Josef Ruederer Die Fahnenweihe Eine Komödie in drei Akten Personen Verzeichnis der handelnden Personen Pfarrer Schaitzach. Fräulein Schaitzach, seine Schwester. Amtsrichter Striebeck. Maurermeister Foitenleitner, Bürgermeister. Kaufmann Nusser, Vorstand des Gemeindekollegiums. Posthalter Schlegel. Frau Posthalter Schlegel. Mohrenwirt Moosreiner. Premierleutenant a. D. Bernhuber. Assessor a. D. Knackberger. Frau Rentbeamte Wanninger, Fräulein Wally, ihre Tochter, Frau Spezialkassier Specht, Großhändler Rettinger, Herr von Beck, sein Freund, Aktuar Götzensperger, , aus München. Fräulein Hulda, Fräulein Flora, Fräulein Minna, , Choristinnen des Viktoriatheaters aus München. Der Seehansele, ehemaliger Bauer am Ferchsee. Burgl, seine Tochter. Marie, deren vierjähriges Kind. Seppl, Söldner. Die Wehrmüllerin. Lorenz, ihr Sohn. Hans Buchwieser, genannt der Kederbauer. Alois, sein Bruder, genannt der Mutzenbauer. Rosl, Kellnerin in der Post. Hies, Hausknecht in der Post. Ein Gendarm. Gäste, Bauern, Burschen und Mädchen. Beschreibung der handelnden Personen Beschreibung der handelnden Personen Hoher Vierziger. Ziemlich dick. Rundes Gesicht mit freundlichem, jovialem Ausdruck. Dünne, braune Haare. Langsame, behäbige Art. Sieht aus, als ob er gerne ein Glas tränke. Alte Jungfer. Großer Mund mit scharf geschnittenen Lippen. Bleicher Teint. Längliches Gesicht. Figur mager und groß. Geht dunkel gekleidet mit schwarzem Seidenüberwurf und altmodischem Strohhut. Kräftig gebaut, etwas untersetzt. Runder Schädel, blaue Augen. Kneifer. Dicke Backen, deren rechte einen starken Schmiß trägt. Dichter blonder Schnurrbart. Große, hagere Figur. Glattrasiertes Gesicht. Pfiffige Augen, die aber auch recht demütig blicken können. Weißgraue Haare. Immer bemüht sehr freundlich zu scheinen. Kleidung halb städtisch, halb ländlich. Schwerer, großer Mann mit rotem Vollbart und Kopfhaar. Redeweise pathetisch, im tiefsten Brustton, fast predigerhaft. Mittelgroß, stark. Derber Stiernacken. Leichter, etwas nach französischer Art zugespitzter Vollbart umrahmt das Gesicht. Der Bart ist dunkel, wie das Haupthaar, das, zur Bürste gekämmt, in die niedere Stirn dreieckig hineinwächst. Rohe, braune Augen. Ringe. Schwere Uhrkette. Elegante Kleidung. Stattliche Brünette von ansehnlicher Üppigkeit. Dunkle, forschende Augen. Im gleichen Alter, wie ihr Mann, zirka fünfunddreißig Jahre. Das Haar fein frisiert, hinauf gebunden. Toiletten verraten das dafür bezahlte Geld, haben aber die Grenze tadelloser Noblesse beträchtlich überschritten. Klein und dick. Roter, großer Schädel. Gemeiner Blick in den grauen Augen. Schwarzes Haar. Leichtes Schnurrbärtchen. Kleidung einfach. Grüne Weste. Uhrkette aus Silber mit riesigem Charivari. BERNHUBER UND ASSESSOR KNACKBERGER sind alle beide Herren in den sechziger Jahren. Ersterer ist sehr lang und trägt weiße Schnurre, letzterer knirpsig und unscheinbar, trägt kurzen, grauen Backenbart. Beide haben verschlissene, aber sehr sauber geputzte Salonröcke und blitzblanke Stiefel an, Bernhuber braune, Knackberger dunkelblaue Hose. RENTBEAMTE WANNINGER UND FRAU SPEZIALKASSIER SPECHT sind auf ähnliche Weise gekleidet wie Fräulein Schaitzach, einfach und unmodern. Frau Wanninger, die etwas dickere, hat weichen, sentimentalen Gesichtsausdruck im Gegensatz zu dem scharfen Blicke der mageren Frau Specht, die manchmal einen schiefen Mund macht. Toilette: hellrosa Cachemirekleid mit hohen Ärmeln. Weißer Strohhut. Große, schlanke Figur, die vor Verlegenheit und Unbeholfenheit nie weiß, wo die Arme und Füße hingehören. Tiefbraune, nichtssagende Augen. Hübsches, rotbackiges Gesicht. Sprechweise gedehnt und langweilig. Mittelgroß. Blondes Haar, das in Simpelfransen in die kurze Stirne gekämmt ist. Wässerige, kleine Augen, die aber leicht gereizt blicken. In solchen Momenten hebt er den Kopf immer heftig nach oben und reißt die Augen weit auf. Kleiner Schnurrbart. Kneifer. Etwa siebenundzwanzig Jahre. Läßt sich beim Sprechen im allgemeinen gehen, verkehrt er aber mit dem Amtsrichter oder den älteren Damen, so schraubt er seine Sprache jedesmal zu einem gezierten Hochdeutsch. Tadellose Erscheinung in Figur, Haltung und Kleidung. Das braune Haar hat einen Anflug von Glatze. Ausgezogener Schnurrbart. Auftreten sicher. Stattlicher Vierziger. Zugespitzter Vollbart um das runde, volle Gesicht. Trägt goldene Brille, grünen Hut, weißes Hemd mit übergeworfener Joppe, bunte Hosenträger, kurze Wichs. Richtiger Zechkumpan. Lockere Zeisige, alle hübsch und flott. Vorlaut und zudringlich bis zur Frechheit. Flora und Hulda brünett, Minna mit blondgefärbtem Haar. Kleidung auffallend und unsolid. Alle sprechen laut und kreischend. Angehender Fünfziger. In dem höhnischen Gesicht liegt noch immer etwas vom Trotz des reich gewesenen Bauern. Verwahrlost. Schmutziges Hemd, um dessen Kragen ein rotes Halstuch, wie ein Strick gewunden ist. Lange Beinkleider. Dunkelgrauer Wollkittel, an dem drei Knöpfe fehlen. In der gelben Gesichtshaut da und dort rote Flecken, die den Säufer verraten. Dürftiger Backen- und Schnurrbart. Kinn unrasiert. BURGL, seine Tochter. Plumpe Bauerndirne. SEPPL, Söldner. Robuster Bauernbursche gewöhnlichen Schlages. Starke Backenknochen. Erscheint, wie Burgl, in stark geputzter Gebirgstracht. Altes Bauernweib, gebückt und unansehnlich in der Erscheinung. Aber aus dem wetterharten, runzligen Gesichte sprechen zwei ausdrucksvolle Augen. Energische Bewegungen. Rauhe Stimme. Ärmlich gekleidet. ihr Sohn. Fester, kräftiger Bursche. Hübscher Gebirgsschädel, aber roher Ausdruck. Trotzig und sicher im Auftreten. Gesamteindruck hat etwas städtisch Strizzihaftes. Leichter Schnurrbart. Dunkles Haupthaar, das stark pomadisiert in der Mitte gescheitelt ist. Graue, städtische Hose und Weste. Gebirgsjoppe. BRÜDER BUCHWIESER stehen beide etwa Ende der Fünfzig. Alois, der Blödsinnige, schaut stupid und geistesabwesend drein, lacht bei jeder Gelegenheit und hält immer den Hut vor die Brust. Lang gewachsen. Graue Koteletten, keinen Schnurrbart. Hans, der untersetztere, hat dichten, braunen Vollbart, energische Züge und mißmutig dreinschauende Augen. Kleines, gebräuntes Gesicht. Beide Brüder tragen keine kurze Wichs, sondern derbe Landkleider mit langen Hosen, schwarze Filzhüte und große Lederstiefel. ROSL, Kellnerin in der Post. Schnippische, dralle Person. HIES, Hausknecht in der Post. Gewöhnlicher Bauernbursche. Uniform der Landgendarmen. Gewehr und Säbel. Mütze. Helle leinene Hose. Breites Gesicht mit Schnurrbart. 1. Akt Erster Akt Festsaal des Gasthofs zur Post Großer, sehr tiefer Raum, der vorne an jeder Seitenwand ein breites Fenster hat. In ziemlicher Entfernung von den Fenstern nach rückwärts befindet sich je eine große Flügeltüre mit Milchglas, von denen die rechte auf eine Veranda, die linke durch einen Hausgang in das Innere des Gasthofs führt. Je zwei bronzene, leere Lampenträger sind an den hellgrün gestrichenen Wandflächen zwischen Türe und Fenster befestigt. Runde Tische und Rohrstühle stehen an den Seitenwänden ungeordnet durcheinander, doch lassen sie den Mittelraum völlig frei. Im Hintergrund des Saales ist ein Podium errichtet. Darauf befindet sich eine kleine Bühne. Ihr hochgezogener Vorhang öffnet den Blick auf rohgemalte Kulissen und Versatzstücke, die eine Gebirgslandschaft darstellen. Auf das Podium führt eine kleine, verschiebbare Holztreppe. Die Bühnenumrahmung besteht aus Leinwand, die mit barocker Architektur weißgrau bemalt ist. Auf der linken Seite hat sie ein Tapetentürchen als Zugang zu den Ankleideräumen. Über der Bühne selbst sind zwei gleichmäßig verteilte, weiß bestrichene, längliche Ornamente angebracht, die in weithin leserlichen, schwarzen Buchstaben folgende Inschrift tragen. Nicht viele Worte machen wir, Wir heißen Euch willkommen hier, Und geben schlicht, ohn' Falsch und Spott, Nur unser biederes: Grüß Gott! Es geht gegen Abend. Sattes, goldenes Licht flutet von der rechten Seite durch Fenster und Verandatüre in den Saal, wo Seppl und Lorenz eben eine Leiter vor dem Podium aufrichten. Burgl trägt einen Korb mit Tannengirlanden herein. Ihr Kind läuft bald auf der Bühne, bald hinter den Kulissen herum, ohne daß jemand sich darum kümmert. Vorn, am Tisch links, auf dem ein offener Maßkrug steht, sitzt der Seehansele und stiert, die Hände in der Tasche, gedankenlos vor sich hin. Er ist etwas angetrunken. Auf der rechten Seite, am vordersten Tische, stehen Pfarrer und Posthalter. Beide betrachten beim Aufgehen des Vorhangs sehr aufmerksam eine auf der Tischplatte ausgebreitete Fahne, deren schwarzlackierte Stange auf die Lehnen von zwei Stühlen gelegt ist. Die Spitze der Fahne krönt ein goldbronzener Engel. Posthalter hat das blau-weiße Tuch in die Höhe gehoben, damit es der Pfarrer um so besser betrachten kann. nach einer Pause. Schön ... sehr schön, wirklich sehr schön, Herr Posthalter! Also g'fallt's 'm Herrn Pfarrer? Alle Hochachtung! Der Findelhausverein, der kann lachen. Die Hauptsache is, daß die Fahne zu Ihrer Zufriedenheit ausg'fallen is, Hochwürden. Da dürfen Sie ganz beruhigt sein, ich habe selten so was Schönes gesehen, die prachtvollen Goldfransen, der schwere Atlas – einfach wunderbar. Das is mir aber sehr lieb, daß wir so Glück haben damit. Es freut ein' halt doch, wenn man eine Anerkennung kriegt ... Natürlich! lachend. Denn ... am End, man hat sich ja die Sach' doch auch was kosten lassen. nickend. Arbeit und Geld. selbstgefällig. Nun, vom Geld, da wär' ja weiter kei' Red, aber zu der Stickerei hat mei Frau doch mehrere Wochen braucht. Um so schöner der Lohn für die gütige Spenderin! Sie hat für einen guten Zweck gearbeitet, und der Findelhausverein wird's ihr danken, ihr und Ihnen, Herr Posthalter. verneigt sich lächelnd. Oh, kei Red davon. Nein, nein, in allem Ernst! Das ganze Dorf kann Ihnen dankbar sein. Sie sind kaum ein paar Jahr hier in unserm Nest und stiften da die kostbare Fahne, bauen in die Gregoriwiese ganz auf Ihre Kosten ein Findelhaus hinein – so eine Opferfreudigkeit verdient schon Anerkennung. lächelnd abwehrend. Oh ... Hochwürden! Nun, die muß Ihnen auch bei der Einweihung zuteil werden. Da wird's zugehen! Ja, es kann 'n g'hörigen Sturm geben, die nächsten zwei Tag. Ich glaub's! Morgen abend die Fahnenweihe – Mit Prolog, Theater und Tanz. Und übermorgen die Grundsteinlegung vom Findelhaus – Auch sonst bringen wir noch alle möglichen Knalleffekt! Vielleicht ein Feuerwerk? Nein, aber nur im Vertrauen g'sagt, Hochwürden: fünf Hektoliter Hofbräuhausbier. Was? Das hat mein Freund, der Rettinger, eigens aus München g'schickt, weil er weiß, daß 's Hochwürden so gern trinken. Zu aufmerksam vom Herrn Rettinger! Er kommt doch hoffentlich selber zu unserem Fest? Freilich, heut' abend schon, zu der Theaterprob' mit 'm Götzensperger. Mit dem Herrn Aktuar? Der hat uns ja eigens das Festspiel zu der Fahnenweih' geschrieben. Ja der Herr Götzensperger ist ein famoser Dichter! Und der kommt also mit? Das ist fein. Vielleicht schau ich da doch noch auf einen Sprung zu der Prob' her, wenn's mir meine Zeit erlaubt. Oh, das war schön. Aber jetzt muß ich fort. Empfehlen Sie mich der Frau Gemahlin und leben Sie wohl, Herr Posthalter! Er gibt ihm die Hand, die der Posthalter, nachdem er sie geschüttelt hat, noch einen Augenblick festhält. sieht sich um und spricht leiser. Ich ... ich hätt' zwar gern noch ein Wort mit'm Herrn Pfarrer gesprochen. Was gibt's denn? Es is' eigentlich hier net der Ort ... Laut und scharf. Du, geh a hinter zu de' andern, Seehansele, und arbeit' was! schaut ihn verbissen an und schleicht zu den Burschen. Es betrifft nämlich 's Findelhaus, Hochwürden. Das Findelhaus? Oder vielmehr die Gregoriwiesen, auf die das Findelhaus baut wird. So? was ist denn damit? Der ganze Platz soll mir ja doch von der Gemeinde verkauft werden, net? Versteht sich von selber. Wie können Sie denn sonst das Findelhaus hinbauen? Ganz schön. Mich macht bloß das eine stutzig, daß ich von der Gemeinde noch keinen offiziellen Bescheid hab'. lachend. Das ist es? Oh, darüber machen Sie sich keine Sorgen! Meinen Hochwürden net, daß vielleicht so a Neidhammel kommen könnt und ... Wär' nicht übel! Wenn Sie da nunter eigens so ein teures Findelhaus stiften, nachher wird man wohl auch ein Entgegenkommen zeigen und Ihnen den Platz um entsprechendes Geld überlassen. Ja, wenn das Hochwürden selber sagen! Versteht sich! Ich hab das alles dem Gemeindekollegium schon entsprechend vorgestellt, Sie kriegen den ganzen Komplex. Ja, nachher! Sie und kein anderer! Meinen Sie viel leicht gar, ich möcht' einen Menschen, wie den Mohrenwirt, auf dem Grundstück? G'rad den hab ich eben im Verdacht, daß er auf die Wiesen spekuliert hätt'. Kann schon sein, aber da gibt's nichts, ich und der Bürgermeister sind ganz einig, die Gregoriwiesen bekommen Sie. schnell. Also is' schon fest beschlossen? im Gehen. Ich plaudere da zwar a bissel aus der Schul und – Lächelnd. – mindere eine Überraschung – ebenfalls lächelnd. Oh! oh! Aber weil Sie mich gefragt haben, sollen Sie 's wenigstens andeutungsweise erfahren. Ich weiß wirklich gar net, wie ich 'm Herrn Pfarrer für die vielen Bemühungen danken soll. Keine Ursach! Wer so viel tut, der soll auch den Lohn haben, – Unter der rechten. Türe – die Bauern können nur froh sein, wenn ein Mann, wie der Herr Posthalter, sich für immer hier festsetzt. Das ist ja klar, da ... Die letzten Worte spricht er bereits im Verschwinden zu dem ihn begleitenden Posthalter. Größere Pause. Seppl steht auf der Leiter und legt, nachdem er das linke Ornament während der vorigen Szene geschmückt hat, auf der inzwischen nach rechts verschobenen Leiter eine Girlande um den anderen Spruch. der hin und her getorkelt, kommt nun nach vorne und betrachtet neugierig die Fahne. Hi hi ... glaub's, glaub's, daß der Fahna 'm Pfarrer g'fallt, hi hi ... er is scho schön. wirft die Girlanden in den Korb. Wie, Vater? Laß mi aber sehen ... Ah, der is schön, der muß viel Geld kost't haben. der Seppl die Leiter hält. Mehr schon, als ihr euch denken könnt's. höhnisch. Der Herr Posthalter hat's halt. Und wenn 's der net hat, nacher hat's der Herr Rettinger. ärgerlich. Schlag deine Nägel ein, daß der Spruch net 'runterfallt. wieder am Tische links vor dem leeren Maßkrug. Vom Herrn Rettinger mag der Lorenz halt nix wissen. lachend. Scheint net. Lach net so dumm, schau g'scheiter nach, ob 's fest halt da droben. Es werd scho halten, mein i. Wenn 's net halt, fallt 's eh wieder runter! Ja, war mir scho recht! Liegt was d'ran, wenn 's 'm Stadtfrack auf 'nicht Kopf haut? Geh, damischer ... Seppl, mach, daß d' runterkummst, i mag nimmer länger dastehen. Na, is der Fahnen schön! zu Seppl, der herabgestiegen ist. So, und jetzt trink aber Bier. Er hält ihm den Krug hin. Ja, bal ans da war! Habt's keins mehr? No, nacher b'stelln wir halt a neu's, beim Posthalter kommt 's auf a Maß mehr oder weniger net an. Du mußt 's ja wissen, bist ja fast selber der Herr im Haus. geschmeichelt. No, des bin i grad net. Wir glauben dir 's scho'! Aber a Maß derf i scho no b'stelln ... O mei, 'n Banzen, du darfst ja all's. lacht. Geh' nein, Burgl, bring eine her, oder na, bring glei zwei, bring glei drei Maß, brauchst bloß z' sagen der Lorenz hat 's b'stellt. Der Frau Posthalterin ihr Allerliabster. lachend die Hand erhebend. Ah, halt dei ...! Burgl rechts ab. Größere Pause. Ja, ja, die Frau Posthalterin – Und der Herr Posthalter – Dös san Herrschaften. Sell braucht's aber gar net so höhnisch z' sagen, was haben s' enk denn tan? Nix haben s' mir tan. No ja, nacher seid's a net so griesgrami, jetz kommen lustige Tag. I mach 'n Schädel, wie i mag. Aber spötteln sollst net alleweil über die Leut, die uns was z' verdienen geben. A schöner Verdienst, des Theaterspielen! I pfeif dir drauf, auf die ganz Komödi pfeif i. Brauchst ja net mitspieln, zwingt di ja kei Mensch. Bal i a rechtschaffene Arbeit hätt', kriaget mi a keiner da nauf auf den Pamperlkasten. Mi a net. Aber tragen tut die G'schicht halt do was, ha? Der Mensch muaß leben, des is der Fluch. gewichtig. Ja, ja! Ah, was! Leben und leben lassen, sagt der Posthalter. Ha, der Posthalter, der sagt gar viel, der tuat si' leicht, der hat jetz' 's Komödispieln eing'führt im Dorf und stellt uns als ang'malte Tropfen da 'nauf, und er selber, er sauft Schampanija mit seine Stadtfreundeln. Und du ärgerst di, weil er di net eing'laden hat dazu! Mei Liaba, i hab selber Schampanija trunken und hab' n a selber zahlt. I war der größte Bauer weit und breit, i bin sogar scho amal vierspänni g'fahrn auf München eini. Aber verkracht bist a dabei, samt die vier Roß und samt 'n Schampanija. Weil mi die Menschheit, die miserablige, elend hat sitzenlassen. So, deswegen? Ja, deswegen! Zu mir is kei Herr Rettinger kommen, der mir meine Schulden zahlt hätt, wie zum Posthalter. schnell. Stad bist d'! So ein', wenn i g'habt hätt, nacher hätt mei Burgl no' woaß Gott wen heiraten können, und brauchet jetz net mit 'm Seppl 'rumzieh'n. I bin enk wohl net guat g'nug, ha? A was, i hab nix g'sagt, aber, wenn i dran denk an die Zeit, wie s' mir mitg'spielt hab'n, alle die schuftigen Kerl, nacher könnt i, nacher wollt i ... Er ist zusammengefahren, weil er Kederbauer, Mutzenbauer und den Mohrenwirt unter der Verandatür gewahrt. ... nacher ... No, nacher? hat sich erhoben, immer den wütenden Blick auf Kederbauer geheftet, der mit seinem Bruder nach vorn kommt. Z'sammhaun könnt i an jeden, der beitragen hat zu mei'm Unglück. sehr ruhig zu den anderen. Ist der Posthalter net da? Na, aber er werd bald wiederkommen. setzt sich an den Tisch rechts, auf dem die Fahne ausgebreitet liegt. Also warten wir. Kederbauer und Mutzenbauer setzen sich zu ihm. immer mehr erregt, kommt zwei Schritte Kederbauer näher. Was i g'sagt hab, z'sammhaun könnt i so an, da sollt 's mir auf a paar Jahr Zuchthaus net ankommen. Was hat denn der Kerl? Hi, hi, hi, der Seehansele! Was willst denn? Es tuat dir ja neamd was an! Hab a gar koa Angst, aber andre müssen Angst habn vor mir, andre, die kei so guats Gewissen habn. Jetz, der is gut troffen. Geh, Vater, oes habt's ja an Rausch! Von dene paar Maß? I kann no guat gehn und kann dem da fest in d' Augen glotzen. barsch und ohne sich zu rühren. Was willst du? Anschaug'n möcht i di amal beim Tag, denn damals in der Nacht, woaßt scho, wann i moan, da hab i di net recht g'sehn, weilst a Larven ang'habt hast und n' falschen, langen Bart. Wann? In dera Nacht, wo du mir – Laut schreiend. – 's Haberfeld trieben hast! fest. Wer sagt des? I sag dös, du bist der Habermeister von der ganzen Gegend. Des muaßt d' mir beweisen. Oh, bal i's nur könnt, bal i 's nur könnt! Ja, des is 's eben. Aber du bist 's ... du bist 's do g'wesn, und seit dera Zeit verfolgt mich 's Unglück. Hab i dei Geld verputzt? Haberfeld hast mir trieben! Des hat a jeder und koaner tan. Aber du warst der Anführer, und i möcht di zum Dank in's Zuchthaus bringen, i möcht di. ... Burgls Kind ist von der Bühne herabgefallen und schreit mörderlich, alle blicken zurück. wütend zu Seppl. Geh, hau dem Malefizbankert a paar runter! zerrt das weinende Kind nach vorne. Bist net stad, meinst net – daß d' stad bist, wart i komm dir! erscheint hastig an der rechten Tür mit drei Krügen. No, was gibt's denn scho wieder? Paß auf dein Pamsen auf und laß 'n net so rumschiab'n! Er setzt sich auf seinen alten Platz und blickt unausgesetzt zum anderen Tische hinüber. Dabei trinkt er viel und hastig. Bal i a Bier hol, des machst scho guat, Vater. Hättst 'n halt mitg'nommen! Des verfluchte Geschrei! 