Hans Sachs Von der strengen lieb herr Tristrant mit der schönen königin Isalden Tragedia mit 23 personen unnd hat 7 actus Personen Die person in die tragedi. Ehrnholdt. König Marx in curnewelsch landt. Fraw Isald, die köngin, sein gmahel. Brangel, ihr hofjungkfraw. Tristrant, des königs vetter. Curnefal, sein hoffmeister. Hertzog Thinas, Hertzog Auctrat, Graff Rudolff, Graff Wolff, rath und diener. Priester Ugrim, des königs beichtvater. Zwerg. Wilhelm, könig in Irlandt. Hildegart, die köngin, sein gmahel. Morholdt, der heldt, des königs veter. Peronis, sein kemerling. Isald, ein gemahel herr Tristrants. Cainis, ein ritter, ihr bruder. Heinrich, der Irlender. Friderich, der Irlender. Ulrich, der ghreissig knecht. Der artzt. Der hencker. 1. Akt Actus 1. tritt ein, neigt sich unnd spricht. Heyl unnd gelück so sey euch allen, Versamelt hie! Euch zu wolgfallen Seind wir gebetten hieher kumen, Uns tragedi-weis fürgenumen Ein wunderbarlich schön histori, Nützlich zu bhalten in memori Von herr Tristrant, eins königs sun, Der fraw Isalden lieb gewun, Des königs tochter auß Irland, Welche gemelter herr Tristrant Solt uber see köng Marxen bringen. Nun aber heimlich zu den dingen Ihr mutter ein bultranck machen thet, Das einer jungkfrawen befolhen het, Wenn man ir tochter, die schön Isald, Zuleget könig Marxen bald, Solt sie ins beiden zu trincken geben, So müstens denn durch-auß ir leben Einander haben hertzlich lieb Von deß bultranckes starcken trieb. Nun weil sie füren auff der seh, Unwissent, in zu ach und weh, Truncken sie beide das bultranck. Tristrant und Isald werden kranck, In lieb verwund ir beider hertzen Mit unableschlich braust und schmertzen. Was nun hernach sie alle beide In ihrer lieb für hertzen-leide Und gferligkeit haben erlitten, Ihr leben lang durch-auß erstritten, Wert ir alhie hören und sehen, In kurtz, wie solches ist geschehen, Beide mit wort und that verjehen. Der ehrnholdt geht ab. geht ein mit seinen räthen, setzt sich und spricht. Ihr lieben getrewen, ir wist allsandt, Das der gros könig von Irlant Uns hat ein bost geschicket her, Und ist an uns sein streng beger, Das wir im tribut geben söllen, Wie wir nach das erzelen wöllen, Nemblich auß unserm gantzen reich All knaben und mägdlein dergleich, In dem alter bey fünftzehn jaren, Mit den nach sehn willen zu faren, Das sie bleiben leib-eigen sein, Oder wir sollen in gemein Auß unser ritterschaft erweln Ein ritter, zu eim kempfer steln, Das der selbige kempfen solt Mit einem held, der heist Morholt, Welcher doch vier manns stercke hat. Und so der ritter an der stat Den Morholdt überwinden thut, Soll wir gefreit sein am tribut. Ligt aber ob Morholdt allein, So müß wir ewig zinßbar sein. Raht zu, ob wir unter euch finden Ein ritter, der sich unterwinden Deß kampfs! dem soll es sein on schaden. Wir wöllen in reichlich begnaden. spricht. Großmechtiger köng, für mein person Ich den kampff nit verbringen kan, Wann von leib bin ich schwach und mat. Gros kranckheit mir genumen hat Mein grosse sterck, macht und mein kraft, Das ich fürbas der ritterschaft Fürs vatterlandt nit pflegen kan. Sunst will ich sein ein nützer man Dem landt mit trew und weisen rath. CURNEFAL, DER HOFMEISTER. So wiß königklich mayestat! Ich kan ie auch nit kempfer sein. Mich hat geschwecht das alter mein, Das ich auch nit mehr kempfen mag. Doch, herr könig, dir ich zu-sag: Ein kempfer ich zu rüsten weiß Mit vil kampff-stücken in den kreiß, Wie er dem feinde soll abbrechen Mit stossen, werffen, hawen und stechen, Dardurch lern feind obligen mag. Dieweil denn auff heutigen tag Den kampff niemandt will nemen an, So will ich mich deß understan, O herr könig und vetter mein, Zu trost dem königreiche dein. Das es nit zinßbar werd genant Dem grosen könig von Irlant, So will ich meinen leibe wagen. spricht. Herr vetter, dir thu ichs abschlagen. Wolst du deß kampfs dich nemen an? Morholdt ist als starck als vier man, Gegen im zu rechn bist ein kindt. Ich sorg nicht, das er uberwind. Ein ghrechte sach hab wir darbey, So treibet er nur tiranney, Das er dein reich unter sich brecht; Hat darzu weder fug noch recht. Derhalb wird mir Gott thun beystant, Weil ich kempff für das vatterlant Und thu das auß bezwungner not. Weil du dein trawen hast zu Gott, So wöllen wirs gleich mit dir wagen, Iedoch dich vor zu ritter schlagen. Du, Curnefal, du wirst allein Herr Tristrants wappenmeister sein, So wöll wir Morholdt den kampf zusagen Auff morgen frü, halt es ist tagen. Sie gehen alle ab. MORHOLDT, DER HELDT tritt gewappnet ein und spricht. Mir ist der kampff heut zu-gesagt. Will gern sehen, wer sie wagt Auß den curnewelschen hoffrittern. Dem will ich wol den kampff verbittern, Wie ich vor manchem hab gethon. Bey zwölff kämpffen ich vor gewon, Welch ritter ich all hab entleibt. Von meim kempffen man singt und schreibt. Derhalben im gantzen lant mein lob Schwebt