Nänie Muse! Die du einst Goethe's, Die du einst Schiller's Stirn geküßt: Warum nicht wieder, Nachdem ein Jahrhundert verflossen, Umfängst du – Statt nur hier und dort mit leisem Fittig zu streifen – Ganz und voll einen Auserwählten Mit himmlischer Weihe, Auf daß dem deutschen Volk Auf's neue ein Dichter erstehe, Groß, edel und gewaltig wie Jene!? Thörichte Frage, Thörichter Anruf! Versiegt längst ist der castalische Quell, Gelichtet die heilige Neunzahl – Und auf stäubendem Bretterboden nur, In grellem Lichtreflex Und mißduftendem Bühnenflitter, Erscheinen sie noch, die einst den Olymp bevölkert. Todt ist die Kunst! Todt – ob auch ein Heer von Dichtern Scandirende Hände regt, Ob unendlicher Töne Schwall Die Welt durchfluthet – Und in Erz und Marmor Und auf erstaunter Leinwand Der Cäsarenwahnsinn des Virtuosenthums Seine Orgien feiert. Todt ist sie – Und hin und wieder nur, Weit abseits vom Markt, Zucken, verendend, Noch ihre letzten disjecta membra.