Stoßseufzer So verfolgt mich denn auf ewig Dieser tolle Klimperdämon! Ueber mir vollführt das Fräulein Auf den Tasten ihre Wirthschaft; Unter mir, in Kränkeltönen, Kinderübungsprügeljammer; Gegenüber gar der Leutnant – Heilge Musen! Nah und fern Ein verrücktes Trommeldröhnen Auf des Hauses Lieblingsmöbel! Bei den Einen wilde Lärmwuth, Bei den Andern Zeitvertrödlung, Bei den Meisten rücksichtslose Stumpfheit und Gedankenmord! O, wie ist die Zeit verwandelt! Früher, wie die Väter sagen, Hörte man in Mitternächten Nur die schwärmerische Flöte; Ein bescheidnes Instrument, Nur ein Ton aus dem Orchester. Aber heut muß über Massen Jeder Einzle kommandiren, Und mit athemloser Arbeit Greift und packt er, was von Tönen Händevoll er kriegen kann, Um in ungeheurem Schwärmen Rasend um sich her zu schleudern Sein verzweifeltes Gefühl! Schicksal, gieb uns armen Eulen, Die wir deutsche Dichter heißen, Schaffensruh und Stille brauchen: Gieb uns Thürme, gieb uns Bäume, Bergeshöh'n und Einsamkeiten, Oder schlag' uns gleich mit Taubheit! Denn die Häuser baut man nur noch Um Claviere drein zu stellen; Und die Leute wohnen nur Drinnen, um darauf zu lärmen; Und sie lärmen, und sie klappern, Weil sie nichts zu denken haben. Ach, ich wünschte mir ein eignes Instrument, wo jeder Ton War' ein Kniff, ein Nasenstüber, Fußtritt, Peitschenhieb, Karbatsche! O wie himmlisch musikalisch Wollt' ich dann noch selber werden Für die liebe Nachbarschaft!