mit groß preiß und ehren ob. Dasselb lob will ich nicht aufgeben, Und solt es kosten mir das leben. Ich sich dort einen jungen man Auß einem schiff gerüstet gan. Will kempffen er in dieser inseln Mit mir, so mach ich in doch winseln. Er tritt gleich her auff die walstat, So man zum kampff verordnet hat. Herzu, du junger stoltzer man! Wilt du deß kampfs dich nemen an Für könig Marx also genant? kumbt gewapnet unnd spricht. Ja, ich will für curnewelsch lant Kempffen und von Irlandt, dein bösen, Von dem tribut und zinst erlösen, Das wir mit recht nicht schuldig sein. MORHOLDT, DER HELDT. Junger man, es erbarmbt mich dein, Das ich dich bringen soll umbs leben. Ein trewen rath will ich dir geben: Ker umb! fahr mit mir in Irlandt! Ehr und reichthumb wird dir bekandt. Und nimb dich nur des kampfs nit an! spricht. Morholdt, das will geren than. Wo du mir ledig zelst das landt Von solchem tribut obgenandt, So will ich geren faren mit. MORHOLDT, DER HELDT. O junger heldt, das thu ich nit. So ich dem mandat nit nach khem, Kembst oder diesen tribut nemb, Sprech man, ich wer also verzagt. spricht. Morholdt, so sey dir widersagt Zum kampff, zu brauchen sper und schilt. MORHOLDT, DER HELDT. Haw her, wenn du ie kempffen wilt Mit mir! Weil du bist so vermessen, So müsn die vögl dein fleisch heut fressen, Darzu die hund lecken dein blut. haut zu, spricht. Ich hoff, es wer dir nit so gut. Sie kempffen, treiben an einander umb. Morholdt wird ein hand verhawen, fleucht. schlegt ihn nider unnd spricht. Held, ich mein, curnewelsch land sey Von dem tribut und zinsen frey, Dieweil und ich dich hab erlegt Das du tod ligst von mir gestreckt. Hertzog Thinas und Curnefal kumen. spricht. Du küner held, ritter Tristrant, Nun hast du curnewelisch lant Erlöst von dem schweren tribut. Doch bist berunnen auch mit blut. Sag, herr Tristrant! bist du auch wund? spricht. Ja warhaftig, von hertzen grund. So bald wir an einander traffen, Wund er mich mit vergiften waffen Mit zweien wunden eben tieff. spricht. Nun last uns trotten in das schiff, Wann es ist auff den tag nun spat! Hoff, ewr wunden werd gut rat, Das wir herrlich ein-triumphiren, Zu Thintariol jubiliren. Sie gehen alle drey ab. Zwen Irlender kumen mit Isalden und finden Morholdt todt. Sie spricht. Hertzlieber vetter, bist du todt? Ligst du in deinem blute rot? Het ich doch dich lebent gefunden, So het ich dir dein tieffe wunden Geheilet bald mit meiner kunst. Nun ist all ärtzney umb sunst. Isald thut ihm sein heim ab und findt ein stück von herr Tristrant schwerdt in seiner wunden, zeigt das und spricht. Schaut! von des feindes schwerte scharten Steckt ihm das stück in seiner schwarten. O das ich deinen todt kündt rechen, Den feind mit eigner handt erstechen! Wer mir die höhest freud auff erdt. Nun, das er auch bestattet wert Nach fürsten-standt, so nemet in Und tragt in in das schiffe hin, Das wir hinfaren in Irlandt! Kein grösser laid, schad, spot und schandt War meim herr vatter nie bekant. Sie tragen den todten ab. 2. Akt Actus 2. geht ein mit verbunden schenckeln, an zweien krucken, und spricht. Wolt Gott, ich leg unter der erden! spricht. Mein herr, wils noch nit besser werden? spricht. Kein ärtzney will an mir klecken. Mein wunden thun stincken und schmecken, Das niemand mehr umb mich kan bleiben. Derhalb will ich mein zeit vertreiben Außerhalb der stat bey der see, Wann mir ist also bitter weh. All artzt verzaget sind an mir. CURNEFAL, SEIN HOFMEISTER. Herr Tristrant, wenn ich wer als ir, So wolt ich faren uber see In frembde landt, da ir leicht eh Würd heil denn hie in unserm landt. spricht. Ja, du hast mich gleich recht gemant. So will ichs thun und faren hin, Weil ich on das des todes bin, Gott, der Herr, wöll euch all bewarn! Will gleich morgen des tags abfarn. Tristrant gehet ab. spricht. Schad ist, das der jung herr soll sterben, Au der vergifften wunden verderben. Ein gantz landt sich sein trösten solt. CURNEFAL, DER HOFMEISTER. Er hat uns hie erlegt Morholdt, Der uns sehr grosse angst thet an, Wie er vil landen hat gethan, Welche er zu tribut hat zwungen, An den im allen ist gelungen. spricht. Soll der jung herr mit todt abgon, So würde diß landt erbloß ston, Weil könig Marx kein gmahel hat, Dem wir doch oft mit trewem rat Ermonten, das er heiraten solt, Wie wol er uns nie folgen wolt. kumbt unnd spricht. Man sagt, herr Tristrant unerkant Der sey gefaren in Irlant Mit seinem schiff, das sich deß armen Der könig selb hab thun erbarmen, Da er hab ein artztin gefunden, Die im heil sein vergiffte wunden. So hat der könig durch bost vernumen, Wie das herr Tristrant bald werd kumen Und sey schon gar frisch und gesund. spricht. Kumb! wir wöllen erfarn den grund. Wo solches wer ein warheit hie, Kein lieber mär hort ich vor nie. Sie gehen mit einander ab. kumbt mit Tristrant und der ritterschaft, setzt sich unnd spricht. Gott sey lob imer