöbniß vnd auch wirtschafft war, Was meinstu wol, was koste das? An wein soffn sie wol 90. faß. Ich schlacht 9. Ochsen, 16. Schwein, Dreissig Schöpsn vnd 12. Kelbr allein. Gens, entn, hünr, tauben war kein zahl; Das raumte mir beutel vnd stall. Ich must einr jeden auch darneben Zur Mitgifft fünff steig Thaler geben. Ich hab selbst auch so schuld gemacht. Der Teufl hat das wirtschafftn erdacht. War Adam drümb der Ev nicht werd, Das niemand jr wirtschafft verzert? Es ist nu so der gmeine lauff; Einr frist jmmer den andern auff, Biß das wir allsampt betler werden Vnd gerathen in gros beschwerden. Also bin ich ein Armer held. Wo namstu denn das grosse Geld, Das du den Schwestern gabest bar? Wo anders denn da, da es war? Vom reichen Man nam ichs auff borg. Dauon kömpt all mein Leid vnd sorg; Denn ich must jm dafür verschreiben, Das all mein Acker sein solt bleiben, Wo ich jm nicht bezahlet bahr Vier wispel weitzen alle Jahr. Das Geld warn an Thalr 20. steig, Das ich zum ersten von jm leih. Vier wispel weitzn, da sey Gott für! Die Schwestern sind dir worden thür. Das acht ich nicht, das gieng noch hin. Horch, wie ich mehr geplaget bin! Ich meint, ich wolt es sehr gut machen, Weil mir der Schreibr gedient zur sachen, Bat jn zu Pfingsten in mein hauß Vnd richt die gastung statlich aus Mit brattn, gesotten, guten Wein; Milch vnd Eirbrot must auch da sein. Er macht sich frölich vnd bsah all, Was ich hett auff boden vnd stall, Wie mein garten war vnd mein felt, Wie keller vnd Speißkammr bestelt, Vnd sprach: Jr seid ein reicher man, Vnsr Geld ist wol geleget an. Wenn jr hernach bedürffet mehr, Ich wil sein ewer günstigr Herr. Du meinst, es sol ein gutr man sein? Ich meint, es wer nu alles fein. Aber hernach auff alle fest Bekam ich allzeit newe gest, So den Schreiber, alsdenn die Knecht, Des reichen Frawn vnd gantz geschlecht. Die machten mir viel mehr vnrath, Denn ich sonst ein gantz jahr verthat. Nu hör ich wol, das Gott erbarm, Warümb das du bist worden arm. Das ist noch nicht die recht vrsach, Es ist ein grösser vngemach. Wir theten in die Stadt kein trit, Mein Weib odr ich, wir brachtn was mit: Eyer, Tauben, Hüner, Göß, Lemmer, Kelber, Butter, Käß, Honig, Mehl, Kuchen, Hirsn, Ruben, Nüß, Oepffel, Birn vnd Kirsn. Jn summa, was wir selbst soltn essn, Musten wir jnen all zumessen. Bezalten sie nicht, was jr bracht? O nein, das war gering geacht. Ein süplein vnd ein sawrer Wein, Das ich wol besser hat daheim, Das war bißweilen vnser lohn, Sonst vberall nicht eine bohn. So möcht einer noch wol arm werdn? Ich kam in viel grösser beschwerdn. Ich must noch in mein bestes land Der Frawen seen, was sie mir sand An Rüben, Lein, Hanff, Hirs vnd Reis. Mein Weib must es wieten mit vleiß Vnd jr auffs reinlichst aus bereiten; Mir selbst kond sie gar nicht erbeiten, Vnd wenn sie gleich grobschwanger war. Das könd ich nicht treiben ein jahr. Der Schreiber war der recht Sathan, Der mir hat alles leid gethan. Gott geb den schelmn die grosse pocken, Die einm das Hertz aus dem leib locken, Nachmals das brod vom mund weg reissen; Man solt sie aus dem land weg weisen. Der tropff gab für, es wer sehr fein, Wenn ich im geb sechs kleine Schwein, Die nu erstlich zweyjerig weren, Sie lieffn zu felt on mein beschweren, Sonderlich in der Ecker mast; Ich macht sie jm feist mit der hast. Das hett ich auch wol bleiben lassen. Was wolt er sich meinr Schwein anmassen! Zehn schaff zuerst, darnach noch zehn, Ja wol zwantzig musten auch gehn Mit den meinen zu Stall vnd felt, Die er andern hett abgequelt. Wenn wir, nachbar, dasselb verstanden, Wir hettn sie ehrlich lassen pfanden. Bistu nicht ein groß Narr gewesen? Wolt ich für seinem trotz genesen, So must ich jm sein zu gefallen; Zween Ochsen that er zu den allen, Die musten auch mit meinen weyden. Das wollen wir, Nachbar, nicht leiden. Er ist meim Vetter, dem Schaffmeister, Ebn auch ein solchr zehrhaffter leister. Denn mein Vettr allzeit von der woll Den vierden theil nur haben sol. Darümb verkeufft er gerne thewr, Das er hab zur Haushaltung stewr. Der Schreibr aber versagt allein Vmb ein halben Thaler den stein, Berechnets also seinem Herrn, Wil auch meim Vettr nichts mehr gewern. Mit dem Kauffman abr trifft er rath, Das er noch vbr dis kauffgeld hat Von jedem stein ein gantzen orth; So bringt der Tropff sein güter forth. Mit dem Korn helt er auch so haus, Mist wenig ein vnd mist viel aus. Von jedem wispl hat er das sein, On was er dinget oben ein. So werden Bettelschreiber Reich Vnd reiche Baurn den betlern gleich. Ich lieds nicht, solt er die schand habn. Horch nu das schlimste von dem knaben! Wenn er mich so verzehret hat, Das ich nicht verübert die saath, So gab er mir Saat auszuseen, Abr vmb die helfft widr abzumehen. So kriegt er erst den halben theil, Den andern sein Herr, ich denn feil. Vnd wo was vbrig war im feld, So kaufft ers für ein schnödes Geld. Ich must es einführen vnd droschen, Zu marckt führen mit meinen rossen Vnd jn das Geld auffnehmen lassn. Das ward mir schwer vber die massn. Hilff nu, hilff nu, Gott Abraham, So wardestu ein armer man. Ja leider, ich war so Elend, Das ich nicht mehr hat in die hend. Ich kond mein pacht, mein schoß, mein fron Nicht mehr leisten, wie vorgethan. Ich kam vmb vieh, wagen vnd Pferd, Ward verklagt, gefangen, beschwerd. Itz aber kömpt das gar verlorn, Das man auch das klein wenig Korn, Damit ich ein pahr küh vnd zieg Gar kümmerlich erhalt vnd zieh, Das ich zum eitel Brod was hab, Das wil man mir auch stricken ab. Es ist bekümmert all im feld, Der reiche man darüber held, Man sols in seine scheune bringn Vnd mir das meine gar abdringn. Gott seys geklagt, das frembde geld Verzert also mich armen held. Man saget recht, mein guter freund: Frembdes geld ist biedermans feind. Du hast nerrisch daran gethan, Das du Geld borgest von dem Man. Freilich, wenn ichs hart mögn entraten; Abr geld gehörte für den bratn, Man nehm es denn gleich, wo man kan. Ich seh des reichmans fraw dort gahn, Die ist bißweiln noch etwas gut. Bleib stehn vnd nim ab deinen hut! Plusia venit ex Templo cum suis Virginibus et suis Ancillis. Du Narr, meinst, ich bin nicht selbr so klug? Sol ich sie anreden mit fug? Ey nein, bey leib, sie kent dich nicht; Ich muß hörn, ob sie weis bericht. So wolln wir jrer warten hie. Streich den Barth glat vnd beug die knie! Ich weis wol, das man da winckt vnd knickt dazu; Ich bin mehr in der Stad gwesen denn du. Ja, das Gott walte, du weist Mores, Als kum vnd küß mich auff den ermel. 7. Szene Scena VII. Plusia. Gebart. Albert. Da kömpt mein Pachtman eben recht; Das wer sehr gut, wenn er was brecht. Woher, Gefatter? Bringt jr was? Sinds Hüner, oder ists ein Haß, Den jr heimlich erjaget habt? Kompt herein, setzt den kober ab! Jr seid gar lang aussen gebliebn. Fraw gfattr, wie kan ichs lenger trieben, Das ich nur geb on vnterlaß Vnd krieg dafür nimmer etwas? Man zeugt die Kuh so lang beim Zitz, Das nicht ein tröpfflin Milch drinn sitzt. Bhüt Gott, wie red jr solche schand? Ist ewr Acker nicht vnser Land? Habt jr nicht vnser Geld vnd Gut, Dafür jr alles billich thut? Das Gelt ist mehr denn wol vierfacht Vorlengst bezalt mit meinr zutracht. Hat mich zum armen Man gemacht. Das hatte ich vorlengst gedacht. Wenn man den Speck bezalen sol, So war er garstig vnd Madn voll; Der Wein war sawr, versaltzn die Buttr, Vnd die Schaben waren im futtr. Ey Fraw, er hat alls wol bezalt, Nur das er ein stück Brod behalt. Ewr Schreiber wil viel vbr jn klagn, Den armen Man aussm Lande jagn Vnd selbst sein Haus vnd Hoff einnehmn. Des solt er sich ja billich schemn. Das weis ich nicht; da kömpt der Herr. Sagt jm selbst, was ist ewr beger! 8. Szene Scena VIII. Nb. primus Chorus acciatur tempestiue. egressus ex ædibus. Wo bleibt die Fraw so langen dann? veniens ex templo. Ich bin allhier, mein lieber Man. Sich, wie so sawr? Wo kömpstu her? Vom Tempel kom ich, lieber Herr. Macht denn die Kirch so sawr gesicht, Wers best, das du drein kemest nicht. Nein, Herr, die Kirch hats nicht gethan, Ein anders ists, das ficht mich an. Ein armes Weib, wie ich euch sag, Die kam zu mir, trieb grosse klag, Bat, ich wolt jr Fürbittrin sein. Dieselbig sach ist zwar sehr klein. Weist nicht, das man sich nicht sol kern An Weiber weinn vnd Kramer schwern? Die Kramer schweren vmb das Gelt, Die Weiber weinn, wenns jn gefelt. Nein, Herr, hab ich es recht gehort, Von schuld vnd Pfand warn jre wort. Sie bat gar kleglich ausdermassn, Jr wolt sie nicht auspfenden lassn. Wenn sies bezalt, so darff sies nicht. Das Gsetz vns aber anders bricht. Denn aus Moise hat man gelesn, Da ich jetzt bin im Templ gewesn, Das, wenn der nechst nicht kan sein schuld Bezaln, sollen wir han gedult Vnd von dem, der da dürfftig ist, Kein pfand nemen zu keiner frist. Fraw, ich halt gwiß, du seist nicht echt; Vleicht bistu vom Leuitn Geschlecht. Denn wie ichs merck an deinen wortn, So ghörstu in den Priester ordn. Wie, hastu das gehöret nicht: Der Gottlos borgt vnd zalet nicht? Odr ist so recht, sag, wenn ich das, Da ich recht zu habe, verlaß? Wer das seine einmahnet schlecht, Fürwar, der thut niemand vnrecht. Wolt jr denn nicht Barmhertzig sein? Wie, wenn Gott auch von euch das sein Mit recht so hart einfordern wolt, Wie meint jr, das jr fahren solt? Es hat kein noth, sey wol getrost, Die Sünd hab ich schon lang gebüsst. Sorg nur, rath ich, für ander ding, Das dir mehr nutz vnd frewde bringt! Drümb seis auch gnug von dem gesagt, Hör, was ich besser hab betracht! Daran mir mehr gelegen ist; Drümb laß dis fahrn, wenn du klug bist! Es steht da auch vnser Pachtman, Wolt euch gern selber sprechen an. Was sagstu news, du grober Bawr, Du vndanckbar, verzweiffeltr Lawr? Wenn bezalstu mir meinen Rest? Ach Junckr, ich hab ein ledig Nest, Darinn nichts mehr zum besten ist. Ich bitt, gebt mir ein kleine frist, Das ich mich ein wenig erhol! Ich wils bezahlen ehrlich wol. Last mir das Korn folgen im feld, Biß ich bekom ein wenig Geld! Ich weis vnd hab erfahren wol, Wie man euch Bawren halten sol. Der Bawr ist gut, weil man jn plagt, Sonst ist all trew bey jm versagt. Er pocht denselben, der jn ehrt, Er ehrt denselbn, der jn beschwert. Wirdigr Junckr, Ey, was hilffts euch dann, Wenn jr jn macht zum Bettelman? Ist er doch on das ewer eign, Seins gleichen werd jr schwerlich kriegn; Sind doch sein Gütr in ewer hand. Vertreibt jn doch nicht gar ausm land! Treib dich in aller Hencker namn! Jr seid verzweifflt Bubn alle samn. Ich wil das mein habn, ist kurtz rund, Vnd nicht borgen ein viertel stund. Da bleib es bey, habt ewrn bescheid Vnd packt euch, odr es wird euch leid! Discedunt. Vnd du, Fraw, laß die vorbitt sein, Odr wir werden nicht bleiben ein! Meinthalben seis so, lieber Herr. Sagt an, was ist denn ewr beger? Mein liebes Weib, wir müssen heut Noch aber geben frölich Leut. Drümb hab ich meine Brüder all Sampt Daemone zum Mittag mahl Itzt lassen fordern in mein Hauß. Schaff, das du alles richtest aus, Was man mag haben auff das best! Wolt jr denn aber haben Gest? So seid jr morgen aber schwach, Seid vnlustig den gantzen tag, Bringt ewer Brüder auch in Schad Vnd schaffet damit gros vnrath, On das jr mir macht mühe viel. Weis nicht, wo dis noch hinaus wil. Mein liebes weib, sorg nicht für mich! Ich bins gewont, es schad mir nicht, Weis mich auch auch zu verschonen ebn. Meinn brüdern wirds kein nachteil gebn, Sie haben gnug, vermögens wol. Dir es auch nicht bschwerlich sein sol; Du hast viel Megd vnd auch viel Knecht, Durch die kanstus verschaffen recht. Am gut feilts auch nicht; da ist mehr, Denn das ichs all mein tag verzehr. Darzu hats Gott gegeben nicht, Wie vns die Schrifft das gnug bericht. Ey, fröhlich sein ist keine Sünd. Meinst, das Gott vns kein frewde günt? Man kan kein gut so bald erwerbn, Als mans mit schlemmen kan verderbn. Pfleg ich denn mehr verzehren, sag, Denn das ich den tag erwerbn mag? Nehm es schon hundert gülden hin, Wol tausend ich dagegn gewin. Was meint jr, das man von euch sag, Das jr nur wol lebt alle tag? Es ist ja mein; wer wil mirs wehrn, Ob ichs wolt sparn oder verzehrn? Jedoch, so dirs gefelt also, Wil ich wol heut auch noch darzu Lassn laden etlich Rabbi glert, Damit mirs ja niemand verkert. Hilff, lieber Gott, was sol ich thun! Wenn jrs denn ja also wolt han, Laß ichs geschehn nach ewrem willn; Was jr begert, mus ich erfülln. Nu hastus warlich recht im sinn Vnd bist viel klüger denn vorhin. So wolt ichs han, mein liebes Weib. Richt zu als, was ergetzt den Leib! Noch eins, verschon dein selber auch, Die Knecht vnd Megd zur sachen brauch! Es sol geschehn, mein lieber Man, Wie jrs begert vnd wollet han. So laß die Tisch zurichten fein, Die gülden Becher waschen rein, Laß kochen auch das aller best! Ich weis wol, was dient für die Gest. Drümb dürfft jr nichtes sorgen mehr, Denn das jr mit lust esset, Herr. – Heisch mir den Hoffmeister herfür, Vnd bring auch Peter Koch mit dir! Ich hab jn was zu zeigen an. Geh fort, es wil kein verzug han. Es sol geschehn, wie jrs begert, Wenn ich sie nur bald finden werd. Ich mus nehmen ein ander kleid, Zum Dæmon gehen; es ist zeit. Ingreditur. Gott im Himmel mag wissen doch, Wo diß wesen hinaus wil noch. Ich kan bey dem Man nichts erhaltn, Ich mus jn allein lassen waltn. Hett mich doch Gott zum Man gemacht, Ich wolt alls besser habn in acht. 9. Szene Scena IX. Oeconomus. Plusia. Peter. Syrus. Habt jr vns lassen fordern aus Zu euch, Fraw, hieher für das Haus? Was jr befehlt, sein wir bereit Auszurichten zu aller zeit. Jr solt mir keuffen Fleisch vnd Fisch, So viel man darff auff einen Tisch, Doch das da dient für tapffer Gest. Drümb sehet vnd keufft nur das best! Jr solt daran sparen kein Gelt. Fraw, das sol werden wol bestelt. Sich du, das nichts verseumet werd, Als, was zum schmuck vnd zier gehört! Du, Peter, koch mit allem vleis, Mach mancherley vnd köstlich speis! Ich weis es zu versorgen wol, Wenns auch für König kommen sol. So nim den Korb vnd mach es bald! Ingreditur Plusia. Eh jr es meint, sols sein bestalt. Wer wil dem Herrn folgen denn, Wenn er zum Dæmoni wird gehn, Weil der Knecht keinr verhanden ist? – Sich, Syre, recht, das du da bist. Der Herr ist auff dich vnmuts voll, Das er so lang dein warten sol. Bin ich doch hier! So geh hinein! Kum du, das wir was keuffen ein! aus dem andern Capitel der Weisheit Salomonis. Es ist ein kurtz mühselig ding Vmb vnser gantzes leben. Wenns schon ein Mensch zum ende bringt, Ist doch alles vergebens. Wolher, so last vns leben wol, Erfrewen vnser Jugend! An keinem ding es mangeln sol, Dweil wir es brauchen mögen. Niemand ist kommen wider her, Der ein mal ist gestorben. Wir sein geborn on als gefehr, Bald sind wir gar verdorben. So wolln wir vns mit gutem Wein Erfrewen hier auff Erden Vnd tragen Rosenkrentzelein, Eh sie welck mögen werden. Vnser wird bald vergessen sein, Als wern wir nie gewesen; Wie eine Wolcke fehrt dahin, Verschwindet vnser wesen. Drümb mus entbrechen vns kein frewd, Das all man könne spüren, Das wir gewesen frölich Leut; Das wil vns wol gebüren. Wir sein wie ein Nebel, der felt Vnd den die Sonn verzeret; Wenn wir weg sein von dieser Welt, Niemand herwider kehret. So last es hie nicht feilen dran, Was lust vnd frewd mag geben! Wir haben doch nicht mehr dauon, Denn kurtz ist vnser leben. Das ander Theil. 