Dichter und singer In der silberweis Hans Sachsen. 1517. 1. Ich lob ein brünlein küle mit ursprunges aufwüle für ein groß wasserhüle, die keinen ursprung hat, Sich allein muß besechen mit zufließenden bechen der brünnlein, mag ich sprechen; die hül nit lang bestat, Wan von der sunen großer hitz im sumerlangen tak die hül wirt faul und gar unnütz, gewint bosen geschmak; sie trucknet ein, wirt grün und gelb; so frischet sich das brünnlein selb mit seinem uresprunge, beleibet unbezwunge von der sune scheinunge, es wirt nit faul noch mat. 2. Das brünlein ich geleiche einem dichter kunstreiche, der gesang anfenkleiche dichtet aus künsten grunt; Bas lob ich den mit rechte für einen singer schlechte, der sein gesang enpfechte aus eines fremden munt. Wan so entspringet neue kunst, noch scherfer, dan die alt. des singers gesang ist umsunst, er wirt geschweiget balt; er kan nit gen neue gespor sie sei im den gebanet vor durch den dichter on scherzen, der aus kunstreichem herzen kan dichten ane scherzen neu gesang alle stunt. 3. Won alle künst auf erden teglich gescherfet werden von grobheit und geferden, die man vor darin fant. Von gesang ich euch sage, das er von tag zu tage noch scherfer werden mage durch den dichter, verstant. Darum gib ich dem dichter ganz ein kron von rotem golt und dem singer ein grünen kranz. darbei ir merken solt: kem der singer auf todes bar, sein kunst mit im al stirbet gar; wirt der dichter begraben, sein kunst wirt erst erhaben müntlich und in buchstaben gar weit in mengem lant.