An die Frauen Seltsam fürwahr, Ihr holden Frau'n, ist der Zwiespalt, Der jetzt eu're Brust bewegt! Schön wollt ihr sein – schöner denn je, Und erfinderischer im Schmücken des Leibes, Als zur Zeit verruchtesten Hetärenthums, Tragt ihr Reize zur Schau, Entflammend das Auge – Entflammend die Wünsche des Mannes. Und doch wie thöricht! Verletzt seid ihr, empört, Wenn er sucht, was ihr bietet. Zornglühend fragt ihr, Ob ihr geschaffen nur seid, Irdisch gemeine Lust zu stillen Als entwürdigte Sklavinnen: Oder ob nicht auch in euch Frei und selbstbestimmend walte der Geist, Der jetzt den Mann zum Herrscher macht, Wie früher die gewaltige Stärke des Arms? – Ja, er waltet in euch! Ringen könnt auch ihr Mit erwachender Kraft Nach den Gütern der Erde, Nach Bürgerkronen und Lorbeerkränzen! Aber nimmermehr wähnt, Daß damit euch anbrechen werden Höhere, frohere Tage des Seins! Glücklich werdet ihr stets nur werden Durch eu're Schönheit – Glücklich nur, so lang sie dauert. Denn zu tief verknüpft mit der Natur Ist euer Schicksal, Und zu dem alten Fluch des Geschlechts, Dem kaum Eine entgeht: Zu den Leiden getäuschter Liebe Werden gesellen sich noch Getäuschter Ehrgeiz, Verfehltes Wirken, Fruchtloses Ringen, Die Qual des Denkens – Und all die tausend Leiden und Kämpfe des Mannes ... Reizt euch das Ziel?