2. Akt 1. Szene Scena I. Porphyrius. Syrus. Cholus. Peterman. Was sagt denn Daemones, sag an? Von hertzen gern wil er euch han. Das jr bald kompt, das ist sein bitt; Die Fraw vnd Kinder bringet mit! Denn er hat weidlich zugerüst Gut Leckerbißlein, das eim lüst. Bat er die Fraw vnd Kinder auch? Ja, Herr. Ich halt, er sey nicht klug. Die Fraw hat viel zuschaffn daheim, Die Kinder ich nicht dahin nem. Jr solt ja nicht lang aussen sein. Es ist so recht; doch sich dabey, Das am kleid nichts vnreines sey! Sol das kleid sein lauter vnd rein, Sol nichts vnreines daran sein, Wo bleibet denn der groß vnflat, Der das kleid angezogen hat? Sol man den auch nicht Mores lern Vnd mit eim scharffen besm abkehrn? Du hast ein vnnütz lestermaul. Vnd du bist gar inwendig faul. Ob ich faul bin oder [bin] frisch Soltu bald sehn, kom ich zu Tisch. 2. Szene Scena II. Dæmones. Lazarus. Wo bleibt mein gast so lang? Sich dort, Er schmückt vnd putzt sich jmmer nort. Kein Weib so vleissig zieret sich, Vor mittag hat ers nicht verricht. Potz, was kreucht da fürn wüstes thier? Bleib nur zurück, kum nicht mir! O Herr, den so glückselig Gott Für ander Leut begabet hat, Für ander Leut auff dieser Erdn, Lasst mir ewr heilig Allmosn werdn! Denn ich leid hunger, bin voll schweer; Es ist der dritte tag nu, herr, Das ich nichts gessen vnd auch nichts Denn trübes wasser truncken stets. Berat dich Gott, Gott tröste dich! Hie ist für dich gekochet nicht. Ein bislein trucken brots allein Lasst mir werden, O herre mein! Geh für meins Nachbarn thü hindan! Itzt dein ich nicht gewarten kan. Ach last ein bislein mir zukommn! Pack dich in aller Hencker namn, Du stinckendr Hund, an galgen zu! Hab ich denn auch für dir kein ruh? Hinweg, laß ander Leut hieher, Oder es wird dir werden schwer! Ich geh; drümb zörnet nicht, mein Herr! Ach, wie bin ich verlassen sehr! Wie ein fluch helt mich jederman. Sich aber dort, der reiche Man, Der Mensch treibt doch so grossen pracht, Da ich dargegen bin veracht. Er ist gesund, starck, reich, geschmückt; Ich bin voll schweer, schwach, arm, verdruckt. Er hat volauff, da ich verschmacht. Es ist gewis war, wie man sagt: Wenn der Gottlos sein hohmut vbt, Wird das Hertz der armen betrübt. Mein trost ist aber Gott allein, Der sich annimpt der armen sein. Der nimpt meins Hertzen seufftzen war Vnd hört mein klagen jmmerdar. 3. Szene Scena III. Porphyrius. Dæmones. Cholus. Typhlus. Glück zu, mein lieber Dæmones! Danck hab, wo bist so lang gewest? Mein Weib hat mit mir noch zu klaffn. Wie so? Was habt jr denn zu schaffn? Sie ist was karg vnd allzu hart. Das ist allzeit der Weiber art. Drümb kum herein, laß sorgen fahrn! Wir wollen zehren; laß sie sparn! accurrens. Halt, Ohm, schwager! Ich muß auch mit. Ja, Peterman, das ist mein bitt. Weil nu die Reichen sein hinein, Wolln wir die Thür hier nehmen ein, Das nicht der stinckend Lazarus, Dem viel Leut günstigr sein denn vns, Vns kom zuuor vnd krieg das best. Ach nein, mein rath ist, das dus lest. Solch that, ach lieber Bruder mein, Laß kommen nicht ins hertze dein! Ists nicht recht, das wir andern thun, Was wir auch wollen von jn han? Er kömpt nicht vorn, wenn er schon wolt, Du es mich nicht bereden solt. So weit ist er dahinden noch. Dazu ist er voll Schwären auch Vnd kreucht für Kranckheit langsam her. On list könn wir jm kommen für. Lasst vns jm nichtes schedlich sein! Für ein Kind Abrahms halt ich jn. Ach, das mich Gott möcht achten werth Der frewd, die Lazro ist beschert! Wir sein doch eh kommen denn er. Steh bey mir! Ich steh an der thür, Nebn dir mag Lazarus denn stahn. Laß stahn, laß stahn den frommen Man! 4. Szene Scena IIII. Porphyrius. Cholus. Typhlus. Lazarus. Dæmones. Syrus. Syre, kom du mir bald heraus! Wie lagert sich das gsind vmbs haus? Ach lieber Herr, ich bitt vmb Gott, Last vns geben ein stücke Brot! Wir sein hungrig, könn nichts bekommn. Ey, weicht hindan ins Henckers namn! Ein blinder Man, ein armer Man! Erbarmt euch, nempt euch vnser an! Weicht aus zurück, treibt nicht viel klag! – Kom her, du schelm, hör, was ich dir sag! War vmb ruffstu den Knecht herfür? Es ist recht, das du folgest mir. Mich wundert, das du gehst heraus Vnd den Knecht rüffest für das Hauß. Ich halt, du kennest wol das gsind, Was sie für lose schelmen sind. Es ist nimmer so trew ein knecht, Das man ihm dürfft vertrawen recht. Derhalb wil ich jhn fertign ab, Das er darnach nicht alls nach klaff, Wenn ich mit guten freunden mich Vnnd auch mit schönen Leuten gleich Allhie zu weit verthet, vielleicht Ers meinem Weib wol sagen möcht. Das hastu warlich recht bedacht, Denn solchs mir offt hat schadn gebracht. Herr, soll ich alhie bey euch sein? Hastu den Wein geschencket ein? Ja, Herr, das ist verrichtet fein. So lauff zu Hauß gar eilend bald, Sprich, das alles werd recht bestalt, Vnd fürnemlich der Frawen sag, Das wir bald wollen zu Mittag All sämptlich kommen, das Dromo Die grosse Kandel richte zu Vnd setz die Gülden Becher auff! Darnach sag jhnen in eim hauff, Das sie wollust anrichten viel An Singen, Pfeiffen, Seitenspiel, Das sie mit allem sein gerüst, Wenn wir einkommen, vnd auch süst Beim Tisch vns machen lustig spiel! Denn heut mus sein der frewden viel. – Mein Peterman, geh auch mit heim! Mein Herman, ach geh auch mit heim! Ey nein, geh du! Ey nein, geh du! Ey nein, laß den Narren hie bleiben! Wenn nur die Narren sollen bleiben, So bleibt jr beide gar allein! Ich wil auch ewer Narr nicht sein; Wenn jr die gröste Narrn wolt sehen, So geht selbst für den spiegel stehen! Et fugit iratus. So geh ich hin; sol ich auch mehr? Wenns essens zeit, kom wider her! – Nu sein wir des Verrethers ab. Eins ich noch anzuzeigen hab. Was hastu denn für Geste mehr Geladen denn deine Brüder? Noch drey Person; sein gute Leut, Wie dus noch wirst erfahren heut. Wer sein sie denn? Seins gut Compan, Daran wir schimpff vnd frewde han? So hin am willen feilts wol nicht, Wenn sie es dürfften thun on furcht Vnd jns die Leut gleich nicht verkertn. Wie nah sinds [etlich] der Gelertn? Du hast es zwar errathen ebn. Bey denen ist nicht gut wol lebn. Kein wort darff man frey reden aus, Mus sitzen, wie innr fall ein Maus. Wie kömpt dir diese heilgkeit an, Was solln wir bey den Pfaffen thun? Ich halt von jnen zwar nicht viel, Wenn ich von Hertzen reden wil. Allein dieweil man sagt von mir, Das ich ein Gottlos leben führ, Mus ich zum schein jnn so hofiern. Sonst thu ich mich an sie nicht kern Vnd geb so viel auff jr geschwetz Als auff Moisen vnd sein Gesetz Vnd auch auff die Propheten all, Die sie erzehlen allzumal. So straffens auch mein schlemmen nicht, Wenn ich sie so bißweilen bitt. Ich weis jr weise; weil man jsst, Bleibn sie; darnach haben wir frist, Das wir frey on jr straffen lebn Vnd nichts auff jemands richten gebn. Hats die meinung, so laß ichs sein. Wolan, so gehn wir widr hinein, Das wir die zeit legn besser an; Denn wir hier nichts zu schlemmen han. Ach lieben Herrn, seht an vns armn Vnd lasst euch vber vns erbarmn! Was mestestu für deiner Thür Den hauffen fauler Bettler hier? Gewenst es jnen ein mal an, Kein stund bleiben sie dir dauon. Hinweg an galgen mit den Buben! Du thust jm recht, ich muß dich lobn. Denn das gesind hat mir mein thür So gar belagert rings vmbher, Das ich kaum aus odr ein gehn kan; Wils jn nicht lengr zu gute han. Hinweg in aller Teufel namn! Bleibt jr, es sol euch nicht bekommn, Packt jr euch nicht aus dieser strassn; Bald wil ich euch süß machen lassn. Du todtenkopff, du stinckendr hund, Hab ich dich denn nicht erst jetzund Hinweg gejagt? Hasts nicht vernomn? Warümb bistu denn wider kommn? – Daue, Geta, Palaestrio, Geht bald heraus vnd kompt herzu! Ach lieben Brüder, last vns weichn, Lasst vns nur gehn, gleubt nicht dem Reichn! Last vns nur weichen! Ist das best. Vieleicht, wenn sie sich han gemest, Möchten wir noch von den brosammn, Was sie nicht mögen, vberkommn. 5. Szene Scena V. Molobrus. Cholus. Typhlus. Puer. Glück zu, jr lieben Brüder mein! Dir auch so viel, O Pelegrin. Wo kömpstu her in diese Stad? Denn ich sichs an dem kleid vnd gwad, An deiner farb vnd deim gesicht, Du bist ausm Jüdschen Lande nicht. Das wil ich euch, mein lieb Geselln, Auff kürtzest auff mein weis erzeln. Von Lacedaemon bin ich gborn, Mein gut hab ich mit schlemmn verlorn. Bin zogen durch gantz Griechenland, Durch Asiam darzu zu hand, Darnach durchzog ich Phrigiam, Arabiam vnd Syriam. Nu bin ich hier, danck habe kunst, Hab offtmal gute tag vmbsunst. Die Laut vnd schimpflich posserey, Ein Liedlein gut, thut viel dabey. Wenn all ding feilt, mus denn zuletzt Die betteley noch thun das best. So werd ich ewres Ordens auch, Das ist die best kunst die ich brauch. Kompt jr, so führt mich hie hinein! Ich wil für vns sampt in gemein, Mit possn, gesang vnd seitenspiel Gar bald erwerben wol so viel, Das vns kein essen mangel nicht Vnd auch am gelde nichts gebricht. Sag, wie gefelt dir dieser rath? Das were wol ein feine that, Wenn es so göttlich wer vnd recht, Als es wol nutz vnd frommen brecht. Ich meint, das were Göttlich gnug, Das einem zugleich nützet auch. Ach nein, Chole, du jrrest weit; Denn solches Gottes Wort nicht leid. Vnd all, die reden solche wort, Die meid, das du nicht werdst verführt! Vnd du, du seist denn, wer du wilt, Bey vns dein handel nichtes gilt. Denn du bist noch gesund vnd starck, Wie ichs an deinen worten merck. Drümb rath ich, das du fahren lest Die Büberey vnd arbeitest, Das du so nicht on alle noth Den armen entziehest jr Brot. Thustu das nicht, merck, was ich sag, Wirstu speyen am Jüngsten tag Die Allmosen, die du hier frist. Horch, horch, welch ein Prophet das ist! Das wer zu lang am Jüngsten tag, Vleicht könd sichs heut noch wol zutragn, Das ich mehr, denn ich möcht, würd kriegn Vnd mich denn für Sant Vlrich biegn. Odr horch doch, bistu derselb Man, Den ich mus fragn, was ich sol thun? Ach lieber Blinder, sag mir doch, Der reich Herr wil mir geben gnug, Mus ichs denn auch wol nemen? Sag! Ja, lieber Herr, da wartet nach. Pfuy dich, du recht Tiresias, Mit dir mus ich noch reden was. Ich wil durch meine Lautenkunst Gar leichtlich erlangen die gunst, Das ich kom in des Reichen saal, Das man euch weg peitzsch allzumal. Las sehn, ob Gott euch gnedig sey Odr ob das glück mir wohne bey! Kom her, Bub, laß vns machn ein gsang, Das man vberall hör den klang! Hüt dich für das verflucht gesind, Die von Gott selbst gezeichnet sind! Was sein denn das für Leut? Sag mir! Sichstu nicht, die hier stehn bey dir, Die vnrein, lahm sein vnde blind Vnde dergleichen mehr gesind? Wolan, so gilt es hin ein mal. Sing, das mans hör bis in den saal! Ja gern. Ade, jr betteler, An euch ich mich gar nichtes kehr. Molobrus geiget, vnd sein Knabe singet drein et tacet veniente Oeconomo. 6. Szene Scena VI. Oeconomus. Cholus. Typhlus. Sosia. Mastyx. Ey, welch ein stanck ist für der Thür! Ir Bettler, macht euch bald von hier! Pfuy, dauon wird einer schier kranck, Die Lufft vergifft jr mit dem stanck. Ich mus diß Hauß dem Herren mein Von solchem vnflath halten rein. O freund, erbarm dich mein, ich bitt! Denn ich kan doch erbeiten nit, Von kind auff bin ich lahm gewest. Ey, schweig vnd geh, das ist das best. Ach freund, nim dich doch meiner an! Ein Blinder Man, ein armer Man! Mein tag hab ich kein liecht gesehn; Drümb laß mir was von dir geschehn! Ey, weich zurück! Ach lieber Herr! Nur still! Ich mich an dich nicht kehr. Macht euch hinweg, so jr nicht wolt, Das man euch schleg mittheilen solt! Sosia, Mastyx, kompt heran! On schleg wolln sie doch nicht hindan. Vnd dich, der du dahinden kreuchst Vnd auff den Knien so herschleichst, Ich nem mich deiner doch nicht an. Drümb mach dich nur, rath ich, von dann! Denn wie ichs spür an ewren sachn, Wolt jr das Hauß euch zinsbar machn. Vnd du frembder, woher allhie, Wie kömpstu zu der betteley? Von Lacedaemon bin ich her, Was ich gehabt, hab ich nicht mehr. Mein beste Kunst die geigen ist Vnd ander schimpff, so dir es lüst. Laß mich hinein! Ich mach ein gsang, Das mirs dein Herr wird wissen danck. Was ich hieraussen hab hofiert, Ist gring vnd den bettlern verehrt. Du bist fürwar der recht Gesell; Mir ist besohln, das ich bestell Spielleut vnd Senger in gemein, Denn heut wird hie ein Gastbot sein. Drümb kamstu her zu rechter zeit. Ich weis, was dient für solche Leut. Wo bleibt Mastyx vnd Sosia? Hier sein wir; was ist aber da? Was habt jr denn so lang gemacht? Den Hunden han wir essn gebracht. Was solln wir denn hie richten aus? Du, Mastyx, führ die in das Hauß Vnd sag der Frawn, so es jr gfelt, Ich hab den zum spielman bestelt! Darnach wil ich jn selber voll Essen vnd trincken geben wol. Das soll all recht werden bestalt. Wenn das geschehn, so mach gar bald Ein guten Eichnen knütel dir Vnd treibt die Bettler von der thür! Eh sies versehn, sol es geschehn. 