ewigkleich, Das wir nun zu dem königreich Ein erben haben durch sein segen, Deß ich mich doch het gar verwegen! Nemlich Tristrant, der öham mein, Der sol nach mir der könig sein. spricht. O königkliche mayestat, Hör auch mein hertz-getrewen rat! Nimb selbert ein gemahel dir, Das dir geboren werd auß ihr Ein natürlicher erb zum reich, Wie solchs dir, könig, rätt der-gleich Die gantz ritterschaft, das begert. spricht. Nun der bit solt ir sein gewert! Doch wist, das ich weng oder vil, Kein ander gmahel haben will, Dann die, von der kumbt dises har, Welches ich gestern sach fürwar Auß dem luft fallen oberhalben, Als mit einander kempften zwo schwalben. Bringt ir zu wegen diß weibßbilt, So soll ewr begeren werden gestilt. spricht. Herr könig, will dasselbig du, So gib mir hundert ritter zu, Ein galleen gut und auch gelt! So will ich dir die weiten welt Durch-farn, nachforschen dem weibßbild klar, Von der her kamen das frawen-har, Und will dir sie denn hieher bringen. spricht. Tristrant, saumb dich nit in den dingen! Darzu du gar nichts sparen solt. Nimb kleider, kleinot, silber und goldt, Roß, harnisch auff die weiten reiß, Dieweil dein zukunft niemandt weiß! Sie gehen alle ab. geht wider ein mit hertzog Thinas und Curnefal und spricht. Wir haben ein grosses ungewitter Erlitten, ir lieben mit-ritter! Sind kaumb mit not gefaren an landt. Die gegent ist uns unbekandt. spricht. Wo diese gegent Irlandt wer, So khem wir in lebens gefer. Der könig lest all Curwallen hencken Oder im tieffen see ertrencken, Weil du Morholden hast erschlagen. Dort lauft ein man, denn wöll wir fragen. Der Irlender laufft daher. fächt in auff, spricht. Mein man, sag uns an diesem endt, Wie diese landtschaft sey genent! HEINRICH, DER IRLENDER spricht. Herr, diese gegent heist Irland. spricht. Mein lieber man, thu mir bekand! Wie ist zu lauffen dir so gach? HEINRICH, DER IRLENDER spricht. Da kumbt der grausam trach hernach, Der schier das landt verderbet hat. Auff den hat köngklich mayestat Außrüffen lassen, in der not, Wer diesen trachen bring zum todt, Wöll er sein tochter zum weib geben. Ich bleib nit; dort kumbt der trach eben. Der Irlender lauft darvon. der spricht. So will ich mit dem trachen kempfen, Und wo ich möcht den selben dempffen, Würd wir villeicht deß tods gefreit. Ir geht zu schiff in mitler zeit. Tristrant nimbt sein schilt, gehet ab. spricht. Glück sey mit euch, o küner helt! Villeicht seid ir zum streit erwelt Mit leuten und den giffting wurmen, Mit in zu kempffen und zu stürmen, Das unzifer hinweck zu räumen. spricht. Nun wöllen wir uns auch nit saumen Und widerumb zu schiffe gehn, Weil so in grosser gfahr wir stehn, Ob die Irlender uns uberfallen Wolten, das wir doch vor in allen Blieben mit gwerter handt unbschedigt. Hoff zu Gott, wir werden erledigt. Sie gehen beide ab. kumbt mit dem tracken-kopff und spricht. Ach, wie bin ich so müd und mat! Der track mich lang umbtrieben hat. Der war so groß und ungehewr Und speit auß seinem rachen fewr, Das er mich schier verbrennet het. Gar kaumb ich im obsigen thet Und in umbbracht nach heldes sitten. Hab im sein haubet abgeschnitten, Das ich mit trag zu eim warzeichen. Ich will da gleich ein wenig verkeichen, Mich zu dem brünnlein nider setzen, Außruhen, mich ein klein ergetzen. Er legt sich. Fraw Isald kumbt mit Peronis, ihrem kemerling, und Brangel, der hofjungkfrawen, und sie spricht. Peronis, ich hab hören sagen, Ein ritter hab den tracken erschlagen. Wir wöln in suchen im wald hinden, Ob wir den ritter möchten finden, Der uns vom tracken hat erlöst, Der schier gantz Irland hat veröst. PERONIS, DER KEMERLING. Gnedige fraw, dort in den stauden Hör ich ein menschen schlaffent schnauden. Sie gehn zu im. spricht. Ich sich wol: der ritter ist schwach, In hat verwundet hart der trach. Wer mag nur der frembd ritter sein, Der also kempfet hat allein? Sein schilt ist sehr schwartz und verbrent, Das man sein wappen nit mehr kent. Brangel, so nimb den schilt und schwerdt! Laß wecken uns den ritter wert! erwacht, spricht. Wer will mir nemen hie mein weer? spricht. Steh auff, du küner ritter! hör! Wir wöllen dir sein gar on schaden. Wir wöllen dich salben und baden, Das du kumbst wider zum kreften dein. On sorg und forchte solt du sein. Sie setzen Tristrant in ein sessel und salben in, er lacht und spricht. Diß wird das weibßbild sein fürwar, Von der kumbt das lang frawen-har. ISALD, DES KÖNGS TOCHTER spricht. Ich muß im wischen auch das schwerdt, Wann es ist aller ehren wert. zeucht sein schwerd auß, ersicht die scharten und misset das trum hinein; spricht zornig. Ich merck: da bist herr Tristrant Und hast erschlagen mit deiner handt Morholdt, den lieben vettern mein. Das kost dir auch das leben dein. Peronis, stoß das schwerd durch in! spricht. Gnedige fraw, darzu ich bin Von Morholdt, ewrem vettern, genöt. Er het sonst selbert mich getödt. Es ist in