Stella Es öffnen sich die hohen Flügelthüren Und göttlich lächelnd trittst du in den Saal; Bei deinem Nah'n ist süßer Hauch zu spüren Und funkeln sieht man deines Auges Strahl. Und Alles beugt entzückt sich vor dir nieder – Ja, deine Schönheit, sie ist wunderbar! Wo fand man jemals solchen Reiz der Glieder, Solch lichtes Antlitz – und so dunkles Haar? Und lauschend hangt man jetzt an deinem Munde – Wie inhaltsvoll erklingt ein jedes Wort! Nichts scheint dir fremd auf diesem Erdenrunde, Erschlossen ist dir selbst der Weisheit Hort. Was Künstler schufen und Poëten sangen, Es hat hell leuchtend sich dir eingeprägt; Dein Athmen ist ein zitterndes Verlangen Nach Allem, was im Geiste Wurzel schlägt. Und dennoch – rings gefeiert lauten Preises, Erfüllst du mich mit einem bitt'ren Schmerz; Denn sieh', ich ahn' es – besser noch, ich weiß es: Es schlägt in deiner zarten Brust kein Herz. Aus Hirn und Nerven bloß besteht dein Wesen, Es ist dein Blut nur »ein besond'rer Saft«; Es giebt kein Buch, in dem du nicht gelesen – Doch fehlt die Tiefe dir der Leidenschaft. Zwar spricht man auch von deinen heißen Sinnen, Von diesem und von jenem Seelenkampf – Ich aber kenne dieses irre Minnen, Ekstase halb, halb ungestümer Krampf. Bei jenes Meisters »Tristan und Isolde« Wirst in geheimster Fiber du erregt, Indeß dich nie mit seinem laut'ren Golde Ein schlicht empfund'nes Manneswort bewegt. Vergieb! Kein Vorwurf liegt in diesen Worten; Du bist die ächte Tochter deiner Zeit – Der Zeit, die eines neuen Daseins Pforten Erschlossen hat, mit der Natur im Streit. Wohin sie führt, die ungeduldig schnelle, Ich weiß es nicht – verschleiert liegt die Bahn; Du aber stehst bereits an ihrer Schwelle Und leuchtest strahlend, wie ein Stern, voran!