7. Szene Scena VII. Lazarus. Cholus. Mastyx. Typhlus. Ach geht, mein Brüder, lasst euch sagn, Eh denn wir alle werdn geschlagn! Wo sol ich hin, bin ich doch lahm? Hart, hart! Ich mus mit dir daran. Ach, ach, wie hat mich der geschlagn! Sol ich dich auch von dannen jagn? Du blinder Hund, wildu nicht fort? Wohin, dieweil mich niemand führt? Wolan, so wil ich führen dich. Ach ach, ach ach, wie schlegstu mich! Sich so, wildu dennoch nicht fort? Sich nu, nu sag, du seyst geführt! O Chole, geh, nu geh mit macht! Hie ist kein warten, wie ichs acht. Ach, Lazarum, den guten Man, Wird er gewis noch sehrer schlan. Der ist fromb, wird im halten still Vnd lassen schlan, so viel er wil. Der vnfletigste Mensch du bist, Der je auff Erden kommen ist. Du stinckends aß, was machstn dann? Wiltu nicht, wildu nicht dauon? Ach Gott, ach Gott, ach Gott, mein Herr! Weg an den galgen! Gehstu schier? Du loses aß, du raben speis, Weg, jmmer weg, für alle Creutz! Sichstu nicht, wie ich bin voll schweer, Das ich mich nicht kan regen mehr? Vnd ist der dritte tag jetzund, Das ich kein speis nam in den Mund. Vergün, das ich vor dieser thür Erwarte der Brosamen nur, Das ich erquick ein wenig mich! Denn wo ich sonst jetzt kriege nicht, Mus ich des Hungers sterben doch. Du sterbest oder lebest noch, Laß ich dich doch nicht lenger hier. Ich bitt, sey doch barmhertzig mir! Nur auff, das, wenn mein Herre kömpt, Den stanck nicht für der thür vernimpt! Nu greifft er Lazarum an, das er jn wegführe. Pfuy, welcher Teufel hat mich bracht Zu diesem Aß, das mich so plagt! Kanstu nicht gahn, so schlepff ich dich. Nur fort! Hie mustu bleiben nicht. So folg ich, wenn dus nicht kanst leidn. Sich hier, da lig an dieser seitn! Die gunst wil ich dir jetzt noch thun, Sonst müstu warlich gar daruon. Was dir denn hie wird guts geschen, Magstu erfahrn vnd darnach sehn. Secum loquitur discedens a Lazaro. Pfuy, stinckt der Schelm doch wie ein Aß! Wo soll ich denn nu nehmen was, Damit ich doch die Hende mein Von diesem Vnflath wasche rein? Ich mus ins Hauß, das ist das best, Eh der Herr kömpt vnd seine Gest. aus dem zehenden Psalm. Weil der Gottloß treibt vbermuth Vnd allen Mutwilln vbet, Wird der Elend in seiner Noth Verdrucket vnd betrübet. Der Gottlos solch frech Leben führt, Als würd er ewig leben, Als wer kein Gott, der richten würd, Thut gar auff niemand geben. Er thut den Armen gwalt on schew Vnd spricht in seinem Sinne: Was ich wil, steht mir alles frey, Gott wird es nimmer inne. Drümb mus der Arme leiden sich, Als wer er gar verlassen, Ja ob auch Gott sein achtet nicht, Sondrn hett jn gar verlassen. Gott nimpt sich der Elenden an Vnd merket auff jr Carmen; Auff in man sich verlassen kan, Er schützet stets die Armen. Bistu elend, gschicht dir vnrecht, Befiehl Gott deine sachen! Gott weiß vnd kan dir schaffen recht, Wird dein Vnglück gut machen. Dieweil man singet, oder auff einem instrumento Musico spielet, setzet man vnd decket den Tisch. Das dritte Theil. 3. Akt 1. Szene Scena I. Nu ist der Tisch recht, wie er sol, Das Essen auch bereitet wol, Die Spielleut angerüstet gar: Wenn nur die Geste weren dar! – Jedoch sich dort, ich eben seh Den Herrn mit seinem Freund Daemone. Wenn nu die andrn auch kemn heran! Sich aber, wonach mögn die gahn, Die daher kommn, die Kriegeßleut? Mich deucht, sie hetten gern ein Beut. Drümb werden sie den Herrn wol grüssn, Ob sie seiner möchten geniessn. Mich aber ficht jr sach nicht an; Sie mögen gahn, wo nach sie gahn. Ich wil, das mein ist, bessr versehn, Die Spielleut heissen rausser gehn, Das sie nicht vnbereit der Herr Mit seinen Gestn vbreil on gfehr. 2. Szene Scena II. Nickel Vnkraut. Hans Hon. Porphyrius. Daemones. Wir sein potz veltn zween fein Geselln, Als man nicht leicht hett finden solln In sechs Königreich solch zween Knecht, Die so vnternander weren gerecht. Wir schlaffen gerne beide lang, Der Arbeit thun wir keinen drang Vnd sein liebr, da man Hüner jagt, Als da man halt fürm Feind ein schlacht, Trincken auch beide gern rein aus, Sein beid frölich, lebn stets im sauß. Drümb habn wir auch beid gleich viel geld, Ich mein, wir sein beid ja fein Held. Was wir nicht han, habn ander Leut, Wir kriegen gleichwol manche Beut, Gilt gleich, wo wirs bekommn odr nemn. Wer was wil han, mus sich nicht schemn. Sich aber, potz Nickl, wer sein die Herrn, Die vns da kommen her von fern? Sümmer potz velten, das ist recht, An die mus vleiß werden gelegt. Ein Reuterzerung müssn sie gebn, Dauon wir können habn gut Lebn. Ja warlich; aber sich wolan, Das mans an vns nicht mercken kan, Das wir mehr habn sagen gehört Denn selbst gewest, da Krieg geführt! Ey, habn wir denn nicht eh gelogn Vnd solche Leut vmbs Geld betrogn! Großsprechen dienet zu der sachn. Wolan, sie kommn; wir wollns wol machn. Ehrnvheste Juncker alle beid, Gestreng Heubtleut, odr wer jr seid, Wir sein Kriegßleut vnd tapffer Held, Habn manchen Herrn gedient vmb sold; Jetzt aber habn wir nichts zu zern. Drümb bitten wir, lieben Junckern, Ein Reutrzehrung wolt vns beysammn Mittheiln, damit wir weiter kommn Vnd vns so erhalten in Ehrn, Biß das wir kriegen einen Herrn. Von wann seid jr? Wo kompt jr her? Lieber Juncker, wir sein Syrer Vnd habn gedient dem Römischn Reich, Dem Keisr August, der hat kein gleich. Vnsr Heubtman war Quintilius, Der sonst genennet ist Varus. Mit dem sind wir aus Syrien zogn Ins Deutschland, da ist er geschlagn Vom Harminio, wie euch bekant Vnd rüchtbar ist in alle Land. So hör ich wol, so habet jr Gefolget dem Hasen Bannir? Die Landßknecht hielten tapffer an, Es feihlet an dem Heubtman. Der war den Feinden viel zu schlicht, Er kent der Deutschen Manheit nicht; Drümb ward er nieder glegt im Feld, Vnd starb bey jm gar mannich Held, Das gar wenig dauon sein kommn. So habt jr gleich die Flucht genommn? Ja, lieber Junckr, es thet auch noth, Kein besser Rath war für den Tod. Wie kompt jr denn in diese Land? Ein Wasser wird der Rein genant, Darauff schifften wir in das Meer Vnd sein also hier kommen her. Wie köndt jr denn hieher kommn sein? Leufft doch der Rein ind See hinein? Durch die Columnas Herculis Sein wir gezogen, das jrs wisst. So hab jrd Land vmbd Ohrn geschlagn? Ja, so mus mancher Kriegßman wagn. Drümb, lieben Junckern, ist vnsr bitt, Ein Reuterzerung theilt vns mit, Das wir nicht suchn zu heisse Bratn, Jn die böse Gsellschafft gerathn, Da Pfarrer vnd Henker mitlauffen Vnd wir im hohen Holtz ersauffn, Da eim die Augen vbergehn, Wenn man durch ein Henffn Brill mus sehn. Ewr Mildigkeit wollen wir rühmn Bey alle Mann, da wir hinkommn, Vnd sein es zu verdienn bereit Vmb euch mit Leib vnd Blut allzeit. Mich deucht, jr seid zwar gut Compan. Seht, die vier Kronen solt jr han, Nempt die für lieb vnd hawet hin! Des wollen wir stets danckbar sein. – Das Bettelwerck vnd gartn darnebn Thut warlich gute Beute gebn, Besser, denn da man Lermen schleit Vnd da es an ein Stürmen geit. Drümb ist mein Rath allwege das: Weit dauon dienet für den Schoß. Warlich das ist ein gute Beut, Nu habn wir gnug zu schlemmen heut. Wer wolte dafür pflügn vnd seen Vnd dreschen, wie wol eh geschen! Drümb, mein Gesell, so ziehn wir hin, Da wir finden den besten Wein. Wenn das auff ist, so kriegn wir mehrn; Wo nicht, mus vns der Bawr ernehrn. 3. Szene Scena III. Porphyrius. Daemones. Lazarus. Byssinus. Euphraenon. Lampros. Mnemon. Plusia. Der Chorus oder die Spielleut empfahen den Reichen sampt Daemone mit einem lieblichen Gesang. So ist es recht, mein lieber Freund; Drümb ist es zeit, das wir jetzund Nach diesm wol ebn ein ander Frewd Suchen, die ich bestelt hab heut Jn meinem Hauß. Drümb gehn wir nein, Das wir wie allzeit frölich sein Vnd nur zur Wollust vns ergebn; Denn mein hauß ist gweit zum wollebn. Jn dem hast mich, mein lieber Freund, Wie ein gedingten Knecht all Stund. Ich halt auch wol, die dort herkomn, Werdn sich in dem auch nicht verseumn. Ja warlich; denn ebn kommen hier, Wie ich seh, meine Brüder vier. Wo mag der fünffte bleiben doch, Vnd der auch ist der eltest noch? Jedoch mus seinent halben nicht Die Sache bleiben vnuerricht; Wenn nur allein die andern Herrn, Die auch geladen, kommen wern! ad fratres. O jr glückselig reiche Leut, Ich bitt, denckt meinr in ewer Frewd! Die Brosamen allein, ich bitt, Die jr verwerffet, theilt mir mit! Mein lieber Daemones, wilkum, Vnd jr, mein Brüder all herümb! Jr seid mir warlich liebe Gest. Drümb sein wir also willig gwest. ad singulos. Wilkom! respondent. Danck habt! postremò. Wilkom seid jr mir all Gotts sammn. Dauck habt, schwegrin, in Gottes Namn! Jr wolt mit dem Herrn gehn hinein, Biß das die andern auch da sein. Ich hoff, sie werden bald ankommn, Wie ich von dem Diener vernommn. Ingrediuntur. 4. Szene Scena IIII. Rabbi Iose. Rabbi Simon. Rabbi Salomon. Lazarus. Porphyrius. Wolan, jr Rabbi alle beid, So habt jr jetzt gehört die zeit, Wie gern jetzund das gmein Volck doch Von sich weg thet des Gsetzes Joch, Das sie on Opffer möchten lebn Vnd vns zum dienst nichts dürfften gebn, Damit das best aus vnserm Ampt Vns würd entzogen allen sampt. Allein, dweil denn die reichsten doch In dieser Stad, die Gwaltigstn auch Vns halten hoch vnd stets in Ehrn Vnd vnser Opffer teglich mehrn, Schreckt vns nicht sehr der gmeine Man, Wenn wir der Reichen Freundschafft han. Derhalben, lieben Rabbi mein, Rath ich, das wir auch willig sein Zu jm zu gehn, wenn man vns bitt, Obschons der Pöbel lobet nit. Das deucht mir auch gerathen sein; Drümb gehn wir stracks jetzund hinein Zu vnserm Freund Porphyrio, Dieweil er vns hat gfordert nu. Er ist doch reich vnd hat viel Gut, Gibt vns mehr, denn ein Armer thut. Jn dem halt ichs auch mit euch stets, Denn darin folgt jr vnsrm Gesetz. Ach lieben Herrn, seht jr doch an Mich armen vnd verlassen Man! Ein selig Mensch ist, der versteht, Wie es eim armen Menschen geht. Das ist fürwar ein armer Man. Man seiner jetzt nicht warten kan. Ich weiß gewiß, das wir zur stet Wol werden ankommen zu spet. Vbt doch mit mir Barmhertzigkeit! Gott wirds vergeltn in Ewigkeit. Ewr Ehrwirdn solln mir willkom sein Vnd jr auch, lieben Herren mein. Danck habet jr, mein günstigr Herr! Jr seid gar langsam kommen her. Drümb bit ich, setzt euch nur zu Tisch, Das Essen soll man bringen risch. Mit vngewaschen Henden, Herr? Bhüt Gott Adonai dafür! Wolan, so wascht, wies euch gut deucht! – Sag du, das man dieweil anricht! 5. Szene Scena V. O HERR, mein Gott, was meinstu doch, Das du mich lengr lesst leben noch? Ich kan erwerben nicht mein Brot, Bin kranck vnd leid groß Hungerßnoth; Noch ist kein Mensch, der mich erkent, All Man sich von meim klagen wend. Für mir sein all Leut stum vnd blind, Jr Ohren all verstopffet sind. Der ein geht hin, der ander her, Niemand ist, der sich an mich kehr. Ich bin veracht vnd gar vernicht, Als wer ich dein Geschöpffe nicht, Als wer ich nicht dein Knecht, O Herr. Ach Herr, mein Gott, dich zu mir kehr! Du bist mein Gott, ich harre dein; Drümb werd ich dir noch danckbar sein, Das du, Herr, bist in dieser Noth Meins Angesichtes Hülff vnd Gott. Vnd weil kein Mensch sicht an mich armn, Thun sich die Hund meiner erbarmn, Die lecken mir die Schweeren mein; Des ich dir, Gott, mus danckbar sein. 6. Szene Scena VI. Rabbi Iose. Porphyrius. Sosia. Lazarus. Merimnus. Nach dem sie sich gewachsen, setzen sie sich zu Tisch, vnd der Rabbi Iose segenet das Brot; auff diese weise. Gelobet seistu, HERR mein Gott, König der Welt, der du das Brot Aus dem Erdreich herausser führst Vnd vns damit reichlich ernehrst. Da er das gesagt, bricht er vnd theilet das Brot aus nach Jüdischer weise. Darnach hebet er an den 23. Psalm vnd spricht. Last vns beten! Der HErr Adonai ist mein Hirt, Derhalben mir nichts mangeln wird. Auff grüner Awen Er mich weid, Zum frischen Wassr Er mich beleit. Er führet mich auff rechter Straß; Wenn meine Seel ist kranck vnd laß, Kan Er sie erquicken vnd stillen, Vmb seines Namens willen. Vnd ob ich schon wandert, etc. interrumpit preces. Das Essen wil kalt werden nu mehr, Drümb last es bleiben, lieber Herr! Ein kurtz Benedict vnd zu letzt Ein lang Gratias ist das best. Drümb greiffet zu, darümb ich bitt, Lasts euch schmecken, verseumpt euch nit! Nu sitzen die Herren zu Tisch Vnd sein vielleicht zur Schüssel risch; Allein Merimnus feilet noch. Nu wolt ich warlich, das jn doch Der Hunger plagt wie mich bißweiln; Was gilt, er würd zu Tisch wol eiln. – Sich da, er kömpt; nu mus ich gahn, Das ich sag, das er kom heran. ad Merimnum. Ach jr, mein Herr, wer jr denn seid, Erbarmt euch! Ich groß Hunger leid. Was thut das Aß hie für der Thür? Pfuy weg, das dich der Hencker führ! 7. Szene Scena VII. Merimnus. Porphyrius. Rabbi Simon. Oeconomus. Ich grüß mein Herren all vmbher. Ey, Bruder, wo so langsam her? Mein weiß ist: wer spat kömpt heran, Der mus da vnten sitzen an. Nein warlich, diß ist vnten nicht, Dieweils zur Schüssel ist gericht. Wolan, du bist zu spat ankommn. Leg für dich, thu dich nicht verseumn! Zu spat? Ist hier doch alls genug! Ich wil mein theil wol kriegen noch. Merimne, was hielt dich denn auff, Das du nicht kamst in gmeinem hauff? All tod, all tod, dauon du sagst; Es dient nicht, das du mich viel fragst. Laß mich den Feind erst legen niedr, Darnach so kom vnd frag mich widr! Ha ha, das ist ein gut Antwort. Wolan, so fahr nur jmmer fort! Drümb wolln wir jn nu nicht mehr fragn, Eh er drey Pfund Fleisch hab im magn. Ja, lacht jr mein! Ich eß dieweil. Das thu, Bruder! Es darff kein eil. Vnd jr, mein Herren vberall, Seid doch frölich zu diesem mahl! Jr seid so still vnd trawrig gar, Ich werd an euch keinr Frewd gewar. Esst doch vnd trinckt herümb, last sehn, Lasst doch das Gleßlein rümmer gehn! nonnihil eleuans vitrum vino repletum, ait. Gott sey gelobt, der vns ernehrt Vnd vns sein Gab so reichlich bschert, Aus dürrem Holtze vns zu best So gutes Trüncklein wachsen lest. Wolan, so trincket jmmer her! Wenn das aus ist, so habn wirs mehr. Ad Oeconomum. Sich, das man Wein bey Wein mag han, Darnach heiß wider richten an! Es soll geschen, Herr, wie jr sagt. Ad seruum. Schaff, das man dweil rein taffel macht! 