freiem kampff geschehen. Keins argen thu ich mich versehen Derhalben hie bey ewren gnaden. PERONIS, DER KEMERLING. Weil der ritter so merckling schaden Uns hat gewent in unserm reich An disem trachen grausamleich, Mit gfar seins leibs erledigt gut-willig, So wer es unrecht und unbillich, Das man in straffen solt am leben. BRANGEL, DIE HOFJUNGKFRAW. Ja, billig thut ir im vergeben, Dieweil köngkliche mayestat Hat außgeschrieben ein mandat, Wer dem trachen neme sein leben, Dem wöll der könig sein tochter geben. Dem selben muß man kumen nach. ISALD, DES KÖNIGS TOCHTER. Nun, so laß fallen ich die rach. Nun wöllen wir hinein die stat, Dem könig anzeigen die that, So sich mit glück verloffen hat. Sie gehen alle auß. 3. Akt Actus 3. geht ein, setzt sich und spricht. Ihr lieben getrewen, es ist die sag, Wie ein ritter den gestring tag Erschlagen hab den grossen trachen. Den ritter bringt vor allen sachen, Das wir im unser tochter geben! Tristrant geht ein mit den seinen. PERONIS, DER KEMERLING spricht. Da kombt der ritter selbert eben Mit seim hofgsind, der das hat than. spricht. Hie sag du uns die warheit an! Hast du den grossen trachen erschlagen? spricht. Durchleuchtiger köng, hie thu ich tragen Mit mir deß todten trachen haubt. Derhalb mir billig wird gelaubt. schaut das trachen-haubt unnd spricht. Begerst du auch der tochter mein? Die soll der lohn deins kempfens sein. Da geht sie auch gleich eben her. Fraw Isald kumbt mit Brangel, ihrer hofjungkfraw. sicht sie an und spricht. Ja, von hertzen ich ihr beger. Doch bin ich ihr zu schlecht am adel. Das sie an dem auch hab kein zadel, So will ich sie nemen zu handt Köng Marxen in curnewelsch landt, Meim vettern, mit dem warhaft ihr Seit bas versehen, denn mit mir, Mit köngklich gmahel sunderlich. Nun, weils Gott schickt so wunderlich, Soll die feindschaft sein tod und ab, Die ich im lang getragen hab. Soll mir nun zu eim eiden gfallen. Nun wöll wir uns schicken vor allen Die braut aufs baldst auf die heimfart. Isald, mein tochter schön und zart, Wilt mit in curnewelisch landt? ISALD, DES KÖNIGS TOCHTER. Mein herr vatter, es wer ein schandt, Das ich deim willen widersprech. Ach, was du wilt, dasselb geschech! Nie anderst so hab ich begert, Dieweil ich hab gelebt auff erdt. Nun wöll wir als verordnen frey, Was zu der hinfart notturft sey, Auch zu der köngklichen hochzeit In curnewellisch landen weit. Sie gehen alle ab. kumbt mit dem bultranck, gibt es der Brangel, ihr hofjungkfrawen, unnd spricht. Brangel, diß bultranck behalt du! Das ist mit kunst bereitet zu. Das hat die kraft: wenn es selbander Zwo person trincken mit einander, So müsens einander haben lieb Vier jar lang so in starcken trieb; Das eins on das ander kein tag Beleiben oder leben mag. Schaw! das tranck gieb zu trincken du König Marxen und auch darzu Isalden an der hochzeit-nacht, Wenn mans zulegt mit grossem bracht! Mitler zeit halt das tranck verborgen! BRANGEL, DIE HOFJUNGKFRAW nimbt das fleschlein und spricht. Ich will das tranck fleissig versorgen, Weil ich mein sin und vernunft hab. HILDEGART, DIE ALT KÖNIGIN. Nun, ietzund wert ir faren ab. Laß dir mein Isald bevolhen sein, Weil sie ist in der frembd allein! Funftzig ducaten hab dir zur schenck Und sey meiner tochter ingedenck! Sey ir getrew, als ich dir traw! BRANGEL, DIE HOFJUNGKFRAW nimbt die ducaten und spricht. Ach, durchleuchtig gnedige fraw, Ich danck ewr gnadenreiche schenck. Ewr gnad nit anderst von mir denck, Denn aller trew und alles guts! spricht. Nun, Gott halt euch alle in schutz! Ich will mit nauß, das glaidt euch geben. Das schiff ist zubereitet eben. Sie gehen beide auß. Herr Tristrant und Isald kumen. spricht. Nun fahrn wir dahin auff der see. O wie thut mir der durst so weh, Weil so uber-heiß scheint die sunn! ISALD, DIE BRAWT spricht. Kein grösern durst ich auch nie gwun. Ich glaub auch, es mach die groß hitz. O hetten wir zu trincken ietz! Ich weis: zu trincken hat kein mangel. In einem fläschlein hat die Brangel In irem watsack; das muß sein Der aller-beste plancken-wein. Das hab ich gnumen euch und mir. Damit wöllen uns trencken wir. Herr Tristrant trinckt und gibt es Isalden, die trincket auch. spricht. Was ist das gewest für ein wein? Wie springt und tobt das hertze mein? Mein gmüt ist in gantzer unrhu Und setzt mir lenger herter zu. Ich bin mit schmertzen gros umbfangen, Samb hab ein pfeil mein hertz durchgangen. spricht. Es ist mir warlich auch nit recht. Mein hertz jamert und seuftzet schlecht Und all mein kreft thun sich bewegen. Ich will ein weil zu rhu mich legen. Isald gehet auß. spricht. Ich will auch gehn in mein gemach, Bin gleich vor lieb und senen schwach. Herr Tristrant gehet ab. Curnefal und Brangel gehen ein. spricht. Ach Brangel, herr Tristrant ist kranck Und gibet die schuld dem getranck. Er ligt und seuftzet imerzu. Ißt noch trinckt nit, hat gar kein rhu. Ich weis gar