Höchstes Ziel Wonach auch der Mensch Ringe und strebe: Als höchstes Ziel sei stets ihm gewiesen Erkenntniß des eigenen Selbst. Denn so er nicht ermessen kann Seines Wesens Inhalt, Und wie weit er selber Im Guten gehen wird und im Bösen: Was soll die stets geübte Beurtheilung Und Verurtheilung des Nächsten? Und eh' er nicht ganz und voll erkennt, Was nichtig an ihm und verwerflich, So lang er nicht gewahrt die eigenen Schwächen: So lang auch Ist er ein Spielball Thörichter Einbildung und verächtlicher Eitelkeit. Mehr als je Gilt heute noch des Evangeliums Wort Vom Splitter und Balken, Und ringsum zeigt sich, Wie tief in der Menschheit wurzelt Gemeine Selbstverblendung. Aus allen Umhüllungen tritt sie zu Tage: Aus dem Hermelin, Dem Philosophenmantel, Dem Dichtertalar – Aus des Senators Toga Und dem schäbigen Wamms des Volkstribuns. Daher auch noch immer Der Mächtigen Dünkel, Der neidvolle Verläumdungsruf der Schwachen, Das Haßgezänk der Parteien, Die hohlen Phrasen der Weltverbesserer – Und in der Kunst Das eitle Pack der Dilettanten und Kritikaster ...