8. Szene Scena VIII. Oeconomus. Kelner. Peter Koch. Sich, was hat der Kelner im Sinn? Wo wil er mit der Kandel hin? Zur Küchen zu, was gilts, wolan, Des Kochs er wol gedencken kan. Glück zu, mein Peter, denckst auch mein? Ja warlich, ich vergeß nicht dein; Denn ich hett lengst gern ghat ein Trunck. So sey getrost, ich bring dir gnug. Hast nicht gut Bißlein auch für mich? Ich weiß wol zu versorgen dich. Drümb setz dich her zu mir vnd iß! Warlich, das sein gut Leckerbiß, Das schmeckt mir aus dermassen wol. Ey, das ich nu verdürsten soll Beim Kelner, der Wein hat vollauff! Sich da, mein Gsell, nur weidlich sauff! Ich mein, das war ein guter Stich, Nu hab ich recht erquicket mich. Wie, wenn der Hoffmeister kem an Vnd fünd mich hier, was meinst wolan, Ein gute Saw dürfft er mir gebn? Ein Saw, die dient zur Küchen ebn, Darnach macht man gut Würste von. Mit nicht, er mag sie selber hon. Sich aber da, was bringt vns der? Ey, welcher Hencker führt jn her? Ich halt, das ers geriechen kan, Wenn ich eins komm ind küchen gahn. Was machestu, Kelner, alhier? Der Keller ist befohlen dir, Vnd dir die Küch, das kein verzug Am Essn vnd Wein fürfallen müg. Nu gsellt jr euch bereit zu hauff, Das jr euch je bey zeit vollsaufft. Nein, drümb ich nicht herkommen bin. Wo kömpt die Kandel hie herein? Ich hab sie nicht getragen her. zum Kelner. Du hasts gethan. War sie doch leer. Soll ich sie nicht außspülen dann, Weil ich kein Wassr im Keller han? Jr spült euch selber, wie ichs halt. Nu hin zum Keller mach dich bald! Denn man dich jetzt schon sucht vmbher, Weil man soll Wein aufftragen mehr. Vnd, Peter, richt du wider an! Dromo, bring du das Essen dann! Das war gut, das ich das bedacht, Sonst hett er sich mehr vnnütz gmacht. Jetzt wil ich thun, was mir gebürt, Darnach mein theil mir noch wol wird. Wenn nu der Herr sich schlaffen legt, Sich dennoch wol ein Zech zutregt. 9. Szene Scena IX. Plusia. Euphrænon. Mnemon. Byssinus. Merimnus. Lampros. Rabbi Iose. Rabbi Simon. Apposito secundo ferculo ordine alloquitur conuiuas Plusia. Mein lieben Herren, greiffet zu, Nempt so für lieb vnd seid doch fro! Vnd Dæmones, seid nicht so still, Vnd jr, mein Schweger, hart nicht viel! Wer sich verseumpt, der hab es schad; Das jr zugreiffet, wer mein Rath. Ein jeder nehm, was jm geliebt. Kein sparen wird alhier geübt, Hier ist vollauff vnd alles gnug, Jedoch an einem feilt es noch: Die Speiß ist nicht gewürtzet recht, Sonst mirs wol besser schmecken pflegt. Mich deucht, wenn ich es sagen soll, So bistu noch von gestern voll. Wie so? Was ist versehn daran? Der Koch hat zwar das sein gethan; Allein es feilt am Hunger noch, Der ist die beste Würtz vnd Koch. Ja dem, der für der Thüren ligt, Dem feilt es an der Würtze nicht. Gib dem ein Stück, was gilts wolan, Er nimpts wol vngewürtzet an. Leg er also für meiner Thür, Hungrig müst er nicht gehn von mir. haec ironice loquitur. Lauff, Knecht, vnd zeigs den Bettlern an, Allen, die auff der Gassen gahn, Das sie gehn für meins Bruders Hauß, Da wird man vollauff geben aus! Gibstu einem, ich sag wolan, Kein Fried wirstu von allen han. Niemand kan alle Bettler speisn, Des Nechsten Lieb soll er beweisn. Ich halt, wenn du recht sagen wilt, In deim Hauß bistu nicht so mild. Ja, wenn ich steckt in deinem Kleid Vnd kratzet wie du allezeit. Weist nicht von Armen den Bericht: Gegn sie verhert dein Hertze nicht! Ey, sagt denn das Gesetz nicht auch: Es soll kein Bettler sein bey euch? Oder sos einer darff so gar, So ward er auff das Erlaß Jahr; Im siebnden Jahr kriegt sein gefug Der Arm, daran hat er genug. Ich mein, das heist je Schrifft citirt. Ey, still, jr seid doch vngelert. Solch Sachen könnet jr nicht schlichtn, Die Glerten müssen das verrichtn. Herr, wenns ewr Ehrwird gliebt, wolan Zeigt vns doch ewer meinung an! Was ist die sach? Habs nicht gehort, Ich hett mit diesem Herren wort. Es ist die Frag, ob auch ein Man Seins Gutes recht gebrauchen kan, Wenn er dauon gut Leben führt Vnd an die Bettler sich nicht kert. Darauff ist leicht zu thun Bericht: Der braucht sein gut mit Sünden nicht, Der alle ding lest waschen rein, Was ghört zum Essen vnd Tranck sein, Tisch, benck, stüel, töpffe, schüssel, pfan, Becher, gefeß, krüg, glaß vnd kan, Vnd das Geschirr helt vnterschiedn, Kein Fleisch lest in eim Milchtopff siedn, Der, was er isst, lest waschen rein, Das Vieh recht schlachtet, wies sol sein, Vnd, eh er jsst, zum offtermal Die Hende weschet recht vnd wol. Wer das nicht thut, der sündigt sehr, Als ob er ein Ehbrecher wer. Vnd eh das Brot gesegnet ist Vnd gebrochn, dient nicht, das mans isst. Das fleisch, frücht, wein, bier, wasser auch Ist sünd, wenn mans on segen braucht. Die Knochn vom Fleisch, die Gratn vom Fisch Soll man stets werffen vntern Tisch, Doch neben sich, nicht hinter sich Vnd auch nicht für sich, sage ich, Das man Gott vnd die Engel sein Vnd Eliam, die vmb vns sein, Doch vnsichtbar, nicht treff damit. Auch soll man das verachten nit, Das ja bey Leib auch kein Messer Lig auff den Rücken ongefehr. Denn jeder Mensch ein Engel hat, Derselb stets bey jm vmbher gaht. Wie leicht köndt er sich drin versehrn! Drümb solt jrs Messer nicht auffkern. Vnd wenn die Mahlzeit ist geschen, Mus der Haußwirt auch darauff sehn, Das man den Segen sprech zu Gott, Wie er geschrieben im Talmut. [PETERMAN.] Herr, ich wolt fragen ewern Rath, Ob man auch im Himmel balbierer hat. Weil sie im Himmel sich nicht schlagen, Darff man nach keinem Wundarzt fragen. Wenn ein Engel den Fuß durchtret Vnd keiner ein Wundpflaster hett, So müst er ja sein leblang hincken. Ich wil dir darauff eins zutrincken. Segens Gott! Wie, Herr? Wenns einer denn versicht Vnd all Gesetz so nicht verricht? Der sündigt sehr, erzornet Gott; Jedoch er Gnad zu finden hat, So er für sich lest Opffer thun Vnd ist milde zu dem Corban. Herr, soll man Armen helffen nicht? Im Talmut habt jr den Bericht: Wenn der Vater vnd Mutter selbst Wer dürfftig, bitt, das du jm hilffst Wer es doch bessr geleget an. Wenn du sprechst: Vatr, es ist Corban. Es ist besser, ich geb es Gott, Denn dir darmit helff in der Noth. So wil ich nu, mein liebe Herrn, Zu ewrem Corban geben gern, Eh ich die faulen Bettler all Für meine Thür gewenen woll. Drümb halten wir ob ewrm Gesetz Vnd lassen fahren diß Geschwetz. Allein jetzt wolln wir frölich sein; Beruff mir die Canterey herein! Last sehn, jr Gselln, was könt jr singen, Last ein frölich Weltlied herklingen! 10. Szene Scena X. Cantores. Porphyrius. Mastyx. Mnemon. Cantores ex psalmo 37. canunt sequentes Rythmos. Cantio octo vocum composita à Leonarto Schrötero. Ich hab den Gottlosen gesehn Vermessen, prechtig, trotzig stehn, Da er sich breit am weiten Raum Vnd grunet wie ein Lorberbaum. Da man fürüber gieng Vnd [zu] fragen anfieng, Sih, da war er dahin, Er war dahin, dahin, Sih, da war er dahin. Ich fragt nach jm, Da ward er nirgend funden, Er war plötzlich verschwunden. Bleib from vnd schlecht Vnd halt dich recht! Denn solchen wirds wolgehen; Zu letzt wirstu wolstehen, Gott wird endlich drein sehen. Wie heist der Text in dem Gesang? Ich versteh nichts denn nur den klang. Gnad Herr, es ist der Psalm Dauid Vom Lorberbaum, der weit außschrit, Das seine Zweige prechtig stundn, Vnd hernach ward er nirgend fundn. Wer hat euch das zu singn befohln? Der Rector meint, das wirs thun solln, Damit der Reichn Hertz zu erweichn, Das sie vns jre Almoß reichn. Der Rector, der verwegne Man, Des solt er tausend Teufel han. Sagt jm, wer jn dazu bestelt, Das er mein spott, wies jm gefelt! Er reformier seine Bachantn, Dies Nachts sitzen bey der Bierkantn Vnd lauffen auff den Gassen vmb, Gott geb, wer in die Schule kumb. Er hat auch nechst sich hören lassn, Der Currend geb ich nichts auff dr gassn. Meint er, ich mus thun, was er sagt, Mus leiden, das er vbr mich klagt? Sie solln nichts kriegn, das sagt jn ebn, Im aber wil ich Maulschelln gebn. Ewr Gnad wissen, wir alle sind Ewer Bürger elende Kind. Was man vns gibt, das gibt man Gott, Das sucht der Rector one spott Vnd lesset wissentlich die Knabn Nicht jr eigen mutwillen habn. Schlegt man jn drümb, er wehrt sich rein; Ein klein hund helt offt ein groß schwein. Seht wunder, seht den Vbermuth! Der Schülr wie der Praeceptor thut. Knecht, pretsch die Schelmen bald hinaus, Vnd kompt mir nimmermehr fürs hauß, Odr ich wil euch mit Hundn außhetzn Vnd all, die sich wider mich setzn. ad seruum. Thu gmach! Wir wollen doch wol gehn. Schmeiß zu, das dich pox martr bestehn! Ich wil sie bald von dannen jagn. Mit willen laß ich mich nicht schlagn. Et sic apprehenso flagello concutit cum seruo. Was, wolln sich die schelmen noch wehrn? Das wird sie jr Rector so lern. Schlagt, das jnen verschwell der Mund, Erstecht die Schelmen wie die Hund! Serui euaginant gladios, scholastici profugiunt. Mnemon intercedit cum reliquis fratribus. ad seruos. Ey, laß bleiben! Sie han kein schuld. Bruder, was soll die Vngedult? Ich meint, wir wolten frölich sein. Der Teufel führt die Schelmn herein. Ich wil dem Rectr ein Pancket schenckn, Er soll meiner dabey gedenckn. Der Rector weiß, was er thun soll, Vnd hat diß auch gemeinet wol. Der Herr jetzunder frölich sey! Ey nu wolan, es bleib dabey. Trinckt mir eins zu! Ich thu bescheid; Den Schelmn besteh das Hertzeleid! 11. Szene Scena XI. videns Mimum venientem. Was kompt da für ein Ebenthewr? Der sieht viesirlich vnd gehewr. Ein guten Tag, viel frölichr Stund Sey meinen Herren allen kund! Ich hoff, das mir hie werd vergunt, Mit Wein zu spülen meinen Mund, Vnd das mein löbelicher Fund, Mein Kleid, mein Kautz, Leimstang vnd Hund Alle Herren aus Hertzen grund Frölich, lustig mach vnd gesund. Du bist fürwar ein seltzam Kund Vnd hast ein musterlichen Hund. Schaw da, sauff aus vnd bring dein sachn, Laß sehn, was sie für Frewde machn! bibit. Deo gratias, das war ein Paß. Niemand zu lieb oder zu Haß Wil ich mein Reimen fangen an; Wems nicht gefellt, der laß mich gahn. Ich führ ein Leimstang in der Hand, Drümb bin ich Leimstenger genant, Gar Adel weit vom hochgeborn, Feldoberster vntr andern Thorn. Mein Luitenant Andreas de Doria, Mein Land heist Narragonia, Die Dorenburg vnd Hasenhauß Hecken solch edle Knaben aus, Die man in allen Stenden find; Denn vbrall viel Leimstenger sind. Die Obersten mit allem Recht Sind das wirdig Priester Geschlecht. Denn jr Höchster geht klincker, klunckr Gleich wie ein ander Narren Junckr. Die andern beschreiben die Röck Vnd sind im Hertzen geile Böck, Wollen, das alle Leut from sein, Damit sie Schelck bleiben allein. Halt ein, du leichtfertiger Man! Du greiffst den hohenpriester an Vnd vnser heilig Kleid vnd Ehr. Darzu kan ich nicht schweigen mehr. Bene veneritis, Domine, Thut euch der Bauch zum ersten weh? Mus ich doch hören, was jr sagt, Wie jr vber mein Krausen klagt! Soll ich denn nicht widrümb anzeign, Wie jr fiedelt die Narrengeign? Dein Krausen sind ein Vbermuth, Wie auch dein Bart, Kolben vnd Hut, Dein vnuerschemtes Lumpenkleid Ein Wunderzeichen böser Zeit. Gott aber hat selber befohln, Das wir solch Kleider tragen solln. Mein Herr, ich schend nicht ewer Kleid; Ich sag, das jr die Oberstn seid, Die vnnötiges Flickwerck tragn, Vnd wolt doch straffen meine Kragn. Ich fahr ferner in meiner Red; Ich bitt, last jr jetzt raum vnd stet! Jm andern Grad vnter der Stangn Reges. Die gwaltign König einher prangn; Was Herr ist vnd Juncker wil sein, Es gehört alls in diesen Reim, Auch vnser Wirt, der Helden Man, Des soll er danck vnd Ehre han. Das spürt man an Schneckn, Schellen, Perln. Damit sich ziern die Morenkerln. Das spürt man an den grossn Kettn, Damit sie gefangen eintrettn, Als weren sie Behren vnd Lewn, Dafür sich jederman solt schewn, Da sie doch sollen Vater sein, Das sich jr frew die gantz Gemein. Purpur vnd Sammet ist jr Kleid, Damit geschicht auch manchem Leid, Der darzu gibt sein sawren Schweiß; Darümb ich sie Leimstengler heiß. Soll ich auch dein Leimstengler sein? Ey, das ist ein ehrloser Reim. Mein schmuck ist niemands Schweiß vnd Blut, Sondern mein Erb vnd erworbn Gut. Gnad Herr, wolt jr die Reim nicht han, So deut sie auff ein andern Man! Ists doch kein Keiserlich Gebot, Es gehört in die Leimstangn Rott. Der dritte Grad vnser Leimstengr Scribae et Consiliarij. Sind die Schreiber vnd Lediggengr, Die vorgeben, das sie studiern Vnd mit Weißheit die Welt regiern. Die tragen auch besonder Zeichn, Biß sie Leimstegler Lob erreichn: Ein Seiden Leidriem an der Brust, Der im Nacken hab Zopff vnd Burst, Beim Gürtel Zehnstochel vnd Ring, Das sind all gewaltige ding, An jedr Hand dazu ein Armband, Dabey man eh die meinen kant, Vnd an dem Daum ein groß Petschier, Darin vnser Wapen visier. In Sum, was sie an Herren sehn, Damit mus der schreibr prangen gehn. Trotz, wer jn das zuwider thet, Nent sie nicht großer Herren Räth. Du must es dennoch lassen bleibn, Das wir für grosse Herren schreibn, Dadurch Ehr vnd Kleinod erlangn, Damit wir nicht vnbillich prangn. Ewrn Pracht ich euch gar nicht verbeut, Nur das jr auch Leimstengler seid. Abr nicht, wie du bist abgemahlt. Nein, jr habt eins Herren Gestalt. Ich bin ewr gehorsamer Knecht, Ich hab vnrecht, jr bleibt gerecht. Darnach folgt vnser vierd Geschlecht, Equites et milites. Die Hoffleut, Reuter vnd Landßknecht. Da hat man viel an zu beschawn; Insonderheit die grossen Mawn Dienen zu Maul vnd Nase wischn Vnd zu des Nachbars Teller fischn. Die Stieffel gwachtelt vnd gekneufft, Wie man Pantoffel wette leufft. Wie man die Beuch schwangert vnd beugt, Wie man Hahr vnd Barth hinterzeugt, Wie man die Hüt breitet vnd spitzt, Als wenn es wer ein Himmels Sitz, Wie man der Medlein Perlen Krentz Auff Menners Hüt hat auffgesprentzt, Wie ein Kappenlatz herfür ragt, Was muster man an Federn tragt. Ein Jahr bedurfft ich dazu wol, Wenn ich alles erzelen soll. Aber die sind mein best Geselln, Die mögen sich wol leppisch stelln. Meinst, das ein Hoffman dich sol fragn, Was er wil für ein Muster tragn? Das gibt die Zeit, Gsellschafft vnd Land, Dahin der Krieg wird angewand. Bin ich ein Leimstenger derwegn? Potz Barth, halt ein mit deinem Degn! Bleib hanß, friß auff Hans, sauffs gar aus Vnd bring mehr Leuß denn geld zu hauß! Zum fünfften müssen in den Reim Ciues et rustici. Die Bürgr vnd Bawren auch mit sein, Die viel mehr denn vorige vier Haben jr besonder Manier. Der tregt ein Hut, der tregt ein Kappn, Der ein Mutzen, der andr ein schlappn. Darnach einer sein Kleid schlecht tregt, Der andr gestickt, durchneth, belegt. Der prangt in Frenckischn Kittln daher Im wintr, als wenns im Sommer wer. Der mus mittn in den Hundes Tagn Ein Wolffes Peltz zun Ehren tragn. Der hat Lateinisch