nit, was im gebricht. BRANGEL, DIE HOFJUNGKFRAW. Mein Curnefal, sag! weist du nicht, Was für ein tranck er trucken hat? Umb Isald es auch ubel stat. Die ist auch dergleichen kranck. Was habens truncken für ein tranck? CURNEFAL, sein hofmeister. Herr Tristrant sagt nach meim geduncken, Hab auß eim silbern fleschlein truncken, Das hat er im watsack genumen. Nit weis ich, wies darein ist kumen. Von dem tranck sind sie beide kranck. schlecht ir hendt zusamen ob dem kopff und spricht. So habens truncken das bultranck. Weh mir und weh in imerdar! Nun müssen sie vier gantzer jar Einander liebhaben allein Und keins kan an das ander sein. Wir müssens zamen lassen beide, Es treff gleich an ehr oder eide. Sunst müssen sie beide verderben, In heiser brunst der liebe sterben. Sunst ist da weder hilff noch rat. spricht. Brangel, wenn es die meinung hat, Ist besser, ir ehr zu begeben, Denn zu verliern ir beider leben. Auß zwey bösn (diß sprichwort erzeln) Muß man das minder böß erweln. So müß wir sie halt lasen zsamen Und uns lenger nicht darmit saumen, Ihr lieb zu öffnen und zu büsen. BRANGEL, DIE HOFJUNGKFRAW. Ich will sagn, Isald laß in grüssen, Das Tristrant kumb in ir gemach. Isald sey seinthalb etwas schwach. Sie gehen beide ab. geht wider ein, redt mit ir selber und spricht. Ich bin schuldig an diesem stück, Auß dem mag noch gros ungelück Kumen hernach on unterlaß. Ach, ich solt habn verwaret baß Das bultranck! wie wird es mir gan? Ach, wie wird denn die braut bestan Bey königklicher mayestat, Wenn sie ir ehr verschertzet hat? Nun morgen man zu-lenden sol Bey der haubtstat Thintariol. Villeicht wird es geraten wol. Brangel geht ab. 4. Akt Actus 4. geht ein, setzt sich und spricht. Mich thut nach herr Tristrant verlangen. Es sind fast sechs monat vergangen, Das ich seit her in dieser frist Nit weis, wo er hin kumen ist, Ob er tod oder lebent sey. Dort eilet ein bostbot herbey. kumbt, neigt sich und spricht. Großmechtiger köng, herr Tristrant Ist ietzund gefaren an lant Mit sambt der königklichen brawt, Die ewren gnaden ist vertrawt. So last uns bald entgegen reiten! Ihr müst es haben thon eh zeiten. Hie gehn schon herauff auff den sal Sambt allem adel uberal. geht ein, spricht. Herr könig und herr vetter mein, Hie bring ich den gemahel dein Deß königs tochter auß Irland, Die ich mit helden-teurer hand Erfochten hab mit einem trachen, Der fewr speiet auß seim rachen. Sie ist die außerwelte zwar, Von welcher du das frawen-har Gefunden hast im zanck der schwalben. Auch hab ich frid gmacht allenthalben Dir und dem könig in Irland. beut ihm die hand und spricht. Hab danck, mein herr vetter Tristrant! Solchs solt du dein lebtag geniessen. Nun wöll wir auch mit rat beschliessen, Zu halten die köngklich hochzeit imer. Da geht fraw Isald ein mit ihrer hofjungkfrawen Brangel. spricht. Da kumbt das köngklich frawenzimer. Entpfacht die edlen schönen brawt, Welche dir ehlich ist vertrawt! geht ihr entgegen, umbfächt sie und spricht. Seit mir zu tausent mal wilkumb In das curnewelsch königthumb! Darinn solt ir mein gmahel sein Und ein gwaltige königein. Durchleuchtiger könig großmechtig, Bit, wölt im besten sein gedechtig, Mich zu eim gmahel nemen on Und auff-setzen des reiches kron. setzt ihr die kron auff unnd spricht. Nun wöll wir auff den köngling sal Mit allem adel uberal. Du, Tristrant, richt an ein thurnier Und rennen auff die hochzeit schier! So wöllen wir nach rat der alten Ein königkliche hochzeit halten. Sie gehen alle ab. gehet ein mit graff Rudolff und graff Wolffen und Auctrat spricht. Ich merck wol, das bald herr Tristrant Den adel wird einthon im landt. Sacht ihr nit, wie groß er sich macht Auff der hochzeit und uns veracht, Als ob wir all stalbuben wern? Ich wolt dennoch auch wissen gern, Ob der könig in diesem allen Het ein vergunst und wolgefallen. Die köngin will herr Tristrant wol. spricht. Wenn ich die warheit sagen sol, So düncket mich, die königin Die hab von hertzen lieber in, Denn den könig bey gschworem eide. spricht. Sie hetten warlich nechten beide In dem sal ein heimlich gesprech. Ich thete nur, samb ichs nit sech. Zu letz er die köngin umbfing. Hab lang auch gemerckt andre ding Von in, von freundtlich wincken und blicken; Hat sich aber nie wöllen schicken, Das ich euch het gesagt darvon. Rat nun, wie solchem sey zu thon! spricht. Ich riet, wenn wir westen ein grund, Das wirs theten dem könig kund. Als-denn er in vom hoff vertrieb. Da kumbt der köng; ist es euch lieb, So will ich im das zeigen an. Ja, Rudolff! du magst es wol than. kombt, spricht. Was ist der ratschlag bey euch dreyen? Ewr mayestat wöll uns verzeien! Ein ding zimbt uns nit zu verschweigen, Dörffen doch das nit wol anzeigen. Ja, zeigt mirs an, sey was es sey! Da dünckt uns warlich alle drey, Herr Tristrant bul mit der köngin. O das nembt nicht in ewren sin, Das mir Tristrant ein solichs thu! Herr