'n ganzen Tag muß ma' 's hören, von in der Fruah bis auf d' Nacht, bal ma drei so Pamsen hat und bal der ein' mehr schreit, wie der ander! spöttisch. Ja, Seppl, warum hast aber a soviel g'arbeit im Weinberg des Herrn! A was, laß mir mei Ruh, der verdammte Spektakel! führt das Kind weg und schiebt es zur Bühnentür hinein, dann kehrt sie zum Tische links zurück. bissig. No, des wird jetzt alles anders und besser, wenn erst einmal das schöne Findelhaus vom Herrn Posthalter auf der Gregoriwiesen steht. lachend. Natürli, da kann er alle seine drei Sprößling unterbringen, nacher hört und sieht er nix mehr davon. lacht stumpfsinnig. Hi, hi, hi, hi. Da ... da werd's Kinder geben im Dorf. Die Buabn und Madeln waren ja dumm, wenn's net alle Jahr Zwilling' b'stellen tat'n. Ah, hörts auf, i will nix mehr wissen. Recht hast, Seppl, der Mohrenwirt muaß a net gar so anzüglich auf des Findelhaus werden, er hat kei Geld dafür hergeben, der Posthalter is so splendid g'wesen. Oder noch a anderer. höhnisch. Aus München. lacht wieder stumpfsinnig. Des müaßt ma net spannen! Der Posthalter tuat's amal stiften, und damit is ferti. Na, ferti is no net, denn andre Leut haben da aber no mitz'reden. Wer hat mitz'reden? Vor allem amal die G'meinde. De gibt 'm Posthalter d' Wiesen. Wir Bauern, wir reden aber da no a Wort drei, vor allem i. Du? Ja, i! I red für die halbete G'meind und a für mein' Bruader, denn der werd z'erst ruiniert durch den Schwindel mit der Gregoriwiesen. Wie leid't denn der an Schaden, wenn der Posthalter da nunter a Findelhaus baut? Des sogenannte Findelhaus schädigt 'n net, aber was der Posthalter sonst no anbaut, wenn er amal die Plätz hat, des ruiniert mein Bruader. Ja, ja, ja ... des ... des ... ruiniert mi, ha, ha, ha! Was soll denn der Posthalter no viel hinbauen? Des wird er wohl wissen. D' Gregoriwiesen is gar groß, da geht viel 'nauf. Und wegen 'm Findelhaus allein wird er die Gregoriwiesen net kaufen. Des macht er kei'm Kuckuck weis. Hi, hi, kei'm toten Hund. Wir wollen uns amal nach 'm Jahr sprechen, da wer'n wir a Mordshotel da drunten sehn. Und dann is mei'm Bruader sei Anwesen, des an die Gregoriwiesen angrenzt, einfach kaputt und verbaut. Da freu i mi nacher, bald a amal oaner von enk zwoa drinsitzt, Kederbauer. De wehren si schon, du alter Süffling du, es gibt scho no Bauern im Dorf, die's no net ganz geduldi mit anschaugen, daß Hochwürden Herr Pfarrer und der ganze Magistrat die Gemeindeplätz einfach loshauen wollen für a Schandgeld. Und daß 's Findelhaus 'n Namen für die feine G'schicht hergeben muß. Ja, was wollt's denn eigentlich nacher? Wir wolln 'n Posthalter fragn, ob de Rederei wahr is, de im Dorf geht. Was für a Rederei? Daß ihm die Gemeinde d' Gregoriwiese, de unser wertvollster Gemeindeplatz in der besten Lag' is, um 'n Spottpreis verkaufen will. Und weil mi des a interessiert, hab i die zwei begleit't. Da soll der Kederbauer zum Pfarrer oder zum Bürgermeister gehn, da kriagt er Auskunft. Die wollen nix wissen, da war i schon lang. mit etwas schwerer Zunge. Und bist abg'fahren, dös freut mi, Kederbauer, sixt, dös freut mi. Und beim Posthalter fahrt er a ab! Dafür steh' i. Freili fahrt er ab. Des wolln wir sehn. Ich garantier' dir dafür und ganz recht g'schieht's dir, wenn d' abfahrst. Der Posthalter tut alles mögliche für uns, er laßt a Geld aufgeh'n, er laßt Theater spiel'n, jetzt hat die Frau Posthalterin wieder de großartige Fahnen g'stift. Die Fahnen, das is erst 's rechte. Die Frau Posthalterin als Fahnenpatin is eh scho gut. Und der Herr ... der Herr Rettinger daneben ... ha ... ha ... Ah, du alter Troddel, mit dir is net z' reden, du verstehst ja net, was uns Geld eingeht durch die Leut! Haben wir ebba was davon? Wohl haben wir was! Fremde kommen zu uns rein, die Anwesen steigen im Preis. Ja, und was i no' g'hört hab'! Unser Theater macht a Reis' um die Welt, nach Chicago, nach Paris und überall hin, bal 's amal besser bei'nander is. Solche Spassetteln gehn uns hiesige nix an. Bin i am End net von hier? verächtlich. Du bist koa Bauer mehr, du bist a halbeter Stadtfrack. eher geschmeichelt. Kannst am End recht haben, will so nix mehr wissen von dem Nest. I will lusti sein und will leben, i kümmer' mi nix um euern ganzen Krempel, und, gelt, – Zum linken Tische. – oes macht's es grad so? Grad so mach ich's. Jetzt g'fallst mir wieder, Seehansele. Halt nur fest zum Posthalter und laß di net irrmachen. Durch den Mann kannst dei ganz' Geld wiederkriegen. Wart, i laß a neu's Bier bringen, der Seppl hat so leer, Burgl a, wir trinken und trinken und werden alle miteinander no' große Künstler. Hurra, ha, ha, ha. Eilt zur Verandatür. Rosl, Rosl, a Bier her, a Bier her! Wieder zu den andern. Köpf in d' Höh, hat unser Oberst beim Militär g'sagt und lusti und lusti und alleweil fidel, – Lachend. – des hat er freili net g'sagt, ha, ha, ha, ha. No', wo bleibt denn die Bedienung, he, Rosl, Rosl, he, was is denn? kommt eilig von rechts angerannt. Was meinst denn du, daß d' so schreist, b'soffener Kerl? theatralisch, aber immer mit Anflug von Dialekt. Rosl, umarme mich, ich liieebe dich! Geh, spinnender Tropf, sei stad! Drunten vor der Veranda stehen Fremde bei der Posthalterin. So, laß sie hereinkommen und an meinem Busen ruhen! stößt ihn weg und geht zum Tisch links. Wieviel Maß kriegst's ös? Soviel 's halt 'm Posthalter leid't. sehr geschäftig. Vier Maß bringst und schaugst bald wieder nach, ob's net leer sind. Wieder theatralisch, indem er sie zur rechten Türe geleitet. Gelt, Rosl, geliebtes Wesen? Er zwickt sie in die Hüften, daß sie laut quiekst und eilends hinausstürmt. Er schaut ihr nach, lacht unbändig und haut mit der Hand auf den Schenkel. So was! des gibt a Hetz, na, des gibt a Hetz! Wie vom Schlage getroffen taumelt er zurück und verändert seine Stellung, da ihm plötzlich die Wehrmüllerin, ein schwarzes Kopftuch übergeworfen, entgegen tritt. Was is! Was suchst du da? Di suach i. Zu was? Zu der Arbeit will i di hab'n. I hab jetzt koa Zeit. Du hast koa Zeit? und draußen steht d' Mühl scho' drei Tag, die Bretter sollen längst abg'liefert sein und du ... Hol 'n Hannes vom Jochmüller rüber, der hilft dir. 'n fremden Menschen? Und wie soll i 'n denn zahl'n? I hab ja koa Geld mehr im Haus, i woaß ja net, was i anfangen soll. Ach mach, was d' willst! Des is aber do a Schand und a Spott! 'n Hanswursten kannst machen da herin, aber arbeiten willst nix, du nixnutziger Mensch, du! Au weh, Lorenz, jetzt hat's di, ha? Alle lachen mit Ausnahme Kederbauers und Mutzenbauers. Letzterer glotzt stumpfsinnig vor sich hin. die während der letzten Worte eingetreten ist und das Bier gebracht hat. Jetzt hockt er eahm. Das großartige Reden von vorhin hat er a bissel verlernt. Was? 'n Finger ließ i mir abhacken, eh, daß i nachgeben tat. Und bal wir betteln müssen? I brauch' net betteln gehn, da derfst kei Angst net habn. Für was war denn d' Frau Posthalterin da? Hast 's g'hört, was der g'sagt hat? So red't scho 's ganze Dorf von dir. Jetz wird 's mir aber z' dumm. Mit die Finger deuten's scho auf di! Hör' auf, sag i. Des bal dei' seliger Vater derlebt hätt, – Mit geballter Faust. – der hätt di derschlagen. Mei Ruh will i habn. Heim gehst, sag i, zum letzten Mal. sehr roh. Bal i amal net mag, na mag i net. fällt auf einen Stuhl. Oh, des is entsetzlich, jetzt, jetzt kommt – Sie geht zum Weinen über. – der Gerichtsvollzieher ins Haus und versteigert des ganze Anwesen ... gereizt auf und ab gehend. Fang 's Flennen a no an. Und mi schmeißen 's auf d' Straßen 'naus. Weißt was? So verdirbst mir höchstens mein' Humor, hast mi verstanden? Pause. Mein' Humor verdirbst mir! Er geht noch erregter herum, sein Blick fällt auf Kederbauer, der die ganze Szene sehr aufmerksam verfolgt. Brauchst mi gar net so dumm anz'schaugn, Kederbauer, di geht 's nix an. Willst was sagn? sehr ruhig. I sag gar nix. Des is a dei Glück, es geht neamd'n was an, kein Menschen geht 's was an und überhaupts, des paßt mir net, daß du – Zur Wehrmüllerin. – mi da so stellst, denn i laß mir nix g'falln, i bin majorenn. steht auf. I will nix mehr von dir, i geh scho. Is a 's beste. Posthalterin, Fr. Wanninger mit Tochter, Fr. Specht und Frl. Schaitzach erscheinen langsam an der Verandatüre. Posthalterin trägt dunkles Hauskleid mit cremefarbener, gestickter Schürze und Schlüsselbund. Die anderen Damen in Straßentoilette mit Hut und Sonnenschirm. I geh, aber büßen muaßt's noch, was du mir antan hast, auf der Welt und in der Ewigkeit. Sie eilt durch den Ring der Eintretenden hastig nach rechts hinaus, alle sehen ihr erstaunt nach. Ach, die Alte ist gut! Wer war denn das? ist zu Lorenz geeilt. Was is denn da los g'wesen? Schamt 's euch denn gar net? macht eine ärgerliche Bewegung. Net viel war los, der Lenz hätt bald sei Mutter g'haut. sehr schnell. Natürlich der Lorenz wieder! Und die verrückte Müllerin hat gar nix getan, kann mir 's schon denken. Heftig zur gaffenden Rosl. Mach, daß d' in d' Schenk kommst! Rosl rechts ab. tritt etwas vor. Wir stören wohl noch in der Prob'? dreht sich verlegen um. In ganz verändertem Tone. Oh, nein, die hat ja noch gar net ang'fangt. gleichfalls mehr nach vorne. Hat no gar net ang'fangt? Was? Plötzlich in lautes Lachen ausbrechend. Ah, dann is sehr gut, sehr gut. Warum lachen S' denn so, Frau Rentbeamte? I muß so lachen, denn denken S' Ihnen, ich hab', – Neues Lachen. – ich hab' in meiner Dummheit des alte Weiberl, was da grad 'naus is, für eine, – Sie lacht wieder. – für eine von den Schauspielerinnen g'halten, so natürli hat sie 's g'macht. Ha, ha, ha, ha. Ja gelten S', Frau Rentbeamte, mir is fast grad so 'gangen, i hab g'meint, es war vielleicht die – die Heldenmutter, weil's gar so von der »Ewigkeit« g'redt hat. Beide lachen fürchterlich. der diese Unterhaltung sichtlich fatal ist, zieht die Eingetretenen mehr nach vorne: Es ist mir sehr ungenehm, daß die Damen grad so was haben sehen müssen, aber ... Oh, bitte! Aber die Müllerin ist eine ganz ordinäre Person, die keinen Anstand und kein Benehmen hat. Was Sie sagen? Sie hat kein' Funken von Dankbarkeit für das viele, was wir ihrem Sohn tun. Es gibt halt scho recht garstige Leut auf der Welt, net wahr, Frau Spezialkassier? Na, und ob. B'sonders hier ... aber, bitte, wollen die Damen denn nicht die Fahne betrachten? Sie kommt mit den Damen ganz nahe heran und bemerkt den Mohrenwirt, der grüßt. Ah, der Herr Moosreiner! Was verschafft uns denn die sonderbare Ehr? erhebt sich. I will Sie net stören, i hab' 'nicht Posthalter g'sucht. spitzig. Den finden 's entweder im Keller oder auf 'm Speicher, oder im Dorf! Man hat so viel zu tun in so 'm großen Hauswesen, b'sonders, wenn ma' aber Fest arrangiern muß. bissig. Kann mir 's denken, Frau Posthalterin. Werd' 'n Herrn Gemahl scho' finden. Habe die Ehre! Zu Kederbauer und Mutzenbauer: Macht's weiter! der sich nicht erheben will. Aber i muß 'nicht Posthalter no' ... Steh auf, wir kriag'n 'n scho'. Alle drei gehen langsam dem Hintergrund zu und dann durch die Verandatür ins Freie. Die Damen, mit Ausnahme der Posthalterin, sind während der Szene an die Fahne getreten und haben ihr Entzücken durch lebhafte Gebärden ausgedrückt. wendet sich zum linken Tisch: Und was wollt's ihr da? Ihr habt's g'nug z' tun auf'm Theater oder habt's euere Rollen z' lernen. Seid's so freundli und richt's euch her, der Herr Aktuar wird heut' abend a strenge Prob' halten. Die Angeredeten und Lorenz verziehen sich während der folgenden Szene mit ihren Krügen nach rückwärts und verteilen sich auf der Bühne, wo sie sich zu schaffen machen. Seehansele und Lorenz nehmen erst langsam die Leiter ab und tragen sie zur linken Türe hinaus. Dann kommen sie wieder und schlendern auf der Bühne herum, wo sie in die rechte, vordere Ecke ein Tischchen und dahinter einen Stuhl stellen. Seppl und Burgl ergreifen kurz vor dem Auftreten des Posthalters den Korb mit den Tannengewinden und entfernen sich damit durch die Bühnentüre. Lorenz folgt ihnen später durch die gleiche Türe. ganz begeistert. Nein, nein, nein, so was! Ach, Frau Posthalterin, die Fahne is zu schön! Wunderbar! zu Fräulein Schaitzach, die immer die Betrachtende und Kühle spielt. D' Fräul'n Marie wird's natürli eh' scho' g'sehn hab'n. sehr ruhig. Bis jetzt noch net. Ja, schaun's nur! Die Stickerei! Wally, paß auf! Den heiligen Vincentius hat ja d' Frau Posthalterin selber g'macht. Was? Gelt, da schauen's, Fräulein Wally? Nehmen's Ihnen d' Frau Posthalterin nur zum Muster. Jetzt muß i aber scho' recht unb'scheiden fragen. Frau Posthalterin! Was mag die Fahne wohl kost' haben? geschmeichelt. Davon soll ma' ja eigentlich net reden, weil's doch für so 'n hohen Zweck is. Nein, Sie haben ganz recht, man soll eigentlich net davon reden, aber natürlich, 's interessiert ein' halt doch! net wahr, Frau Spezialkassier? Oh, freilich, interessiert 's ein'. Im strengsten Vertrauen kann ich's ja sagen, die Fahne kommt uns auf rund zwölfhundert Mark. Das Sonnenlicht vor der Verandatür läßt etwas nach. Es beginnt sehr allmählich zu dämmern, doch bleibt die Szene bis zum Auftragen der Lampen immer noch hell und genügend erleuchtet. Ja, gelt, Frau Spezialkassier? Des is a schön's Geld, des will verdient sein, nun, ich mein aber auch die Leut hier müßten der Frau Posthalterin doch auch so dankbar sein, daß sie's ordentlich auf die Händ' tragen. Alle setzen sich, Wally stellt sich hinter den Stuhl ihrer Mutter und zwar bald auf den rechten, bald auf den linken Fuß. O mein, die Leut sind hier gar net so dankbar, gelten's, Fräul'n Marie? Wenn man net beständig den frommen Zweck im Aug hätt! Die Leut sind halt zu roh. Das is 's ja! Von 'm G'fühl is da gar keine Red'. Freilich, wenn man so was sieht, wie da vorhin. Gelten's? Und was da außerdem noch für Sachen passieren! Was denn noch für Sachen? neigt sich näher heran. Es sind erst zwei Jahr her, daß wir von München da herausgezogen sind, aber was wir all's mit ang'sehn haben, da machen Sie sich gar keinen Begriff. sehr laut. Ah! Sehen S' zum Beispiel nur das Mädel dort an, – Sie deutet verstohlen auf Burgl. – die is dem Burschen, der mit ihr red't, sei Geliebte. Brauchst net zuz'hören, Wally! Wally schlenkert zum anderen Tisch hinüber. I bitt um Entschuldigung, i hab ganz vergessen, aber sehen Sie, – Noch mehr in den Kreis gerückt. – die Person hat von dem Menschen drei Kinder. Ja, ich bitt Ihnen! Hören S' auf! Und so sind s' alle hier. Ja, was haben denn dann die Leut hier für Grundsatz'? Gar keine! Jetzt so was! Drum sind wir eben auf die Idee gekommen, das Findelhaus zu bauen, um wenigstens etwas zu tun. sehr weich. Oh, das ist sehr edel von Ihnen. Wenn 's aber so zugeht, dann darf man sich freilich net wundern, wenn die Leut hierzuland kei G'fühl haben und gar kei Dankbarkeit kennen. Posthalter ist mit Rettinger und Beck während der letzten Worte rechts eingetreten. Er bleibt einen Augenblick stehen und gestikuliert heftig mit dem ihm nachfolgenden Mohrenwirt. Ganz im Hintergrunde erscheinen noch Kederbauer und Mutzenbauer. Rettinger und Beck tragen elegante Touristenkostüme. hat die Eintretenden noch nicht bemerkt. Man verlangt ja schließlich kei Dankbarkeit, aber man sagt ja nur ... zugleich. Natürlich, man sagt ja nur! kommt heftig nach vorne. Bedaure, Herr Moosreiner, bedaure! steht sehr schnell auf. Ach, unsere Herren! Sie rollt die Fahne mit Hilfe der Damen schnell zusammen und legt sie auf den hinteren Tisch. Aber Sie können doch net ... Ich hab' Ihnen dreimal mindestens g'sagt, daß ich mich um Ihren Einspruch gar nix kümmere. So! jetzt können Sie tun, was Sie wollen. Dann muß ich mir eben anders zu helfen suchen. Bitte! Ich möcht gern seh'n, ob Sie mir ein' Stein in Weg werfen können. Aber, i will ja nur wissen, was Sie mit dem Platz anfangen. So eine Zudringlichkeit! Oho! Ich sag Ihnen einfach gar nix und tu, was i will. Gut, Posthalter, 's weitere werden wir sehen. Er dreht sich wütend um und begibt sich zu Kederbauer und Mutzenbauer, mit denen er sich noch einen Augenblick leise unterhält, um dann durch die Verandatüre schnell abzugehen. noch ziemlich erregt. I bitt um Entschuldigung, meine Damen, aber ... So kleine Aufregungen! Der Mensch muß sich immer ärgern. Wie das halt so geht ... Natürlich! Aber jetzt darf ich die Herrschaften endlich bekannt machen: mein Freund, Herr Großhändler Rettinger, Herr von Beck, beide eben aus München zu Fuß angekommen, Frau Rentbeamte Wanninger, Fräulein Tochter, Frau Spezialkassier Specht, unsere werten Sommergäste. Die Fräul'n Marie kennt die Herren ja ohnehin schon von früher. nicht ohne Bedeutung. O ja! nach einer Pause, während der man sich setzt. G'hört hab ich schon sehr viel vom Herrn Rettinger. Hoffentlich nur Gutes. Ja, was denn sonst? d' Frau Posthalterin kann ja net g'nug erzählen von Ihnen. So? Kleine Pause. Die Damen sind schon lange hier? Scho bald drei Wochen. Rosl trägt auf einem Servierbrett drei Flaschen Weißwein mit mehreren Gläsern zur rechten Türe herein und entfernt sich wieder durch dieselbe. beginnt einzuschenken. Müssen jetzt leider bald wieder 'nein in d' Stadt. Aber das Fest verschönern Sie doch noch durch Ihre Gegenwart. Ja, ja. Das dürfen wir grad noch mitmachen. zu Wally. Das hübsche Fräulein doch auch? sehr angenehm berührt. Meine Tochter? Freilich, die bleibt immer bei mir. Aber sicher nicht fürs Leben, dazu ist das Fräulein viel zu reizend. Ja, entschieden. lacht dumm. lächelt glückselig. Oh! oh! oh! die etwas unruhig zugehört hat. Aber jetzt trinken wir einmal, meine Herrschaften. Jawohl. Trinken wir, uns schmeckt ein guter Schluck. erhebt sein Glas. Unsere Huldigung zu Füßen der Damen, sie leben hoch, hoch, hoch! Hoch, hoch, hoch! anstoßend. Zu gütig, zu gütig von dem Herrn. Ja, der Herr von Beck! Der ist unbezahlbar. No, du könnt'st ihn am End scho noch einlösen! Mein Freund nämlich, der arme Mann, nimmt außerdem, daß er Großhändler und Reserveleutenant ist, auch noch die beneidenswerte Stell' von 'm Millionär ein. Von 'm Millionär? erhebt sich ein bißchen vom Stuhle, wichtig. Ich muß bemerken, daß ich selbst nie mit so was renommieren würde. So jung und schon Millionär? Nun, da darf man sich freuen, daß das Geld amal in würdige Händ' gekommen ist. geschmeichelt. Bitte, bitte. Die Frau Posthalterin hat mir schon oft erzählt, welch guten Gebrauch der Herr Rettinger von sei'm Geld macht. Die Frau Posthalter? So? Ja, bei der gelten der Herr Rettinger schon alles, soviel ich merk. Und ob! Wenn man kommt, immer is halt die Red' von dem liebenswürdigen Herrn Rettinger. platzt heraus. Das kann sogar ich versichern. Wirklich, mein Fräulein? Nun, wenn es so schöne Lippen sagen ... Zu aufmerksam! sehr unruhig. Aber wo haben Sie denn 'nicht Herrn Aktuar lassen? 