Die Waldkapelle Steht ein Kirchlein tief im Wald, Mit ergrauter Mauer, Das getrotzet der Gewalt Aller Zeitenschauer. Stürmend manch Jahrhundert flog Hast'gen Schritts vorüber, Doch auch Blüthenzweige bog Jeder Lenz darüber. Wer bestanden einst Gefahr Treu mit den Genossen, Hält zusammen fest und wahr, Stark und unverdrossen. Also ringsum auch der Wald Breitet seine Zweige, Daß das Kirchlein nicht so bald Sich zum Falle neige. Die geborstne Schwelle mag Manch Geheimniß wissen, Wenn ein Herz gebeugt erlag Seinen Kümmernissen. Das bemooste Kreuz von Stein Bei Mariens Bilde Scheuchte Gram und Todespein Durch des Glaubens Milde. Ob im härenen Gewand Hier der Pilger kniete, Flehend, daß ihm Gottes Land Eine Freistatt biete; Ob zur Morgenandacht hier Fromm der Meßner schellte; Lange schweigt das Glöcklein schier, Das so lieblich gellte. Kränzte hier ein Mägdelein Hold mit Maienglocken Das Marienbild von Stein, Und die eignen Locken; Ihr, der Heil'gen, ward es kund, Was kein Blick gesehen, Ihr gestand der süße Mund Liebliche Vergehen. Trafen hier des Jägers Ohr Ferne Waldhornklänge; Aus dem grünen Thal empor Frohe Wandersänge; War's ein wildes Taubenpaar, Das hier nistend girrte; War's ein Reh, das in Gefahr Flüchtend hier verirrte; Kirchlein, immer gabst du Schutz, Immer Trost und Segen, Stelltest dich mit heil'gem Trutz Jedem Sturm entgegen. Und die Hoffnung grünt und blüht Noch in deinem Moose, Durch den Epheu, nimmer müd, Nickt die Waldesrose.