könig, schaut fleissiger zu! Uns thut ie ein solches beduncken. Schweigt nur! thut nichts mehr darvon muncken, Bey meinr unhuld und mein ungnaden! Wölt ir solch böß gschrey auff in laden? Er ist mir lieber, wenn ir all. Darumb so trett ab von mir ball! Die drey treten ab. rett mit im selber unnd spricht. Wer weis, ob sie unschuldig sind? Die lieb macht oft ein weisen blind. Dort kombt fraw Isald und Tristrant, Führen einander bey der hand. Ich will mich in den winckel stelln, Schawen, was sie außrichten wöln. Tristrant und Isald kumen und umbfahen einander. spricht. Tristrant, ist das die freundtschaft dein, Das du bulst mit der königein? Das ich nit het gelaubt fürwar, Ietzund sich ich das offenbar. Und wenn ich nit schont meiner ehr, So würd ich dein nit schewen mehr. Bald heb dich von dem hofe mein Und kumb mir nimermehr herein! Tristrant geht trawrig ab, dergleich schleicht Isald ab. redt mit im selber unnd spricht. Erst hebet sich mein unrhu an, Weil ich solichs gesehen han. Ergreiff ich in mehr ob den bossen, So will ich mein schwerd durch in stossen. Der könig geht zornig ab. gehet ein unnd spricht. O du wanckel, unstätes glück, Wie kerst du mir so bald den rück? Soll scheiden ich von der köngin, So wird ich beraubt meiner sin. BRANGEL, DIE HOFFJUNGKFRAW kombt und spricht. Herr Tristrant, die köngin euch bit, Ihr solt heint kumen und lassen nit Hinden an pallast in dem garten Und bey der linden ihr da warten Und ein span legen in den bach, Wellicher rint durch ihr gemach. So will sie raus kumen zu euch, Mit euch reden on alle scheuch, Wie ir euch weiter halten solt. Wenn ir vom hoff abscheiden wolt, Vor nit zu ir kombt auff ir werben, So wird sie gwiß vor leid auch sterben, Wann sie ist gar von hertzen kranck. spricht. Mein hertz litt nie so grossen zwanck, So innigklich und bitter leiden. Ach, das ich soll vom hoff abscheiden! Sagt der köngin mein freundling gruß! Ich komb, bin doch nit wol zu fuß. Brangel und Tristrant gehen ab. Die drey neidigen klaffer kumen und. spricht. Nun hab wir in vom hoff gebissen. Noch künnen wir kein grund nit wissen, Ob er hab bult die königin. Darmit ich gleich im zweiffel bin. Einer sagt diß, der ander das. Glaub nit, das daran sey etwas. Da kombt geleich her von dem berg Der künstlich abenteurisch zwerg, Der kan an dem gestiren sehen Als, was nur heimlich thut geschehen. Der zwerg kumbt hinein. spricht. Hör, zwerg! durch dein astronomey Sag uns, ob nit treib bulerey Herr Tristrant mit der königin! Iedoch sag die warheit darin! schaut an das gestirn unnd auch an sein spera unnd spricht. Beim tag ligt herr Tristrant sam kranck, Thut doch fast all nacht einen gang Zu der köngin in den baumgarten Und thut ir bey der linden warten. Da kombt sie zu im alle-wegen, Da sie beide der liebe pflegen. Wenns nit war ist, was ich euch sag, On gnad man mir das haubt abschlag! spricht. Wie riet ir, wenn solliche wort Der könig von dem zwerglein hort? Thet, gleich samb er ans jaid wolt reiten Und fügt sich bey nächtlichen zeiten Mit dem zwerglein auff die grün linden? Da würd der könig den grund finden. Denn würd die sach von statten gan. Nit gschickter künd wirs greiffen an, Denn wie ir ietzund habt gesagt, Weil on das oft der könig jagt Und ist oft sunst auß uber nacht. Derhalb die sach getrost anfacht! Sie gehen alle drey ab. kumbt mit dem zwergen und spricht. Da laß uns steigen auff die linden, Den rechten grund der sach zu finden! Sie steigen beid auff den baum. kombt, redt mit im selber und spricht. Da will ich in den baumgarten, Der königin Isalden warten. legt den span mit dem roten creutz in Brunnbach und sieht den schaten der zweier auff der linden und spricht. Ach Gott, da sich ich an dem schaten, Das wir sind verkauft und verraten. Uns ist bestelt ein heimlich hut. O, das es west die zart und gut! Isald, die königin, kumbt. Tristrant zeigt ihr auff den schatten der zweier auff dem baum, sie mercket das und spricht. Tristrant, was schickst du nein nach mir? spricht. Gnedige fraw, ich wolt, das ir, Dieweil und ir wist mein unschuld, Mir bey dem könig würbt umb huld. Das ist mein unterthenig bit. ISALD, DIE KÖNIGIN spricht. Tristrant, dasselb thu ich gar nit. Will mit dir ungemüet sein, Weil du mir bey dem herren mein Hast zu-gericht ein böse eh Der bulerey halb. Ich gesteh, Das ich dich lieb hab ghabt lang zeit In züchten und in erbarkeit, Weil du deß königs blutfreund bist Und im biß her auch alle frist Der trewest diener bist gewesen, Für alle ander außerlesen. Weils aber mir verletzt mein ehr, So acht ich dein gar nichtsen mehr. Du bist mir lieber weit von mir, Weil ich hab solche schand von dir, Weil ich doch deß als bin unschuldig. spricht. Ach, günstige fraw, seit gedultig Und bit könig Marxen für mich, Das im wie vor müg dienen ich Zu hoff, weil ich unschuldig bin! ISALD, DIE KÖNIGIN spricht. Ich thu sein nicht; drumb zeuch nur