'n Herrn Götzensperger? Er kommt mit dem Abendzuge an. sieht auf seine Uhr. Das kann nicht mehr lange dauern. Net wahr, des is der bekannte Dichter, der immer die netten Gebirgsstück' schreibt? Freilich, derselbe! laut und wichtig. Ja, der hat's Gebirgsvolk erfaßt, wie noch nie einer! I hab scho amal von ihm im Viktoriatheater a Stück g'sehen, aber wie's g'heißen hat, weiß i nimmer. Vielleicht weiß es das Fräulein? Meine Tochter? Nein, die darf no net ins Theater, b'sonders net ins Viktoriatheater. Vom Viktoriatheater bringt uns der Herr Aktuar heut auch drei Künstlerinnen mit, die morgen – Auf die Bühne deutend. – da beim Prolog auftreten. auf die Bühne deutend. Da droben? Jawohl, unsere Mädeln sind ja dazu viel z'dumm. Der is so freundlich, der Herr Aktuar, der b'sorgt uns alles, sehen S', der Spruch da is auch von ihm. Was? Liest laut und langsam das Gedicht ab. Fast gerührt. Des is so schön, so einfach, so innig, des paßt so da herein, auf die Berg' und auf die ganze schöne Gegend. hat sich mit seinem Bruder während dieser ganzen Szene am Eingang rechts gehalten. Während Frau Wanninger den Spruch liest, kommt er langsam nach vorne und knüpft sehr barsch an Frau Wanningers letztes Wort an. No, Posthalter, was is? Sollen wir no lang warten? halblaut, sehr ärgerlich über die Störung. Wer hat euch denn 's Warten g'schafft? Habt's ihr net g'hört, was i 'm Mohrenwirt g'sagt hab? Der Mohrenwirt geht uns nix an, wir wollen wissen, was mit der Gregoriwiesen wird. wie zuvor. 's ganze Dorf weiß scho', 's Findelhaus kommt hin. Sonst nix mehr? steht auf. Da is die Tür, jetzt hast höchste Zeit. I geh' no net fort. Na ... na ... wir ... wir bleib'n no' da ... wir wollen unser Recht. Was Recht? Wer red't da vom Recht? Wir ... wir bleiben halt da. So? Nacher laß i enk einfach naus ... fällt ihm ins Wort. Geh', Mann, i bitt' dich, die Herrschaften! Pardon, meine Damen, aber eine solche Unverschämtheit is mir noch net passiert! Er läuft herum, Kederbauer und Mutzenbauer folgen ihm nach rückwärts. Was gibt 's denn? Denken S' Ihnen nur, die Leut wollen net, daß wir a Findelhaus auf die wertlose Wiesen bauen. Jetzt, so was! Des is nachher d' Dankbarkeit! Die Gemeinde soll das Grundstück dazu abgeben und des wollen die Bauern im Dorf absolut net leiden. Ah, ah, ah! Seit vierzehn Tag laufen jetzt fortwährend solche Kerl in unserm Haus 'rum und schikanieren mein' Mann. Nein? kommt wieder nach vorne. Ich hab's euch zum letztenmal g'sagt, daß i mir nix einreden lass' und jetzt will i nimmer belästigt sein. So! Pause. ist inzwischen nach vorne links getorkelt und lacht höhnisch den trotzig dastehenden Kederbauer an. Ha, ha, Freundl, bist schnell ferti wor'n? I bin no net ferti, und wenn i no alle Tag kommen müßt. Er geht wieder etwas zurück, Mutzenbauer folgt ihm. ruft ihm nach. Bis wir di 'nauswerfen, daß d' n Mond für a Karussell anschaugst, ha? Alle lachen, ausgenommen Fräulein Schaitzach, die auch in den folgenden Szenen immer unbeweglich bleibt. Jetzt, so was! Wer is denn nur der lustige, alte Kerl? Ein famoser Tropf! Steht auf. Grüaß di Gott, Seehansele! Wie geht 's? Guat geht 's, bal i den da – Er deutet auf den im Hintergrund stehenden Kederbauer, der sich eben anschickt, mit seinem Bruder, in den er heftig hineinredet, durch die Verandatüre abzugehen. – derblecken darf! Alle lachen. Kannst ihn net leiden? grimmig. Na, den möcht i amal umbringen. Um's Himmels willen! Oh, mein Gott! lachend. Oh, bitte, keine Gefahr! Bewahre! Wär net übel! So blutige Absichten hat der Seehansele net. gönnerhaft. Da geh her, Seehansele, trink ein Glas. Er gibt es ihm. trinkt schnell aus. 'gelt's Gott! Segen 's Gott! Na, is der alte Mann nett! reicht ihm ein neues Glas hin. Da, trink bei mir a. I trink, wo ich 's find, – Trinkt aus. – denn – Singt. – Trinka und singa und raufa und saufa, Dös is ja mei' Freud, de ganz liabe Zeit. Jetzt wird er aber lusti! O mei, der hat ja 'n Rausch, wenn er an Braumeister nur husten hört. D'rum leisten wir uns manchmal den Spaß und machen 'n ganz betrunken, weil er da gar so nett is. gibt ihm wieder ein Glas. Da hast noch 'n Wein. Zu originell is des! trinkt und singt. Bal mer hat a Geld Feit si nix auf der Welt, Und bal sie nix feit, Hat ma alleweil a Freud! lachen laut. ganz entzückt. Na so was! Aber ganz recht hat er. Meine Herrschaften, der Mann ist ein Philosoph, – Unbändiges Gelächter. – er soll leben hoch, hoch, hoch! ruft mit und hält Seehansele ein neues Glas hin. Trink, trink! Na, is des lustig! Wundernett, ganz wundernett! nachdem er wieder getrunken hat. Und dös sell woaß i g'wiß, Daß dös schönste ja is, A recht a stramms Madel Mit sakrische Wadel! Vereinzeltes Lachen. Psssst! No aber! So a Lied paßt sie net für an alten Kerl, der scho Großvater is. Was? Großvater schon? Freili, er is ja der Vater von dem Mädel. Nein? wankt näher. Was geht enk der Großvater an? Ha? barsch. Führ di anständig auf, sing was, was man anhören darf. glotzt ihn wie blödsinnig an, taumelt, das volle Glas in der Linken, hin und her und lacht höhnisch. No, fang an! Aber was Fein's bitten wir uns aus. singt. Und bin i a scho alt, I woaß, was ma g'fallt, Im Bett bei der Nacht ... außer sich. Jetzt hörst auf! Herr Rettinger! i bitt Sie, geben S' ihm doch kein' Wein mehr! Fräulein Schaitzach steht auf. Allgemeine Verlegenheit. Meinst am End, du bist bei deine Bauern, unverschämter Mensch? nickt stumpfsinnig nach allen Seiten und bleibt noch eine Weile so stehen. Endlich läßt er sich auf einen Stuhl am linken Vordertische fallen. Die anderen Damen erheben sich ebenfalls und blicken unschlüssig, was sie jetzt tun sollen, herum. Peinliche Pause. Nein, wie mir des z'wider is ... spitzig. Ich hätt so grad gehen wollen. Ach nein, Fräul'n Marie ... Ich muß zum Herrn Bruder heim. Aber Frau Spezialkassier! Frau Rentbeamte! immer noch unsicher. Ja, wenn d' Fräul'n Marie geht ... sehr maliziös. Oh, bitte, wenn Sie noch gern hier bleiben – Warum net gar! Wir gehen mit Ihnen. Aber wollen denn die Damen wirklich fort wegen dem betrunkenen Kerl? Wegen dem Seehansele! Ganz in der Ferne hört man eine juchzende Volksmenge, die langsam näher kommt. Das wäre doch zu schade! Gehen's, Fräul'n Marie! Frau Rentbeamte! Jetzt g'rad, wo die Prob' gleich ang'fangt hätt. Rosl und Hies tragen eilig von rechts brennende Petroleumlampen herein. geschäftig. Herr Posthalter, Herr Posthalter! Die Leut' kommen zu der Prob' und bringen 'n Herrn Aktuar von der Bahn. Nun dürfen die Damen unter keiner Bedingung mehr weg. Nur über unsere Leichen! Bedauere, ich muß zum Herrn Bruder heim. die eben neben ihr die Lampe befestigt. Fräul'n Marie, der Herr Pfarrer kommt ja selber mit 'm Herrn Amtsrichter grad 'n Weg rauf! Entfernt sich durch die Tapetentüre. Hurra, meine Damen! Was sagen Sie jetzt? Jetzt wird nimmer fortgangen. Alles eilt mit lautem »Guten Abend, Hochwürden!« zum Eingang rechts, wo eben der Pfarrer und der Amtsrichter erscheinen. Der stürmende Ring hält die Eingetretenen an der Türe fest. Man hört noch einige Begrüßungsrufe und Gelächter. Posthalterin hat Rettinger einen stummen Wink gegeben, mit ihr nach links zu kommen, wo Seehansele immer noch am Tische kauert und blödsinnig dreinstiert. Sie stellen sich hinter dem Stuhl auf, auf dem Seehansele sitzt. Sehr schnell. Des hält' bald a schöne G'schicht geb'n mit deiner Dummheit. Da bin doch ich net dran schuld. Wer denn sonst? Dein Mann hat ang'fangt. Der is halt grad so läppisch, wie du. Schallendes Gelächter am Eingang. Du, gelt? Sei still! Du hast auch an der Rentbeamtenstochter ganz unnötig rumpoussiert. hat beide beobachtet und geht unauffällig an ihnen vorbei. Pssst! Net so laut! Nehmt's euch in acht. Nun, lassen wir's gut sein für heut, aber, gelt? schiebt lachend seine Schulter kaum merklich an sie. Mußt net so eifersüchti sein! Damit wenden sich die beiden, denen Seehansele mit gläsernen Augen nachstiert, wieder zur Hauptgruppe, die sich eben unter lebhafter Bewegung auflöst. Die immer mehr angewachsene Volksmenge ist jetzt sehr nahe. schreit wie besessen. Der Herr Aktuar kommt! Unter Juchzen und Brüllen eilen Burschen und Mädchen durch die rechte Türe in den Saal. Famos! Hurra, der Götzensperger! Hurra, hoch, hoch! Hurra! eilt rechts herein und betritt auf der Holztreppe das Podium, wo er lebhaft den Hut schwenkt. Ju, hu, hu, ju, ju, juhui! antworten mit Juchzen, Schreien und Tücherschwenken. singt. Grüaß enk Gott, alle mit einander! Grüaß Gott, Grüaß Gott! Hurra! Danke meine Herrschaften, danke für die freundliche Begrüßung! lachend. Bitte! Nun gestatten Sie mir, daß ich Ihnen gleich von diesen weltbedeutenden Brettern aus unsere drei großen Künstlerinnen vorstelle, die sich unter meiner väterlichen Leitung ... Alter Pascha! Allgemeines Gelächter. In allen Ehren in das Gebirge begeben haben. Bitte, meine Damen, hierher. Er winkt den drei Choristinnen, die mit ihm den Saal betreten hatten, heraufzukommen. So, die sind's? mit Lorgnon. Die Schauspielerinnen! Jetzt gehen s' ja nauf, da sehen wir's no besser. Erlaube mir vorzustellen, Fräulein Minna, Fräulein Hulda, Fräulein Flora, sämtlich vom Viktoriatheater in München. schreien durcheinander. Bravo, bravo, famos! So, jetzt wollen die Herren galant sein und die Damen einstweilen hinabgeleiten, denn wir fangen sofort mit der Probe an. Posthalter, Amtsrichter und Herr von Beck geleiten die Choristinnen herab. Aber a Bier möcht i haben zu meiner Arbeit! Er richtet sich auf der Bühne ein und nimmt von Hies einen Maßkrug entgegen. Hies rechts ab. kommt mit Wally, der Posthalterin und Frau Specht wieder nach vorne. Nein, der Herr Aktuar, des is aber Mann! Des Temperament! Glei fangt er z' proben an. Gelt, jetzt reut Sie 's net, daß S' dablieben sind? Spricht mit den Damen eifrig weiter. kommt mit Hulda, die fortwährend lacht, nach vorne links. Aber wirklich, mein Fräulein, ich besinne mich nicht mehr! Ausgezeichnet! Du, Flora, er kennt mi nimmer. Is wahr? Und i hab Ihnen glei kennt! Wissen S' nix mehr von der Kathi im Eberlbräu im ersten Stock, Rückgebäud? Die Kellnerin? Das sind Sie? Freilich! Famos! Erst war ich im Monachia Sängerin. Und jetzt sind Sie beim Viktoriatheater? Da hat uns der Herr Aktuar entdeckt. Natürlich, wie wären wir denn sonst hieher kommen? In das trostlose Nest! tritt gutmütig lächelnd näher. So, so? Die Herrschaften kennen sich schon? knicksend. Freilich, Hochwürden. ist nur mit schlecht verhaltenem Ärger geblieben. Jetzt rückt sie von rechts ihrem Bruder näher. Der Herr Bruder wird verzeihen. – Was gibt 's? Soll ich noch länger bleiben? freundlich. Ja, ganz nach Belieben! kommt ebenfalls näher. D' Fräul'n Marie hat eben g'meint wegen dene Mädeln ... Welche Mädeln? Nun, wegen – Sie deutet auf die Choristinnen, die sich kichernd mit dem Amtsrichter unterhalten. – dene da, weil 's halt doch ... Schauspielerinnen sind. Lautes Gelächter um den Amtsrichter, weil er Hulda in die Wangen kneifen wollte. Aber net wahr, Hochwürden, des macht doch nix? Ach, bei so einem Fest, da geht's nicht so genau zusammen. Ja, wenn Hochwürden meinen ... Neues Gelächter links. der inzwischen mit eifrigen Gebärden Anordnungen bald auf der Bühne, bald unten gegeben und in die Menge fortwährend lebhafte Bewegung gebracht hat, schreit mit Stentorstimme von der Bühne hinab in den Saal. Silentium! die Prob' fangt an! Er postiert sich auf einem Stuhl, unter den er seinen Maßkrug stellt, auf der linken Seite des Podiums. Unten im Saal sucht sich alles Plätze und ordnet sich in möglichster Eile. will Frau Wanninger Platz machen und rüttelt fest an der Lehne des Stuhles, auf dem Seehansele sitzt. Steh auf, du! kommt zu sich. Oho, oho! B'soffener Kerl! Der g'hört ja aufs Theater! Jawohl! da 'rauf mit 'm Seehansele! Der muß sofort auftreten. Wird sich recht hart tun mit 'm Auftreten. Der fängt ja gut an. Ein schrecklicher Kerl. hat ihn wütend hinaufgezerrt. Da stellst di her und wartst, bis d' drankommst. Nur kalt, den krieg i schon – Klatscht in die Hände. Also, los! Erste Szene! Lorenz führt die als altes Weib gekleidete Rosl von links aus der Kulisse der kleinen Bühne auf das Podium. Neben ihr geht Burgl, die ein Wickelkind trägt. Die nun folgende Szene wird mit möglichster Sentimentalität gespielt. So is denn wahr? Muaßt wirkli fort in Kriag, mei liaba Bua? Oh, mei liab's Muatterl, da hilft nix, mi ruaft mei Kini, mi ruaft 's Vaterland, jetzt kann i nix mehr arbeiten für di, aber der Himmel wird sorgen für di, mei liab's Muatterl, – Er deutet auf Seehansele. –, für di, mei liab's Vaterl, – Zu Burgl. – und für di, mei treu's Maderl. laut weinend. Oh, is des schön! Ein Zitherspieler, der an dem rechten Tischchen auf der kleinen Bühne Platz nahm, beginnt ein Melodram. I kann dir nur mei Herz mitgebn, Hansl, aber des schlagt dir treu unterm Brustlatz bis übers Grab 'naus. I dank dir, Stasi! Jetzt gehst und trägst unser Kind, zu dem wir kommen san, wir wissen selbst net wie, zu dene braven, edlen Leut nunter, die des Findelhaus baut hab'n. Da is g'sorgt dafür. Zu Seehansele, vor dem er niederkniet. Und oes Vater, oes gebt's mir jetzt, eh i weg geh in Kriag, Euern väterlichen Segen! glotzt ihn blödsinnig an. der oben rechts steht. Hast net g'hört? 'n Segen sollst eahm geben, dummer Kerl! Zitherspieler bricht ab. halblaut soufflierend. »Halt di heldenhaft«, sollst sagen, »fürs Kind is ja g'sorgt im Findelhaus«. stutzt. Was? 's Findelhaus? Auf der Gregoriwiesen? Wo der Posthalter 's Hotel hinbaut? Bewegung unter den Zuschauern. halb zum Publikum. Der Kerl ruiniert mir 's ganze Stück. wütend. Jetzt sagst dei' Roll' auf, oder i helf dir! Du verkommener Bauer! fährt furchtbar zusammen. Was? Verkommener Bauer? Jawohl! wie aus dem Rausche aufgeweckt. I steck dir den verkommenen Bauern. Mir warn meine Schulden a zahlt worn ... wenn mei' Frau a so an' reichen Liebhaber g'habt hätt' ... als wie – laut brüllend – 'n Herrn Rettinger? Tumult im Saale. Alles rennt kreischend durcheinander. Schlag auf Schlag. fährt auf Seehansele los. Was? läuft händeringend herum. O mein Gott, o mein Gott! Wally! Wally! Geh her zu mir. Hilf Himmel! was is das? Ich bitt Sie, ich bitt Sie! Der elende Kerl! Hinaus damit! Unerhörter Skandal! von der Bühne laut schreiend. Ruhe, meine Herrschaften! Des is was, des is was! Ruhe ist des Bürgers erste Pflicht. reißt Seehansele die Treppe herab. Wart du! tritt zu ihm und will ihm wehren. Herr Posthalter! Herr Amtsrichter, ich bitt Sie, lassen' S 'n Gendarm kommen! stürzt weinend herbei. Jawohl, 'n Gendarm! Der infame Lügner gehört ins Loch. ist von der Bühne herabgesprungen. Das ist ja ein elender Tropf. Ein erbärmlicher Verleumder! Sperren S' 'n ein, Herr Amtsrichter, sperren S' 'n ein! Bedaure, dazu hab ich vorerst kein Recht. Wieder sehr schnell. Was? Sie werden aber doch ... So einen Lumpen strafen! Und 'm G'fängnis übergeben! Dem g'hört nix anders! Lassen Sie mich los! Herr Amtsrichter! Ich bitt Sie! drängt sich gewaltsam von rechts durch den tobenden Ring mit einem großen Zettel in der Hand herein. Sehr erregt. Herr Posthalter, Herr Posthalter, der Zettel, der Zettel, hat da ... da draußen an der Tür g'steckt! Was willst denn du jetzt mit dem Zettel? Laß mi aus! Ja, aber der Zettel ... schauen S' 'n näher an, 's is ja a Habererzettel! Ein furchtbarer Schrei geht durch die Menge. A Habererzettel, was? Wo ist dein Habererzettel? Her damit! hat Hies den Zettel entrissen und liest unter allgemeiner Spannung. Dem Posthalter Schlegel, seiner Frau und seinen edlen, getreuen Freunden, die so tapfer zu ihm halten ... Zugleich. Was! Oho? Wie? ... kurz der ganzen Sippschaft ... schreien. Hören Sie auf! ... wird hiermit für die nächsten Tage ... das Haberfeldtreiben angekündigt. schreien durcheinander. 's Haberfeldtreiben, 's Haberfeldtreiben! Habt's g'hört? 's Haberfeldtreiben! nach verrauschtem Tumult, so laut, daß ihre Frage um so drolliger klingt. Mama, was ist denn des, 's Haberfeldtreiben? gibt ihr mit einem wütenden Blicke zu verstehen, sie solle still sein. von dem todbleichen Posthalter wieder losgelassen, taumelt nach vorne. Was dös is? ... hi, hi, hi ... Was dös is? ... dös werd' jetzt der Posthalter mit seiner Frau scho' sehgn! Unter allgemeiner Bewegung fallt der Vorhang sehr schnell. Ende des ersten Aktes. 2. Akt Zweiter Akt Die gleiche Szenerie wie im ersten Akte. Der Vorhang der Bühne ist herabgelassen. Vor dem Podium, auf dem Saalboden liegen junge Tannen, ungeordnet durcheinander geworfen. Weitere Stämme lehnen links neben der Verandatür. Tische und Stühle sind besser geordnet. Die Fahne ist entfernt. Vorne rechts sitzen die Stammgäste, Assessor a.D. Knackberger und Premierleutenant a.D. Bernhuber. Sie rauchen in Holzspitzen bedächtig ihre Frühschoppenzigarren. Der Mohrenwirt sitzt bei ihnen. Jeder hat eine halbe Flasche Weißwein und ein volles Glas vor sich stehen. Nachdem der Vorhang sich erhoben hat, noch kleine Pause. gewichtig. Ja, ja. in ganz anderem Tone wie Knackberger. Ja, ja! So geht's! So geht's! Ich hab's übrigens immer g'sagt, daß wir da noch einmal 'was erleben. immer eifrig und voll sichtlicher Freude über den Vorfall. Ja, ja! s' war vorauszusehen, Herr Assessor, 's war vorauszusehen. Es muß a schöner Skandal gewesen sein, was i so g'hört hab, a schöner Skandal! Dank mei'm Schöpfer, daß ich nicht dabei war. Ich auch, Herr Premierleutenant. Das heißt, ich hätt's ganz gern mit ang'schaut, aber man hätt mich net sehen dürfen dabei. So was war noch nicht da die siebzehn Jahr, die wir hier in Pension leben. Beim frühern Posthalter war so was einfach unmöglich g'wesen. Des war a ruhiger, alter Mann. Witwer seit dreißig Jahr. Aber unter dem jetzigen Regiment da geht alles drüber und drunter. Die alten Stammgast werden nimmer estimiert, wie war's denn sonst möglich, daß man uns schon seit zwei Tag da 'reing'steckt hätt in den kalten Raum? Wo's nach Tannen stinkt. Elf und dreiviertel Jahr verkehren wir hier schon, aber das hat's noch nie geb'n, daß man unser alte Gaststub'n g'weißt und neu ausg'malt hat, wegen so'm Fest. Es is eine Rücksichtslosigkeit ohnegleichen. Ach was! Man kommt ja ganz aus seiner gewohnten Ruh und Ordnung. Wenn die Herren amal mir die Ehr' geben woll'n, i hab no so a gemütlichs, altdeutsch's Eckzimmer in mei'm Gasthaus, den besten Wein – i tat ja alles, um Sie zufriedenzustellen. Ja, Herr Moosreiner, wir werden zu Ihnen kommen, denn hier . .. Tut's nimmer länger gut. Die linke Flügeltüre wird nach beiden Seiten heftig aufgestoßen. Minna, Flora und Hulda stürzen unter lautem Gelächter herein. Sie haben Hüte auf und Schirme in den Händen. Als sie die Stammgäste erblicken, kichern sie und stoßen sich gegenseitig an. Die alten Herren blicken ärgerlich um. knicksend. Habe die Ehre, recht guten Tag zu wünschen, meine Herren! Sie! Sind S' so freundlich und machen S' die Tür wieder zu, wenn S' da 'rein kommen, gelt? Können die Herren kein'n Zug vertragen? So schöne, stattliche Herren! Alle drei lachen. sehr ärgerlich. Haben die Damen nicht g'hört, was der Herr Premierleutenant g'sagt hat? Der Herr Premierleutenant! Wo is der Herr Premierleutnant? Des is der Herr Premierleutenant? Ha, ha, ha, ha! Minna! Gelt? Da schaut unser Premierleutenant scho anders aus? pustet wütend Rauch von sich. Jawohl, wenn er a bloß bei'm Infanterieregiment in München steht. Aber dafür beim Garde-Infanterieregiment! Der is schon lustiger, wie die Herrn. Und etwas höflicher. aufspringend. Machen Sie jetzt die Tür zu oder nicht? Oh, wir machen s' gleich von außen zu, Herr . .. Herr Premierleutenant. Alle drei eilen lachend zur Verandatüre. Na, das is a netts Dorf, Flora, ha? Sie begegnen im Hinausgehen Frau Wanninger und Frau Specht, die ihnen mit Zeichen des Abscheus hastig ausweichen. Die Eintretenden tragen Hut und Straßentoilette. Mohrenwirt erhebt sich und schließt die linke Türe. ganz außer sich. Ja, was sind denn das für Weibsbilder? eilig. Choristinnen sind's, ganz gemeine Choristinnen aus München. Guten Morgen übrigens, Herr Premierleutenant! Guten Morgen. So eine Gemeinheit war ja noch gar nicht da! Net wahr? Ist es net haarsträubend, was man seit gestern abend in dem Haus erlebt hat? Sie wissen doch hoffentlich schon alles? Jetzt kann man ja reden drüber. sieht sich um. Freilich, 's is ja kei' jungs Mädel da. Uns hat der Herr Moosreiner die ganze Geschichte aufs genaueste hinterbracht. I bin eben eigens herkommen, um's den Herrn zu erzählen, denn sonst hätt' mi kei Mensch mehr da rein 'bracht in das Haus. Ja, gelt? Sie hat ja der Posthalter gestern so unverschämt behandelt? Des kriegt er scho no! Der hat alle Ursach, still zu sein auf den Skandal hin. Nein, was war des! Und ich hab' mei Kind dabei g'habt. Man muß sich ja vor alle Leut' schämen. Am besten ist's, wir schauen, daß wir bald 'nauskommen. Das ist das wahre. Genau so machen wir's auch, denn mit solchen Existenzen, wie mit dem Herrn Posthalter und seinen saubern Stadtfreunden kann ein alter Soldat nicht mehr verkehren. Freilich net, man muß der G'sellschaft zeigen, was anständige Leute von ihr halten. I bitt Sie, so ein Mensch, wie der Rettinger! Der Millionenprotz! Das ist so ein echtes Münchener Früchtel. Ja, was der sich aber einbilden soll darauf, daß er Millionär und Reserveleutnant ist? Auf den Reserveleutnant braucht er sich gar nichts einzubilden, denn seine Wahl zeigt nur, was heutzutage beim Militär für Verhältnisse eingerissen sind. Ja, ja! Unser Militär ist schlaff und hat keine Disziplin mehr, wie zu meiner Zeit. 