Hößlein an, Helt sich für den gerechten Man. Der lest die Lumpen hengen für Als ein Tuch für des Baders Thür Vnd meint, er halt auff besten vleiß Deß Großvatern vnd Vatern weiß. Der ein verbindet Knie vnd Bein, Der ander acht das alls nicht fein. Ein jeden sein das beste deucht, Vnd helt sich damit leiden feucht. So werden der Leimstengler viel, Die ich nicht all erzelen wil. Du Lecker wilt viel reformiern, Weist selbst nicht, wie du dich wilt ziern. Ein jeder kleid sich seiner arth, Vnd als er zuuor gwehnet ward. Darin darffstu jm nicht sins pflegn. Ey, Herr, daran ist nichts gelegn. Ich beweiß damit in gemein, Das noch viel mehr Leimstengler sein Denn eben vnser junge Rott, Die so erbermlich wird verspott. Jedoch mus ich doch gstendig sein, Iuuenes. Das junge Leut in diesem Reim Für allen mitteln vnd den Altn Allein den freyen platz behaltn, Aber allrerst im sechsten Grad; Das Alter billich vorzug hat. Denn wir junge Leimstengler Jeckn, Wenn wir noch reitten auff den Steckn, Wenn man vns erstlich nennet Knabn, So wollen wir was eigens habn: Schlecht, geecket, gleich, krumb vnd rund, Versetzt, gepletzet kunter bund. Es sind gring Bereichen an Leutn, Die sonst ein Jecknerchen bedeutn. Der müssen wir haben gar viel, Weil vnser Thorheit ist on ziel. Damit wir vnser Ankunfft deutn, Was für new Zucht auffkom bein Leutn, Was noch von vns endlich für Held Auffkommen werden in der Welt, Die den Türcken sollen verjagn Vnd mit den Pantoffeln todschlagn. Denn ehmals warn dem Weibßgeschlecht Die Pantoffeln allein gerecht, Jr leng etwas damit zu hebn, Das jr Kleid im Koth nicht blieb klebn. Nu mus der lengste Man sich wagn Vnd auch Weiber Pantoffel tragn, Damit er nicht versuche Gott Vnd mit den Stieffeln tret in Koth Oder in Hundßtagen im Schneh Im etwa erfrier der grosse Zeh. Damit auch nicht der Staub einmal Durch die Schue in die Augen fall Oder wir mit den Pantoffl dahindn bleibn, Wenn wir den Feind hintr vns hertreibn, So hengt ein festes Schloß daran, Da sie die Narren Ohren han, Die vns viel zierlicher verstelln, Denn ehmals die Spitzschu mit schelln, Darüber man Holtzschue must tragn, Mit Huffeisen als ein Pferd bschlagn. Die baß stehn, denn die in der mitt Hatten Karteckn durchzogen Schnitt. Die stiffl darff man auch nicht anzwingn, Mit Bley ein Krumpfuß zu weg bringn Vnd das Wasser darin behaltn, Denn sie sind an der seit gespaltn Vnd so voller Löcher gegrabn, Es kan frey ein vnd außgang habn; Sind Stieffeln, wie die Megdlein tragn, Die gern von Menner nehmen sagen. Darüber bind ich meine Knie, Die Schenen fein zusammen ziehe, Das ich darin werd steiff vnd lam, Zeitig bekom das Podagram. Das Hasen Futter aber deut, Wenn es ja kommen solt zum Streit, Das man die Pantoffeln laß stahn, Lauff wie ein Haß den Wald hinan. Denn solche bunte Lumpen Knabn Sonsten kein andr Gewonheit habn. Jedoch ist diß noch eins so fein, Als das man hat ein nackend Bein Vnd am andern ein gantze Hoß, Welchs ehmals war ein Schweitzer poß. Soll ich ferner erkleren auch Meinen Narren trechtigen Bauch, So würde es viel zu gehewrlich Euch düncken vnd zu Affentewrlich. Der Bauch vnd lang Haer in gemein, Deut, das wir Weibr geworden sein, Können im Sattl nicht fürwartz neign, Den Feinden spieß vnd schwerter zeign, Sondern müssen zurück hin weichn, Frembden Feusten die Haer darreichn. Damit auch aus solchr schönen Art Nicht etwan ein Misgeburt ward Vnd der Bauch für der zeit zerspalt, So ist der Leibgürtl, der jn halt. Doch ist an vns der Knebl das best, Wenn man jn fein rauch wachsen lest Vnd wie ein Sawburstlein auff stehn; Man kan recht Katrianisch sehn, Denn die Krausen passiern wol mit, Weil sie so fein zapffeln im trit Vnd im Regen so nieder klappn. Es sind doch Feldzeichen der Lappn Vnd der Leuß künstlich Irregartn, Damit man sie abfurt von Schwartn, Da sonst die Altn barhelsig giengn, Schneh vnd Regen im Busen fiengn. Sie trugen auch Spanische Kappn, Ein breiten Niederschlag vnd Lappn, Der rauch gefüttert vberhieng Vnd mitten auff das Gürtel gieng; Oder trugen die Peltz gar letzt, Das Rauch war außwendig gesetzt, Welchs nerrischer war tausendfacht, Denn das man jetzt die Krausen macht. Zulegt lob ich mein breiten Hut, Der ist für Hitz vnd Regen gut, Das ich darunter Sichrheit hab, Als die Schildkröt vnter jrm Nap, Biß das sich ein Windlein erregt Vnd jn fern in die Lufft hintregt. Da lauff ich mit jm in die Wett, Vergebens ich sonst die Flügl hett. Ein Feder mus auch darauff stehn Oder quer rund herümb hergehn, Damit man mich Feder Hans nenn Vnd für den leichten Bruder kenn. Das ist kürtzlich die sechste Art, So Leimstengler genennet ward. Hastu der Leimstengler noch mehr? Zuletzt bring ich die Weiber her. Die gehn den Mennern vor gar weit Mit jrer Leimstenglichr Thorheit. Halt, das mus mein Weib auch mit wissn, Vnd solt sies gleich ein Jahr verdriessn. Lauff, sag, das die Fraw geh herein! Was wil mein Herr? Was soll es sein? Liebr horch, was bringt der für ein Reim! Ich hab mein Stang, mein Kautz vnd Hund, Ob ich ein Jecken fangen kund, Der meins Kleides Leichtfertigkeit Auch nachfolget mit Frewdigkeit. So fieng ich zwar in einer eil Der Ebnthewrer ein grosses theil. Aber dieser bunter Pfingstvogel Mit seinem Schnabel, Federn, Flügeln Den andern allen weit vorgeht, Alles jm am zierlichsten steht. Wie zierlich steht der Docken Hut! Ist er für Hitz odr Kelte gut, Oder tregt sie den Hosn jrs Herrn Ein abgeschnidten Spitz zu Ehrn? Wie prangt das Harnetz nur so frey Als ein Gülden Leußfischerey! Das Becklein ist fein roth geschmiert Vnd die Stirn mit Bleyweiß brunirt, Als wenn es wer ein todes Bild, Darin kein Blut vom Leben quilt. Das Leimstengert sich leiden wol, Wo man die Farb ankleben soll. Wie ist so musterlich der Kragn, Eben als wir Leimstengler tragn! Wer da ein Schmetzchen geben wolt, Billich auff die Banck tretten solt Vnd von oben herunter küssn, Wie die Hanen jr Hüner grüssn. Ein Esel trug des dinges mehr Ad cathenas. Vnd wurd doch nicht des Müllers Herr, Sondrn blieb ein Esel jeder frist; Der rechte Schmuck im Hertzen ist. Wie ist die Brust so schön langseitig, Wie sind die Ermel so geschmeidig, Eben als wie der Kuckuck sitzt, Wenn er die jungen Raupen schwitzt. Insonderheit sichs wol gebürt, Das jr habt ein Meerkatzen Gürt; Die pflegt man auch mit der Bauchkettn Also lassen vmbher zu tretn. Was ist aber an jeder Seid Der heimlich einschnidt in dem Kleid? O weh dem armen Flöhen Gschlecht! Das wird nu erst belagert recht; Nu müssen sie das Lebn auffgebn, Eh denn die Frawn die Peltz auffhebn. Von andern griffn ich nichts bericht, Ein Leimstengler verret den andern nicht. Es war ja ein löblicher Brauch, Das die Fraw auch für jrem Bauch Ein schönes weisses Schurtztuch trug Zur Deck, zur Ehr, zur Zier vnd Fug, Das sie reine weiß vnd Keuscheit Irm Man verwart zu aller Zeit. Ich kan hie nichts dergleichen sehn; Der Bauch mus fein bloß herfür stehn. Vielleicht gehn sie wol gar on Hembd, Das Völcklein hat sich außgeschempt. So kant man eh beim Krantz den Wein, Vnd was noch keusche Jungfrawn sein. Abr der Wein ist nicht wol einkommn, Keuscheit hat auch sehr abgenommn. Drümb sind die Weinkrentz nicht gemein, Die Jungfrawn Kren klein oder kein. Auff gantzem Heubt sie erstlich stundn, Von Blum vnd Kraut zierlich gewundn, Darümb das, die jn trug, noch war Jn jrer blühendn Jugend Jahr. Darnach lag er forn auff der Naß, Jm nacken er zum dritten was. Als er aber zu falln anfieng Vnd nehrlich an eim Ohrlein hieng, Da ward er so klein als ein Ohr, Die Blumen er auch gar verlor, Vnd mus sich einr weit weit vmbsehn, Biß er ein Blum im Krantz sicht stehn. Das hat auffbracht ein alte Magd, Die an jrm freyen gar verzagt, Die an jr kein Jungfrawschafft spürt, Sondern die Blum war gar verdürt; Die sich besorgt, sie würd erkant Vnd etwan ein Krantzhur genant. Darümb ließ sie jr Krentzelein Jm Winterlager bleiben heim. Die Jungen folgen gleich gestalt, Das man sie auch nicht ehrlich halt. Ist das nicht recht Leimstengler art, Wenn man am Krantz die blumen spart? Wenn man so denckt an das Mannehmn, Das man sich auch des Krantz wil schemn, Den man zu ehren hoch solt hebn, Jn der Kirch seinem Breutgam gebn Nach etlicher Völcker Gwonheit, Nach vnser alter Erbarkeit. Wie auch Magdburg die erbar Stad, Einr Jungfrawn Krantz im wapen hat. Die Blumen Krentz nicht tragen wolln, Billich allda nicht freyen solln, Sondern die Jungfraw lassen stehn Vnd one Krantz zum Thor außgehn Als Krantzlose Leimstenglerin, So der Blumen vnwirdig sein. Ach Leimstengr, laß die Megdlein lebn, Sie sollen dir ein Krentzlein gebn. Odr gib einer jeden ein Man, So soltu die Krentz alle han. Ja wol, Peter, ich nehm ein Krantz Vnd laß die Sach vertragen gantz. Ich abr geb keiner einen Man, Der Pfarrer soll die Ehre han. Das hört jr wol, jr lieben Kind, Das man in der Kirch die Mennr find. O geht vnd find ein frommn Geselln! Ich wil mich gern zur Hochzeit einstelln. Potz Fleisch, potz fisch, nu schreck ich gantz. Es ist kein Hund, er hat ein Schwantz, Es ist kein Katz, sie hat ein Zagl, Es ist kein Kuh, sie hat ein Wadl. Allein das Weib war gar ein Mutz, Nu thut sie allen Thieren trutz Vnd hat den lengsten breiten Schwantz. Ey, wie schickt sich der fein zum Tantz, Wie reinlich kehrt er ab die Gaß! Nu regents auff den Peltz kein naß. Er rhüret auch kein Pflastr im Sitz, Sondern schlefft im dreckichten Spitz, Nimpt dauon ein schönen Geruch Als ein Kuhdreck im Seidentuch. Dafür die gest den Angstschweiß schwitzen, Wenn sie bey dir zu Tische sitzn. Das dich Gott schend, du ehrlosr Man! Ich hab mein ehrlich Kleider an, Die meinem Man vnd mir gefalln; Vnd du solst mit schimpff dauon lalln, Hollhippeln mir zu spott vnd Leid All stück mit deiner Naßweißheit? Hertzer Herr, wollet jr das leidn, So wil ich jm selbst die Back auffschneidn. Fraw, wenn jr mich also wolt fetzn, So last mich erst ein Helm auffsetzn Oder fechtet mit mir im Schwerd! Die sachen sind der müh wol werd. Ich wil dir fechtn, du solst erfahrn; Bescheist mich denn der Teufl mit Narrn! Gnad Herr, wie kom ich hie dauon? Die wird mich gwiß auch greiffen lan. Ich bitt, man helt mir mein Geleit, Wie zu anfang war der bescheid. Ey, du machts etwas zu vnmeß, Das ich selbst schier des Gleits vergeß. Wir wolln aber scheiden mit Glimpff, Es ist doch ein Leimstenger schimpff. Ich danck dem Vrtheil vnd den Herrn. Wollen die mir ein Gab verehrn, So zieh ich wider meine Weg Zeitig, eh denn es regnet Schleg. Mein Leimstengler, horch, was ich hab, Das ich dir verehrn wil zur Gab! Ein Kleid soll haben diesen Nutz, Das sey des Leibes deck vnd schutz Vnd das daneben auch bedeut Nicht allein vnser Schuld vnd Leid, Sondern was Stands ein jeder führ, Was jm derhalb für Ehr gebür. Die Muster aber an den Kleidern Mus die Gewonheit vnterscheidn, Das man darin zu allen zeitn Folg erbaren vnd ernsten Leutn Vnd nicht all Tag was newes mach, Das jeder vnser Thorheit lach Oder daraus was böses lern. Was new ist, hat ein jeder gern; Dein Kleid aber dient nirgend zu, Es blöst mehr, denn es decket zu; Es ist kein wol, sondrn vbelstand, Es ist ein leichtfertige Schand. Ich mus auch das noch darzu sagn, Ein jeder soll die Kleider tragn, Die seinem Stand gebüren wolln, Nicht das, was andre tragen solln; Wie denn auch Moses hat befohln, Das die Männr kein Weibßkleidr tragn solln. Nu macht jr euch vnd ewre Kleidr Gantz vnd gar zu mennern vnd weiber. Dein ding sind lautr delyria. Herr sequens sequens per omnia, Narrauerunt patres jetzt, Et nos narrauimus illis, Quia nequam est generis omnis. Ich trage, was die Menner tragn; Das jr abr wolt von Stenden sagn, Dauon hör ich, das Kleid sey dr Man, Vnd wer es hat, der zieh es an. Wer nicht Lachs hat, der eß Kulbarß; An armer Leut Hoffart wisch der Teufl den Et caetera. Ha ha he, das war ein altes, Du bleibst Leimstengler, darauff galts. Ey, das wer gut gesunde Lufft, Gott gesegn es ins Hertz, das pufft. Schencks voll ein vnd brings wider her! Infundit Syrus et mox reddit diuiti. Gnad Herr, ich bedanck mich der Ehr. Das ist ein Kron. Thut, wie ich thu! Ich leg die meinen gern dazu. Ich hab für solche Vogl kein Geld. Ich bitt, thuts, weils allen gefelt! So wil ich jm ein Dreyer gebn. Das ist abr vns andern nicht ebn, Wir haben gegeben ein Kron. Ey, das ist gar zu grosser Lohn. Damit die sach vertragen sey, Da sind drey Kronen für euch drey. Vnd du, Leimstengler, tritt herein! Geld vnd Becher sey beides dein. Die Herrn vnd ich dir alles schenckn, Vnser dabey wol zu gedenckn. Du hast an mir ein gnedign Herrn, Kom morgen widr, soll besser werdn. ebibit et effundit poculum in manicam. Gesegens Gott, das war gesund, Das schmeckte mir im Hertzen rund. Ich sag erst danck meinem Hoffherrn, Des Herrn Brüder mit allen Ehrn, Darzu der löblichn Priesterschafft; Allen bin ich mit dienst verhafft. Jr wolt mir nichts zu argen kehrn, Ich dien euch alln zur Lust vnd Ehrn. Syre, führ jn zur Küch hinein Vnd laß jn friesch vnd frölich sein! Nu kom Leimstenger, geh mit mir! Du hast troffen die rechte Thür. Je erger Schalck, je besser Glück; Gott ehr mir die Leimstenger stück; Wenn ich mich so ernehren kan, Ließ ich Arbeit potz Veltin han. 12. Szene Scena XII. Tibicines canunt, donec redeat Syrus. expectat cum cetu. Wilkom, das dich der Teufel hol! Meinst, das ich mit dir fechten soll, Du Vnflat vnd du Wockenbengl, Du Schelm, Bößwicht vnd Galgenschwengl? Verberat etc. verberatus. O schont, O schont meiner Leimstangn! Ich gib mich euch willig gefangn. Ich bekenn euch all meine Schuld. Ach habt mit dem Leimstengr Gedult! Was Gdult? Ich wil dirs so eintrenckn, Du solt meiner dein leb gedenckn. Ach Fraw, ich bin ewr armer Knecht; Wenn jr mich schlagt, so thut jr recht. Schont meiner Leimstang, Eul vnd hund! Ich wil euch darbieten den Mund, Der hat am meisten Sünd gethan! Procidit in genua. Nu wol, so blaß mir auff einmal, Das ich dein vnnütz Maul bezahl! Das thu ich, Fraw, von Hertzen gern, Ich wil mich nicht ein Bißlein wehrn. Inflat buccas. trahit eum à fronte capillo. Du bist ein ehrloß Schelm von Arth. Da schwer mir das ernstlich vnd hart, Das du meins Angesichtes Bild Jn Ewigkeit nicht schelten wilt! erigit digitos et iurat. Ich schwer, wo ich die Fraw mehr schelt, Das jr Schönheit mir nicht gefellt, So wil ich ein Leimstengler sein, Für Wasser trincken eitel Wein. Du bist ein Schalck in deiner Haut. Fraw, ich bitt, das jr mir gwiß trawt. Der Herr hat ernstlich es gewolt, Das er in der Küchn essen solt. So geht vnd verricht ewer sachn! Ich werd den Narren nicht klug machn. 