Einkehr Wenn in Dunkelheit zerrinnen Will des Tags Gestaltenwelt, Richte deinen Blick nach innen, Still von eignem Licht erhellt. Die der Tag verworren trennte, Sammle wieder sie in Eins, Die zerstreuten Elemente Deines wahren, bessern Seins. Spare nicht das Wort der Rüge, Willst du offen vor dir sein, Denn das eitle Kleid der Lüge Trugst auch du, den leeren Schein. Falschheit mit verstecktem Höhnen Bot dir, was dein Herz begehrt, Und entwand mit Schmeicheltönen Dir der Wahrheit reines Schwert. Wenn in wahnbeglückten Tagen Du in Traumes Arm dich warfst, Laß die Nacht dir prüfend sagen, Was du sollst und was du darfst. Nie zu frühe kann entschwinden Irrthum, den gehegt dein Herz, Machte dich die Lust erblinden, Muß erleuchten dich der Schmerz. Doch in tiefstem Schmerzensringen Und im Sturm der Leidenschaft Kämpfe sich aus Todesschlingen Deines beßren Wollens Kraft. Und sie steigt, zum Licht gezogen, Wie, von Morgenglanz umwebt, Aus beruhigt blauen Wogen Sich der Schönheit Göttin hebt. Schönheit sei das heil'ge Streben, Das dich schöpferisch durchquillt, Das dich leite, wenn das Leben Eine Wahrheit dir verhüllt. Strebst du so, dann weiht die Stunden Deiner Nacht ein reich Gefühl, Und du siehst dich, schlafentbunden, Morgen näher deinem Ziel.