's is mit der Justiz ganz genau so, alles geht zurück. Es wird überhaupt vieles so ganz anders gegen früher, man müßt oft an der Welt rein verzweifeln. Wenn man so was erlebt, wie gestern abend, da möcht man schon sagen, es gibt kei Moral mehr. Und dabei diese Heuchelei, diese angebliche Wohlanständigkeit von der Posthalterin. Gelten S', das auch noch? Nein, aber gestern war's damit schon aus, mit der Wohlanständigkeit, denn wir hab'n die Leut gründlich durchschaut. Der Herr Pfarrer und der Herr Amtsrichter sind gleich nachher auf und davon gegangen. Des is recht, des ist recht. die Hände verkrampfend und nach oben blickend. Wenn man nur g'rad eine Ahnung g'habt hätt, eine Ahnung, wenn man nur g'habt hätt, mit wem man da umgeht. Die Schwester vom Herrn Pfarrer hat zwar einmal so eine dunkle Andeutung fallen lassen. O mein Gott, des war auch net warm und net kalt, darauf hin hätt man doch kein' Verkehr abbrechen können. kopfschüttelnd. Nein, wir hab'n schon nicht die leiseste Ahnung g'habt. Nicht die leiseste. Wie hätt ich's denn sonst erlauben können, daß meine Tochter den Rettinger kennenlernt. Und wie ihr der glei 'n Hof g'macht hat! Der möcht' sie am End' gar heiraten? Oh, was glauben S' denn, Herr Assessor? So einem Menschen tat ich doch meine Tochter net anvertrauen, des war ja eine Sünd'. Wenn ma sei Kind in solche Verhältnis brächt', in solche Verhältnis! Ja, man darf sich nur wundern, wie wir eigentlich selber als ehrbare Menschen da 'neinkommen sind. No, um so schneller machen wir, daß wir wieder 'nauskommen. Ich glaub's. Ja, ich versichere Sie, wenn ich net bis übermorgen mein Zimmer behalten müßt, weil ich so lang eing'mietet hab', ich tät' auf der Stell' reisen. Denken S', ich muß deswegen sogar noch vier Tag bleiben. Man kann das Geld doch net verschenken! Solchen Leuten darf man überhaupt nie was schenken. kommen durch die Verandatür. Ah, da kommt ja der Herr Bürgermeister! treten grüßend an den Tisch. Rosl folgt ihnen mit zwei halben Flaschen Weißwein und zwei Gläsern, die sie auf den Tisch setzt. No, Sie kommen doch noch, wie alle Tag, zum Frühschoppen daher? sehr freundlich. Warum denn net? die Herren sind ja auch da? Wir haben noch nichts gewußt, als wir 'reingegangen sind. Nein, uns hat der Herr Moosreiner erst hier von dem Skandal erzählt. Was sagen S' denn dazu, Herr Bürgermeister? durch die Verandatür wieder ab. Zu was denn? No, zu der G'schicht von gestern abend? Sie werden 's doch wissen! Zu dem Skandal mit dem Seehansele. lächelnd. Oh, mei, der Seehansele! Wenn man auf den hören wollt'. Allgemeines Erstaunen. Wa-s? Wissen Sie denn, was er g'sagt hat? Verehrtester Herr Assessor! dieser Mensch schwatzt so viel zusammen in seiner Verbissenheit. Und in seiner B'soffenheit. Daß er nicht ernst zu nehmen ist. Kleine Pause. Fr. Specht stößt Fr. Wanninger an. Bernhuber räuspert sich laut. So? So? Da hört man halt auch einmal eine andere Ansicht. Allerdings! Aber ich begreife die Herrschaften nicht. Ein Mensch, wie der Seehansele! gereizt. Der tut eigentlich gar nix zur Sach. Ja, um was handelt es sich denn dann? Um das, was jetzt die allgemeine Moral spricht. halb pfiffig. Die Moral? Jawohl, die Moral. zu Nusser. Wären Sie nur gestern abend dabei g'wesen, Herr ... Herr ..., ich weiß net, wie muß man sagen? Herr Hoflieferant. Dabei war ich nicht. Dann dürfen Sie auch gar nicht urteilen! Waren denn Sie dabei, Herr Assessor? ärgerlich. Nein, aber ich richt' mich stets danach, was die öffentliche Meinung sagt. Was sagt denn die? Fragen Sie den Herrn Pfarrer und den Herrn Amtsrichter! Merken Sie was? Die sind heut schon nicht mehr zum Frühschoppen 'kommen. immer vorsichtig und freundlich. Aber die zwei Herrn sind ja mit 'm Herrn Posthalter aufs beste befreundet gewesen bis jetzt. Eben, bis jetzt. Wo man halt noch nix g'wußt hat. Was hat man denn bis jetzt noch net gewußt? mit Ausnahme von Nusser im Tone größten Erstaunens. Aber, Herr Bürgermeister! Herr Bürgermeister! wieder lächelnd. 's tut mir leid, aber ich hab net mehr und net weniger g'wußt, wie die Herrschaften auch. Alle machen abwehrende Bewegungen. Bitte, wir haben gar nix g'wußt. Gar nix. Absolut nix. schlau. Schauen's, mehr hab i eben auch net g'wußt. Allgemeine Bewegung. Also bleibt alles beim alten. giftig. Und 's Gemeindekollegium verkauft ganz kalt die Gregoriwiesen an 'n Herrn Posthalter? Gelt? Imstand wär's dazu, das Kollegium ob! Gelt i hab recht, Herr Hoflieferant, jetzt gestehen Sie 's selber ein? Wenn Sie sich nur noch etwas gedulden, Herr Moosreiner, werden Sie es genau erfahren. Aber Sie können doch nicht im Ernst glauben, daß sich der Posthalter noch hier ankaufen will? lächelnd. Vielleicht ebba gar weg'm Seehansele? Ja, redet man denn hier rein in den Wind? sehr bissig. Der Herr Foitenleitner is halt net nur Bürgermeister, sondern auch Maurermeister. ganz ruhig. Was moant's damit? grimmig lachend. Nix weiter als wie. es gibt aber ganz einträgliche Akkordarbeit auf der Gregoriwiesen! Mehr sag i net. Hm! Hm, hm! Und der Herr Hoflieferant der steht sich auch besser, wenn amal in der Näh wo a Schweizerhotel auf' r gewissen Wies'n steht, da werd hernach viel mehr Wein und Kaffee bezogen. der nie seine Ruhe verliert. Herr Moosreiner, Ihre Worte treffen uns nicht, wir wissen, warum Sie so reden. Die bewußten, sauern Trauben! wütend. I red so, weil i no a Ehrg'fühl im Leib hab und weil i mi schäm für die ganze Gemeinde. Oho! Jawohl, oho! Is das vielleicht net a Schand, wenn Sie unter solche Umständ die Gregoriwiesen wegschmeißen, und wenn der Findelhausverein den Posthalter und sei Frau heut abend bei der Fahnenweih' zu Ehrenmitgliedern ernennen will? Zu Ehrenmitgliedern? Ah, ah, ah, ah, ah! Nicht übel! Ich fürchte, die Herrschaften regen sich wirklich unnötig auf. Finden Sie? Nun, jedenfalls danken wir für so ein Fest! Wir halten uns hübsch fern. Aber, ich verstehe Sie ebensowenig, wie der Herr Bürgermeister. Gestern noch hätten Sie das Fest ganz vergnügt mitgefeiert. Ja, gestern! Aber heut! Das is ein großer Unterschied. Ja, was is denn seit gestern geschehen? Öffentlich is alles! Wenn Sie aber sagen, daß Sie nur die Öffentlichkeit geniert, dann haben Sie doch alle schon von der Sache gewußt! Bürgermeister ausgenommen, schreien ganz entsetzt. Ah, ah, ah, ah,! Herr Hoflieferant, wir müssen 's uns fein verbitten, daß wir vorher schon was g'wußt haben soll'n, wir haben ... stößt sie an. Pst! Frau Rentbeamte, schauen S' Ihnen um. Da is ja der Mensch mit Ihrer Tochter! ist von links in den Saal getreten. geht neben ihr, eifrig in sie hineinredend. Wally lacht dumm. rückt unruhig auf ihrem Stuhle hin und her und macht ein Gesicht, aus dem man nicht sehen kann, ob sie sich wirklich ärgert. Den ersten Walzer müssen sie ja noch frei haben, Fräulein Wally. lacht wieder unbeholfen. Der nennt sie schon Wally! Sehr gut! Und auf die erste Franchise da reflektiere ich auch. Aber ich weiß ja gar net ... Oh, Sie müssen mir die Tänze geben! mit starker Betonung. Es scheint, d' Frau Rentbeamte sieht den Verkehr gar net ungern. die immer unentschlossen dasaß. Wally! Komm' her zu mir! kommt mit Wally nach vorn. Die Damen verzeihen, aber wir hatten wichtige Verabredungen für heut abend. Möchten vielleicht aber doch umsonst sein, diese Verabredungen, denn das Fräulein darf das Fest nicht besuchen, soviel ich wenigstens bis jetzt weiß, net wahr, Frau Rentbeamte? beißt sich auf die Lippen. Nein, meine Tochter kann leider nicht kommen. Leider? ärgerlich. Nun ja, sie kann halt net kommen. aufsehend. Es halt uns hier so nix mehr, also können wir gehen, net wahr, Frau Rentbeamte? erhebt sich gleichfalls. Wir schließen uns den Damen gleich an. Wüßt net, was wir noch hier zu suchen hätten. Da bin ich so frei und geh a mit. Ich such'n Herrn Pfarrer auf und will schauen, ob er auf gestern hin noch grad so denkt, wie die Herrn da. Er deutet auf Nusser und Foitenleitner. Tun Sie das, Herr Moosreiner! Zahlen können wir draußen. Also viel Vergnügen für heut abend, Herr Bürgermeister! Recht gute Unterhaltung, Herr Hoflieferant! sehr fest. Danke bestens! zu Foitenleitner und Nusser. Habe die Ehre! Mama! Warum müssen wir denn schon wieder fort? unwillig. Weil wir halt wieder fort müssen! So a jungs Mädl braucht net immer alles z' wissen. Alle ab nach rechts, bis auf Rettinger, Nusser und Foitenleitner. hat dieser ganzen Szene mit schlecht verhaltener Wut und Verlegenheit beigewohnt, jetzt platzt er im gewöhnlichsten Tone los. Da soll aber do' scho' glei' ... Möcht' nur wissen, was der Bagage einfallt? Regen Sie sich weiter nicht auf, Herr Rettinger! Ums Geld ist einem die ganze, hungrige Gesellschaft neidig. Das is 's, und die G'schicht mit 'm Seehansele fahrt ihna halt a a bissel in die Köpf 'rum. So? Sonst nichts mehr? Also, wenn ein gemeiner Lump sich in einer anständigen G'sellschaft so voll sauft, daß er nimmer stehen kann, und wenn mir derselbe Kerl die erbärmlichen Verleumdungen ins G'sicht sagt, nachher glaubt man dem ohne weiters und schaut mich über die Achsel an? Nicht alle Leut tun das, Herr Rettinger. Wir zum Beispiel glei net! setzt sich zu den beiden. Von Ihnen bin ich ja überzeugt, aber – Er deutet zur rechten Türe. – die da und der Pfarrer, der Amtsrichter? deutet gleichfalls auf die Türe. Was die betrifft, so müssen Sie nichts auf solche Leute geben, die haben ja hier nichts mitzureden, und der Herr Pfarrer ... Der steht zu uns. Meinen Sie? Gewiß! Sie hätten nur hören sollen, wie warm er uns den Verkauf der Gregoriwiese an den Posthalter empfohlen hat. Na, na, es is schon alles in bester Ordnung. Geheimnisvoll lächelnd. I trag da herin – Er deutet auf die Brust. – außerdem was 'rum, was i no net sehen laß, aber 's is was Erfreulich's, Herr Rettinger! Pst! Herr Bürgermeister! schnell. Wohl die Zuschlagsurkunde? Derf's no net sagen, aber ... lachend. Nun, dann bin i schon beruhigt. Leiser. 's is ja auch Ihr Vorteil, Herr Bürgermeister, wenn alles glückt, denn Sie bekommen die Bauten da unten. Oh, deswegen! Uns ist es d'rum zu tun, daß Sie immer hier bleiben. wichtig. Allerdings, gestern abend da hab' ich mir schon überlegt, ob's net vielleicht besser wär', ich tät hier alles liegen und stehen lassen. Oh, das wäre ja furchtbar für uns. Na, na, Herr Rettinger, schenken S' uns auch ferner das Vertrauen, wir wissen ja doch, daß Sie allein alles zu bestimmen haben. Und daß Sie sozusagen die Seele des ganzen Unternehmens sind. geschmeichelt. No ja. Aber, wenn so was passiert und alles laßt einen gleich im Stich, wenn gar von 'm Haberfeldtreiben gesprochen wird? O mei, das Haberfeldtreiben! Glauben Sie nicht, daß man da einen Exzeß befürchten muß? Warum nicht gar! lachend. 'n Exzeß! Skandal möchten die Kerle eben wieder einmal vor den Häusern friedliebender Menschen veranstalten. Und dabei a Sündenregister ablesen! höhnisch. Weil sie selbst so moralisch sind! Solche Halunken! Aber da paßt ja kei' Mensch d'rauf auf. Keine Seele! Sie haben gar keine Idee, wer das gewesen sein kann, der gestern abend den Habererzettel an die Tür g'nagelt hat? Wer wird 's g'wesen sein? A verkommener Lump jedenfalls. Eines von jenen Subjekten, denen nichts heilig ist auf der Welt. Und des san unsere Haberfeldtreiber! Die Herren Sittenrichter! steckt den Kopf durch die Verandatür. Nur hereinspaziert, meine Damen, die Luft ist jetzt sauber! Hulda, Flora, Minna eilen herein, Herr von Beck folgt ihnen langsam nach. So lassen wir 's uns eingehen! Der Herr Rettinger, des is wenigstens a galanter Herr. Der wirft ein'n doch net naus, wie die z'widern Grantlhauer. sehr laut zu Rettinger. Laß dir sagen: Die alten Knackstiefeln, die z'erst da war'n, die haben unsere Damen aufs tödlichste beleidigt. Das auch noch? Oh, das sind liebe Kerln. Ja, des is 's richtige Wort! Herr Rettinger, Sie g'fall'n mir! FLORA, MINNA. Mir auch, mir auch, mir auch! hebt Flora bei den Hüften in die Höhe, daß sie schreit. La, la, la, la, la. Er dreht Flora, einen Walzer singend, dreimal um sich herum, und wirft sie ziemlich unsanft auf einen Stuhl links. der dazu laut juchzte. A Mordskerl is halt der Rettinger; am Gang draußen poussiert er d' Fräulein Wally, da herin d' Flora, und ganz im geheimen – Er nähert sich Rettinger vertraulich. – d' Frau Posthalterin! lachen laut. lachend. Pssst! Is scho recht! zu den Choristinnen. Warum lacht's denn so? pfiffig. Weil wir g'hört haben, was er g'sagt hat? lachend. Gar nix habt ihr g'hört! Etsch! Soll ich 's sagen, was er g'sagt hat? Ja! Des hat er g'sagt, warum Ihnen Haberfeld trieben wird! Ha, ha! lachen, auch die Leute am rechten Tisch. ganz wütend. Hört auf mit der verfluchten Dummheit! Aber, Herr Rettinger! der sich zu Foitenleitner und Nusser gesetzt hat. Geh, alter Freund! Lachen S' doch mit, Herr Rettinger! Über die Haberfeldtreiber! Ich will amal nix wissen davon! Ach was! Das war ja net so g'meint, glaubst am End, wir halten was von die Haberfeldtreiber? Heut abend lachen wir sie alle aus, bei Hofbräuhausbier und Champagner. Und wer net kommt, der bleibt weg. Das is das Wahre. zu Rettinger. Jetzt bist wieder vernünfti und denkst an was anders. Mir fallt so grad was ein! I hab mei' Portemonnaie in München drin liegenlassen. lachen. Au weh, Herr Rettinger! Jetzt heißt's wieder zahlen. kopfschüttelnd, leise und ärgerlich zu Nusser. Das ist unfein von dem Herrn Götzensperger. die Börse ziehend. Wieviel brauchst denn desmal? Gib mir halt dreißig Mark, des is a runder Betrag. sehr gnädig und wegwerfend. Da! Weil ich wieder gut aufg'legt bin. FLORA, MINNA UND HULDA umringen ihn lachend und hüpfend, schreien durcheinander. Mir auch was, mir auch was! Mir auch was, Herr Rettinger! Jawohl! Ihr wärt's die reinsten Raubvögel. ist aufgestanden. Pfui, Kinder! das paßt sich nicht. Was? Herr von Beck? Gehen's, Sie Wüster! Sie! Ich finde so etwas unpassend, hier im öffentlichen Lokal! Unpassend? Wie? scharf. Unpassend, durchaus unpassend! höhnisch. Jeee, der Herr von Beck! Der gestrenge Herr! mit Bezug. Sie finden 's Pumpen an 'm anderen Ort wohl feiner? lacht laut. gereizt. Pardon! No, tun's nur net so, der Rettinger wird scho' wissen, wo 's Ihnen besser paßt. lachen. lacht ebenfalls. Herr Aktuar! lachend. Laßt 's jetzt gut sein! Jawohl! Reden wir von was anderm. Der Herr Rettinger soll wenigstens a Flaschen Sekt zahlen, wenn er kein Geld hergeben mag. Ja, a Flaschen Sekt. So was wird sogar der Herr von Beck fein finden! Allgemeines Gelächter. Nix zahl i. Ach, warten's. Sie sind schofel. erscheinen unter der Verandatür, gleich hinter ihnen kommt mit glückstrahlendem Gesicht der Mohrenwirt. erbilckt sie. Halt! I krieg schon'n Sekt! Da kommt ja mein Amtsrichter, der zahlt ein'. Jawohl! Des is a nobler Mann! eilen lachend zum Eingang. Guten Morgen, Herr Amtsrichter, guten Morgen, Hochwürden! Herr Amtsrichter, retten Sie die Ehre Ihres Geschlechtes! Und zahlen S' a Flaschen Champagner! sehr steif und etwas verlegen. Verschonen Sie mich mit solchen Scherzen! Lassen Sie uns gehen! Aber pfui! Gestern da waren S' noch so g'schmach. Und heut will er nix mehr davon wissen. mit drohender Geste. Warten S', wir sind Ihnen alle recht beees! blickt wütend um sich und kommt mit dem Pfarrer nach vorne. erheben sich. kommt mit triumphierendem Gesichte nach vorne und mißt die beiden, weil er nicht beachtet wird. nicht ohne Bezug. Guten Tag, Herr Amtsrichter, guten Tag, Hochwürden. nickt leicht. sehr kühl. Guten Tag! Unsicher fortfahrend und umherblickend, als spräche er eigentlich nur für sich. Der Herr Pfarrer und ich suchen den Posthalter. Ist er zu Haus? sehr erregt ob der Art des Amtsrichters, den er immer fixiert. Bedaure. Ich weiß nicht, aber ich werde nachsehen. Wenn ich ihn finde, schicke ich ihn her. Bitte! Er schiebt sich einen Stuhl am rechten Tische zurecht. halb zur linken Türe gewandt, wieder mit starker Betonung. Guten Tag, Herr Amtsrichter! sieht sich nicht mehr um. Guten Tag, Herr Amtsrichter! alles überhörend zum Pfarrer. Dann warten wir also hier? Ja! Es ist mir ohnehin lieb – Er wendet sich zum Tische rechts. – den Herrn Bürgermeister und 'n Nusser noch sprechen zu können. Rettinger, der sich ganz unbeachtet merkt, zerrt Beck am Arm heftig zu sich und spricht beim Abgehen durch die linke Türe zu ihm, während er noch einmal sehr gereizt nach dem Amtsrichter blickt. Die Choristinnen haben sich während des Vorganges nach rückwärts zur Verandatür verzogen und sammeln sich um Götzensperger, der ihnen bedeutet, still zu sein und ihm zu folgen. Noch unter der Türe platzen sie, die nur mühsam an sich gehalten haben, heraus und stürmen lachend davon. Götzensperger folgt ihnen. der mit dem Pfarrer am rechten Tische Platz genommen hat, dreht sich halb nach der Verandatür um. Unverschämtes Volk! setzt sich in sehr bescheidener Stellung auch an den Tisch. Seine Freude bei der nachfolgenden Szene kann er schwer verbergen. Müssen sich nicht weiter ärgern, Herr Amtsrichter. Lassen S' die Gesellschaft laufen! Nun, sie war die längste Zeit hier. Hoffen wir's! Er wendet sich mit festem Entschluß an die beiden anderen. Also, meine Herren; was ich Ihnen sagen wollt ... sehr aufmerksam. ja, Herr Pfarrer? Ich will gleich direkt aufs Ziel losgehen. Wir sind ganz Ohr. Ist es Tatsache, daß der Verkauf der Gregoriwiese bereits festbeschlossene Sache ist? sehen sich überrascht an. lächelt sie boshaft an. streift den Mohrenwirt mit einem flüchtigen Blicke. Ja, Herr Pfarrer, kann man darüber hier reden? Ganz offen! Es ist mir sogar lieb, daß der Herr Moosreiner dabei ist, dann sieht er um so eher, daß es zwischen Ihnen und mir absolut keine Heimlichkeiten gibt. Ja, dann muß ich aber schon 'n hochwürdigen Herrn Pfarrer daran erinnern, daß er uns doch selber gerat'n hat, die Gregoriwiesen an 'n Posthalter zu vergeben. Ich hab' Ihnen nichts geraten, Herr Bürgermeister, ich habe nur ... erstaunt. Aber