13. Szene Scena XIII. Porphyrius. Syrus. Rabbi Simon. Rabbi Iose. Acoluthus. Sich, Syre, das nicht mangelt Wein! On den könn wir nicht frölich sein. Das wil ich recht versorgen ebn, Das jr mir solt kein schuld drin gebn. Allein den Herren ich vorab Das hie noch anzuzeigen hab, Das bald daraussen einer steht, Der sie was anzusprechen hett. Ich halt, das wol jr Diener sey. Wolan, so laß jn gehn herbey! Es wundert mich gleich, Herren mein, Was das mag für ein Sache sein. Vnsr Ampt wir ja verrichtet han. Was ist dein Gwerb? Das zeig hier an! Mein Herren, ich thu euch bekant, Das ich hier bin zu euch gesand Vom Hohenpriester eilend bald, Das jr von stund an kommen wolt Ins Consistorium. Es ist Ein sach fürgfalln in kurtzer frist. Dweil nu die Herren sein beysammn, Bitten sie, jr wolt balde kommn. Wolan, so gehn wir stracks mit dir. Jr habt noch zeit; bleibt noch alhier, Dweil man noch isst! Denn solt jr gehn. Mein Herr, dißmal kans nicht geschen, Es ist vnsr zeit. Habt danck, mein Herr! So ziehet hin, ists ewer beger! Danck habt, mein Herr, zu diesem mal! Nempt so verlieb, gehabt euch wol! Die Rabbi nemen jren abscheid. 14. Szene Scena XIIII. Porphyrius. Dæmones. Byssinus. Mnemon. Es hett sich zwar nicht besser kund Jn zehn Jahrn schicken denn jetzund. Juch hoh, friesch auff, laß fahren hin, Nu wolln wir erst recht frölich sein. Wolan, so rücket nu zusammn! Knecht, heiß mein Son auch heran kommn, Das jm die Frewd auch kom zu best! Denn diß sein doch mein teglich Gest. Gott lob, der Pfaffen sein wir ab, Zu solchen Leutn ich kein lust hab. Es soll eitel Heiligkeit sein, Vnd viel Narrheit leuffet mit ein. Was, viel Narrheit? Alle jr stück Sein Büberey vnd eitel tück. Ich mein, das waren lose Zotn, Die er erzehlt von jrn Gebotn, Das man kein Knochn würff hinter sich, Kein Messer auff dem Rücken lig, Das sie jr Engel nicht versiern. Dem Teufel mögen sie hofiern, Wo anders Teufl sein in der Welt, Das ich noch in ein zweiffel gstelt, Wie sie auch selbst zweiffelten dran, Da sie vntrander redtn dauon. Denn einer saget vnter jn, Es wird kein ewigs Leben sein. Das sag ich auch, das sie bißweiln Auch selbs der Warheit etwas feiln. Allein das gleub ich dennoch ebn, Das da wird sein ein ewigs Lebn, Das vns Messias thut erwerbn, Ob wir schon einmal müssen sterbn, Wie vns Moses in seinr Geschicht Vnd die Propheten thun bericht. Was dienet vns solch vnnütz klaffn? Laß Mosen vnd Propheten schlaffn! Ich meint, die Pfaffen weren hin, Nu wiltu noch vnsr Rabbi sein. Wir sein hie, das wir sauffen wolln Vnd nicht bekümmern mit der Helln Oder wer in dem Himmel ist. Drümb trinck herümmer, ist das best. Mein Dæmones, sich da, es gilt Die grosse Kandl, so dirs gefellt! Ich schlags nicht aus, wers noch so groß. ebibit. So wird man ja der sorgen loß. Es gelt also bey Nachbar lang. Ich nehm es an zu gutem danck. 15. Szene Scena XV. Lazarus. Porphyrius. Byssinus. Oeconomus. Mastyx. interim, dum potant. O HErr, den Gott so mildiglich Mit so viel Gürtern vnd reichlich Begabet hat für ander Leut, Ich bitt durch Gotts Barmhertzigkeit, Ewr Augen kert hier wenig her, Erbarmt euch mein, drümb bitt ich sehr. Ewr Geld vnd Gut beger ich nit, Was euch kund schaden, ich nicht bitt, Allein das jr verwerffet sonst Vnter den Tisch, gebt mir aus Gunst! Denn ich leid Hunger vberaus, Von ohnmacht ich verschmachten mus. Lasst euch bewegen, Herre mein, Das wir all Menschen sterblich sein, Das wir all eines Vaters Kind, All eines Gottes Schöpffnis sind. Wil schweigen, das ewr Gütigkeit Nicht werden lobn allein die Leut, Sondern das daran selber Gott Ein lust vnd auch gefallen hat. Auch werd jr des kein Schaden han, Sondern viel mehr gewinnen dran. Denn wer eim Armen gibt in Noth, Der kriegts widr mit Gewin von Gott. Drümb euch, Herr, wenig zu mir wend, Seht an mein heubt, mein füß, mein hend, Seht an am Leib die Glieder mein, Wie vnrein sie von Eyter sein, Das ich mich nicht kan regen mehr! Der Tod hat mich gefressen schier; Ich mus jetzt sterben diesen Tag, So ich von euch nichts kriegen mag. Derhalben, Herr, bitt ich durch Gott, Lasst mir werden ein Krümlein Brot! Was bleckt daraussen für der Thür? Hab ichs euch nicht gesagt zuuor, Das jr kein Bettler lassen solt Für meinem Haus, wehr, wer er wolt? Niemand gdenck ich zu geben was, Auch nicht, der sich heist Lazarus. der ander Bruder. Gib jm nur nichtes, rath auch ich. Denn mehr hat man von jnen nicht Denn Stanck vnd Vnlust, wenn man wil Mit Gesten frölich sein bißweil. Vnd ich, Mastyx, befehl hart dir, Das du sie treibst mit Schlegn von hier. Ich habs gethan, vnd fürnemlich Dem Lazaro gebn gute Streich. Jedoch dieweil er nicht kund gehn Für Kranckheit, erbarmt ich mich sein Vnd schlept jn an die ander seit Des Hauses, da man nicht viel geht. Wer hat dir das befohlen dann? Solstu nicht thun, was ich wolt han? Geh hin, so er sich nicht weg macht, So schlep jn, daß jms Hertze kracht! Könn wir denn für dem Bösewicht Ein Mahlzeit Brotes essen nicht? Bin ich jm doch nichts schüldig zwar, Oder wil er mich zwingen gar? Es ist ein schand von dem Gesind, Das sie so vnuerschemet sind. Wir aber wollen frölich sein; Drümb, Syre, heiß bald kommen rein Die Spielleut jetzund allzumal, Das sie vns hier in diesem Saal Machen ein hübschen, schönen Gsang, Das man vberall hör den Klang! Liebs Weib, mir vnd den Gesten alln Tantz ein Galliarde zu gefalln Vnd laß den kleinen Son mitspringen! Er ist gar lustig zu den dingen. Worümb nicht, Herr, wenn jr nur wolt? Jr Knaben eins hermachen solt. 16. Szene Scena XVI. Lazarus. Mastyx. ad Lazarum. Finita chorea. Wolauff, wolauff, du must dauon. Was murstu viel? Auff, sich mich an! Auff, Lazare! Wie, schleffstu noch? Laß mich mit frieden sterben doch! Es wird der arme Lazarus Euch bald nicht mehr machen verdruß. Bhüt Gott, er stirbt vor Hunger nur. Ey, das mein Herrn das Hellisch Fewr Verbrenn in Ewigkeit hinein, Das er von all dem fressen sein Jm nicht ein Bißlein geben wil! Ich bin ein Knecht, hab selbst nicht viel; Sonst geb ich jm, was ich vermöcht. Angelus Raphael appropinquat Lazaro. O weh, es kömpt mich an ein Furcht, Es zittert mir Leib, Hend vnd Bein. Hilff Gott, was mag hier bey jm sein? Er mag ligen, ich mus hin gahn Vnd meinem Herrn es zeigen an. 17. Szene Scena XVII. Mastyx. Porphyrius. Peterman. Merimnus. Euphrænon. We, bistu toll? Was ficht dich an? Ach, Lazarus der stirbet schon, Der Tod greifft jn gewaltig an. Was gheist vns mit dem Bettler viel? Laß sterben, wer nicht leben wil! Habn wir dennoch kein fried für jm! Geh nur herein vnd wart das dein! Meinstu, ob schon ein Bettler stirbt, Das drümb der Bettler Zunfft verdirbt? Discedit Mnemon. Des Keisers Koch auch sterben must, Gut Süplein er zu machen wust. Last vns anfechten nicht die Mähr! Nur frölich sein ist mein beger. Drümb last das Hendlein oben stahn, Das Gleßlein fein herümmer gahn! Juch ho, juch ho, friesch her zu mir! Nur eitel Wein, ich mag kein Bier. videns Lazarum ait. Ist er tod, behüt Gott, bhüt Gott! Das müssn wir zwar auch nicht vergessn. Merimne, nu hast, halt ich, gessn. Du bist gekommen von dem Felt; Sag an, Wie sein die Frücht gestelt? Es steht alles gar auff das best, Korn, Wein, Oel, vnd was dir sonst wechst. Alls ist von Früchten völlig voll, Wie es nur einer wündschen soll, Also, das ich dir wol darff sagn, Das du noch nicht bey deinen Tagn So viel hast eingeerndt ein Jahr; Wirsts nicht können beylegen gar. Das Glück hat sich gantz zu mir kert Vnd mir mein Gut mit hauffn gemehrt, Alls geht mir nach dem willen mein. Das aber macht mir sorg allein, Das ich nicht weiß, wohin ich doch Mein Früchte soll beylegen noch. Jedoch, das ist der nechste Rath, Das ich mein Schewrn vnd Keller drat Einreiß vnd grösser machen laß, Damit ich all einsamle das. Was darff ich mehr? Was feilt mir noch? Nichts weiß ich. Aber also doch, Ich wil zu meiner Seelen sagen: Sey frölich jetzt in diesen Tagen, Mein Seel, nu hab ein guten Muth, Du hast doch gnug von allem Gut. Sey wol zu fried, jß, trinck, leb wol, Erfrew dich, dir nichts mangeln sol! Vnd jr, mein Freund, thut also auch! Sie ist vollauff vnd alls genug. Drümb wollen wir allzeit vnd heut Nur geben eitel frölich Leut Vnd brauchen vns, dieweil wir lebn; Diß wird vns manche Zech noch gebn. Jr lieben Gsellen, seid nur fro Vnd thut geleich, wie ich jm thu! More ebriorum iubilat, cuius vocem imitantur et cæteri. Tandem inquit. Wolan, mein Bruder, der gilt dir. Wol her, wenn jr gleich weren vier! Sed Mnemonem iam discessisse oportet. Et dum alii canunt, Porphyrius temulentus à ministris abducitur. Hunc paulò post sequitur Dæmones; interim exercetur palæstra aut canitur. 18. Szene Scena XVIII. Syrus. Byssinus. Merimnus. Lampros. Euphrænon. abducto domino redit. Wie kömpt es, das der Herr die Gest, Eh sie weggangen, so verlest? Das Mnemon weg ist, ist nicht new, Der hat am sauffen stets ein schew. Beim Herrn bin ich es nicht gewohnt; Es mus nicht recht sein, wie mirs ahnt. Doch weil mein Herre mir befohl, Das ich der Geste warten soll, Mus ich nicht lang von jnen sein, Das jn vielleicht nicht mangel Wein. Wie, bringst den Herren wider nicht? Er hat das seine schier verricht. Wird er denn nicht herwider kommn? Seid frölich vnd trinckt nur herumb! Vnd Dæmones bleibt aussen auch. Mich deucht, er hat auch sein gefug; Er hett mehr, denn er tragen kund. Wir kommens zwar auch schier zu fund; Drümb wers auch mit vns zeit fürwar, Dweil doch der Wirt nicht mehr ist dar. Reliqui fratres surgunt. Ey, auff dem Pferde, wie man spricht, Noch eines! Ich versag dirs nicht. Trinckt her! Ich nehm es willig an, So wolln wir mit einander gahn. Wir sind geboren hie auff Erd Mit Schmertzen vnd mit Sorgen; Eh wir recht wol verstendig werdn, Thut vns der Tod erwürgen. Was hilfft vns denn vnsr Geld vnd Gut, Was hilfft vns Lust vnd Ehre? Gar bald ergreiffet vns der Tod, So brauchen wirs nicht mehre. Denn mus auch mancher stoltzer Leib Verfaulen in der Erden Vnd, der zuuoren Hoffart trieb, Ein Speiß der Würmer werden. Wer reich ist, treib kein Vbermuth, Thu nicht arm Leut vernichten. Jm hilfft doch nichts sein Geld vnd Gut, Wenn Gott einmal wird richten. Wer arm, elend, verlassen ist Vnd Gott mit Gdult kan trawen, Der befind, daß auff Gott zuletzt Nicht sey vergebens bawen. So last bey zeit vns Busse thun Vnd bessern vnser Leben, Das, wenn der Tod vns greiffet an, Vns Gott sein Fried mag geben! Dum recitatur Chorus, reliqui fratres more vacillantium discedunt; quo facto inter canendum mensa tollitur. Das vierde Theil. 4. Akt 1. Szene Scena I. Iehoua. Raphaël. [Michaël.] Vriel. Woher, mein Diener Raphael? Herr, von deinem Volck Israel. Was machen Abrahms Kinder doch? Gar wenig jm recht folgen nach. Wie stets mit Lazaro, meim Knecht? Der ist Gottfürchtig vnd gerecht; Allein dweil er ist so elend, All Man sein Augen von jm wend, Das er für Hunger stirbet schier, Vnd leider für des Reichen Thür, Der doch treibt all Tag mit seim Gut Jn Kleidrn vnd Essen Vbermnth. Ich habs gesehn, weiß alles wol. Drümb er dir jetzt befohln sein sol, Das du zu Lazaro hinfehrest Vnd allen vleiß auff jn nur kerest, Das, wenn die Seel von jm wil scheidn, Du sie in Abrahms Schoß solt leitn. Es wird sich auch der Satan wol An jm versuchen, aber soll Erhalten werden durch mein Gnad, Dweil er mein Namen kennet hat. Drümb hab sein acht, ist mein beger, Vnd nim noch etlich mehr zu dir! Dem Reichen solls vbel bekommn, Das er mein Gut hat eingenommn Vnd ghalten vbel haus dauon; Wolan, er kriegt auch seinen Lohn. Sich, Reicher, das sey dir gesagt, Du rhümpst dich jetzt in dieser Pracht, Weist nicht, du narr, heut wird man noch Dein Seele von dir fordern doch. Wes wirds denn sein, das du mit Sünd Gesamlet hast biß auff die Stund? So kommet jr, das wir erfülln Vnsers Herren Zebaoths willn! Ja warlich, last vns jmmer fort! Denn seht, der Sathan ist schon dort Vnd schleicht herümb mit sein Geselln, Das er mit hauffn erfüll die Helln. 