[Welch' eine Werkstatt ist's] Welch' eine Werkstatt ist's, Die du gehegt im Herzen? Und welche Götzen sind's, Die du gepflegt im Herzen? Es kam der freud'ge Lenz, Es kam die Zeit der Saaten; Wer weiss es, welches Feld Du hast geegt im Herzen? Den Flor der Heiligkeit, Der Aeusseres verhüllet, Gelüftet hast du ihn, Und weggelegt im Herzen. Der Fuss des Suchers steckt Tief in des Schlammes Gründen; Das Haupt füllt Weindunst ihm, Der sich geregt im Herzen. Weit höher steht das Herz Als selbst des Himmels Zinne; Sonst würde nimmer dir Der Mond bewegt im Herzen. Es mag des Menschen Herz Wohl eine Hauptstadt heissen: Du bist's, der immerdar Die Krone trägt im Herzen. Das Herz, o Seele, ist Ein Wunderforst zu nennen: Du bist's, der Könige Als Wild erschlägt im Herzen. Das Meer des Herzens treibt Wohl tausend hohe Wogen Voll Perlen, wie man sie Nur stets erfrägt im Herzen. Es schweiget jetzt mein Mund; Zu eng ist der Gedanke Für jenes Herzensbild Das du geprägt im Herzen. Bis die Sonne nicht ihr hehres Lichtgezelt hat aufgeschlagen, Wird der Ring der Tagesvögel Seinen Flug wohl nimmer wagen. Tulpen sprossen aus der Erde Durch der Sonne Feuerblicke; Und wer jetzt im Hause weilet, Fördert selbst sein Missgeschicke. Sieh, das Blut der Morgenröthe Ward vom Sonnenschwert vergossen: Recht ist's, wenn das Blut von tausend Morgenröth'gen ihm geflossen. Liebender, erschliess' dein Auge, Blick' empor zum Seelenreiche! Ach, er gleicht dem vollen Monde, Während ich dem Neumond gleiche. Immer beut er mir den Becher, Dem der Dauer Glück entquillet, Und durch seines Bechers Gnade Ward ich, Flaschen gleich, gefüllet. Schlaferfüllten Auges sprach ich: »König, sieh die Nacht erscheinen!« »Nacht vor deinem Antlitz – sprach er – Doch unmöglich vor dem meinen .« Graut der Morgen, weiss noch Niemand Was vom Tage sei zu halten; Doch im hellen Mittagsglanze Kann der Zweifel nimmer walten. Blicke auf die Seelensonne, Scharfen Auges, voll Vertrauen; Wenn du von mir dich gewendet, Wirst die Schönheit du erschauen. In dem Glanze seiner Scheibe Prangt der Glaubenssonne König; Er, die Zier von Tebris' Fluren, Dem das Glück ward unterthänig. Deine glanzerfüllte Schönheit Raubt mir den Verstand, o Herz! Und ich nenne dich ein Kunstwerk Aus des Schöpfers Hand, o Herz! Tausend Sonnen, tausend Augen, Tausend Fackeln dienen dir: Dunkel ist vor deinem Strahle Selbst der Seelen Land, o Herz! Gränzen gibt es, die die Schönheit Nicht zu überschreiten wagt; Doch die deine hat wohl nimmer Granzen anerkannt, o Herz! Sanfte Peris, wilde Dive Harren knechtisch deines Wink's; Engel, Sterne, Himmel biethen Dir der Treue Pfand, o Herz! Welchem Herzen hast du nimmer Aufgedrückt der Liebe Maal? Welchem Maal versagst du jemals Heilenden Verband? o Herz! Alle ew'gen Schätze stehen Unter deinem Machtgeboth, Und du wahrst auch ird'sche Schätze, Reich an Unbestand, o Herz! Nicht entziehe den Verbrannten Deinen Blick; denn sieh, dein Blick Kühlt und labt gleich Kevser's Quelle, Heilet jeden Brand, o Herz! »Jener Mond – so sprach ich – gleichet Tebris' hellem Sonnenlicht.« Doch das Herz sprach: »Nein; denn Beide Trennt ein weiter Rand, o Herz!«