Hochwürden! Kleine Verlegenheitspause. Der Herr Pfarrer hat nur eine Meinung geäußert. Ganz richtig! In Anbetracht der beabsichtigt gewesenen Findelhausstiftung habe ich Ihnen, ich weiß nicht, wie soll ich sagen? Nahegelegt. Nein, das ist nicht das treffende Wort, ich hab' Ihnen nur, – Sehr ungeduldig. – no ja, es ist ja übrigens ganz gleichgültig, was da zuerst besprochen worden is. Ich möcht Ihnen heut nur sagen, Sie sollen sich den Verkauf von den Gregoriwiesen noch einmal reichlich überlegen. ganz perplex. Ja, is des 'm Herrn Pfarrer wirkli Ernst? Glauben Sie, mir is besonders g'spaßig zumute? Mir ist es sogar voller Ernst. der sich gleichfalls kaum fassen kann. Aber so ein Wort in letzter Stunde, es ist ja unmöglich, noch was zu ändern. I trag bei mir in der Taschen schon die Zuschlagsurkunden. Die dem Posthalter heut abend feierlich überreicht werden soll. Tut mir leid, ich muß Ihnen trotzdem sagen, daß ich den Verkauf nicht für passend er achte. Aber warum denn nur das? Weil Sie sich damit eine schwere Verantwortung aufladen. Sogar eine sehr schwere. nickt lebhaft. Wieso nur, Hochwürden? etwas leise, leichthin, in vorwurfsvollem Tone. Wie können Sie denn nur so fragen nach den gestrigen Vorkommnissen? Aber die Herren müssen gütigst bedenken, daß ich diese plötzliche Sinnesänderung ... Herr Nusser! Oder was es ist! Es wirft mit einem Schlage ja alles über den Haufen. Wenn Sie selbst nicht fühlen, was hier das rechte ist ... Dann tun Sie uns leid. Aber ... ich verstehe halt noch gar nicht ... Es scheint mir eben, daß hier Sonderinteressen im Spiele sind. Die werden Sie aber doch nicht über das Wohl der Gemeinde stellen? Das will ich nicht hoffen. reibt sich heimlich die Hände und blinzelt zu den Gemaßregelten hinüber. Pause. gekränkt. Von Sonderinteressen ist hier keine Rede, ich bitte zu glauben, daß auch uns das Wohl der Gemeinde am Herzen liegt. So geben Sie jetzt den Beweis dafür! Dann wird man Ihnen glauben. Peinliche Pause. Mohrenwirt blickt schadenfroh auf die beiden. Nusser und Foitenleitner sehen sich an. Ich muß noch einmal fragen, warum darf denn die Wiese absolut nicht verkauft werden, es soll ja doch das stattliche Findelhaus ... Oh, von dem wollen wir nicht mehr reden. Im übrigen können Sie die Wiese meinetwegen verkaufen, an wen Sie wollen, falls Ihnen was Besonderes dran liegt, nur muß ich Ihnen vom Posthalter noch einmal und zwar ganz entschieden abraten. kratzt sich am Kopfe. Was tuat ma jetzt? Einfach den Gemeindebeschluß ändern! Wenn das nur so leicht geht! Es geht alles, wenn man will. Ich fasse es noch nicht. steht auf. Wir haben Ihnen jetzt unsere Ansicht gesagt und Sie können tun, was Ihnen paßt. Aber darauf mach ich Sie aufmerksam: Für alle Folgen sind Sie allein haftbar und zwar in erster Linie für den Frieden und die Moral unserer Gemeinde. In kurz bemessenem Raum umhergehend. Jetzt will ich Sie nicht mehr aufhalten, denn wenn Sie mir folgen wollen, werden Sie handeln müssen. Und fürchten Sie wirklich so für Ihre Interessen und wollen durchaus den Platz verkaufen, dann reden Sie doch mit dem Mohrenwirt! Soviel ich durch den erfahren habe, gibt's auch noch andere Leute, die auf die Gregoriwiesen reflektieren. Er bemerkt den Posthalter und die Posthalterin, die von links eintreten, und wendet sich nochmals zu Foitenleitner und Nusser, die ganz verdutzt dasitzen. Also, guten Tag, meine Herren, ich hab' jetzt noch was zu erledigen! Guten Tag, Herr Posthalter. erheben sich langsam. drängt sich an ihre Seite und geleitet sie heftig gestikulierend zur Verandatür hinaus. zu Pfarrer und Amtsrichter. Habe die Ehre, meine Herren! nachdem er kurz, aber nicht verletzend zur Posthalterin hinübergenickt hat. Können wir Sie vielleicht einen Augenblick allein sprechen, Herr Posthalter? sehr zuvorkommend. Wie Sie wünschen, Herr Pfarrer. Zu seiner Frau. Geh' nur derweil. entfernt sich wieder mit ängstlichem Blick auf das Trio durch die linke Türe. Darf ich den Herren einen Stuhl anbieten? Nein, nein, bemühen Sie sich nicht! Es handelt sich ja nur um ein paar Worte. Wegen heut abend vielleicht? mit Betonung. Nein, wegen gestern abend. Oh, Sie können sich denken, wie furchtbar unangenehm ... schnell einfallend. Das kann ich mir sogar sehr gut denken, und eben deswegen möcht ich Ihnen einen Rat geben, der Ihnen jedenfalls einleuchten wird. Sehr dankbar, Hochwürden! etwas reserviert, aber immer mit dem Anflug von Jovialität und Behäbigkeit, der ihn nie ganz verläßt. Überlegen Sie sich das mit der Fahnenweihe und dem Findelhaus doch noch einmal! schaut ihn an, als hätte er einen Schlag bekommen. Sehen Sie, ich würd' an Ihrer Stelle die Feier, ich will nicht sagen, ganz aufgeben, – aber vorerst mal lang, recht lang verschieben. Sie verstehen mich, was ich meine? Nein, Hochwürden, ich versteh' Sie net. etwas gereizt. Dann tut's mir recht leid. Aber wie soll ich denn die Feier verschieben? Ich stift' doch das Findelhaus! Morgen soll die Grundsteinlegung stattfinden, heut' abend die Fahnenweih' – Versteifen Sie sich unter den obwaltenden Umständen nicht so auf das Fest, Herr Posthalter! Glauben Sie uns, es ist besser. Aber, ich kann ja nimmer z'rück, ich hab ja das Findelhaus fest versprochen, die Gemeinde verkauft mir den Platz ... Bitte, lassen wir einmal den Verkauf! Hören Sie nochmals meinen Rat an und verschieben Sie das Fest. Aber, Sie können mir so was ja net im Ernst zumuten, ich werd doch wegen 'm Seehansele ... Der kommt ja gar nicht in Betracht. Oder das, was er g'logen hat, der elende Kerl, der ... Herr Posthalter, über die peinliche Affäre, die Ihre Familie betrifft, wollen wir lieber nicht reden! Ich bin, wie gesagt, nur gekommen, Ihnen zu sagen, Sie sollen das Fest fallen lassen, wenigstens vorerst. Und ich habe den Herrn Pfarrer begleitet, um Sie dringend zu bitten, daß ein ähnlicher Vorfall künftig im Interesse der öffentlichen Ordnung bei uns vermieden werde. Ja, was kann ich dafür? Ich bin an der G'schicht doch so unschuldig, wie ... Der ganze Ton, mit dem dieses Fest überhaupt eingeleitet wurde, läßt noch auf weitere Unannehmlichkeiten schließen. Es schickt sich nicht, daß Sie zum Beispiel die Choristinnen kommen ließen. Die Frauenzimmer benehmen sich derartig ... Ich stimme dem Herrn Amtsrichter bei. So was paßt sich nicht für ein Dorf. Wollen Sie also dafür sorgen, daß diese – Damen möglichst bald unseren Ort verlassen? Ich weiß nimmer, was ich sagen soll! Gestern hat sich der Herr Amtsrichter noch famos mit der Fräulein Hulda amüsiert, und heut – gereizt. Bitte, lassen Sie diese unpassenden Reminiszenzen! Und heut ist alles anders, es is rein, als hält die ganze Welt vor die elenden Haberfeldtreiber Angst. Angst? Wer hat denn Angst? jetzt sehr ärgerlich. Ich weiß net. sehr überlegen. Herr Posthalter! die Angst vor Haberern überlassen wir andern Leuten. Ich glaub 's, ich mein ja nur. Immerhin müssen wir streng darauf sehen, einen solchen Exzeß zu unterdrücken, und zwar schon deshalb, weil er gegen die Gesetze verstößt. Und weil sonst leicht auch Unschuldige von dieser Haberergesellschaft belästigt werden könnten. Unschuldige? zögernd. Nun, ich habe damit eben ... Leute im Auge, die gar nichts mit dem Skandal zu tun haben. Deshalb müssen wir vorgehen, nicht etwa, wie Sie zu bemerken für nötig erachten, aus Angst vor dieser verrotteten Bauernsitte. So ist es. Im übrigen dürfen sie doch nicht ganz vergessen, daß dieser Habererunfug eben nur die Ausgeburt trauriger Vorbilder ist. PFARRER Sehr richtig bemerkt! sehr von oben. Sollten Sie vielleicht heute zufällig ausgehen, Herr Posthalter, dann werden Sie bereits die amtlichen Plakate angeschlagen finden, worin bei Androhung höchster Strafe dieser Unfug ein für allemal verboten wird. sehr entschieden. Sie sehen also, für uns gibt es keine Haberfeldtreiber. Das wäre auch noch besser. hat sehr ungeduldig zugehört. Is mir ja recht, is mir ja recht, will ja alles glauben, der Mut der beiden Herren imponiert mir, aber das Fest kann ich nicht verschieben. Es muß gehen. Nein, nein, nein, nein! Der Schaden wär' zu groß, die Bauten für die Wiesen hab' ich schon vergeben. Aha! So? so? Das war dann sehr voreilig. zum Pfarrer. Aber Sie haben mir doch selbst ... bestimmt. Bitte, ich mische mich niemals in Gemeindeangelegenheiten, Herr Posthalter. Also, mit andern Worten, ich soll die Platz' net kriegen? Das weiß ich nicht, das geht den Magistrat an, ich wollte Ihnen nur einen Rat geben. Ob Sie ihn befolgen wollen, das ist eine Sache, die ich Ihrer Vernunft anheimgeben muß. Jedenfalls war er gut gemeint, Sie haben ihn gehört und damit – Er grüßt leicht. – empfehle ich mich, Herr Posthalter! Ebenfalls! Kaum haben die beiden die Verandatür erreicht, als die Posthalterin von der linken Türe sehr erregt auf ihren Mann zustürzt, der noch ganz fassungslos dasteht. Hinter ihr kommt Rettinger, gleichfalls in heftiger Bewegung. Was is? Was is? Hat der Amtsrichter vielleicht was über mich g'sagt? Red, red, was haben s' denn g'wollt? wütend. Net viel! D' Fahnenweih' und das ganze Fest soll i verschieben. Was? Was? Gregoriwiesen soll i net kriegen. ganz entsetzt. Na? Und abfahr'n soll i, so g'schwind wie mögli. Ja, aber warum denn? schaut sie erst einen Augenblick an, dann nach einer Pause sehr wütend. Frag mi net so dumm! Er geht auf und ab. Nach einer neuen Pause. I mein, wir zwei wissen doch, warum! Sein Blick fällt auf Rettinger. Und der, glaub i, weiß 's a. zögernd. No, mein! sehr laut und roh. Also, nachher muaßt mi net so dumm fragen! Kleine Pause. verlegen. I frag ja nimmer. nach einer kleinen Pause. G'spannt haben sie's halt und jetzt möchten s' uns nimmer kennen. Haben s' nix von mir g'sagt? wegwerfend. I hab net aufpaßt. ganz zerknirscht. Was fangen wir jetzt an? Was weiß i? Der Magistrat is imstand und schmeißt noch in letzter Stund sein'n Beschluß um, wenn er hört, daß der Pfarrer gegen uns is. I kenn die Kerln. Steh uns bei! Der Pfarrer hat so vorhin mit 'm Bürgermeister da g'redt. Und mit 'm Nusser. No ja, da habt ihr's. Aber der Bürgermeister tragt ja die Zuschlagsurkunden schon in der Taschen, er hat mir's ja selber verraten. Die gibt er uns halt einfach net! Ah, das ist ja scheußlich! die Hände zusammenschlagend, sehr ausdrucksvoll. Und das alles wegen dem Seehansele! Wer is nur auf die verrückte Idee kommen, den Kerl b'soffen z' machen? Ja, des möcht' ich auch wissen. Du warst 's halt! Du hast ang'fangt! Was? I hab ang'fangt? Du hast ihm 'n Wein geben. Nein! Doch! Ah, warum net gar. Wer denn sonst? I bitt euch gebt's 'n Frieden! Es kommt ja jetzt alles darauf an, daß wir die Wiesen no kriegen. Ah, die dumme Wiesen! ihn erstaunt ansehend. Ja, no' freili! Mich freut die ganz G'schicht fast nimmer. So? Es hängt ja all's davon ab! Wo bauen wir denn 's Hotel hin? Wie verdienen wir denn sonst so viel Geld, daß wir scho' bald privatisieren können? immer gereizt. Privatisieren! No ja, der Mensch möcht a amal ausruhen. Sie faßt ihren Mann beim Arm. Geh, i bitt di, geh weiter, g'schwind such 'n Bürgermeister auf und red damit. I derf's halt wieder auslöffeln. Gelt? hält ihn zurück. Du, weißt was? Laß des lieber sein! Geh net zum Bürgermeister. Warum denn? Weil des grad so aussieht, als wollten wir was provozieren. Is ja gleich! Jetzt handelt sich's drum, daß wir no' amal den Versuch machen. heftig. Nein, nein, nein! Es handelt sich drum, daß es keinen Skandal gibt. Der Amtsrichter, der hat mich vorhin so impertinent ang'schaut. A was geht denn mich des an? wütend. So? Net ohne! I sag dir so viel, wenn du darauf kei' Rücksicht nimmst, geh ich keinen Pfennig Geld mehr her, dann kannst schauen, wie's d' Gregoriwiesen kriegst. schauen sich groß an. nachdem er zu sich gekommen, sehr eindringlich. Was? Du willst kei' Geld mehr hergeb'n? Du, des bist so gut und überlegst dir no' amal! Ha, Freundl? Du, dieser Ton ... höhnisch lachend. Er macht ja bloß Spaß, der Herr Reserveleutnant! Des will i a hoffen! Jede Anspielung auf meinen Offizier ... sehr fest. Du bist einfach so gut und zahlst, verstehst mi? Du derfst ganz still sein, mei Lieber. Du hast heut ohnehin der dummen Person, der Rentbeamtenstochter, wieder 'n Hof g'macht und dabei schaut uns die Alte nachher über die Achsel an. Ich werd wohl noch reden dürfen mit wem ich will. erscheinen von rechts und tragen einen Banzen Bier herein, den sie rechts von der Bühne auf einem kleinen Schemel postieren. Nein, das erlaub i net. No, des wär aber ... Du brauchst dich nicht mit fremde Mädeln abz'geben. wütend. Jetzt, gelt? I leid's amal net. Wißt's was, alle zwei? des könnt's mit ananda ausmachen, des schlagt net in mein Ressort. Er faßt Rettinger beim Arm und spricht mit gedämpfter Stimme aber mit starkem Nachdruck. Aber des sag i dir, Freundl: Wenn du amal kei Geld mehr hergibst, da kannst was erleben! So – Nach rückwärts blickend. – die richten schon für heut abend her, da hab' i höchste Zeit. Adje derweil. Eilt rechts ab. Kleine Pause. Hies links ab. Merk' dir's nur, was er g'sagt hat. geht langsam an den Tisch, faßt ein Weinglas und schleudert es wütend zu Boden, daß die Scherben herumklirren. Oho! Oho! so was is net glei notwendig. ausbrechend. Zum Teufel! Lorenz, geh her und kehr die Scherben z'samm. hat diese Szene aufmerksam beobachtet. Kommt nach vorne. Höhnisch. Der Herr Rettinger is heut net gut aufg'legt, scheint's. Scheint so! ganz rasend. Du bist still, du unverschämter Tropf! fährt zusammen. Ha? am Frühschoppentisch. Die Weinflaschen hau' ich dir um 'n Schädel, wenn d' noch an Muckser tust, du Lump, du! macht eine wütende Bewegung. Eh, mei Lieber! Gebt's kei Ruh alle zwei? Sag's ... Sagen Sie das dem da, net mir, der weiß nicht, wie er sich zu benehmen hat! Aber der Lorenz hat ja gar nix getan. Was? Sie nehmen den Kerl noch in Schutz? sehr höhnisch. Ja, ja, es gilt a no a anderer was bei der Frau Posthalterin. steht wie versteinert. Pause. Bal er a net soviel Geld hat. sehr erschreckt. Hör auf, Lorenz! Und kei Großhändler is. zu sich kommend. Ha, ha, ha, ha, ha! So? so? Was schrein S' denn so? Was is denn los? umherlaufend. Ha, ha, ha, ha! Herrgott, ich möcht ... Sind S' so gut und benehmen S' Ihnen besser, Herr Rettinger! taumelt wie ein Trunkener herum. Oh, oh, oh, oh, ich Esel, ha, ha, ha! Er fällt mehr, als er geht zur linken Türe hinaus. Bist a dummer Kerl, daß d' so 'n Skandal anfängst, er wird uns no ganz scheu. in größtem Übermut. Posthalterin, laß di auslachen. Geh her! Er will sie fassen. entwindet sich ihm. A dummer Kerl bist. Laß mi aus, sag i! I muß ihm nachgehen, sonst fangt er aber Dummheit an. erscheinen rechts. hat sie wieder gefaßt. Ah, laß 'n laufen, den Kerl. lachend. Hand' weg, sag i. in dem sich zärtliche Gefühle regen. Warum denn? fährt mit einem lauten Schrei zusammen, weil sie die Bauern erblickt. Pause. Laßt's enk net aufhalten. Es zwoa. allmählich zu sich kommend. Was wollt's ihr da herin? Wir suchen 'n Mohrenwirt. 'n Mohrenwirt bei uns? Spionieren wollt's an alle Ecken und Enden, i weiß scho'. So lang des Haus a Wirtshaus is, derf ma a reingehen, moan i. in großer Erregung. Wir dulden nur anständige Gäst'. Müaßt's enk net so ärgern, daß wir a bissel zug'schaut haben, Posthalterin! außer sich. Du Ehrabschneider, du elender! sehr fest. Halb soviel, Posthalterin! Soll i ihn nausschmeißen, den unverschämten Kerl? Jawohl! Wer schmeißt mi naus? Du am End, du Strizzi, du willst an alten Bauern anpacken, ha? nähert sich ihm. I hätt so grad bald ein'n verhaut, es kommt mir auf di a net an, du Bauernlakel! Will ihn anfassen. Geh weg, sag i. Er packt mit einem unterdrückten Schrei den Burschen bei der Gurgel und schleudert ihn auf die Erde. eilt wie eine Besessene herum und schreit. Z' Hülf, z' Hülf, z' Hülf! den ganz zerzausten Lorenz loslassend. Da hast dein' Bauernlakel! Is denn niemand da? Eilt zur Verandatür, wo eben der Mohrenwirt mit Foitenleitner und Nusser erscheint. O Gott, o Gott, Herr Moosreiner, Herr Bürgermeister, i bitt Ihnen ... i hab' so 'n Schrecken ... Helfen S' mir doch! höhnisch. Was gibt 's denn, Frau Posthalterin? Fehlt Ihna was? die Hand am Herzen. O mein Gott und Herr! ... – Zu Lorenz, der wütend in der rechten Ecke steht. – Lorenz, mach', daß d' 'nauskommst ... I kann nimmer – drückt sich nach einem giftigen Blicke auf Kederbauer rechts hinaus. Fassen Sie sich doch, Frau Posthalterin! Und sagen S' uns, wo der Herr Gemahl is. Wir müssen ihn dringend sprechen. Mein Mann? Mein Mann? ... I weiß net ... i glaub, er sucht Sie ... er wird glei' wiederkommen ... i weiß aber net. Eilt laut weinend nach links hinaus. Was war denn des? streicht sich gelassen sein Gewand zurecht. Aufg'muckt hab i a bissel, 'm zwoaten Liebhaber von der Posthalterin. Zugleich. Was? Ha? nach rechts deutend. Der Lorenz? A alte G'schicht! Und de Person soll heut die Patin von der Findelhausfahna machen, und der Herr Pfarrer schmunzelt dazua. heftig winkend. Nix, nix, nix, alles hat sich g'ändert seit gestern. Was? G'ändert ... ha, ha? ... G'ändert? Der Herr Pfarrer hat den ganzen Schwindel g'merkt, gelt, Herr Bürgermeister? schweigt mißmutig. Lang gnua hat er braucht dazu. eifrig. Na, müaßt nix sag'n auf 'n Herrn Pfarrer, er is a ausgezeichneter Mann. Auf amal? mit triumphierendem Gesichte. Frag nur die Herren da! Der Posthalter kriegt die Wiesen net. setzen sich mit mißmutigen Gesichtern an den rechten Tisch. Also werd's überhaupt net verkauft? Des is grad no net g'sagt, d' Hauptsach is amal, daß s' der Posthalter net kriegt. sehr fest. D' Hauptsach' is, daß die Wies'n Gemeindeeigentum bleibt. Dummheit! Nix Dummheit! Wir Bauern wollen unser Sach b'halten. Das heißt, du willst dei'm tappeten Bruder ... schnell einfallend. Sei' Recht wahr'n, aber der G'meinde g'rad so. Überlassen Sie uns gütigst die Sorge für die Gemeinde. Die geht di nix an. grimmig. Ja, ihr seid's die rechten! Sie werden sich ... grob. I werd gar nix! Versteht's mi? Für uns alle is g'hupft wie g'sprungen, wenn am End statt 'm Posthalter nix anders da nunter kommt, als a anderer Wirtsprotz. gereizt. Gelt, red di net so leicht über d' Wirtsprotzen! Wir protestier'n gegen 'n jeden, ob's der Posthalter is oder der Mohrenwirt. Wer sagt dir denn, daß i ... Seid's nur kalt, wir werden scho sehen. höhnisch lachend. Des is euer ganze moralische Entrüstung über 'n Posthalter, ha? bitter lachend. Ja, moralische Entrüstung! Das kennt man bei den Bauern. Ha, ha, ha, ha! Ja, ja, ja! fest. Mohrenwirt, wir haben nix mehr miteinander z' tun. Nach kleiner Pause bedeutungsvoll. Du, der ganze Magistrat, der Posthalter und der Pfarrer – da dreh i die Hand net um. Drücken Sie sich anständiger aus! derb. I red daher, wie mir der Schnabel g'wachsen is, dafür bin i a Bauer. Und was für einer! wütend. Oh, es seid's alle ... Was samma? Ha? Sag's! mit Hut, tritt auf durch die Verandatür und stürzt nach vorn zu Foitenleitner und Nusser. Herr Bürgermeister! Herr Hoflieferant! Überall in der Welt lauf i 'rum und kann Sie net finden. Grüß Gott, grüß Gott! Die Angeredeten erwidern aufstehend sehr verlegen seinen Händedruck. Und wir ... wir ... Haben Sie auch gesucht. Ach, das trifft sich ja famos! Er blickt nach links und spricht dann zu Foitenleitner. Ein'n Augenblick! Zu den andern mit erhobener Stimme. Wer hat denn da herin so g'schrien, daß man 's bis auf de Straßn 'naus g'hört hat? So was kann bei de Drei Mohren passieren, bei mir aber net, mei Haus is a