16. Der Flüchtling Wohin so früh am Morgen Mit Ränzel und mit Stab? Was treibt mit neuen Sorgen Dich fort, bethörter Knab? Es steht in deinen Zügen Ein lang' verhehlter Gram. Sag, welch ein Ungenügen Daheim dich überkam? »O laßt getrost mich scheiden! Es will mein eigner Sinn Die Heimath mir verleiden, Der ich entfremdet bin! Wenn noch einmal die Ferne Mir Herz und Muth bewehrt, Dann kehr' ich doppelt gerne Zurück zum alten Herd.« Mit Fliehen und mit Meiden Erhoffe nicht Gewinn! Die Welt wird dich nicht scheiden Von deinem eignen Sinn. Und traust du deinem Sterne, Wirf ab, was dich beschwert! Es liegt in kleinster Ferne, Was all dein Herz begehrt! »Es ist kein weiches Bangen, Es ist ein bittrer Groll, Der länger nicht befangen Das Herz mir halten soll. Laßt ab, laßt ab, zu fragen! Mir selber bin ich feind, Daß ich so lang ertragen, Was dauernd ich vermeint!« Zu schnell, zu hastig wandte Der Groll sich zum Verzicht! Was nur der Stolz verkannte, Das Herz verkennt es nicht. Willst länger du bethören Der Seele freien Blick, Du könntest mehr zerstören Als nur dein eignes Glück! »Zum alten Zauberkreise, Den schon das Herz verschwor, Verlockt ihr holder Weise Mein allzuwillig Ohr! Wär's Freude, wär' es Buße, Gewagt sei Glück und Noth! Und wär's zum Abschiedsgruße Das schmerzlichste Verbot!« Das Ziel der langen Reise Lugt an der Straße vor. Kehr' um zum alten Kreise, Und poch' an's rechte Thor! Nimmst du mit raschem Fuße, Was dir der Groll verbot, So lachst du einst mit Muße Der überstandnen Noth!