Das junge Weib Da ging ich jüngsthin durch ein armes Dorf; Verfall'ne Hütten, breitgetret'ne Gossen, Durch welche, spülend an der Erde Schorf, Im Sonnenbrande seichte Wasser flossen. Und in dem einen sah ich hochgeschürzt, Den festgebund'nen Säugling auf dem Rücken, Ein junges Weib stehn, malerisch verkürzt Den kräft'gen Leib bei tiefem Niederbücken. Ein Pfännlein wusch sie in der trüben Fluth, Ein Pfännlein, d'rin sie erst gekocht das Essen, Und sang ein Lied dabei mit frischem Muth – Das Kindchen aber schlummerte indessen. Bei meinem Nahen hob sie rasch das Haupt Und sah mich an mit Augen, hellen, braunen, Als wollt' sie fragen: »Herr, wenn ihr erlaubt, Was habt ihr denn so groß mich anzustaunen?« »Ich bin ein Weib – darum auch Magd und Amme, Wie Städterfrau'n kann ich mich nicht erhöh'n; Mein Mann ist arm, wir sind von nied'rem Stamme, Doch bin ich froh – und, wie ihr seht, auch schön!« Sie schlug in's Wasser, daß es sie umsprang; Behend dann lösend ihres Haares Strähne, Wusch sie ihr Antlitz, lachte, daß es klang, Und wies dabei mir ihre weißen Zähne. Ich aber ging, zu jähem Schmerz erregt, So wie berührt an einer off'nen Wunde, Die heute noch gar Mancher schweigend trägt In seines Herzens tiefgeheimstem Grunde.