hin! Khemst du ghen hoff heut oder morgen, Brechtn uns die klaffer wider in sorgen. Deß will ich nit gewertig sein. Drumb zeuch nur hin und wart deß dein! Isald, die königin, geht ab. spricht. Ach herr Gott, laß dich deß erbarmen! Wie gros unrecht geschieht mir armen! Muß ich ziehen mit schänden ab, Der ich so treulich dienet hab, Gewaget oft mein leib und leben? Wie schlechter lohn wird mir ietz geben! Nun ich will in Britania Zu könig Artus reitten da. Herr Tristrant gehet auch ab. König Marx zuckt sein schwerdt, den zwerg zu erstechen. Der entlauft ihm. spricht. Ach du verfluchte creatur, Hast angericht solche auffrur Zwischen mir und dem vetter mein Und auch der zarten könnigein, Die doch beide unschuldig sind, Als ich den rechten grund hie find! Het ich dich, die schmach wolt ich rechen, Mein schwerd durch dein leib außstechen. Nun muß ich schauen vor allen dingen, Herr Tristrant wider gehn hoff bringen. Ich hoff, mir soll daran gelingen. Der könig steckt sein schwerd ein unnd gehet ab zornig. 5. Akt Actus 5. gehet ein, redt mit ihm selber und spricht. Wie kaumb bin ich dem bad entrunnen! Wer ich nit gwest so wol besunnen, Mit list die köngin abgericht, So lebt unser zwey keines nicht. BRANGEL, DIE HOFJUNGKFRAW kumbt und spricht. Herr Tristrant, köng Marx schickt mich her Und ist sein hertzliche beger, Solt widerumb nein gehn hoff kumen, Ewr unschuld hab er wol vernumen, Er hab fort an euch gar kein mangel. spricht. Ja, willig geren, liebe Brangel! Uns het verlassen alles glück, Doch scheint es wider in dem stück. Sie gehen beide ab. geht ein, setzt sich unnd spricht. Nun steht alle sach wider wol, Das ich gar billig loben sol, Weil ich Tristranten wider hab. Den klaffern ich mein ohren gab. Dasselbig will ich nit mehr thon, Weil ich den grund erfaren hon. kombt mit den zweien graffen und spricht. Herr könig, es ist auß dem berg Widerumb kumen der künsten zwerg, Sagt, wie ir seit mit list betrogen. Es sey warhaft und unerlogen, Ir solt herr Tristrant zeigen an, Ein reiß auff sieben tag zu than, So wird er es nit künden lassen, Sich mit der köngin hertzen dermassen Deß nachts, wann er frü auff soll sein. Da magst du wol verhüten sein Der köngin kamer, wenn drein gangen Herr Tristrant, das er werd gefangen. Wo das nit gschicht, thut der zwerg sagen, So soll man im den kopff abschlagen. Ich will euch folgen noch ein mal. Felt ir, so wert ir groß unfal Euch selber umb den hals bringen. Darumb schaut selbert zu den dingen! Bestelt die hut selb, wie ir wölt! Die schuld ir mir nit geben sölt. Sie gehen alle ab. geht, ein, redt mit im selber und spricht. Ich möcht wol wissen, was bedeut, Das heint so vil gerüster leut Stehn umb die kamer der köngling frawen. Ich glaub, das sie hüten und schawen, Ob Tristrant heimlich zu ihr wolt, Das er gefangen werden solt. Ich will den frumen helt gehn warnen, Auff das er entrinn iren garnen. Hertzog Thinas will abgehn; so kumbt Curnefal, spricht. Ach weh, weh! ubel ißts zu-gangen. Herr Tristrant, mein herr, ist gefangen Sambt Isalden, der königin. O, wo sollen wir fliehen hin? König Marx kombt mit hertzog Auctrat, die zwen graffen. setzt sich unnd spricht. Bringt den bößwicht und die falsch frauen, Den ich des beiden nit thet trawen, Auff das man in ein urtheil fell, Wie man sie beide richten söll! Der hencker fürt sie beide gebunden her. spricht. Auctrat, fell urteil, weil man sie hat Ergriffen frey an warer that, Darmit mein mayestat ist verletzt! spricht. Ist mir das urteil heim gesetzt, So thu ich herr Tristrant zu-sprechen, Als einen mörder zu radbrechen, Und das darbey die königin In hochflamenden fewr verbrinn, Weil sie mit ir schendtlichen that Haben verletzt dein mayestat. Hertzog Thinas, Curnefal, hoffmeister, und Peronis, fallen dem könig zu füssen. spricht. Herr könig, wir bitten umb gnad. Solch schmehen todt nit auff sie lad! Ihr beider grosse trew bedenck! Hab acht der falschen klaffer renck! Leg auff ein monat sie gefangen, Biß dir der zoren sey vergangen! Es möcht dich kurtzer zeit gerewen. spricht. Thut mir mein hertzlaid nit vernewen Und geht mir nur bald auß den augen! Die that ist klar on alles laugen. Für sie so hilfft kein fürbit schlecht. Führ sie hin! thu in ihre recht! Der hencker führt sie beide hin. geht ein, wind sein hend unnd spricht. Ach Gott, meins frumen lieben herrn! Ich will da zu-sehen von fern. Ich hoff, er werd mit listing sachen Sich von dem hencker ledig machen. Ich hab der ding besorget langst, Er werd kumen in diese angst. kumbt, hat den strick noch an armen und spricht. Komb! laß uns geben bald die flucht! Ich hab all meine list versucht. Dem hencker ich ein schenck verhieß, Das er mich in die cappeln ließ, Welche dort liget an dem see, Mein sünd Gott zu beklagen eh. So beschlussens nach mir die thür Und warten mein alle darfür. Also ich in ein fenster stieg, Meins lebens mich wol halb verzieg, Sprang