Zum Schlusse Die Welt ist rauh und dumpf geworden, Die Stimm' entfiel ihr nach und nach, Die einst in tönenden Akkorden Zum offnen Ohr des Menschen sprach. Als, aus der Welten Mitte quellend, Von Gottes Thron ein Chorgesang Der Engel, durch die Räume schwellend, Bis an der Schöpfung Grenzen drang; Als, seine Sternenkreise schwingend, Der Himmel sprach zur Erd' hinab, Und sie, entgegen leise klingend, Aus ihren Blumen Antwort gab; Da, in der Ozeane Brausen, Darüber Gottes Odem fuhr, Vernahm der Mensch mit heil'gem Grausen Die Äolsharfen der Natur. Die Morgen- und die Abendwinde Verkündigten den Preis des Herrn Und flüsterten dazwischen linde Von menschlichen Gefühlen gern. Von Liebe sprach das Blatt am Baume, Und lieblich war des Tieres Ruf; Der starre Stein, er sprach im Traume, Daß ew'ge Lieb' auch ihn erschuf. Und ungehindert wie vom Quelle Sich Wog' auf Wog' herniedergoß, So war des Worts kristallne Helle, Die von der Menschenlippe floß. Die Brust ein Spiegel ungetrübet, Gefühl ein reiner Wiederhall, Gesang durch keine Kunst geübet, Der Dichter eine Nachtigall. O hätt' in jenen goldnen Tagen, Als frei des Mundes Flut gerollt, Die goldnen Saiten Freimund schlagen Vorm Ohr der ganzen Welt gesollt. Wie hätt' er von dem Ewig-Schönen, Von Lieb', aus der die Schöpfung quillt, Gewollt in erdentbundnen Tönen Entfalten rein ein Himmelsbild. Nun haben der Natur Gewalten Zu wildem Kampfe sich empört, Die Harmonie der Weltgestalten Ist vor des Menschen Blick gestört. Die ew'ge Schönheit hat den Schleier Genommen vor ihr Angesicht, Und kaum vernimmt des Dichters Leier, Was die der Sterne droben spricht. Der Elemente seindlich Hadern Raubt seine Stille dem Gefühl, Und zuckend durch der Menschheit Adern Geht leidenschaftliches Gewühl. Sich machen unterm Himmelsbogen Die Stürme durch Zerstörung Bahn, Und stürmisch geht in hohlen Wogen Des Menschenlebens Ozean. Es regt sich die Natur im Grimme, Weil gegen sie der Mensch im Kampf; Zum Schrei wird ihr die sanfte Stimme, Und die Gebärde wird zum Krampf. Die losgerissnen Erze dröhnen, Zerreißend ihrer Mutter Schoß, Sie wollen nicht mehr Liebe tönen, Werkzeuge der Zerstörung bloß. Den Baum der Phantasie entbildert Nun des Verstandes kalte Hand; Die Blume des Gefühls verwildert, Der Quell der Dichtung stockt im Sand. Und Freimund, wenn er klar will singen, Was er nur ahnt und klar nicht sieht, Muß mit dem Wort um Ausdruck ringen Und kämpfen mit der Sprach' ums Lied. Und wenn von Nachtigall und Rosen Ein Frühlingshauch sein Lied durchdringt, So seufzt er, wie das laute Tosen Des Marktes spurlos es verschlingt.