Den Starken Die ihr kampfbereit Und kampfgerüstet steht, Unerschrocken nach den Gütern der Erde greift Und euch empor schwingt zu des Daseins Gipfeln: Nicht überhebt eu'rer Kraft euch Und verächtlich nicht, Indeß ihr schäumende Freudenbecher leert, Blickt auf die schwächeren Brüder hinab, Die unten in drangvollen Tiefen Glücklose Tage leben. Denn seht: auch ihnen füllt Sehnsucht den Busen Nach jenen lichten und freien Höh'n; Doch im Aufschwung ermatten sie, Und hinsinken mit blutender Stirn, Bald näher, Bald entfernter dem Ziel, Die fruchtlos Ringenden, Um bei den langsamen Schlangenbissen der Selbsterkenntniß Beschämender Ohnmacht Qual zu empfinden. D'rum niemals komm' über die Lippen euch Das furchtbar gedankenlose Pharisäerwort: »Durch eigene Schuld.« Liebreich vielmehr Reicht helfende Hände hinab Und zieht Jene empor, Die sie noch zu fassen vermögen, Auf daß sie unter euch wandeln, Selig dankbar. Und dauernd nicht ist Menschenschicksal. Manchen von Denen, Die im Dunkel gefesselt schmachten, Genügt ein sonniger Hauch, Ein erquickender Tropfen, Ein gelöster Ring aus der Kette der Leiden –: Und befreit, Wie von plötzlichen Flügeln getragen, Schweben zu euch sie hinan – Und über euch weg, Um fürder im Äther zu kreisen. Euere Sohle jedoch Bedarf des Bodens stets, um d'ran zu haften. Weh' euch, wenn dieser wankt! Denn ihr wankt Und stürzt mit ihm, Und der eigenen Schwere Wucht Begräbt euch im Fall ... Verächtlich nicht, Indeß ihr schäumende Freudenbecher leert, Blickt auf die schwächeren Brüder hinab, Die unten in drangvollen Tiefen Glücklose Tage leben – Damit, wenn euer Sturz erfolgt, Ihr zitternder Klagelaut Nicht werde Triumphgesang!