[Sprich, wie lebst du, meine Seele] Sprich, wie lebst du, meine Seele, Du mein sehend' Augenpaar? Sprich, wie lebst du, Neid des Mondes, Neid des Himmels immerdar? Hunderte sind deinetwegen Wüste und berauscht, wie ich: Sprich, wie lebst du ohne mich wohl? Ich, ich kränkle ohne dich. Orte, wo du nicht bist, scheinen Scorpionenlöcher mir: Sprich, wie lebst du an den Orten Wo nichts lebet ausser dir? Himmelsvogel, der du stürztest In ein Netz von Thon und Fluth! Sprich, wie lebst du hier auf Erden, Umgeformt zu Fleisch und Blut? Aus dem schönen Rosengarten Fielst du auf die Asche heiss: Sprich, wie lebst du gegen ehmals In der Aschenmänner Kreis? Du, o hoher Caf der Ruhe, Hast dich zur Geduld gestählt: Sprich, wie lebst du, der, gleich Anca, Einsamkeit dir hast erwählt? Nur durch dich besteh'n die Welten; Doch in welcher Welt bist du? Sprich, wie lebst du, Allbeleber, In der abgeschied'nen Ruh'? Der du Sonnenglanz beschämest! Sprich, wo ist dein holder Ost? Sprich, wie lebst du, der du Gifte Gern verkehrst in süsse Kost? Umgestürzt hast du mein Wesen; Selber fass' ich mich nicht mehr: Sprich, wie lebst du, dem für immer Folgt der Streite wildes Heer? Wenn du fern von Herzen weilest, Wie bewohn'st du dieses Herz? Sprich, wie lebst du, wenn in Herzen Du geläutert hast den Schmerz? Tebris' Sonne, hehrer König, Dessen Gleichen man nicht kennt, Sprich, wie lebst du, vom Allmächt'gen Nur mehr bogenweit getrennt?