10. Ja, schon schwillt und reift am Rebengelände der Donau Saftig die Traube und blinkt unter den Blattern hervor. Bald auch naht sich der Winzer und hält ergiebige Lese, Die im Korb und im Faß Säckel und Keller ihm füllt. Und nun zieht es hinaus in Schaaren nach Grinzing und Nußdorf, Oder nach Sievering, wo delphisch das »Brünndl« entspringt. Lauter, lebendiger wird's in den bunt sich färbenden Wäldern: Fröhliche Stimmen, Gesang – schweifende Menschen ringsum. Hier gelagerte Gruppen – und dort im schützenden Dickicht Liebende Paare, die sich seliger Einsamkeit freu'n. Aber sie Alle gewahrt man zuletzt in Gärten und Stuben, Wo, am Eingang gesteckt, lockend der »Buschen« ergrünt. Sieh', da sitzen gedrängt sie an roh gezimmerten Tischen Bunt durcheinander: der Greis lockigem Jüngling gesellt; Mütter den Töchtern, und Väter den Knaben, die müd' sich gelaufen – Selbst der Säugling liegt dort an der nährenden Brust. Fröhlich kredenzt, hemdärmlig, der »Hauer« den labenden Tropfen, Der als »Heuriger« licht blinkt im gehenkelten Glas. O wie mundet der jetzt zu salzigem Käse und Rauchfleisch, Bei der »Bretzen« Geknack, die man an Stäben verkauft! Und man hört auch Musik: Harmonika, »Klampfe« und Geige – Rasender Töne Gemisch schrillt in den Abend hinaus. Lieder erschallen, urwüchsig und derb, mit verfänglichen Texten, Wie sie, satirischen Hangs, drastisch der Wiener ersinnt; Wasserverschmähende Oden manch eines volksthümlichen Pindar, Welcher den Pegasus nicht, aber den Kutschbock besteigt. Ja, hier lebt noch das Volk! Hier schmausen die letzten Phäaken, Denen hohläugige Noth noch den »Hamur« nicht verdarb. Wahrlich, ihr geht nicht unter, ihr Wiener! Dreht sich auch nicht mehr An dem Spieße das Huhn – brätelt noch immer die Wurst.