anständig's Haus. Und ob! Herr Moosreiner, Sie kriechen 'n ganzen Tag in mei'm Hotel 'rum. San S' so gut und kehren S' vor Ihrer Tür! Und ihr zwoa, euch mach i glei' Flügel, was habt ihr alleweil bei mir z' suchen? nach kleiner Pause. I geh' jetzt so scho', i hab' nix mehr bei dir z' suachen. deutet auf die Verandatür. Also! höhnisch. I hab 'm Mohrenwirt bloß zu der Gregoriwiesen gratuliert, und jetzt b'hüt enk alle Gott! Er zerrt seinen widerstrebenden Bruder zur Verandatür hinaus. ist einen Schritt zurückgetreten und blickt auf die verlegen dastehenden Foitenleitner und Nusser, die seinen Augen ausweichen. Zu der Gregoriwiesen? wirft sich in Positur. Wenn S' es wissen wollt's ... der Kederbauer hat net g'logen, ja, ich will mir 's überlegen und werd' wahrscheinlich die Gregoriwiesen kaufen. noch ganz fassungslos. Ihr kauft's die ... die Gregoriwiesen? höhnisch. Wo man's do' so billig haben kann! Teurer laß i mir's freili a net aufhängen, als wie 's 'm Herrn Posthalter offeriert wor'n is. nahe vor dem Ausbruch. I hab Eahna net recht verstanden, Mohrenwirt. Es wollt's die Gregoriwiesen kaufen? Is des wahr? Ja, i will 's und i krieg 's a! I hab 's sogar scho' soviel wie sicher. Und des riskieren Sie mir in mein'm Haus so unverschämt in's G'sicht z' sagen? trotzig. Deswegen bin i sogar eigens herkommen. So? Damit Sie a was abkriegen für Ihre gestrige Roheit. rasend. Naus! naus! naus! Auf der Stell naus! Was? ... Wer? Naus, sag i, oder i hol 'n Hausknecht. Herr Bürgermeister ... Sie werden doch ... Naus, zum letztenmal! geht endlich. Posthalter! Des kriegen S' no' heimzahlt! Dort ist die Tür! noch unter der rechten Türe. Sie treiben mi aus 'm Haus 'naus, i treib Ihna dafür aus 'm Ort 'naus! Ab. kommt hastig wieder nach vorn. So, meine Herren! Jetzt sagen Sie mir, is des wahr, was der Kerl g'sagt hat, fall'n Sie so mir nix dir nix von 'm alten Freund ab? verlegen. Herr Posthalter! Hören Sie uns freundlich an, wir sind gekommen, um mit Ihnen in aller Ruhe ... immer rasch und heftig. I will a Antwort hab'n, kriegt der Mohrenwirt faktisch die Gregoriwiesen? Aber hören S' ... Lassen Sie mi wirkli fallen? voll Verzweiflung. Wir täten 's ja net, aber Sie wiss'n ja, der Pfarrer, der Amtsrichter, der Assessor ... Alle fallen ab! Was sollen wir da anfangen? Was gehen denn die mi an? Ja, aber uns! A ba! Wir sind in einer schrecklichen Situation. Sie können 's uns glauben! Wir müssen mit den Leuten leben. Unsere Weiber zünden uns ja die Häuser über die Köpf an! heftig. Laßt 's mi aus mit die Weiber! Wir dürfen Ihnen die Wiesen nicht geben. etwas ruhiger, aber sehr eindringlich. Hab i vielleicht z'wenig 'boten? Es kommt mir auf kei Geld an. Ach, nein! I gib der Gemeinde ja so viel 's nur will, i zahl viel mehr. Auf 's Zahlen kommt 's ja net an. Passen Sie doch auf! Um zweitausend Mark hätt ich's kriegen soll'n, da gib i einfach dreitausend! Ach, des is' ja net. Viertausend! Herr Posthalter! Es kommt mir net d'rauf an! Fünftausend! No, no. Hören Sie doch! sehr laut. Siebentausend, meinetwegen! Es ist mir alles gleich, aber die Wiesen muß i haben, die Wiesen muß i haben, jetzt erst recht! Es ist ja umsonst. Es geht nicht. Und wenn i zehntausend Mark auf 'n Tisch leg'n sollt! Zehntausend Mark? Zehntausend Mark? So was! so was! Herr Posthalter, Sie sind ja nicht bei Trost. Das zahl i, mei Ehrenwort drauf, aber die Wiesen muß i haben. Ach, es ist ja nicht möglich. Was is net möglich? Der Pfarrer, der Amtsrichter – Unsere Stellungen – Die Neuwahlen stehen vor der Tür. Schlagt's zu für den Preis, oder net? Zehntausend Mark hab i g'sagt? Herr Posthalter! Wir sind ja nicht da, um die Wiesen zu versteigern. Wir san kommen, um Ihna zu sagen, daß es ... schreit. Mein letztes Wort: Zwölftausend Mark! Kleine Pause. dem ordentlich schwindlig wird. Zwölftausend ... Mark? Heiland der Welt! Zehntausend Mark mehr als der ursprüngliche Preis! ganz betäubt. Zwölftausend Mark? Übermorgen liegen s' am Tisch, wenn mir der Bürgermeister jetzt die Zuschlagsurkunden 'rausgibt. schnell. Ja, woher wissen Sie denn ... Genug, ich weiß 's. Zwölftausend Mark und ihr zwei habt's alle Lieferungen für mi zeitlebens. Der Bürgermeister baut 's Hotel, er darf verlangen, was er mag, all's werd zahlt! O deswegen! Aber bei ein'm solchen Betrag, Herr Nusser, da muß man sich halt doch fragen, ob 's net 's Wohl der Gemeinde erfordert, daß man ... Ich hab mir eben das gleiche gesagt. Ob wir net doch ... Selbst gegen den Willen vom Herrn Pfarrer ... Zuschlagen! triumphierend. Des glaub ich a! Wir schädigen die Gemeinde, wenn wir 's nicht tun. Und 'm Pfarrer können wir 's schließlich scho sagen ... stark betonend. Bei Zwölftausend, baren Mark. Da kann er nix mehr einwenden. Freilich nicht. Das hat man ja nicht gewußt. Also! Des is a außerordentlicher Fall. Und für die Gemeinde müssen wir in erster Linie sorgen. drängender. Also! Des hat der Pfarrer ja selber g'sagt. Natürlich! Jetzt hab'n wir 'n Rücken frei. Und darum hat sich 's gehandelt. in höchster Ungeduld. Also was is? langt entschlossen in seine Brusttasche und gibt dem Posthalter ein versiegeltes Kuvert. Da, Herr Posthalter! Da is die Urkund! Wir wollten sie erst heut abend überreichen. Da haben Sie 's jetzt schon! ergreift hastig das Papier. Hurra, hurra, hurra! Er will nach der linken Türe stürzen. gibt ihm noch eilig die Hand. Wir empfehlen uns nun und setzen sofort das Kollegium in Kenntnis. Adje, Herr Posthalter. Beide rechts ab. Adje, meine Herren, heut' abend mit 'm ganzen Findelhausverein auf Wiedersehen! Er eilt wie verrückt zur linken Türe. Frau, Frau, Frau! Da geh' her! Da geh' her! erscheint stark verweint mit einem weißen Zettel in der Hand. Was is denn? Lustig mußt d'rein schaug'n, wir hab'n die Gregoriwiesen! Wir hab'n die Gregoriwiesen! Lüagst mi' an? Nix da! 's Hotel werd baut, in a paar Jahr samma Millionär! Was? die Urkunde entfaltend. Jetzt woll'n wir amal seh'n, ob der Herr Pfarrer heut' abend zu der Fahnenweih' kommt oder net! Da schaug den Zettel an! hält ihm ihren Zettel hin. Schau du den da an, den hat wieder so a unverschämter Kerl, so a Haberer, ans Stallfenster pappt. zieht ihr in übermütigster Laune lachend den Zettel aus den Händen und zerreißt ihn in tausend Fetzen. Ah, was, Haberer! Jetzt gibt 's keine Haberer mehr! Die können tun, was sie wollen. Bedeutungsvoll und laut. Mit 'm Geld da schlagt man a jed's Haberfeldtreiben tot. Er zerrt sie ausgelassen am Arme hinaus, der Vorhang fällt sehr schnell. Ende des zweiten Aktes. 3. Akt Dritter Akt Die gleiche Szenerie, wie in den vorhergehenden Akten. An der Decke ist ein Lüster befestigt, dessen Petroleumlampen angezündet sind. Auch die Wandlichter brennen. An den Wänden, zwischen den weißgedeckten Tischen, sowie rechts und links vom Podium sind Tannenbäume aufgestellt, aber so, daß die kleine, linke Bühnentüre sowohl, als auch der mit Tannenreisern umwundene Bierbanzen, rechts, völlig freibleiben. Auf den Tischen stehen Maßkrüge, Gedecke, Weinflaschen und Gläser, alles wohl geordnet. Mit Buntpapier umwundene Girlanden sind von den Wänden zur Decke gezogen. Dicht vor dem Podium auf zwei geschmückten Schragen ruht parallel mit dem Vorhang die zusammengerollte Findelhaus-Vereinsfahne. Die ganze Stimmung ist festlich und erwartungsvoll. Beim Aufgehen des Vorhanges stehen Hulda, Flora und Minna, alle mit gebrannten, lang herabhängenden Locken, aber noch in Straßentoilette, vor der Fahne. Hulda, die in der Mitte befindliche, macht einen tiefen Knicks gegen Götzensperger. der rechts, in die Hände klatschend, von einem Stuhle springt. Bravo, bravo, ganz brillant, Fräulein Hulda! Hab ich mei Gedicht schön aufg'sagt? Feit si nix, feit si nix! Und dann gehen Sie alle drei von der Bühne herunter und schwingen die Palmen über die ganze Gesellschaft. Sehen Sie, so! Er winkt mit beiden Armen feierlich in der Luft herum. machen es lachend nach. Famos, famos! Ach, es geht ja alles großartig. der links in seinem Smokingkostüm sitzt. Großartig! Net wahr, Herr von Beck? Ja, mit Künstlerinnen! Des is a bisserl was anders als mit dene Bauernrammel. lachend. Des war a Wirtschaft heut nachmittag mit dem Vertreter vorn Seehansele! No! Wie sich der dumm ang'stellt hat! Der Seehansele ist wohl auf ewig verbannt vom Theater? lachen. Wir werd'n do' den nimmer mitspiel'n lassen! lässig. Ich dächte auch. Nix! Fort mit Schaden! Es geht ohne den Kerl a. Oh, brillant geht's. Ein feiner Abend wird's. Oh, wir freuen uns. Wir freuen uns. Auf die Fahnenweih! Wenn es nur mit dem Besuch nicht hapert. Sie meinen, daß am End nicht viel Leut kommen? Ah, das wär aber ... Wie denn? Sind Sie wirklich fest überzeugt, Herr Aktuar, daß die Honoratioren ohne Ausnahme erscheinen werden? Der Pfarrer muß ja jetzt kommen. So? Wo der Posthalter doch die Wiesen definitiv im Besitz hat und die große Schenkung macht! Da kann er nimmer z'rück. Mir soll's ja recht sein. Des war a feiner Streich vom Schlegel, des hat er gut ang'fangt, alle hat er s' ins Netz zogen, die Gimpel. Da sieht ma' halt wieder, was man mit 'm Geld machen kann. Das heißt, mit 'm Rettinger sei'm Geld. Die Choristinnen lachen. SEPPL, BURGL, EINE BAUERNDIRNE UND ZWEI BURSCHEN treten rechts auf und begeben sich zur Bühnentüre. schmunzelnd. Des derf ma' net so laut sagen, wenn 's a wahr is. Er dreht sich um. Wollt's ihr euch scho' ferti machen? Freili, 's is ja lang scho' siebene vorbei. Also, nacher geht's 'nein in euern Kasten, wir wollen die Damen jetzt auch nimmer aufhalten, Herr von Beck, sie müssen sich ja umziehen als weißgewaschene – Hüstelnd. – Jungfrauen, respektive Fahnenschutzengel. Er geht mit Herrn von Beck zur Verandatür, die Choristinnen begleiten ihn. Warten's, Herr Aktuar, Sie sind a Schlimmer! Ja, a ganz a Schlimmer! lachend. Adje, adje! Meine Damen! Also, adje, meine Herren! Auf Wiedersehen! Ab. mit Pathos. Auf dem Schlachtfeld! Stürmt lachend nach vorne. Ha, ha, ha, ha! Des kann lusti wer'n! Paßt's auf, wie i heut abend dem hochnäsigen Amtsrichter 'n Kopf verdreh, bal er kommt. Da hast recht, i hilf dir dabei. Ja, und i schaug 'n Hochwürden recht schmachtend an. Siehst, – Sie macht eine kokette Bewegung. – a so! Ha, ha, ha, ha! Und die Minna, die soll 'n Rettinger abfangen. Nacher ärgert si' d' Posthalterin recht. Da hilft 's ihm nix, da muß er 'n Champagner zahlen! faßt beide an den Armen. No, du! Unser Premierleutenant in München, der tat lachen, wenn er die versimpelte G'sellschaft hier sehen könnt! I, hi! Der leget si' auf'n Boden! Wenn er d' Frau – Rentbeamte sehet, ha, ha, ha! Und d' Frau – Spezialkassier, ha, ha! Und 'n Herrn Assessor erst. Alle drei lachen unbändig. Ha, ha, der lachet si' schief. Wallys Kopf erscheint, von Flora bemerkt, an der linken Türe und verschwindet sofort wieder. Psst! Da war eine von der G'sellschaft. Wer denn? Wer denn? Die Rentbeamtenstochter. Du, die holen wir 'rein. Des gibt a Viecherei. Aber wir sollen uns eigentlich anziehn. Das hat scho no Zeit. Freilich. Man kann auf uns warten. Sie eilt mit Flora zur linken Türe und öffnet. Oh, bitte, gnädiges Fräulein, kommen S' doch ungeniert herein! Wir tun Ihnen ja nix. in Haustoilette, tritt verlegen ein und blickt erstaunt herum, kleine Pause. mehr neckend als höhnisch. Sie hätten sich fast nicht 'reingetraut? mit Betonung. Zu »Choristinnen«, wie man uns hier zu nennen beliebt. sehr verlegen. Ich hab nur den Saal anschauen wollen! Den sehen Sie aber heut abend ja noch lang genug! sehr nahe dem Weinen. Ich? ... Ich darf ja net kommen. leise zu Minna. Hörst du's? Is mögli, erlaubt's die Frau Mama net? nickt. Und d' Frau Spezialkassier? Weshalb denn? Ja, wenn i des wüßt! nach einer kleinen Pause, halblaut. So unschuldig noch! leise. Ja oder was! Sie wissen wohl auf der Welt überhaupt noch gar nix? blickt sie groß an. Was soll ich denn wissen? Ich mein' ja nur, weil Sie noch so ganz naiv sind. So jung! Und so schön. Alle drei lachen. fängt zu weinen an. Aber was haben S' denn? schluchzend. Lassen S' mich wieder 'naus! erscheint links, er trägt schwarzen Salonanzug. Aber Sie können ja gehen. Es halt Sie ja niemand. Höchstens vielleicht der Herr Rettinger! fährt zusammen und bewegt sich hin und her, immer das Tuch vor den Augen. eilt, als er Wally erblickt, hastig nach vorne. Ja, was seh' ich denn? Fräulein Wally, Sie weinen ja! Wer hat denn Ihnen was getan? weint fort. RETTINGER Wer denn? Die drei da vielleicht? laut und entrüstet. Die drei da! Jee! frech. Die drei da haben dem Fräulein gar nix getan, Herr Rettinger. Bitte, lassen Sie Ihre Bemerkungen und schauen Sie, daß Sie sich empfehlen. Schau, schau! Kleine Pause. Immer galant, halt. Galant wie ein Ritter. Gegen eine verfolgte Unschuld! Gehen Sie jetzt oder nicht? Wir wollen nicht mehr stören! Müssen uns sowieso umkleiden. Ins Gewand der Unschuld! Alle drei lachen übermütig und stürmen durch die Bühnentüre ab, die sie offen lassen. eilt ihnen nach, haut die Türe krachend zu. Bagage, verdammte! Was haben S' g'sagt, Herr Rettinger? kommt nach vorne. Ach, nix ... Ärgern Sie sich nicht mehr über diese nichtsnutzigen Frauenzimmer, Fräulein Wally, geh, schauen Sie mich an. Sie sind ja so ein reizendes Mädchen! geniert, ein bißchen läppisch. Gehen S', Herr Rettinger, so was darf man net anhören. auf dem immer der Druck der Ereignisse lastet. Fräulein Wally ... Fräulein Wally ... Sie täten mir einen großen Gefallen, wenn Sie sich weiter keine Gedanken machten über mich, weil ich hier mit solchen Leuten verkehre. mit blödem Ausdruck. Ach, ich mach mir überhaupt nie 'n Gedanken. Wirklich nicht? Das ist sehr lieb von Ihnen. Die Mama sagt immer, die jungen Mädeln sollen net soviel denken. Da hat Ihre Frau Mama aber sehr recht, das imponiert mir. schaut ihn groß an. So? Is wahr! Das zeigt, daß Ihre Frau Mama eine sehr gescheite Frau ist, die nichts auf das Geschwätz der Leute gibt. lacht dumm. forschend. Und so darf ich wohl hoffen, daß sie heute abend die Fahnenweihe besuchen wird? Nicht? sofort wieder mit Tränen kämpfend. Nein, eben net. einen Schritt zurücktretend. Faktisch nicht? D' Frau Spezialkassier und d' Fräul'n Marie erlauben 's ja net. D' Fräulein Marie? Wer ist das? D' Schwester vom Herrn Pfarrer! ärgerlich. A die! Forschend. Also kommt der Herr Pfarrer wohl auch nicht? Des weiß i net, aber auf d' Fräul'n Marie dürfen Sie sicher net rechnen! wütend. Ach, ich pfeif' auf das alte ... ah, pardon, ich bin eben ganz außer mir, weil ... weil ... weil Sie nicht kommen, Fräulein Wally, ich hatte mich schon so gefreut. Ich auch. Sehen Sie: Ich habe gewollt, Sie sollen was recht Gutes von mir denken, denn ... wenn Sie auch sonst nichts denken ... über mich haben Sie sich doch vielleicht schon ein paar Gedanken gemacht. Nicht? lacht dumm. Herr Rettinger! Ohne Übertreibung! Ich bin besser, als es Ihnen und Ihrer Frau Mama vielleicht vorkommt, ich bin gar kein solcher ... wie soll ich denn sagen? Nun, Sie verstehen mich schon, denn ich kann Sie versichern, ich habe Ehre im Leib, ich ... ich muß schon eine haben, ich bin ja Reserveoffizier! gedehnt. Ja. leichthin, als wollte er nicht damit protzen. Bei der Kavallerie! Nun können Sie sich doch denken, daß mir alles d'ran liegen muß, tadellos dazustehen und deshalb möchte ich ... kommt mit Frau Specht von links, beide in Haustoilette. So, Wally, da bist endlich, wir suchen dich ja wie a Stecknadel im ganzen Haus. Allerdings, da herin hätten wir d' Fräulein Wally nicht vermutet. mit fragendem Blick auf Rettinger. Geh' Wally, komm 'rauf ins Zimmer! fängt laut zu heulen an und rührt sich nicht vom Platze. Hat Ihnen vielleicht jemand was Unschickliches gesagt? Bitte, Frau Spezialkassier, das Fräulein war in meiner Gesellschaft. Ja eben, das scheint sie immer zu sein. Ob sie das darf, das hat soviel ich glaube, – Er deutet auf Frau Wanninger. – die gnädige Frau zu entscheiden. Im Punkte der Moral haben alle anständigen Leute ein Wort mitzureden. Moral? Jawohl, Moral. Ich bitt' Sie, Frau Spezialkassier, werden S' net so heftig. Oh, Frau Rentbeamte, wenn Ihnen das paßt, daß Ihre Tochter hier so ungeniert und unbewacht aus und ein geht, dann brauch ich nix mehr zu reden. Es wär' mir schon lieber, Sie täten nix mehr sagen, was meine Tochter angeht. Gut, gut, ich misch' mich nicht mehr hinein, aber i bin so frei und denk' mir mein' Teil. An der linken Türe kurz vor dem Hinausgehen. Wünsch' Ihnen vergnügten Abend, Frau Rentbeamte. Ab. Pause. Gnädige Frau! Es ist mir sehr peinlich, daß die Dame so fortgeht, aber ich bin unschuldig daran, ich habe mich Ihrer Tochter in aller Ehrerbietung genähert. spricht erst eigentlich mehr für sich selbst. Die Frau Spezialkassier ist halt gleich so hitzig, aber ... aber sie hat recht, wir dürfen hier net bleiben. nach einer Pause. Schade! ... Sehr schade ... Beklage es ... Beklage es ungemein! Jedenfalls wollen Sie überzeugt sein, daß ich nur die besten Absichten hatte. weinend. Mama! mit erlöschender Stimme. Oh, Herr Rettinger ... mir is ja selbst der größte Kummer, aber ... meine Bekannten ... ich darf net reden, wie i will ... ich bin eine Witwe ... teilnehmend. Hm, hm. Schauen S' Herr Rettinger, Sie sind hier in Verhältniss' drin ... Wenn Sie mir Zutrauen schenken möchten ... fast weinend. In schreckliche Verhältniss'. Und wie froh ... wie froh wär oft a jungs Mädel, wenn s' so a gute Partie machen könnt! Beurteilen Sie mich nicht nach dem, was Sie hier sehen. Mit einem Anstrich von Wichtigtuerei. Ich bin eben ein Lebemann, der die Welt bereist hat, ich war ein halbes Jahr in Wien, zwei Monat in Berlin, und auf der Durchreise nach London auch acht Tage in Paris ... natürlich war ich leichtsinnig, ich mach kein Geheimnis draus, ich hab gelebt ... aber zu meiner, und auch zu ... zu Ihrer Beruhigung muß ich doch sagen, daß solche Leute in der Regel noch die besten Ehemänner werden. fast gerührt. Wenn ich Sie so schön reden hör, nacher können Sie mir fast leid tun. stutzig. Was? Leid tun? Ja, leid tun! So a hoffnungsvoller, junger Mann! Ah, jetzt versteh ich! Fassen Sie es nicht zu schroff auf, gnädige Frau. Er ergreift ihre Hand. Vertrauen Sie mir und der Zukunft. Kommen Sie heute abend. erscheint an der linken Türe. Sie trägt ein schweres Festkleid aus rotem Plüsch mit weißem Atlaseinsatz im Rock. Hohe Ärmel. Elegante Frisur. Fächer. Brillantenkollier. Entschuldigen Sie, daß ich hier eine zärtliche Szene unterbreche. in gänzlich verändertem Tone und in diesem Augenblick doppelt gereizt auf die Eintretende. Nein, Frau Posthalter. Wir müssen uns entschuldigen, daß wir Sie stören. Wieso? Weil wir durch 'n Zufall in ein Lokal geraten sind, wo wir nicht hingehören. begütigend. Gnädige Frau! Wally, wir gehen jetzt. bissig. Das wird der Herr Rettinger am meisten bedauern, der wird Sie mehr vermissen, als alle anderen Leut'. geht wütend im Hintergrunde auf und ab. Frau Posthalterin! Solche Anzüglichkeiten stehen Ihnen lang net so gut, wie das auffallende Kleid, was Sie tragen! Hab' ich Ihnen eine Bemerkung gemacht über Ihren Verzug? Verzug? ... Freilich, so kostbar ist er nicht, aber er hat den Vorteil, daß ich ihn selbst bezahlt hab'. Nun, wenn Sie amal 'n recht reichen Schwiegersohn bekommen – Dann laß ich mir kein'n Anzug schenken. Mit Wally nach links zur Türe gehend. Übrigens hab' ich noch kein'n Schwiegersohn. Wird schon kommen. Schwere Mühen finden immer ihren Lohn, ha, ha, ha, ha! Aus Ihnen spricht nur die roheste Eifersucht. lachend. Möcht' wissen auf wen? Nichts weiter! Und damit Adieu! Komm Wally! Beide ab. Guten Abend, Frau Rentbeamte! Guten Abend! Geht erhitzt vorne auf und ab und fächelt sich. kommt wütend nach vorne. So! Jetzt hast du's glücklich erreicht, daß die letzten, anständigen Menschen, die vielleicht noch gekommen wären, auch nimmer 'reingehen. Die »anständigen Menschen«! Des is sehr gut! Ha, ha, ha! Du hast Grund zum Lachen nach deiner heutigen Aufführung mit dem Lorenz da! ganz leichthin. Geh', verschon' mit einer Predigt. Du! Weißt! Bring mich net zum Äußersten, du kennst mich noch net. lachend. Dich kenn ich! Lach net! Ich sag dir, wenn ich einmal an die Grenze komm, da bin ich zu allem fähig. Da muaßt di guat ausnehmen. Du! I mag mi jetzt net ärgern, weil alle Augenblick die Gast kommen können, also laß mir mei Ruh! Gut! Aber morgen früh, da stell' ich dich zur Red' für alles! Mei Geduld is erschöpft. Schön. Morgen! Hab jetzt schon a schreckliche Angst davor, ha, ha, ha! geht in furchtbarer Erbitterung im Saal herum und pfeift eine Melodie. von links. Er trägt schwarzen Gehrock, den er offen läßt und hellgraue Beinkleider. So! 