2. Szene Scena II. Mammon. Satan. Belial. Scharioth. Astaroth. Her, her, wer begert Gut vnd Geld! Ich bin Mammon, ein Gott der Welt; All, die mir dienen, mach ich reich Per fas, nefas, gilt alles gleich. Vntrew, Vnrecht, Betrug vnd List Mein beste Kunst vnd Arbeit ist. Doch führ ich einen guten schein, Darunter gute Practickn sein Voll Lust, Begierd zu allem ding, Voll Hoffart, stoltz, biß das ich bring All meine Diener in mein Reich. Dar geb ich jnen allen gleich Für Vnrecht eitel Grechtigkeit. Wer reich wil sein, der brauch der zeit, Wie mein Porphyrius gethan, Dafür soll er sein Lohn auch han. Wer das nicht möcht, der wer geleich Eim narrn, der liebr arm wer denn reich. Woher, Mammon? Wo gehst herümb? Ich schaw, das ich mehr Dienr bekum. Du thust jm warlich eben recht. Was macht Porphyrius, dein Knecht? Das ist mir ein gehorsams Kind, Sein Brüder vnd auch all jr Gsind. Warlich, das ist ein gute Mähr; Schaw, das sich keiner von vns kehr! Fürnemlich der reich Purpur Hans Gar bald wird müssen an den Tantz. Denn Gottes Stim ich da vernam, Da ich mit den herümmer kam: Sein Seel solt er noch heut auffgebn, Vnd Lazarus wird auch nicht lebn. Drümb hab ich mich hieher gemacht Vnd diese Rott mit mir gebracht, Das wirs an allen örten fein Bestellen, wie es best wird sein. Weil du den Reichen lang geführt Vnd weist sein weiß, lust vnd begiert, Sey dir befohlen dieser Man. Sich, das er jetzt nicht mög entgahn! Der Belial sey dein Gesell, Der sorgt auch vleissig für die Hell. Der sachen wolln wir rathen wol; Was gilts, ob er entrinnen soll? Denn in so viel Strick halt ich jn Gefangen, das er vnsr mus sein. Der Geitz, Wucher vnd Schinderey, Der Vbermuth, Pracht, Hoffartey, Die Vppigkeit, friß voll, sauff aus, Die halten stetigs mit jm Haus. Gleichwol wenn man sein Feind veracht, Hat manchen Man in Schaden gbracht. Ich halt, jr werd jm wol recht thun. Ey, daran sols kein mangel han. Du aber, hörstus, Scharioth, Nim du zu dir hie diese Rott Vnd schleich den andern Gsellen nach, Die mit dem Reichen alle Tag Vns sein so vleissig ghorsam gwest Vnd sich in vnser Küch gemest, Das sie bestendig bleiben fest, Biß das wir sie auch holen letzt In vnser Loch, in Nobißkrug! Da solln sie denn auch haben gnug Pech, Schwefel, Fewr, ein köstlich Mahl, Da vnten in dem finstern Thal. Seht jo, das jr keiner entschleich, Das sie kommn all in vnser Reich! Sey wol zu fried, ich kan ein Kunst, Die hab ich offt gebrauchet sonst, Die heist: Sauff dich all Tage toll, Sey nimmer nüchtern, allzeit voll! Damit hab ich bethört genug, Die sich sonst liessen düncken klug, Die ich hab so von einer Sünd Bald in die ander führen kund. Das ist ein Speiß für diese Gest, Darmit wil ich sie halten fest, Das sie also der Moises wol Vnd kein Prophet bereden soll. Das ist ein Kunst probieret wol. Drümb sie dest wenigr feilen soll. Ich wil dieweil versuchen mich, Ob ich den Lazarum beschleich, Vnd darnach vleissig vmbher fahrn, Das ich mehr bring in vnser Garn. Doch, Mammon, hab des vleissig acht, Was bey dem Reichen wird gemacht! Schleich alle Winckel ein vnd aus, Sich vleissig, was geschicht im Hauß! – Du, steck dich heimlich hintr die Thür Vnd sich allzeit gantz still herfür, Das, wenn sich nahen wil die Stund, Du mir solches thust zeitlich kund, Das ich jm denn die Beicht recht hör Vnd, wie er beichtet, absoluier! Der sachen wolln wir wol recht thun. Alhier sols auch kein mangel han. Nu ist mein zeit, das ich auch geh; Denn sich, den Tod ich schon dort seh. 3. Szene Scena III. Denckt, wer ich bin! Kurtz ist die zeit. Denckt, wer jr seid! Ich bin nicht weit. Ich bin der Tod, so jrs nicht wisst. Der Sünden vnd des Teufels List Habn in die Welt geboren mich. Da Adam sündigt, entstund ich, Das ich der Sünd geb jren Lohn; Ich mein, ich hab es auch gethan. Von Adam her biß auff die Stund Hat mir noch keinr entlauffen kund. Ich hab alln brochen Leib vnd Lebn, Den Lohn wil ich euch alln noch gebn. Niemand verlaß sich auff sein Macht; Kein Geld, kein Sterck, kein Schön ich acht. Niemand darff meiner sicher gahn; Eh ers versicht, sprech ich jn an, Er sey jung, alt, arm oder reich, Man oder Weib; gilt alles gleich. Das ist mein Ampt in dieser Welt; Drümb bin ich auch alhier bestelt, Das ich fürs erst den Armen hier Erwürg vnd streck jm alle vier; Darnach wil ich dem Reichen wol Auch kommen, eh ers hoffen soll. Satan cum Angelo congreditur circa Lazarum. Ho ho, da sein sie schon im Streit, Gott geb, wer vntn odr oben leit. Doch eh ich kom, wirds nicht verricht; Drümb mus ich lengr verziehen nicht, Allein mus vor mein Stachel wetz, Das ich jm scherff recht das Gesetz. 4. Szene Scena IIII. Gabriel. Maleach. Ruach. [Sadiel. Emanuel.] Satan. Lazarus. Mors. Was hastu Satan hier verlorn? Ich halt, du hast noch nie erfahrn, Wies hab mit Lazaro ein gstalt; Denn er ist nicht in deiner gwalt Wie sonst viel Leut in dieser Welt. Wir sein von Gott darzu bestelt, Das wir sein Seel empfahen solln; Drümb magst dich wol von dannen trolln. Du schreckst mich auch noch nicht so bald. Ad Lazarum. Hörstu, du bist in meiner gwalt, Du bist ein Sünder, hörstus wol? Drümb bistu so der Schweren voll Vnd must von Hunger sterben doch. Meinst, das Gott deiner achtet noch? War ist es, ein Sünder ist er, Aber Gott ist sein gnedigr Herr. Ach Gott, mein sünd, mein sünd ist schwer; Dein Gnad allein erhelt mich, Herr. Wie kan dir Gott sein genedig? Gott vnd sein Gsetz ist wider dich. Der Gnadenstuel bedeckt für jm All des Gesetzes Zorn vnd Grim. Der Sam des Weibes, Herr allein, Machet mich durch sein Opffer rein. Du must hier gleichwol sterben doch, Wenn du so sehr Gott trawest noch. Der Leib stirbt, die Seel lebet doch, Der Leib vom Tod auffstehet noch. HERR Gott, nim mich nur bald dahin! Denn sterben ist mein bester Gwin. Du must gleichwol, hörstus, Gesell? Mit mir hinunter in die Hell. Satan, back dich! Das hörstu wol, Hieruon dir doch nichts werden soll. Ich lauff für dir auch nicht so bald. So mustu gleichwol mit gewalt. Was, Habt jr noch nicht außgefecht? Hart, hart! Der Streit mus sein gelegt. Satan, nim deiner ding in acht, Mach dich heran, sey vnuerzagt! Nur her, Gesell! Es ist dein Zeit. Nu streck dich, reck dich! Ich nicht beit. Mein Seel, O Gott, Must besser dran. Nim in dein Hend! Du must dauon. Sich, so mus den Leib tödten ich; Nu stirb, nu stirb! Ich würge dich. Kom her, kom her, du liebe Seel! Wir wollen nach Gottes Befehl Dich aufführen in Abrahms Schoß, Du bist nu alles Elends loß. ad mortuum Lazarum. Pfuy dich, du loser Betteler, Meinst, das ich mich an dich auch kehr? Fahr hin, fahr hin! Ich bger dein nicht, Solch stinckend Schelm sein mir zu schlicht. Ich weiß ein ander Wildbret gut, Darauff hab ich ein guten Muth. Der wird mir nicht, was gilts? entgehn; Mein Gsellen werden wol drauff sehn. Drümb wil ich dweil herunter schleichn, Ob ich hier auch fünd meines gleichn. Sihe aber, wer geht da für? Kam der nicht von des Reichen Thür? Laß hörn, was ist für zeitung da, Das ich mich nicht zu weit vergah! 5. Szene Scena V. Dromo. Plusia. Galenus. Hippocrates. Theophrastus. Das Spiel hat sich gar bald gewend, Die Frewd, wie ich seh, hat ein end. Denn mein Herr ist gar tödlich kranck, Vnd geht von jm ein solcher Stanck, Das ich gleube, er sey halb tod. Noch find sich gleichwol in der Noth Der Brüder keiner jetzund hie, Vnd Dæmones ist auch noch nie In seiner Kranckheit hie gewest; Vor waren sie die besten Gest. Ich muß lauffen vnd mit zusehn, Das sie vnter wegens nicht stehn, Sondern eilend her zu jm gehn. Ach hertzer Doctor, lieber Herr, Wisset jr denn keinen Rath mehr? Ich bitt durch Gott, erbarmbt euch mein! Es soll euch woluergolten sein. Die Kranckheit ist gefehrlich schwer Vnd wol dreyfacht nach vnser Ler. Denn erstlich ist das Seiten stechn, Das eim allein den Halß kan brechn; Darnach die brennend Entzündung Der Brust, insonderheit der Lung, Dabey die Roß vnd hellig ding, Darümb ist die Noth nicht gering. Wie kömpts, das er brent wie ein Fewr Vnd das jm kein schlaff kömpt zur stewr? Das er dem durst gar nicht kan wehrn, Das jn die Seitenstich beschwern Vnd das er nicht gleich ligen kan, Wil die Brust nur erhoben han? Das kömpt dauon, wie vor gesagt. Er hat die gantze Nacht gefragt, Wie er dazu mag kommen sein. Wie anders on von starckem Wein! Vnd das er nach dem Zorn vnd Schweiß, Als er jetzund war Fewrig heiß, Kalt Getrenck heuffig eingegossn Vnd sich nackend außziehen lassn, Auff reusche kalte Pulstr gelegn, Von allem ort den Wind zu wegn. Wie er denn selber hat bekant, Die Hitz hab sich in Kelt verwant Vnd die Kelt widerümb in Hitz. Vermag denn keines Menschen Witz Jn solcher Noth ein wenig Rath, Das er bekem ein wenig Gnad? Es ist kein Rath on, wie gesagt, Das jr jm bald die Ader schlagt, Das ein Clistier eröffn den Leib, Das man Flüß, Hitz vnd stich zertreib Mit trencklein, Lambetieff vnd Schwam, Den er mus auff der Seiten han. O Gott, solt er ein Ader schlagn, Das könt er nimmermehr vertragn. Clistier sind auch der bitter Tod; O nein, O nein, behüt mich Gott! Mein Fraw, wort helffen nichts hiebey; Vnd wenn jr gleich braucht die Artzney, So ist doch vngewiß die sach, Ob sie jn so fort gesund mach. Denn wenn ein solcher Patient Allzeit will sitzen vber end Vnd dazu mit anhebt zu schwermn, So mag sich Gott seiner erbarmn. Der Tod ist nahend für der Thür. Da sey ja der liebe Gott für! Ach, das jr mich so Trostloß last! O Gott lob, Doctor Theophrast Kömpt auch daher zu vns gegangn; Von dem werd ich mehr trost empfangn. Es wer besser, jr fordert her Des Herren Brüder, vnd viel mehr Den Pfarrer, der jm beten ler Vnd seine Seel zu Gott bekehr. ad Theophrastum. O kompt, Herr Doctor! Es ist zeit. Wolt jr mich brauchn, ich bin bereit. Ingrediuntur relictis medicis. 6. Szene Scena VI. Hippocrates. Galenus. Leuita. Jetzundr haben wir ewr gedacht. Dant ei manus. Ich wolt sehn, was Porphyrius macht. Ist er denn so gefehrlich schwach? Sein Diener macht eilend die sach. Er ist warlich ein krancker Herr, Vnd wundert vns beiden nicht mehr, Denn das man noch bedencken hat Ins Werck zu setzen vnsern Rath Vnd folget eim Garküchen Brudr, Der mit Hurn vnd Bubn ligt im Ludr. Jr redet von dem Theophrast? Sie liessn jn fordern mit der hast. Er ist gleichwol kein schlechter Man, Er weiß mehr, denn ein ander kan; Aus Metall, aus eim Kiselstein Kan er machen Saltz, Oel vnd Wein. Ja, das jr von Kreutern wegschafft, Daraus macht er den besten Safft. Vnd da jr ein Kuhsoff eingebt, Dafür eims Hertz im Leibe bebt, Da gibt er nur ein eintzel Pill Vnd richt damit aus, was er wil, Vnd hilfft daselbst, da jr verzagt. Das hat er mir gar offt gesagt. Er heilt Wunden vnd macht Artzney, Dauon bekennet jeder frey, Das er sich darauff wol versteht, Wundartztn vnd Apoteckrn vorgeht. Das er aber inwendig sachn Mit einer Pill wil richtig machn Vnd vnser Trenck trotzig verspricht, Das hat er noch bewiesen nicht. Vrsach vnd Namen der Kranckheit, Wie sich schicket nach der zeit Vnd wie man sie curiren soll, Dauon weiß er nichts vberall. Soll ers noch ander weg beweisn, Denn das jn alle Lande preisn, Wie wünderlich er helfen kan? Das Werck preiset ja hie den Man. Was er beweiset, weiß ich nicht, Dessen aber bin ich bericht, Das er drey stück hat als Spießglaß Vnd Victril Oel vnd vber das Sein hochgerhümet Laudanum, Das ist seiner Kunst gantze Sum. Mit dem hat er mehr Leut vmbbracht, Denn er jemals gesund gemacht. Er selber bleibt nicht lang zu Paß, Wenn er so seufft on vnterlaß. Ey, sagt das nicht, sondern erklert, Was aus dem Patienten werd! Denn ob jr odr er etwas kan, Das wird sich jetzund sehen lan. Wir sagen, was die Kranckheit sey Vnd des Tods Gefahr auch dabey, Vnd das Theophrast, auch sein Kunst Vergebens sey vnd gar vmbsonst. Hett man aber vns folgen wolln, Vielleicht man etwas schaffen solln. Wenns also steht, so mus ich gehn Vnd selber zu dem Krancken sehn. Gott sey bey euch, halt mirs zu gut! Wandert hin in der Gottes Hut! Ingreditur cocionator domum. Was gilts, wo nicht dem Ebenthewr Sein Lügen wird bezalet thewr! Vns aber gibt man nicht ein Dreyer, Die Leut die suchen nur geheier. Was ligt daran! Verstendig Leut Werdens bezalen ander zeit. 7. Szene Scena VII. Plusia. Theophrastus. Mein Herr, was ist ewer bericht? Jr dürffet euch betrüben nicht. Es ist nichts mit dem Aderlassn, Clistier verbiet ich gleicher massn. Denn diese ding nur den Leib schwechn Vnd den Muth in den Krancken brechn, Den man billich solt grösser machn. Die Sewköch verstehn nichts von sachn, Sagen von Flüssen vnd von Trenckn, Vnd was sie mehr Narrheit bedenckn; Damit sie die Leut bringn vmbs Lebn, Dazu mus man jn noch Geld gebn. Ich hab darauff ein andern fund Vnd mach ewrn Herren bald gesund. Sie haben mich hertzlich erschreckt; Jr habt mich widr vom Tod erweckt. Vnd bitt, das jr das best thun wolt; Ich zahls, das jr mir dancken solt. Es ist mir nicht zu thun vmbs Geld, Sondern das Kunst den platz behelt. Diese Kranckheit ist nicht ein Fluß, Sondern ein gifftig Spiritus, Ein Arsenicalischer Geist, Der mit seim stanck das Hertz beschmeist. Den mus ein ander Geist vmbbringn, Der krefftig ist zu diesen dingn, Nemlich des besten Goldes Geist, Der dient dawider allermeist. Darnach, damit die Krafft kom widr, Wenn das Gifft ist geschlagen nidr, Mus von Perlen vnd Edelgstein Ein Oel künstlich bereitet sein; Dazu gehören thewre sachn. Wolt jrs bezalen? Ich kans machn. Von ewerm Geist ich nichts versteh, Mein Hertz das thut mir viel zu weh. Da habt jr Gold, Perlen vnd stein! Machts alles recht, wie es soll sein. Kaufft, was dazu von nöten ward! Ich wils bezalen vngespart. Vnd bringts ja bald! Ich mus hingehn Vnd wider zu meim Herren sehn. Geht nur, geht jmmer wider nein! Ich wil bald wider bey euch sein. Quando ingressa est Plusia. Ich mus selber meiner Kunst lachn, Das ich so plötzlich Gold kan machn. Wie werd ich mein Bruder erfrewn Vnd den Schwestern die Peltz vernewn! Den soll das Gold besser bekommn, Als wenns der kranck hett eingenommn. Es thuts jm noch wol mein Azoth; Wenn der nicht wil, so Gnad jm Gott. 8. Szene Scena VIII. Mnemon. Syrus. Wie, ist der Bruder denn so schwach? Ja warlich, er kaum reden mag. Hat ja die Kranckheit denn so bald Gar eingenommen mit gewalt? Ja sehrer, denn ich sagen mag. So bald? Ach lieber, sag mir doch, Wie ists jm erstlich kommen an? Wie jr am nechst wart von jm gahn, Blieben ewr ander Brüder gar Vnd Dæmones bey jnen dar, Truncken nach jrer weiß herümb. Bald sich der Herr nach mir siht vmb, Steht auff vnd heist mich mit jm gehn. Er war so schwach, er kont kaum stehn, Doch wards der Brüder keiner inn. Ich führt jn zu dem Bett hinein Vnd meint, er wer so trunckn gewest; Denn er befohl, das ich die Gest Solt gleichwol versorgen mit Wein. Bald da ich wider gieng hinein, Stunden die Brüder alle auff Vnd giengen in gemeinem Hauff. Ich meint, es hett kein noth mit jm, Biß ich der Frawen Klag vernim Vnd man in eil den Doctor holt. Der wol nicht vbel trösten wolt, Zeigt aber doch daneben an, Man solt gleichwol auch dencken dran, Das man die Brüder herbey holt, Wenn ers ja nicht lang treiben solt. Bistu denn bey den Brüdern gwest? Ja, zu euch kam ich allerletzt. Was habn sie denn so lang zu schaffn? Sie hatten noch nicht außgeschlaffn Das gestrig sauffen. Ich gleub doch, Das sie bald werden folgen nach. Wolan, so wil ich gehn hinein. Horch, lieber lauff wider zu jn, Sprich, das sie sich ja seumen nicht! Was mich betrifft, soll sein verricht. 