Der Säulenheilige Ich kenne einen Menschen, der als Anachoret, Wie einst die heil'gen Büßer, auf hoher Säule steht. Im Sommer brennt hernieder versengend heißer Strahl, Im Winter muß er dulden des Frostes starre Qual. Der Glieder freies Regen, es ist ihm, ach, verwehrt; Von Ferne muß er schauen, was tief sein Herz begehrt. Stumm geht die Welt vorüber und reicht ihm kühl hinan, Was seine Pein verlängern, doch sie nicht lindern kann. So steht er viele Jahre – gern stürzt er sich hinab, Doch schaudert ihm noch immer vor'm Sprung in's tiefe Grab. Man wird ihn seh'n dort oben, bis einst sein Hauch entwich: Die Säule ist das Leben – der Mensch jedoch bin ich.