[Du o Werther, Freund, Gefährter des Verliebten!] Du o Werther, Freund, Gefährter des Verliebten! Aug' voll Helle, rings der Wälle des Verliebten! Wirksam' Mittel, dass da Kraft und Stärke bleibe Jenem zartgeformten Leibe des Verliebten! Deine Hoheit, deine Güte, dein Erbarmen Reisst die Ruhe aus den Armen des Verliebten. Zum Propheten formtest du ein Wahngebilde, Zur Erinn'rung für die Gilde des Verliebten. Dem du nimmer wirst als Freund zur Seite stehen, Wird er je das Walten sehen des Verliebten? Eine Frucht von deinem liebenden Verlangen Ist die Thräne, ist das Bangen des Verliebten; Eine Frucht von deiner leitenden Geberde Ist der sich're Gang der Pferde des Verliebten. Deine Kette löst die Herzen die sie drücket, Wie dein Rath die Ohren schmücket des Verliebten. Lang schon ist es, dass zum nächt'gen Schlaf nicht taugen Jene schamerfüllten Augen des Verliebten; Lang schon ist es, dass der Esslust muss entsagen Jener nimmersatte Magen des Verliebten; Lang schon ist es, dass der Safran aufgegangen Auf dem Tulpenbeet der Wangen des Verliebten; Lang schon ist es, dass des Auges helle Zähre Ward zum gränzenlosen Meere des Verliebten. Was kann jemals, hat er dich nur, ihn betrüben, Der zum Troste du geblieben des Verliebten? Hundert Schätze willst du Einem Grane weihen, Und den Gran zu Füssen streuen des Verliebten. O das Wort: »Beglückt dass ich beim Schöpfer wohne!« Ist die Ehre, ist die Krone des Verliebten! »Nur für dich erschuf mein Wort die Himmels-Säle;« Alle neun steh'n zum Befehle des Verliebten. Seiner Huld gefiel es so; d'rum sprich nicht länger, Und befreie nun den Sänger des Verliebten.