Dem italischen Dichter Glücklich bist du, hesperischer Sänger! Ob in Venedigs Gondel du träumst, Ob in Florenz du weilst oder im ernsten Rom – Ob du wandelst am Gestad des blauen Tyrrhenermeers: Überall lebt dir ein Volk, Das unbefangen noch, Empfänglich an Herz und Sinn, Gern deinem Liede lauscht Und nimmer dir vorwirft, Daß du die eig'nen Gedanken großgezogen An Dante's Geist, Oder getränkt sie Mit Petrarca's schmelzendem Wehmuthslaut. Nicht verstellt es dem Nachgebor'nen Des Ruhmes Pfad mit Standbildern der Vergangenheit, Und wie stolz es auch ist Auf der Vorzeit Größen: Nicht minder stolz und neidlos Blickt es auf den Sohn der Gegenwart. – Ach, wie so anders beschieden es die Götter Dem nordischen Sangesgenossen! Taub bleibt ihm ein Volk von »Denkern«, Das Todte feiert, Um Lebendige einzusargen; Ein Volk, Das seit jeher Am liebsten fremden Klängen gelauscht, An heimischen tadelnd, was es an jenen preis't, Und, schulmeisternd, beständig fordert, Was es, stumpfsinnig, Am Gebotenen nicht erkennt. So, mehr und mehr in sich selbst gedrückt, Verkümmert er, Freudlos einsam, Und lebt – wie sein Geist in ungelesenen Büchern – Ein löschpapierenes Leben.