's letzte is besorgt! Jetzt kann's losgehen! Geht zweimal auf und ab, betrachtet die Dekorationen und schiebt ein wenig an der Fahne herum. Endlich fällt ihm die Stille der anderen auf. Er fixiert sie. Was habt's denn! setzt sich vorne rechts. Ach, der war wieder amal narrisch! Was war ich? Tut's mir den G'fallen und vertragts euch jetzt, es ist scho' halb achte, der Findelhausverein muß alle Augenblick aufziehen und die anderen Gäst' werd'n auch gleich kommen. immer herumgehend, sehr gereizt. Wenn s' kommen! Brauchst kei' Sorg net haben. Heut woll'n wir amal sehn, wer den andern nunterzieht. Der Pfarrer mi, oder i 'n Pfarrer. Das woll'n wir seh'n. Ich weiß scho, ich zieh' 'n nunter, denn so m' Geld kann er net standhalten. immer auf- und abgehend. Dem Geld, ha, ha, ha! zweitausend Mark für die Wiesen, die fast 's vierfache wert is. will etwas sagen. winkt ihm heftig ab, leise. Jetzt net! Wollen 's abwarten, was geschieht! Wollen 's abwarten! Nach einer Pause zu seiner Frau. Du, deine Brillanten sitzen schlecht. Wart', i richt' dir's. Jetzt stimmt's ... Zieht die Uhr. Fünf Minuten nach halb acht. Jetzt kann 's losgehen. Horch, da kommen die ersten schon! treten rechts ein. Ihr seid's es! Gut'n Abend, Frau Posthalterin! Guten Abend. Is no' kei' Mensch da? geht immer parallel der Bühne spazieren. Keine Seele. Wer'n scho' kommen, laßt's euch nur Zeit. Pause. Is alles in Ordnung drin im Theater, Herr Aktuar? setzt sich vorn links mit Herrn von Beck. Alles, die Damen warten bloß auf die Gäst. Brauchen nimmer lang z' warten, müssen ja alle Augenblick eintreffen. Ah, jetzt hör i die ersten auf der Veranda. Lorenz, Rosl und Hies treten festlich gekleidet von rechts auf. Hies trägt einen Holzhammer und Bierwechsel. etwas ärgerlich. Was wollt's denn? 'n Banzen anstechen, 's ja scho' höchste Zeit. Wann 's Zeit is, des sag' i, da braucht 's euch net z' kümmern, jetzt gibt 's no kei' Bier. Ah, ja, Posthalter! Laß anstechen! I hab' Durst. Bringt's 'm Herrn Aktuar a Maß von der Bauernstuben, wenn er gar so Durst hat. HIES, LORENZ, ROSL rechts ab. muckt ihnen nach. Dumme G'sellschaft. Ziemliche Pause. Es dauert aber sehr lang, bis die Leute kommen. Auffallend lang. No ja, no ja, seid's nur net so ungeduldig. Die Leut' sind hier immer so unpünktlich. Auch nacher, wenn 's a Freibier gibt? Da san's in München scho' a Stund' zuvor am Platz. mit zunehmender Ungeduld. Pressiert's euch denn gar so? lässig. Uns durchaus nicht. lachend. Absolut net. Horch! Jetzt hör' i wieder was! bringt die Maß von rechts. Ha, ha! Des is ja mei Rosl. Da geh her, Mädel, trink an, laß dir 's schmecken! G'sundheit, Herr Aktuar! Trinkt. Sollst scho leben a! Dank schön, Herr Aktuar! der während dieser Szene lebhafte Zeichen der Ungeduld von sich gab. Ja, ja, wir glauben 's dir scho! Rosl rechts ab. Schwatzt dir die Person was z'samm. Sie hat halt »G'sundheit« g'sagt. Und »Dank schön«, des werd s' wohl no sagen dürfen. I kann das Frauenzimmer net leid'n. Warum denn? Weil ich's halt net leiden kann. Du bist aber schlecht aufg'legt. Für eine Fahnenweihe sehr schlecht. Ah, das Warten is so z'wider. Pause. hat langsam die Bühnentüre geöffnet. Sie ist ganz weiß gekleidet. Herr Aktuar! Ha, der erste Engel! Wann geht's denn los? geht zu ihr. Es ist ja noch niemand da. Kommen S' nur 'raus, meine Damen! diese ebenfalls in Weiß, wollen in den Saal treten. eilt ihnen entgegen. Gehen die Damen doch wieder 'nein, bitte! Warum denn? 's pressiert ja net. So? Alle Augenblick wer'n die Gäst' kommen! vorne den Krug hebend. Wollen die Damen kein Bier? Oh, ja! Bitte, bitte, gehen Sie hinein! Er schiebt sie zurück. Aber da herinnen is gar net schön. haut die Türe zu. Is mir gleich! Aber i begreif di net. sehr gereizt. Wo jetzt die Leut glei' kommen! Es kommt ja kei' Mensch! wütend. Wer sagt denn dir das? erregt. Glauben S' wirklich net, Herr Aktuar? Ah, was weiß denn der? Die Leut sind eing'laden. Abg'sagt hat keiner. Sie müssen ja kommen! Daß aber der Bürgermeister no net amal da is! Und der Nusser! Unfaßlich! kommt mit wütendem Gesichte nach vorne. Unfaßlich? Ha, ha, ha! Ich weiß es besser, kein Mensch kommt! Hat dir das vielleicht dei geliebte Frau Rentbeamte g'sagt, ha? D' Rentbeamte? Mit der ihrer Tochter hat er vorhin 'rumcharmiert, und jetzt sitzt die Person auf ihrem Zimmer und find't 's net der Müh' wert, 'runter z' kommen. So? Du steckst mit derer G'sellschaft unter einer Decken? auffahrend. Ich ... plötzlich heftig winkend. Pst ... Pst ... Pst ... Jetzt kommt jemand! Fährt wütend auf die rechts eintretende Rosl. Was willst denn du scho' wieder? I hab' bloß nach 'm Bier vom Herrn Aktuar schaug'n woll'n. Fahr ab! Rosl durch die Verandatüre ab. 'n Maßkrug könnt' ich der Person nachschmeißen. No, no, no, no! sehr böse. Und dir möcht' ich 's grad so machen. ergreift seinen Krug ganz ruhig. Mein Lieber! Du wirst mir z' ungemütli', da mach' i, daß i 'naus komm' und mei' Bier in Frieden trink'. In der Bauernstub' is 's mir lieber, da san d' Leut' net so grob. Gehen S' mit, Herr von Beck? Ich begleite Sie. Is recht. Wir warten da draußen bis 's losgeht. Adje derweil, Posthalter, du holst mi' scho' wieder. Beide rechts ab. schreit ihnen nach. Kannst lang warten! Pause. Nun sind die letzten no' draußen, die no' da war'n. Die allerletzten, das is recht! der durch den ganzen Saal wanderte, kommt nach vorne. Grimmig. Und wir drei san allein beieinander, ganz gemütlich und lustig, und wir bleiben beieinander bis in alle Ewigkeit. zum Äußersten bereit. So? Bild'st du dir das ein? Ja, des is mei' Glauben und mei' feste Überzeugung. Dann sag' ich dir jetzt: Ich mach' mich los, ich geh' fort und lass' euch elend sitzen. Du gehst fort? Wohin denn? Nach München? Da können wir di scho no derfragen. Du wirst dich wundern! Ich bleib kein'n Tag länger, sonst riskier' ich mit euch noch mei Stellung. Dei Stellung? Was bist denn du? Was ich bin? Du hast a Masse Geld von dei'm Vater g'erbt, so was kann der dümmste Esel a. So? mit Nachdruck. Jawohl, das hätt' i a ferti bracht! Aber des Geld war dir gut genug zum Nausschmeißen? net? zuckt die Achseln. wütend. Fünf Hypotheken hab ich auf die elende Baracken da, dreimal hab ich euch vom Gerichtsvollzieher loskauft, Brillanten hab ich deiner Frau schenken müssen, blamieren hab ich mich lassen für euch und was hab ich dafür bekommen? Nix, nix, nix, gar nix! gereizt. Geh, geh, geh, geh! Sei so freundli und b'sinn di a bissel. sehr geniert. Geh, Mann, hör auf! No ja, weil der redt, als ob man gar nix tan hätt! Wart nur, mei Lieber, wenn i amal d' Augen aufmachen wollt! schlägt eine gellende Lache an. immer unruhiger. So ein Diskurs! Seid's jetzt net glei still? Geh, tu net so g'schami, du bist den wert, und wenn du net ang'fangt hätt'st, wär's nie so weit kommen. ganz überwältigt. Ja ... ja ... i find ja keine Worte mehr, schamst di net, mir so was ins G'sicht z' sagen? Mir is jetzt alles wurscht: Halten wir amal Abrechnung mitanander, alle drei, wie wir da sind. Da fang nur bei dir selber an! Bei mir? Na, Freunderl! Bei dir fang i an. Du bist jeden Tag in München drin in unser Café kommen, du hast meiner Frau 'n Hof g'macht, du hast net g'ruht, bis wir in das Nest 'zogen sind ... Ich will nix mehr hören. Glaub's, glaub's. Aber i sag's trotzdem: Du hast in mei häusliche Ruh eingriffen, du hast mich kompromittiert ... Wa – Was? Was? Kompromittiert? Schau du, daß dich andere net mehr kompromittieren, wie ich. Was soll das heißen? in größter Angst. 'n Fried gebt's alle zwei. Nein, i will wissen, was er damit will. In der Ferne hört man einen immer mehr anschwellenden Spektakel. in sehr provozierender Haltung. Frag 'n Wehrmüller Lorenz, der gibt dir Antwort. Was? Oh, des is g'logen, niederträchtig g'logen! ganz rasend zu seiner Frau. Wenn's wahr is und du hast mein' guten Namen befleckt, nachher is dei' End! 's is net wahr! So? Mei Haus is a anständig's Haus und wer mir da ... Mit aufgehobene Händ bitt' ich dich, sei still. Nein, nein, nein! ich will ... stürzen zur Verandatür herein. freudig eregt. Sie kommen, sie kommen! Sie kommen! Hurra, hurra! hat sich wütend umgedreht. Wer kommt? No', wer denn? Der Findelhausverein rückt an. Hörst 'n net? Alle horchen in den zunehmenden Lärm. Pause. halblaut. Herr meines Lebens, i dank dir, was i ausg'standen hab'! noch ganz betäubt, ob des jähen Umschlags. Sie ... Sie ... Sie kommen? ungläubig. Kommen s' wirklich? an der halboffenen Verandatüre. Freili, de Kerl schrei'n ja wie b'sessen. Die haben Durst. neben Götzensperger. Durst für tausend! Ach, des Glück! zu seiner Frau noch immer ganz verwirrt. No, nachher tu di a bissel abkühl'n, du schaust ja schreckli aus. vorwurfsvoll. Wenn du mi so b'handelst! stürzt zur Bühnentüre. Meine Damen! Bereit halten. hat sich jetzt wieder gefunden und schreit zu Götzensperger. D' Flügeltür weit aufg'rissen, daß s' alle reinkönnen. Eilt selbst mit zur Verandatüre und öffnet. G'schwind, g'schwind! Da kommen schon die ersten. So? Wer is 's denn? Der Herr Bürgermeister und der Herr Hoflieferant! Hurra! erscheinen auf der Schwelle rechts, hastig und aufgeregt, Foitenleitner hat den Hut schief auf, Nusser, ohne Hut, hat einen braunen Lodenmantel übergeworfen. Beim Anblick der beiden, todbleichen Ankömmlinge fahren die Versammelten zusammen. So schnell wie möglich. der eben noch einmal Hurra rufen wollte, tritt zurück. Herr Bürgermeister! Ja was is denn? Wie schauen S' denn aus? Und der Herr Hoflieferant! Was hat 's denn gegeben? Warum sind S' denn so g'laufen? Foitenleitner läßt sich rechts, Nusser links auf einen Stuhl fallen. Aus is, aus is! Alles is aus. Was denn? Was is aus? Die zwei sind verrückt. So reden S' doch! La ... Lassen S' uns ein' Augenblick aus ... ausschnaufen. Wir sind noch ganz dumm. Warum denn? Weil ... weil wir selber bald 'nein kommen wär'n in die G'sellschaft. In was für a G'sellschaft denn? laut schreiend. In d' Haberer! mit Ausnahme von Nusser. In d' Haberer, in d' Haberer? Wo sind denn nur Haberer? Hier! Da, dort! Überall! Wie d' Ratzen. Fünfhundert Mann stark. Ja, is denn des net der Findelhausverein, den ma da hört? O na, des san d' Haberer. Des ... sind ... d' Haberer? sehr eindringlich. Ja, ja, das sind die Haberer. Z'erst da waren s' drunten im Dorf, uns zwoa haben s' a scheußliche Katzenmusi' bracht, und jetzt ziehen s' alle da 'nüber zu der Gregoriwiesen. Zu der Gregoriwiesen? in größter Angst. Was wollen s' denn dort? Treiben wollen s' Ihnen. zu Posthalter und Posthalterin. Ja, jetzt kommen Sie an die Reihe. schreit entsetzt. Wer? Das Geschrei draußen wird stärker. Hören Sie 's? fällt vorn rechts auf einen Stuhl. Gott, o Gott! mit stierem Blick am Tisch links. Die Haberer sind da? Die Haberer? Jetzt haben wir die Bescherung! Recht sauber! Größere Pause. Der Lärm dringt fortwährend herein, einmal stärker, dann wieder schwächer, aber immer so, daß man die Konversation im Saale gut verstehen kann. Die Entfernung der Gregoriwiese ist etwa auf zweihundert Meter gedacht. geht auf und ab. Endlich beginnt er in heftiger Bewegung. Und der Pfarrer? Der Amtsrichter? Die zwei hochmögenden Herrn! Is dene net a trieben wor'n? Ang'sagt hat man 's ihna doch a so halb und halb? Ha? ganz vernichtet. Bloß zu uns is die Bande kommen. Natürli'! Weil die Herren no' zur rechten Zeit von mir abg'fallen san. Des is nacher die Moral von de verkommenen Bauernkerl. Furchtbar! Furchtbar! Also kommt niemand? Kei' Mensch kommt! Der Pfarrer hat 's 'm Findelhausverein heut' nachmittag ausdrückli' verbieten lassen, und wir zwei, i und der Nusser, san auf morgen um neune ins Pfarrhaus vorg'laden. Die Hände verkrampfend. Da kann's was geben! Warum? warum? Weil wir Ihnen die Wiesen doch verkauft haben. Der Pfarrer hat 's gleich erfahr'n. Und soll ganz rasend gewesen sein. Jetz' samma unmögli' im Dorf. steht auf. Herr Posthalter, seien Sie vernünftig und redressieren Sie den Kauf, wir geben Ihnen Ihr Wort zurück. So is vielleicht noch eine Rettung für uns. Der Preis war ja sowieso ein Wahnsinn. wird aufmerksam. Zwölftausend Mark! hüpft in die Höhe. Was? Wer hat zwölftausend Mark boten? Der Posthalter. Du? Du? So hast du über mei' Geld verfügt? Ach, laß mir meine Ruh! Herr Bürgermeister, ich erkläre hiemit, daß ich kein' Pfennig bezahl', also ist der Kauf hinfällig. Lassen Sie 's sein, Herr Posthalter. Treten Sie zurück! Wer hat 's Geld boten, der oder i? I hab 's boten und übermorgen liegt 's am Tisch, dafür steh i ein. Dann pump 's von 'm andern, ich geb kein Pfennig her! Er läuft in höchster Erregung hin und her und zupft an seinem Bärtchen. Übermorgen, sag i, liegt das Geld am Tisch! Jetzt will i die Wiesen erst recht haben! Wart! Wart! Wart! Geschrei draußen sehr stark. der ängstlich hinaushorchte. Wenn Sie kei' Vernunft annehmen wolln, nacher haben wir nix mehr z' sagen. Sie haben uns ruiniert. Sie haben 's dahin bracht, daß uns trieben wor'n is. Daß wir nimmer gewählt werden. Daß uns der Pfarrer wie Schulbuben behandeln wird! Das Geschrei ist jetzt am stärksten. Um Gottes willen! verrät eine furchtbare Angst in seinen Bewegungen. Die Kerl werd'n am End noch da 'rein kommen. Sie werden doch nicht? Wenn Sie Angst haben, dann verstecken S' Ihnen, i bleib da, i hab 's mit 'm Pfarrer aufg'nommen, i nimm 's mit die Haberer auf, i nimm 's mit der ganzen Welt auf. erscheinen wieder an der Bühnentüre. Wir warten und warten noch immer. Wann geht denn das Theater an? Des hat scho ang'fangt, die Haberer sind da! Draußen starkes Geschrei. zitternd. Oh, oh! Wie? die möchten wir a sehn! wütend. Fort, fort, fort, mit der ganzen Komödibagage! Was? in furchtbarer Erregung. Herr ... Herr Posthalter. Und weil Sie so Angst haben, Herr Hoflieferant, gehen S' mit dort 'nein, Sie und der tapfere Bürgermeister! Er faßt beide beim Arme, zerrt sie nach rückwärts und schiebt sie mit den kreischenden Choristinnen durch die kleine Türe fort. So! Jetzt können wir der Musi da draußen ungeniert zuhören. Er nimmt seine Wanderung wieder auf und horcht ab und zu hinaus. Sehr große Pause. Der Lärm dringt ununterbrochen herein. Die Posthalterin hat ihr Gesicht verhüllt und weint so laut, daß man es stoßweise hört. Rettinger, links, hat den Kopf auf die rechte Faust gestützt. Neben ihm sitzen Götzensperger und Herr von Beck. Letzterer, elegant, mit überschlagenen Beinen, verliert nie seine Haltung und blickt sicher herum. Während der folgenden Worte des Posthalters nimmt er eine Zigarette aus einem eleganten Etui und zündet sie bedächtig an. beginnt endlich laut zu lachen. Ha, ha, ha! Es is famos! Alles is ausg'rissen, 's ganze Dorf, vom Pfarrer bis zum Wegmacher vor der b'soff'nen Sippschaft da drüben. Das Geschrei dauert immer fort. Und wie die Kerl schrei'n! stets auf der Wanderung, die Hände in den Hosentaschen. Möcht' nur wissen, warum die Bande g'rad mir treibt, was hab' i denn tan? I laß' a Geld springen, i tritt auf wie a Kavalier, i halt neun Roß, i gib die Bauern z' verdienen, i leb und lass' leben, was gehen denn die Kerl nacher meine privaten Familiensachen an? schluchzt laut. Warum treiben s' denn also g'rad mir? Warum denn net de andern, die nix verzehren im Ort, als alle Tag 'n Fetzen Rindfleisch? Warum net 'm Amtsrichter, der jedem Madel nachlauft, warum net 'm Apotheker, der a gemeiner Geizkragen is, warum net 'm Postoffizianten, der mit seiner Haushälterin lebt, warum denn net 'm Pfarrer, der ... Es kracht eine Gewehrsalve, alles fährt zusammen. stürzt an die Türe. O du meine Welt! Waren des die Gendarm'? Na, na, des war'n die Kerl scho' selber. Natürli, wenn mir trieben wird, da kommt kei' Gendarm. horcht hinaus. Kei' Wort kann man von da drüben versteh'n. schluchzend. Des is ja no' 's einzige Glück bei der G'schicht. ballt die Fäuste. Oh, oh, wenn ich 's nur g'rad wüßt, wer die Kerl san, was wollt i zahln dafür! tritt von der Türe weg. Man kennt kei'n 'raus! Heißt des, i weiß ja ganz gut, wer des is, aber antun kann i ihnen nix. weinend. Wer is denn? Des hat alles der schuftige Mohrenwirt anzettelt, der hat 'n Kederbauer zahlt, daß er die andern aufhetzt, der Kederbauer, der Hauptlump, der hat 'n Mutzenbauer aufg'hetzt, der Mutzenbauer ... erscheint an der Verandatür, lachend und torkelnd. Hi, hi, hi, hi, Posthalter ... red'st von mir? Hi, hi, hi. erschrickt heftig. Du ... Du bist ... I bin no amal kommen, weil i di fragen möcht wegen der ... der Gregoriwiesen. schreiend. Du bist a Haberfeldtreiber. Na, na, des bin i net, i möcht di bloß fragen ... Aber du g'hörst dazu, du und der Kederbauer – Schaug nunter auf d' Gregoriwiesen, hi, hi, hi, auf dei' Gregoriwiesen! Ihr zwei habt's mein' Erzfeind, den alten Seehansele, aufg'hetzt, ihr habt's ... taumelt rechts schwer betrunken herein. erschrickt furchtbar. Du – Du – Du – Grü ... Grüß Gott, Posthalter! ganz rasend. Was? Du kommst a zu mir 'rein? I hab, ha, ha, ha, i hab di fragn wollen, Posthalter, wie dir 's Haberfeld g'fallt? Hi, hi, hi! packt Mutzenbauer, schiebt ihn links hinaus. 'naus mit dir a mal! Dann eilt er zu Seehansele und packt ihn. Du treibst mir 's Haberfeld und kommst noch zu mir? I treib dir's net, aber ha, ha, ha, i woaß, wer dir da drüben einheizt. Zugleich. Wer? Wer? Wer? Wer is? Ja, balst drei Mark zahlst, nacher sag' i dir 's. Der schwindelt di' bloß an! zieht die Börse. Da hast d' deine drei Mark. Jetzt 'raus damit! Wer is? Der Kederbauer is! triumphierend. Was hab' i g'sagt? Der is der Habermeister von der ganzen Gegend. Der is 's? Ja, der und kei' anderer. sehr schnell. Wart, Kederbauer! Des zahl' i dir heim. Jetzt lauf i g'schwind auf d' Gendarmeriestation und alamier die Kerl. Die müssen in 'n Kederbauer sei Haus laufen, und wenn der Schuft net in sei'm Bett liegt, nacher is er 's, nacher bring' i ihn aufs Schwurg'richt! Wart', du Tropf, du elender! Als er zur Türe stürzt, tritt ihm Kederbauer entgegen. Alle schreien auf mit Ausnahme von Rettinger, der immer teilnahmslos bleibt. Seehansele wankt nach links an den zweiten Tisch und bricht ganz haltlos zusammen. ist wie vor einem Gespenst zurückgefahren. Ah ... ah ... der ... der Gauner da, der kommt jetzt daher? Wo is mei' Bruder? Was? Du, Habermeister, du! Wer is der Habermeister? Du, du, du, bist 's, einer muß 's sein. Der Habermeister steht auf deiner Gregoriwiesen, i bin 's net. Der Seehansele hat 's g'sagt. lachend. Nacher muß 's ja wahr sein. Du bist vom Mohrenwirt zahlt worn und hast alle Leut z'samm trieben. Vom Mohrenwirt? Ha ha! Der Moosreiner wär a guter Haberfeldtreiber. Wenn 's der net war, nacher war 's a anderer. Posthalter! 