Beati possidentes Glücklich seid ihr, ihr Reichen! Nicht daß des Armen begnügsames Herz Nach eu'rem Golde verlangt, Oder daß er thöricht wähnt, Erlassen sei euch des Leidens Zoll, Der auferlegt allem Athmenden. Nein! Er weiß vielmehr, Daß der Schmerz auch in Palästen wohnt, Verzweiflung in stolzen Karossen fährt, Und eu'rer Frau'n Diamantenpracht Meist nur an erstarrte Thränen mahnt, Die im Verborg'nen sie weinen –: Er weiß es und hat für euch Weit eher den Seufzer des Mitleids, Als das bittere Wort des Neides. Eines aber habt ihr voraus – Und danken sollt ihr dafür In schöner Demuth den Göttern! Frei bewahren könnt ihr euch Von Allem, was den Menschen entweiht. Denn niemals seid ihr hingestellt Auf den schmalen Klippenrand der Noth, Der lauterstes Wollen Von unwürdigem Handeln trennt, Und jene Sorge kennt ihr nicht, Die mit heimtückischem Rattenzahn An der Seele frißt, Erhabenen Sinn an Gemeines kettet Und ein großes Herz Niederzwingt in den Sumpf der Duldung, Bis es nach langem Kampf An sich selbst verzweifelt, Schuldig wird – und versinkt. Euch selber treu bleiben könnt ihr, Wenn ihr nur wollt – Und nichts verhindert euch, Edel zu sein und gut . Glücklich seid ihr, ihr Reichen!