Des Stromes Liebe Ich stürze meinen Wogenschwall Durch grause Felsenklüfte, Und meines Ganges Donnerhall Vernehmen alle Lüfte. Daß ich ein wilder Gießbach bin Und hege keinen sanften Sinn, Das mag ein jeder wissen. In Fesseln thu' ich nimmer gut Und dulde keine Banden; Und wer begegnet meinem Mut, Der wird vor ihm zu schanden; Und wer sich mir entgegenstemmt, Mich in der stolzen Freiheit hemmt Er muß den Frevel büßen. Den Felsen, der in meiner Bahn Sich keck entgegen türmet, Fass' ich mit starken Armen an, Er wird hinabgestürmet; Das Blümlein aber, das gebückt Auf meine Strudel niederblickt, Darf ohne Scheu mich küssen. Und dämpfen wollt' ich meinen Mut, Wenn ich ein Quellchen fände, Das willig seine klare Flut Mit meinem Strom verbände: Ich gäbe meinen wilden Sinn Geduldig ihr in Fesseln hin Und lernte sanft zu murmeln. Und wenn du denn das Quellchen bist, Und wenn ich dir gefalle, So sei mir froh als Braut gegrüßt, So zeuch in meine Halle; Mein Haus ist hochgewölbt und kühl, Laß uns der Minne süßes Spiel In seinem Schatten spielen. Und wenn der wilde Schaum dich schreckt Auf meines Reiches Fläche, Sieh nur herein, der Schaum bedeckt Kristallne Wasserbäche. Rein komm' ich aus der Mutter Schoß, Und keine trübe Lache floß Mit meinem Strom zusammen. So komm und laß mein Brausen dir, Wie ich dich liebe, sagen. Komm, Braut, o komm, und laß von mir In meinem Arm dich tragen, Von meiner stolzen Manneskraft In hohem Lauf dahingerafft Zum Bett des Ozeanes.