9. Szene Scena IX. Typhlus. Cholus. Chole, mich deucht, fürs Reichen Haus Solt man nu wol was theilen aus Von dem, das vberblieben ist. Laß vns, so du eins mit mir bist, Von fern erfahren, wie es sey! Ja wol, von fern. Denn hart darbey Theilt man mehr Schlege aus denn Brot. Doch kom, ob was bescheret Gott! Ich folg dir nach. Geh du mir für, Doch sih, geh nicht zu nah zur Thür! Bhüt Gott, was seh ich da von fern! Was sihst denn? Sag, das ichs kan hörn! Den Lazarum, den frommen Man. Was, Lazarum? Was ist jm dann? Ach, Lazarus ist leider Tod. Was, tod? Dafür behüt jn Gott! Ich halt es nicht, du jrrest dich, Vielleicht betreugt dich dein Gesicht. Wolt Gott, es wer nicht, wie es ist! Weil er aber gestorben ist, Thut mirs weh, das ich jm vorkahm Vnd jms Brot für dem Munde nam. Ach Lazare, du Gottes Man, Bistu also gestorben dann, Bistu so tod, ligst hier allein So elendig? Das mus ich weinn. Er ist doch hin; wie sol mans machn? Das weinen dienet nicht zur sachn. Der arme Man ligt da, ist tod. Niemand sich seiner erbarmn thut. Eh er bestetigt würd zur Erdn, Müst er von Hunden gefressn werdn. Ach Chole, sag, wie deuchtet dich? Er mus hie ja so ligen nicht. Nein trawn. Doch wo bringt man jn hin, Weil all die Bgräbnis gnommen ein Die Reichen vnd nicht haben wolln, Das wir jn da begraben solln? Ist denn nicht für die Pilgrim, sag, Ein ort, da man jn bgraben mag? Allein kan ich jn auch nicht tragn. Das weiß ich. Lieber, laß dir sagn, Wir wollen jn beid nemen auff Vnd also fein tragen zu hauff. Trag du, so viel du kanst, doch sich, Das du zugleich auch leitest mich, Das er also begraben werd! So hilff jn heben von der Erd Nu bald, eh jemand kömpt heraus! Was mag für Vnlust sein im Hauß? Sih so, nu wolln wir tragen fein. Wolan, so laß es also sein! Heb jn noch wenig höher auff! Nu laß vns gehn also zu hauff! Nu tröst ich mich des, das ich bin Wirdig, das ich mag tragen jn. Geh fort! Wie thut es in dem Hauß, Ob da die Teufel wolten aus! 10. Szene Scena X. Satan. Belial. Mors. kömpt mit Belial aus des Reichen Hauß. Horch, Belial, mein lieber Gesell, Du must hinunter in die Hell, Bestellen, das alls wird verricht, Das ja an keinem mangel nicht! Denn dieser Gast ist es gewohnt, Das er all Tag mus vollauff han. Drümb bestell jm ein herrlich Mahl, Das er frey schlemm in vnserm Sahl! Denn er ist zwar ein gutr Compan, Drümb mus jm nichts bey vns entstahn. Kein ding mus vns da sein zu thewr An Schwefel, Pech vnd hellschem fewr. Fürnemlich sich, das er warm sitz, Laß nichts feilen an Fewr vnd Hitz! Beim Blaßbalg laß kein feiren sein, Das er bald, wenn er komm hinnein, Erfahr, was er für Wirt wird han Vnd wie man jm wird richten an! Drümb mach dich auff vnd zieh nur hin, Gib mir den Sack, das ich darin Die stoltze Seel empfangen kan! Denn sih, der Tod kömpt jetzt heran. Die Küchn wil ich jm wol bestelln, Wo anders Fewr ist in der Helln. Drümb wil ich willig vor hinnein Vnd heissen jn wilkommen sein. Ich kom, Ich kom, die Stund ist aus. Nu mus ich in des Reichen Haus, Dem stoltzen Man sein Müthlein brechn Vnd seinen Hohmut weidlich rechn, Mus jm die Purpur legen ab Vnd mit eim andern Kleid begabn, Das er mög zieren meinen Tantz. Von Würmen soll er tragn ein Krantz; Die Ketten, die ich jm einhang, Sein Schlangen, damit er herprang, Vnd vmb die Finger köstlich Ring Von Maden vnd Gewürm ich schling Vnd zieh jm an mein gwönlich Kleid Von Kröten vnd Vtzen bereit. So zier ich manchen stoltzen Leib, Das er mir nicht mehr Hoffart treib. Das ist mein Hoffart, merck mich ebn, Die werd ich euch noch allen gebn. Nu aber mus ich diesem Man, Den ich jetzt fürhab, zeigen an, Das er sein Geld, Gut, Weib vnd Kind, Sein Hauß, Hoff, Korn, Zinß, Vieh vnd Gsind Alles hie hinter sich verlaß Vnd mit mir fahr des Todes Straß. Gwiß wird er nicht sein guter ding, Wenn ich jm diese Zeitung bring, Denn er hat mich allzeit nicht gacht, Mein schnelle Zukunfft nicht betrag, Drümb wird ers wol sein vngewohnt; Aber er mus gleich wol dauon. – Mach auff, reichr Hans, vnd laß mich ein! Ich bin der Tod, ich mus hinein. Ich mus hinein, du must heraus, Du must jetzt in ein ander Hauß. 11. Szene Scena XI. Hoho, die sach wil werden gut, Nu hab ich einen guten Muth. Den Reichen han wir so bethört Vnd jm also das Hertz verkehrt, Das er verzweiffelt in seim Sinn Vnd weiß nu nirgend aus odr ein. Der Leuit wol von Mose viel Vnd von Propheten sagen wil; Das aber hilfft so viel zu letzt, Ob man in kalten Ofen blest. Er horcht jn nicht, er ist verjrrt, Der Mammon hat jn gar verwirt. Drümb weil der Tod jm kömpt zur Hand, Muß er bald in ein ander Land, In vnsern Himml, ins grosse Hauß, Da es Fewr leucht zun Fenstern aus, Da vnten in Abgrund der Helln; Da wil ich jm Herberg bestelln. Drümb fahr ich hin, es ist mein zeit, Der Tod hat jn vleich würgt bereit. Ad infernales. Jr Gsellen, rüst euch weidlich drauff! Das Fewr zum Gbratens blaset auff, Seht, das bereit sey alle ding, Wenn man den stoltzen Gast herbringt! Seht da, thut auff, thut auff die Pfort, Thut auff, thut auff! Man bringt jn dort. Ad animam diuitis. Hoho, bist in den Sack gekrochn? Ich mein, der stoltz sey dir gebrochn. 12. Szene Scena XII. Leuita. Syrus. Mnemon. Eiulatus muliebris in domo excitatur, et egreditur. Hilff Gott, wie plötzlich vnd geschwind Fahren dahin wir Menschen Kind! Wie ist sterben so herb vnd schwer Dem, der jung ist, bey Gut vnd Ehr! Wie schwer ist hoffen Gottes Gnad, Wenn man ein böß Gewissen hat! Ich hab all mein Tag nicht gesehn Ein Abscheid so schrecklich zugehn. On Zweiffl vmb jn gestanden sind All Teufl, so man in der Helln find, Wie er denn klagt, das wir sehn soltn, Wie die Teufel jn holen woltn. Herr, jr wolt kleinen verzug han, Die Herren wolln euch sprechen an. Mein Herr, jr habt leider gesehn, Es ist nu mit dem Brudr geschen. Nu nimpt der Stanck so vberhand, Das er stehn blieb mit gfahr vnd schand. Darümb soll er ehrlich zur Erden Auffs aller ehest bstetigt werden In seinem Schloß Malè quæsit; Es ist doch von der Stad nicht weit. Da bitt die Fraw vnd wir allsampt, Wolt vns dienen mit ewerm Ampt Vnd jn vnd vns allen zu ehren Ein Leichpredigt zu thun euch nicht beschweren. Was zur Erd ghört, jmmr in die Erd; Der tod Leib ist nichts bessers werd. Ein Leichpredigt abr zu thun ist schwer; Jr wisst, wie er starb, lieber Herr, Vnd wie wüst er sein Leben führt, Wie er mehr prangt, denn sichs gebürt, Wie er in die Kirch selten kam, Sich der Armen gar nicht annahm Vnd was der Laster noch sind mehr. Wir wissens leider, lieber Herr, Es ist abr vmb jn nicht zu machen, Es sind der Freundschafft Ehren sachen. Das Leichtuch das soll ewer sein, Ein silbern kann vnd 50 gülden drein; Vnd was jr sonsten noch begert, Verehren wir euch vnbeschwert. Wir müssen von Verehrung leben; Reich Leut solln auch das meiste gebn, Dieweil es arme nicht vermögen, Vnd ich laß mir auch leicht genügen. Ich wil den sachen dencken nach, Das ichs dem Gschlecht zu ehren mach. Wir wollen euch beschrieben geben Vnser Geschlecht, sein Reiß vnd Leben Vnd habn zu euch die Zuuersicht, Jr wist, was sich schickt oder nicht, Vnd werdet den Todten nicht schelten; Wir wollens danckbarlich vergelten. Ich wil alles wol machen recht; Ich hab viel guts von ewrem Gschlecht. Kömpt die Verehrung gwiß auff morgen? Ich bin der Bürg, jr dürfft nicht sorgen. Der ist fürwar ein selig Man, Der sich so hat geschicket, Das, wenn der Tod jn greiffet an, Er dafür nicht erschricket. Kein grösser Vnfall kan geschen, Als wenn ein Mensch mus sterben, Der nicht auff Gottes Wort gesehn; Ewig mus er verderben. Der zeitlich Tod greiffts wol hart an, Mus aber bald ablassen; Der ewig Tod lest niemand gahn, Der hat kein zeit noch massen. So der Tod ein gerechten trifft, Darff er kein trawren treiben; Denn wer da in dem HErrn entschlefft, Wird ewig selig bleiben. Wenn den Gottlosn ergreifft der Tod, Mehrt sich sein Schmertz on massen; Denn ewiglich mus er von Gott In Abgrund sein verstossen. Der Frommen Tod ist thewr geacht Für Gottes Angesichte; Drümb solt allman sein drauff bedacht, Das er recht sterben möchte. Das fünffte Theil. 5. Akt 1. Szene Scena I. Hieher gehört das Geprenge mit der Leich, dauon zuuor geschrieben ist vnter den Personen. Man stellet aber diß also an, als wolte man die Leich durch das Theatrum biß fürs Thor hinaus tragen vnd, wie im Argument gemeldet wird, auff des reichen Mannes Schloß begraben. Der Gelegenheit nach kommen alle Personen vom Theatro weg. Wil man auch eine Leichpredigt halten, stehet zu eines jeden gefallen. Folget die Leichpredigt. 2. Szene Scena II. Mammon. Porphyrius. Wo ist denn mein gehorsams Kind? Wie kömpts, das ich dich hie so find? Dein trewen dienst, mein lieber Son, Den du mir hast von Kind auff gthan, Den wil ich dir belohnen jetz Mit Fewr, Schwefel vnd grosser Hitz. O weh, Ach Ach, O weh, Ach, Ach! Ey lieber Sone, thu gemach! O Weh! Ruff nicht so vngehewr! Es ist gut Kurtzweil in dem Fewr. O weh, O weh der grossen Noth! Ey lieber Son, nim so für gut! Es wird doch jmmer böser noch – Ey, besser wolt ich sagen doch. Ach, Ach, halt fried, verschone mein! Ey, darümb bist nicht kommn herein. Es ist kein fried an diesem ort, Verschonen ist hie vngehort. Du bist der Herberg vngewohnt, Drümb, Belial, gwehn du es jm an! Schür jm die Brend nur weidlich zu Vnd laß jm weder Rast noch Ruh, Das er lerne, wes Gast er sey Vnd was er hab zu gwarten hie! 3. Szene Scena III. Ach, Ach, das ich so gmartert bin! Ach, Wo soll ich mich wenden hin? Hinauff? Da sitzt der gstrenge Gott. Hinnab? Da ist der Hellen Gloth. Zur seitn? Da ist der Teufel Schar, Die haben mich vmbgeben gar. In mir? Da ist der Wurm, das Gwissen, Der stirbt nicht, der hat mich zerrissn, Der martert erst vnd plaget mich; Kein end der Qual, kein maß seh ich. Was wil für Marter mir geschen, Wenn der Sententz nu wird ergehn, Wenn auch der Leib wird wider kommn Zu seiner Seel, die von jm gnommn? Da wird erst recht das grewlich Leidn Mich martern, zetr, zu ewgen zeiten, Zu ewgen zeiten jmmerdar, Das ich nimmer recht Trost erfahr; Ich kans albreit ertragen nicht. – Ach, Ach, wer ists, den ich dort sich In Abrahams Schoß? Lazarus, Ist Lazarus in Abrahms Schoß Vnd ist so frewdig noch darzu, Voll Trostes, Frewden jmmer nu? Ach, Ach, das schreckt mich grawsamlich. Das hett doch nie gehoffet ich, Das jm solche Frewd solt geschen, Das hett ich mich nimmer versehn. Den hielt ich für ein Fluch auff Erd, Verhönt jn, acht jn nichtes werd, Jagt, stieß jn, trieb jn allweg aus, Ließ jn verschmachten für meim Hauß. Was hilfft mich nu mein grosses Gut, Was hilfft mich auch mein Vbermuth? Mein Reichthumb vnd mein grosse pracht Habn mich in diese Qual gebracht, In diese Qual, der Hellen Pein, Daraus wird kein Erlösung sein, Da auch kein Lindrung ist der Qual, Sondern nimpt vberhand allmahl. Ach, das ich doch erlangen köndt, Das Abrahm Lazaro vergönt, Das er mein Zung mit Wasser netz Vnd mich ein wenig nur ergetz! Doch fürcht ich, wenns Abrahm gern wolt, Das Lazarus wol nicht thun solt, Weil ich so vbel mich gegn jn Verhalten hab im Leben mein. Doch weil mein Noth jetzt ist so groß Vnd ich draus nicht kan werden loß, Wil ich vmb Lindrung bittn allein, Hoff, Er wird mir barmhertzig sein. 4. Szene Scena IIII. Porphyrius. Abraham. Mammon. Iehoua. O Vater Abraham, ich bitt, Erbarm dich mein vnd dencke nicht An meine vnthat, sondern sich, Wie grosse quale leide ich, Der ich doch, Vatr, von deinem Stammn Gezeuget bin von heiligm Samn! Drümb bitt ich, Vater, send hieher Den frommen Lazarum, das er Das eusserste des Fingers sein Ins Wasser wenig tauch hinein, Damit er meine Zunge kühl! Denn ich groß Pein der Flammen fühl. Son, Son, gedenck, gedencke, Son, Das du dein gutes schon Von Gott im Leben hast empfangn, Vnd Lazaro ists vbel gangn! Nu aber wird getröstet er, Du wirst billich gepeinigt sehr. Vnd vber das alles fürwar Ist zwischen vns vnd euch so gar Ein grosse Klufft befestiget, Das, so einer im willen hett Von hin zu euch hinab zu fahrn, Könd ers doch nicht, es wer verlorn. Auch kan von dannen nimmermehr Einer zu vns hie fahren her. So bitt ich dich doch, Vater mein, Das du jn sendest, kan es sein, In meines Vaters Haus hinnab, (Denn ich fünff Brüder da noch hab) Das er jnen verkündig dort, Was für Pein sey an diesem ort. Das er sie warne, bitt ich sehr, Das sie auch hie nicht kommen her. Weistu nicht, das jn Gott hat gebn Sein Wort, darnach sie sollen lebn? Sie haben Mosen, Gottes Wort Vnd die Propheten, gliebts jn nort. Laß sie die hören, wolln sie nicht Wie du verdammet sein, rath ich. Ach Abraham, Ach Vater mein, Das wird bey jn nicht hülfflich sein; Denn ich Gotts Wort auch hab gehört Vnd mich abr leidr dran nicht gekehrt. Weil sie auch gar, wie ich pflag, leben, Fürcht ich, werden sie nicht drauff gebn, Sondern, wenn einer von dem Tod Zu jnen gieng, hett es kein noth, Sie würden Busse thun fürwar. Ey, das geschicht, gleub, nimmerdar. Denn werden sie Mosen nicht hörn, An die Propheten sich nicht kehrn, So werden sie nichts geben drauff, Ob jemand stünd vom Tode auff. Weil du auch Gottes Wort veracht, Mosen vnd die Prophetn verlacht, Leidstu billich jetzt diese Pein. Ach, kan denn kein erbarmung sein Bey dir, so kan ich Gott darümb Ansprechen nicht, das ist kurtzümb. Er ist mein Feind, wie ichs befind, Denn Ers mit mir wol endern künd. O weh vnd Ach, O ewig weh, Ich werd erlöset nimmermeh. Ey, ruff mich an! Ich bin dein Gott, Ich wil dir helffen in der Noth. Nach deinm verdienst wil ich dir gebn Das Helsche Fewr fürs ewig Lebn. Vnd, Lazare, mein lieber Son, Jetzund empfehestu den Lohn. Denn du gerecht geachtet bist, Das dir mein Wort lieb gwesen ist. Drümb lebestu im Himmelreich Mit allen Heilgen ewiglich. Canunt Angeli. Epilogus Epilogus. Diß ist das end von vnserm Spiel. Wir haben euch bemühet viel Vnd etwas auffgehalten lang; Der Rector aber saget danck Vnd wir deßgleichen in gemein Allen, die hie erschienen sein, Das sie zugsehn on vnterlaß Vnd gewartet biß zum Beschluß. Wolt Gott, wir köndtens in der that Vmb ein Ehrnvhestn Wolweisen Rath, Vmb ein Ehrwirdigs Predigampt, Vmb Bürgr vnd Frembden allesamt Hinwidr verschulden danckbarlich, Vnser keiner wolt seumen sich. Weil aber solchs nicht mag geschen, So wolt jr zum besten verstehn, Was wir jetzund gespielet habn. Wir sind, wie jr seht, junge Knabn Vnd könnens nicht alles so machn, Wie es sich wol gebürt zur sachn. Gibt Gott sein Gnad zur ander Zeit, Das wir auch werdn gelerte Leut Vnd denn können dienen den Herrn, Keinerley müh sol vns beschwern. Mittler weil geb Gott Fried vnd Ruh, Gesundheit vnd Wolfarth darzu, Gesegn vnsern vleiß, ewr Narung, Behüt für Sterben vnd Thewrung, Das wir vnter seim Schirm vnd Schutz Widrs Teufels vnd der Lestrer trutz Mögn lernen, was Gott wolgefelt Vnd nützlich ist der gantzen Welt, Vnd nach dem Abscheid von der Erdn All miteinander selig werden! Das gib, HErr Gott, in Jhesus Namn! Wer das begert, sprech mit vns Amen.