Die unglückhaft künigin Althea In dem würgendrüßel Frauenlobs. 1. mai 1545. 1. Althea, der küngine, das glück frölich erschine; het zwen sün, Toxeum und Plexippum, ganz künikleich und adelicher sine; die erzog sie hoflicher art zu allem ritterspil. Nach dem sie schwanger ware, den dritten sun gebare, den nanten sie mit nam Meleagrum. erfreut wart Oneus der künig klare, der künklich hof vol freuden wart in aller kurzweil vil; Althea höret bei dem hert im kamin auf dem sal ratschlagen die drei göttin wert, welche haben die wal, wie lang ein mensch hie leb auf ert; die sprachen all zumal: »wan der brant im kamin verbrint, wirt im augenblick hie sterben das neugeboren kint.« darnach verschwunden sie. 2. Althea zuckt den brande aus dem feuer zu hande und lescht in ab, behielt in auf mit fleiß; also der göttin ratschlag überwande, erret ir neugeboren kint von unzeitigem tot. Als der kam zu sein tagen, hat er groß feintschaft tragen sein zweien brüdern und tückischer weis hat er beid brüder auf ein tag erschlagen. als beid sie tot gelegen sint in irem blute rot, Balt Althea die tat erfur, beid tote süne sach, in zoren sie beweget wur und zu grimiger rach Meleagro den tot auch schwur und ir kestlein aufbrach und iren brant herfürher sucht, den in das feuer warf, Meleagrum heftig verflucht mit herben worten scharf. 3. So balt in feuers flamen der brant verbrune mit namen, fiel Meleager zu der erd und starb. also ir küniklich sün allesamen lagen erbermlicher gestalt tot vor ir auf dem sal. Erst wurt ir herz getroffen, in trauren gar ersoffen, kein trostlich wort bei ir mer stat erwarb, wan sie war keines sunes mer verhoffen zu geberen, wan sie was alt, aus war all freut zumal. In solchem herzleit sie durchbrach verzweifelt und ellent, das betrübt weib sich selb erstach und nam ein kleglich ent – beschreibt Boccatius – hernach wirt aus der gschicht erkent: was einem menschen ist beschert durch gots heimlich gericht, wie hart der mensch sich darvor wert, es entlich doch geschicht.