Amara Da liegen sie vor mir jetzt deine Briefe, So arm an Inhalt – ja selbst arm an Trug; Erzwung'ne Worte, halbe nur und schiefe – So flüchtig wie dein flücht'ger Federzug. Und hier dein Bild. Gezeichnet von der Sonne, Sieht es verblaßt, verschwommen, wie im Traum; Was ich betrachtet einst mit Leid und Wonne – Jetzt durch die Lupe unterscheid' ich's kaum. Und nicht ein Nachgefühl des Schmerzes zittert In meiner Brust, den ich dereinst gefühlt – Von jenem Schmerz, der mir den Tag verbittert Und meiner Nächte leisen Schlaf durchwühlt. Und staunend muß ich jetzt mich selber fragen: Wie war es möglich, daß ich sie geliebt – Geliebt in vollen, kräft'gen Mannestagen, Wo man doch prüft, eh' man sich ganz ergiebt?! Wie war es möglich, diese schlaffen Züge Einst schön zu finden – diesen schlaffen Leib? Fürwahr, es weht mich an wie grelle Lüge, Daß ich geglüht, fast weibisch, für dies Weib. Für dieses Weib, das, längst in sich gebrochen, Sich aufrecht nur durch harten Stolz erhielt, Und mit des eig'nen Herzens letztem Pochen In kaltem, frechem Uebermuth gespielt. Für dieses Weib, das selbst verschmäht, zu heucheln Der Liebe Wallung, wenn es sich ergab, Und, nicht begnügt, mich lautlos hinzumeucheln, Vor aller Welt gebrochen mir den Stab. Und doch die Beute, die es tief verachtet, Aus festen Banden grausam nicht entließ – Bis es zuletzt, da ich nicht mehr getrachtet, Befreit zu werden, plötzlich mich verstieß ... Wie Alles kam? So Manches kommt im Leben – Begreift ihr das warum, das wie und was? Erfahren muß man es, erleiden eben, Damit man sagen könne: seht, auch das!