's Haberfeldtreiben kann ma net kaufen wie d' Gregoriwiesen. So, net? fest. Na. Wenn i morgen tausend, i mein hundert Mark, na, zehn Mark bloß herleg, nacher treibt 's ihr 's 'n jeden andern grad so. höhnisch. Is wahr? immer ganz wütend und heftig. I kann 's euch beweisen. Warum habt's heut 'm Pfarrer net trieben? Weil er abg'falln is von mir. I treib ja net, Posthalter, i steh da und net da drüben. wie wahnsinnig. Was willst du nacher hier? Der Lärm läßt nach. Mein'n narrischen Bruder such i, der is in seiner Dummheit zu dir g'schoben! Such du dir dein' Bruder beim Teufel und seiner Großmutter! Götzensperger, tu mir den Kerl naus! Sonst vergreif i mi no! winkt Kederbauer zur linken Türe und geht mit ihm hinaus. wie ein gereizter Stier herumtaumelnd. Ha, ha, ha, ha! Nix und wieder nix! Keiner is 's g'wesen, a jeder kommt daher wie a unschuldigs Lamperl und du – Er stürzt zu Seehansele. – hast mi ang'logen, du hast mir drei Mark aus der Taschen g'stohlen und bist doch a Haberer. lallt. Na, na ... Und doch bist's! Ha, ha! Mir is selber scho trieben wor'n, da darf ma kei Haberer mehr sein. Der Lärm außen wird noch schwächer und verliert sich nach und nach ganz in der Ferne. hebt die Hand. Du! fällt im Ausweichen unter den Tisch und bleibt regungslos liegen. Laß doch den Kerl liegen! Kommen Sie doch zu sich! beide Fäuste schwingend. Oh, oh, oh, wenn i nur ein'n derwischen könnt, wenn i nur ein'n derwischen könnt ... die Hände ringend. Oh, was is das für eine Prüfung! Wenn mir nur einer in die Händ laufet! In höchster Raserei. Packen wollt' ich ihn, daß ihm Hören und Sehen verging. eilig von rechts. Halt! Da kommt einer, der paßt mir grad. fährt in die Höhe. Alle Heiligen! Herr Posthalter, Herr Posthalter! Lassen S' Ihnen sagen, die Haberer, die ... geht auf ihn zu wie ein zum Sprung bereites Raubtier. Was ... Was soll i mir sagen lassen von dir? Du, du ... Was habt's denn? Ärgert's Enk nimmer! Sie zieh'n ja fort und ... denken S' Ihna ... noch näher. Ha? ha? Was tun die Haberer? mit beiden Händen winkend. Laßt S' mi nur ausreden, sie zieh'n fort und ... So? Sie zieh'n ab? Und du, du, Lump, du bist no da? Du bist so frech und kommst mir no amal unter die Augen? Ha? Du? Mann! Um alles in der Welt! Laß mi aus, du hast Angst für den Kerl, weil er dei Liebhaber is. Was? sehr frech. Geht's da naus, Posthalter? Da pack'n Rettinger an, der is scho vor mir da g'wesen. Lorenz! ergreift die Fahne. I schlag dich tot. Geh', Posthalter, des glaubst ja selber net. schwingt die Fahne. So? weicht aus. Z'erst mußt mi haben. Ab durch die Verandatüre. haut mit der Fahne daneben, die mit der Spitze scharf auf den Boden schlägt. Der Fahnenengel zerbricht krachend in Stücke. Oh, der schöne Engel is kaputt! die Fahne loslassend, auf einen Stuhl fallend, halbtot und seiner kaum mehr mächtig, mit gurgelnder Stimme. Alles soll kaputt sein, alles, alles! O Gott, o Gott, warum sind wir net in der Stadt blieben, da war'n wir so ungeniert. Warum sind wir in die Berg zogen zu dem Volk? noch ganz dumpf, in der gleichen Stellung. Jawohl, zu dem Volk, zu diesem verkommenen Auswurf der Menschheit, zu dem miserablen Volk, des muß ma' kennen des Volk. Er deutet auf den durch die linke Türe wieder eintretenden Götzensperger. Aber net so, wie der da muß ma' 's kennen, der weiß nix vom Gebirgsvolk, der Kerl da! Meinst du mi'. Ha? springt auf. Wieder lebhaft und schnell. Ja, dich mein' i, du Schnadahüpflhanswurst! Du, sei so gut! Gelt? Du kennst ja kein' Bauern, du hast ja noch gar kein'n g'seh'n in dei'm Leben. Mann! Mann! Du, erlaub mir! Sonst tatst kein solchen Mist schreiben. Schlegel! liest vom Proszenium in meckerndem Tone ab. Und geben schlicht ohn' Falsch und Spott, nur unser biederes Grüß Gott! Jawohl! Mit geballter Faust und rollenden Augen gegen Götzensperger. Du mit dei'm schlichten Gebirgsvolk balst mir net gehst! Im tollsten Ausbruch. A Lumpeng'sindel is de ganze G'sellschaft! I verbitt mir jedes weitere Wort über meine dichterische Tätigkeit. Der Dichter! Ha, ha! So schaut a Dichter aus! Immer besser no, wie a Mensch, der de Leut 's Geld aus der Taschen zieht. der allmählich aus seiner Betäubung erwacht ist. Bravo, sehr gut! zu Götzensperger. Du unterstehst dich, mir so etwas z' sagen? Gib mir erst amal des Geld wieder, was i dir schon pumpt hab, nacher kannst reden. De paar Markln, herrje, da sitzt du anders in der Kreiden bei – Auf Rettinger weisend. – dem da! Jawohl! auf Götzensperger losfahrend. Kerl! Jessas, Mann! Herr Aktuar! Wer meine poetischen Werk angreift, Frau Posthalterin, den greif' i wieder an, b'sonders, wenn 's einer is, der selber net sauber is. Ganz meine Ansicht. I werd' dir zeigen, ob i sauber bin oder net, dir, und dem elenden Nest. Ins G'sicht spring ich der ganzen Welt und wenn i des verdammte Findelhaus aus Marmor bauen müßt'. ganz gebrochen. Geh, sag' do' so was net! A Tingel-Tangel mach' i d'raus, und alle Sonntag lass' i halbnackte Chansonetten d'rin 'rumhupfen. grimmig. Des wirst dir jetzt überlegen. Nix überleg i mir. So? Aber moralisch zugrund richten hast du mich können, mei' Reputation hast du in 'n Schmutz treten. Jetzt fangt der a no' an. Dem wird's halt z' dumm. zu Götzensperger. Dich wirf i 'naus. auf Rettinger weisend. Der is der wahre Hausherr, du hast nix z' sagen. Jawohl, du hast, oder vielmehr Sie, Sie haben, Sie haben zu schweigen. Du sagst Sie zu mir? Net schlecht! Nimm mir's net in übel, wenn i di auslach. schreiend. Sie haben mich Sie zu titulieren! Fallt mir ein! Wenn du zu mir Sie sagen willst, so sag Sie, i sag du zu dir! steht fassungslos. sieht ihn erst einen Augenblick an. Ha, ha, ha! Mit solchen Witzeln kommst bei mir net durch. Aber meine Rehabilitierung vor der Welt, die will ich haben. Laß mi' aus mit deine Fremdwörter! Herr Posthalter! ganz verzweifelt. Das Haberfeldtreiben hat den Skandal noch vollständig gemacht, alle Leut' wissen davon. Was fang ich an? Was fang ich an? Mach, was d' willst! in heller Verzweiflung. Ich bin verloren, zugrund g'richt, wenn morgen alles besprochen wird. Drum muß was g'schehen, ich kann des net auf mir sitzen lassen, daß ich mit dem Herrn da – Er deutet auf den Posthalter. – überhaupt verkehrt hab. Mit dem Herrn? Ich gib dir glei' den Herrn! Rettinger, da bist reing'fallen. Elend, elend bin ich reing'fallen, aber ich will, ich weiß net, was ich will ... Da is nix mehr z' machen. Schrecklich! Schrecklich! Er läuft vorne herum. Wenn ich nur einen Ausweg wüßt, wenn mir nur jemand helfen könnt! Sein Blick fällt auf Herrn von Beck, der noch immer sehr ruhig auf dem gleichen Platze sitzt. Beck, Beck, weißt du gar nix, ich bitt' dich, sag mir was! Du bist doch sonst in solchen Sachen bewandert. Red, red, warum red'st denn nix? ganz ruhig. Wer kann denn reden bei einem solchen Geschrei? hastig. Weißt du vielleicht was? Kannst mir was raten? wirft die Zigarette weg. Fest und klar. O ja! Warum sagst denn nacher nix? Weil die Herren bis jetzt endlose Reden gehalten haben, die alle nichts nützen. I sag ja nix mehr, der red't die ganze Zeit. heftig. Ich hab' meine Stellung verteidigt. Und ich hab' dir ... Erlauben Sie mir! Wenn Sie so fortfahren, finden wir keinen Ausweg. I brauch kein' Ausweg. Weil du eben ein ganz ... Was bin i? Bitte, bitte, Ruhe vor allen Dingen! Er horcht einen Augenblick. Die munteren Herren da draußen scheinen sich ja ohnehin verzogen zu haben. an der Verandatüre. Sie sind wieder ins Dorf 'nunter. Ins Dorf? mit geballten Fäusten. O wenn 's nur grad m' Pfarrer und 'm Amtsrichter no' d' Fensterscheibn ... scharf. So fromme Wünsche helfen jetzt nichts. Besser, wir überlegen uns, was zu tun ist, dann kann manches wieder ins Gleiche kommen. ungeduldig. So fang doch endlich an! Ach, Herr von Beck, Sie sind der Engel in der Not! Danke! Ich habe mir ja in der Zwischenzeit so manches überlegen können. Dabei bin ich zu einem sehr guten Resultat gelangt. No', ich bin neugierig. Los! los! Betrachten wir uns einmal die Situation! Zu Rettinger, Posthalter und Posthalterin. Ihnen allen ist Haberfeld getrieben worden. Das ist gleichgültig diesen Bauerntropfen gegenüber, nicht aber vor der Welt. Da geben Sie mir doch recht? rasch. Freilich, freilich! Die Welt, was geht mi die Welt an? Bleiben Sie nur noch einige Zeit hier, dann werden Sie es schon sehen. O mein! O ja, o ja, er hat recht, der Herr von Beck. zum Posthalter. Sie schädigt die Sache materiell, meinen Freund moralisch, weil er eine exponierte Stellung einnimmt. Die Stellung! die Stellung! die Wirtschaft mit derer Stellung! Wenn dir des am End nix is, dann ... Rettinger fest am Arme packend und sehr laut fortfahrend. Deshalb mache ich Ihnen einen Vorschlag, der Ihnen im Anfang viel leicht etwas sonderbar klingen mag, der aber einmal für Freund Rettinger den Ausweg eröffnet. Und für mi? Sie kommen gleich nachher. Raus damit! sehr laut. Sie müssen sich fordern. Fordern? So 'n Unsinn! A Duell? Auf zogene Hypothekenwechsel vielleicht? Ach, was fallt dir denn ein? Der kann mir doch kei Satisfaktion geben. sehr schnell. Wenn 's da drauf ankäm, mein Lieber! I hab a d' Realschul absolviert. Ha, ha, ha! Und wenn i net militärfrei word'n wär, wär i grad soviel wie du. Ich tat mich bedanken für die Kameradschaft! So? Bitte, bitte meine Herren. Nach einer kleinen Pause. Es braucht ja gar nicht zum Duell zu kommen. Könnt mir a passen. Was hilft denn dann die ganze Verabredung? Verstehst du denn nicht? Der Welt gegenüber muß was geschehen, das ist das erste. Weiter! Weiter! Zweitens werd' ich zum Amtsrichter gehen, der meinen Freund heute an dieser Stelle beleidigt hat. Da gibt's ebenfalls eine Forderung, aber eine richtige. Und drittens werd' ich mich noch heut abend zur Frau Rentbeamte begeben und offiziell um ihre Tochter anhalten. Wie? Was? Aha! Sei so gut. Pardon! Das ist jedenfalls weitaus das beste Beruhigungsmittel für alle Welt. No, und was soll denn aus uns wer'n, wenn wir hier unmöglich sind, wie Sie immer sagen? Von dene Forderungen und von der Heirat, da seh i no kein' Vorteil für mi. Ganz richtig, ich zweifle nicht, daß mein Freund Rettinger, wie immer, so auch diesmal der noble Mann sein wird und Ihnen anderweitig, wo Sie ungestört von Haberern sind, ein neues Heim gründet. Zu Rettinger. Nicht wahr? zugeknöpft und sehr formell. Ich ... ich wäre dazu eventuell bereit, aber unter der Voraussetzung, daß man mich mit meiner künftigen Frau in Ruhe läßt. Nun, sehen Sie, es geht ja famos, wenn man sich nur richtig versteht. Mir tat alles passen, bis auf die Heirat. wieder heftig. So? Dann ist 's aus, dann tu ich nichts mehr für euch ... faßt ihn beim Arm und schiebt ihn zur linken Türe hinaus. Du regst dich am besten nicht mehr auf, sondern tust sofort, was du nicht lassen kannst. Schnell, schnell! links ab. kommt schnell nach vorne. Ängstigen Sie sich nicht so sehr, schöne Frau, ich bin überzeugt ..., wenn Sie Herrn Rettinger – Lächelnd. – richtig zu behandeln verstehen ..., wird er mit Ihnen auch fernerhin befreundet bleiben. Ganz in der Ferne hört man wieder eine Menschenmenge. Meinen Sie? Er ist ein guter – Mit Betonung des »u«. – Mensch, wirklich ein sehr guter Mensch. Dafür laß nur mi sorgen, ganz verlieren wir 'n Rettinger no' net. lächelnd. Glaub 's a! Also ist alles in Ordnung, und Sie sind ein für allemal befreit von diesen Haberern. Lärm etwas näher. horcht auf. Was is denn des? Der Spektakel? Kommen vielleicht gar de Kerl wieder? De Haberer? Was? Oh, des war' entsetzlich! an der Verandatür. Wahrhaftig sie sind 's! Is wahr? herumlaufend. No' amal der Schwindel? Aber jetzt hab' i g'nug. Des is furchtbar. Desmal soll 's ihnen aber schlecht geh'n. Nun hat man g'meint, es wär' 'rum. rasend. Mein' Revolver hol' i und mitten in die Bande schieß' i 'nein. Er will nach links. stellt sich ihm entgegen. Herr Posthalter! Keine Unbesonnenheit! fährt ihn an. Sie mit Ihre verruckten Duellforderungen! Sie sind besessen! deutet auf die Verandatür. Da haben Sie 's, was Ihr G'schwatz wert is, i hol mein' Revolver. Dann wird Ihnen das ganze Haus demoliert. Die Kerl kommen näher. Mein'twegen zünden s' es mir über 'm Kopf an, aber schießen will i. Eilig links ab. ruft ihm nach. Das ist ja heller Wahnsinn. Stärkeres Geschrei draußen. Es scheint, die Bande kommt wirklich 'rauf zu uns. Nicht möglich? wankend. Des is mei End. der zur Verandatür geeilt ist. Donnerwetter! mit ausgebreiteten Armen herumlaufend. Helft's mir! Helfens mir! Da is nix z'machen. Wenn s' uns derwischen! kommt wieder von links mit einem Revolver. So, da bin i. will ihn fassen. Weg mit dem Revolver! Lassen S' mi' aus! Hören Sie! springt von der Türe fort. Jetzt kommen die ersten. Was? flieht mit wahnsinnigem Schrei links hinaus, draußen hört man sie noch laut »Hülfe, Hülfe, Hülfe!« rufen. spannt den Hahn und legt an. An jeden brenn' i nieder. Er fährt zusammen und läßt jäh den Revolver sinken, als er den Pfarrer und den Amtsrichter erblickt, die atemlos herein- und direkt auf den Posthalter losstürzen. Amtsrichter voran, dann Pfarrer, gleich darauf ein Gendarm, der in strammer Haltung an der Türe stehen bleibt. So schnell wie möglich. Herr Posthalter! Herr Posthalter! Guten Abend. Guten Abend. Hat sich niemand zu Ihnen geflüchtet? Von dem Gesindel? Von den Haberern? Ist der Bürgermeister nicht da? Und der Hoflieferant? Der Nusser? Wir suchen sie überall. Denen ist auch getrieben worden. Dem Mohrenwirt ebenfalls. Denken Sie sich! Dem ganzen Dorf ist getrieben worden. Vor nichts ist dieses Gesindel zurückgeschreckt. Unerhört! Sie hat man auch belästigt? Deshalb halten Sie wohl den Revolver? Hat man Ihnen etwas getan? Reden Sie! Reden Sie! Daß wir die Bande erwischen. Schnell, schnell! Reden Sie doch! der beide mit offenem Munde anstarrte und immer wie vor einer plötzlichen Erscheinung stand, kommt zu sich. Meine Herren ... ich begreif' net. Was begreifen Sie nicht? Die Unverschämtheit dieser Bande? läßt wie im Traum den Revolver fallen. Nein ... nein, des net, ich begreif' net, daß Sie jetzt so plötzlich daher kommen? Wir müssen doch die Haberer suchen! Versteht sich! Ja? ... ja? hetzen denn die Haberer net hinter Ihnen daher? Die Haberer? Man hat sie doch fürchterlich schreien hören? Ach was, Haberer! Die sind auf und davon. Wir suchen sie ja eben. Ja, was is denn das nacher? sehr laut. Das is der Findelhausverein. Der will zu seiner Fahne kommen. merkt alles und kann seine Freude kaum verbergen. Der Findelhausverein ist des? In der Ferne setzt ein flotter Marsch ein. Pause. blickt triumphierend herum, mit starker Betonung. Der kommt aber spät. der sich inzwischen lebhaft mit Götzensperger unterhalten hat. Allerdings! geht links ab. Dieses Haberervolk hat ja alles verzögert und aufgehalten. Sonst wären wir ja schon viel früher gekommen. Natürlich! Der Verein hat sich ja auf der Straße nicht sammeln können. Daher der Spektakel. Was Sie sagen! winkt ihm verstohlen, klug zu sein. Schnell, schnell, Herr Posthalter, ehe die Leute eintreffen! Haben Sie Verdacht auf jemand? Verdacht? Sagen Sie 's offen! Verdacht? Er bemerkt Seehansele. Halt, Herr Amtsrichter! Der da is vorhin 'reinkommen und hat anzügliche Redensarten g'führt, ich bin überzeugt ... Ohne Zweifel. Des is ja derselbe, der gestern abend ... kommt mit Götzensperger von links mit strahlendem Gesichte wieder. Jawohl, Hochwürden, der is! Ah, guten Abend, Frau Posthalterin. Er spricht mit ihr weiter. zum Gendarm auf Seehansele deutend. Packen Sie dieses Subjekt und fort damit! packt Seehansele. geht inzwischen zur Bühnentüre und läßt Foitenleitner und Nusser heraustreten, die sich erst noch scheu im Hintergrunde halten. Hi, hi, hi! Wir haben den Rechten, der ist ein Haberer. A Haberer, hi, hi, hi. Vom Gendarm nach rechts gezogen, ab. Musik etwas näher, aber immer so, daß die Unterhaltung nicht im mindesten gestört wird. der sich inzwischen mit der Posthalterin unterhalten hat. Aber da liegt ja die schöne Fahne am Boden. Ja, sie ist vorhin a bissel ... Nunterg'fallen! Wir lassen 's aber glei' wieder machen. Amtsrichter und Posthalter heben die Fahne auf. auf Foitenleitner und Nusser weisend. Herr Pfarrer! Da sind jetzt die beiden Vielbegehrten. dreht sich lebhaft um. Ah, meine Herren! Überall haben wir Sie gesucht. Ihnen darf man ja gratulieren. Gra ... Gratulieren? Die linke Türe öffnet sich. Es erscheinen Frau Wanninger und Rettinger mit Wally. Letztere Arm in Arm. Beim Anblick des Pfarrers bleiben sie betroffen stehen. der sie nicht bemerkt. Weil Sie die Gregoriwiesen so famos verkauft haben. starren sich an. No freilich, das is doch ein Glück für die Gemeinde. Durch die Verandatüre erscheinen nach und nach Gäste und Bauern, die sich im Hintergrunde des Saales verteilen. stotternd. Ja ... Ja ... der jetzt auch versteht. Ein großes Glück! Also gratulier' ich! Und dort müssen Sie auch gratulieren, Hochwürden, dort kommt ein Brautpaar. Ist nicht möglich? Was? geht den Eintretenden entgegen. Das laß ich mir g'fallen. Jetzt wird's dem Herrn Assessor und dem Herrn Premierleutenant doppelt leid tun, daß sie nicht kommen können. ganz in Wonne. Zu gütig, zu gütig. Die Herren kommen nicht? Beide lassen sich entschuldigen, sie gehen eben stets punkt dreiviertel neun Uhr zu Bett. Ja, ja, ja! Die Musik bricht ab. Juchzend strömen Burschen und Mädchen herein. Dorfhonoratioren und Bauern folgen. An der Türe drängen sich fortwährend die Ankommenden nach. macht sich wieder an den Pfarrer und flüstert. Herr Pfarrer! Der Findelhausverein wär da! Dürfen wir jetzt die Ehrenmitgliedsernennung verkünden? Wüßte nicht, was ich dagegen haben sollte. laut und mit Pathos. Meine Herrschaften! Zum Beginn des heutigen Festes erklärt der Findelhausverein Herrn und Frau Posthalter Schlegel, sowie Herrn Großhändler Rettinger zu Ehrenmitgliedern. Allgemeines Bravo. Stimmen Sie alle mit mir ein in den Ruf: Die neuernannten, verdienstvollen Ehrenmitglieder, sie leben hoch! hoch! hoch! rufen mit. Setzen! setzen! setzen! Die Vorstellung beginnt! 'n Banzen anstechen! Während sich alles Stühle sucht, zieht Rettinger, der immer wie im Traum herumblickte, Herrn von Beck und Posthalter nach vorne. erscheint rechts und beobachtet den Posthalter. Sagt's mir nur, was soll denn das alles heißen? Was gibt 's denn nur? Kein Duell! treten rechts ein und begrüßen Frau Wanninger und Wally herzlich. Kei Forderung! Alles in Ordnung! Ganz famos! Jetzt könnt's tun, was nur grad wollt's im Dorf und wenn's es no so dick auftragt's. Wieso denn? Merkst no nix? mit kaum verhaltener Freude. 'm Amtsrichter und 'm Pfarrer haben s' a trieben, die dummen Esel. Trieben? Freili', die Prachtmenschen. der mit dem Bierwechsel nach vorne kam, hat etwas zugehört und spricht zum Posthalter. Des hab i enk ja vorhin sagen wollen! Des war 's? Freili! Haben 's d' Haberer net guat g'macht? aufs höchste befriedigt. Flott haben sie 's hertrieben, die ganze Gesellschaft. I lob mir die Haberer! Der Bühnenvorhang geht unter den sanften Klängen der auf der Veranda gebliebenen Musikkapelle in die Höhe. Flora, Hulda und Minna stehen als Engel mit langen Flügeln und Palmenwedeln auf dem Podium. Der Vorhang fällt. Ende der Komödie.