in wütenden see hinauß Und bin glücklich geschwumen auß. Also ich darvon kumen bin. spricht. Kombt eilendt! so wöll wir dahin, Das ir nit werd angriffen noch. spricht. Ich komb nit weg, biß ich die hoch Köngin, die aller-liebst, erlöß Von diesen henckers-buben böß. Da wöllen wir uns in den hecken Nahendt bey der richtstat verstecken. Sie gehen beide ab. König Marx geht ein mit hertzog Auctrat und zweien graffen. spricht. Man sagt, Tristrant entrunnen sey. Rüst euch bald auß auff zwo partey, Auff das man im nacheile wider Und in der flucht in lege nider! kumbt, spricht. Gnediger herr, es hat Tristrant Die köngin mit gwaltiger handt Mit gwalt gnumen und reut darvon. Derhalb biet bald auff iedermon, Auff das man in beiden nach-eil! Sie sind im wald fast auff ein meil. fehrt auff, spricht. Als auff, was kolben und stecken trag, Das man beiden eilendt nach-jag! Sie gehen alle eilendt auß. Tristrant kombt mit fraw Isalden und Curnefal. spricht. Nimb war, mein hertzliebe Isald! Hie wöll wir bleiben in dem wald. Weil uns Gott darvon gholffen hat, So wöll wir gleich an dieser stat Weit hinden in dem wald beleiben, Die zeit in der wiltnuß vertreiben, Wurtzel essen, kreuter und graß, Wann uns wird ie alhie nit baß. Ich will mich willig geben drein, Auff das ich nur bey dir müg sein; Will leiden, was ich leiden kan. Curnefal, komb! so wöll wir gan Zwo hütten machen in dem wald, Die ein für mich und fraw Isald, Darinn wir wohn gedultigklich, Die ander hütten mach für dich. Sie gehen alle ab. kombt als ein Jäger unnd spricht. Ich hab mich in dem wald verriten Eim hirschen nach, nach jäger sitten. Hab gfunden bey des mohnes schein Tristranten und die frawen mein Liegen im wald on all gefert. Zwischen in lag ein bloses schwerdt. Da dacht ichs zu erwürgen beide. Dacht doch, es möcht mir werden leide, Sie möchten noch unschuldig sein. Da zog ich ab den hendtschuch mein, Warff in auff ir deck, gieng darvon. Weis nit wol, was ich fort soll thon. Der könig geht ab. kombt mit Isalden und Curnefal und spricht. O, könig Marx ist heint die nacht Bey uns gewest. Als ich erwacht, Fund ich sein hendtschuch auff der decken. Hab sorg, er halt da in den hecken. O Curnefal, die feldt beschaw! Dem könig ich nit wol vertraw, Das er nit komb und bring uns umb. spricht. Ach mein Tristrant, ich bit dich drumb Zu Ugrim, des königs beichtvater, Dem einsidl ein grosser wolthater, Bekennen unser sünd und schuld, Auff das er uns erlange huld Bey dem könig, das er nach dem In gnad mich wider zu im nemb, Seit wir hie haben gehaust fürwar In sorg und ellendt auff zwey jar. Nun sichst ie: es hat kein bestandt Mit diesem leben, mein Tristrant! Voraus so uns der könig weiß Alhie in dieser wildnuß kreiß. spricht. Wo wohnt Ugrim, liebe Isald? Zu nechst alhie in diesem wald. So wöllen wir gleich zu Ugrim, Beichten und auch befelhen im, Das er dem könig sagen söll, Ob er zu gnaden wider wöll Dich nemen, das er uns wissen laß. Komb! so mach wir uns auff die straß. Sie gehen alle drey auß. geht ein mit hertzog Thinas und spricht. Ihr lieben getrewen, mein beichtvater, Priester Ugrim, der heilig pater, Will schaffen mir die köngin wider. Ich bin nie frölig worden sider. Ich hab sie funden vor eim monet Im wald schlaffen, hab ir verschonet, Wann ich dacht in dem hertzen mein, Sie möchten noch unschuldig sein, Weil zwischen in lag ein bloß schwerdt. spricht. Ihr unschuld wird dardurch bewert, Herr könig, und thust weißlich dran, Das du sie wider nemest an. UGRIM, DER EINSIDEL bringt Isalden, die königin, und spricht. Herr könig, da hast du dein frawen. Der magst fort alles guts zu-trawen. Vergieb, das dir Gott auch vergeb! Forthin mit ir gantz freundtlich leb! Gott sey mitt euch! ich scheid darvon. beut der königin die handt und spricht. Ja, mein Ugrim! das will ich thon. Aber meinen vetter Tristrant Den will ich wissen nit im landt, Wann ich hett sein unehr und schandt. Der könig führt die königin ab und gehen alle ab. 6. Akt Actus 6. gehet ein mit Curnefal und spricht. Weil mir nun curnewelisch landt Verbotten ist, das thut mir ant. Wohn in Careches, dem königreich, Sensüchtig und elentikleich. Dieweil ich hab ie in der neben Mein Isalden nit hab gesehen, Hab nun ein andre Isalden funden, Zu der ich mit eh bin verbunden. Doch geht ir lieb mir nit zu hertzen, Als der ersten, mit schimpf und schertzen. Derhalb will ich es dapfer wagen Und sie sehen in kurtzen tagen. Ich und mein lieber Curnefal Wölln uns verkleiden abermal, Wie Jacobsbrüder unerkant, Ziehen in curnewelsche landt. Curnefal, was redts du darzu? CURNEFAL, SEIN HOFFMEISTER. Ach, mein herr Tristrant, bleibt mit rhu! Ihr secht, das euch das ungelück Hat zu-gesetzt in manchem stück. Wann ir solt halt mit diesen dingen Euch und sie umb das leben bringen. spricht. Ich muß sehen die liebsten mein. Mach dich nur auff! es muß ie sein. Sie gehen beide ab. ISALD, DIE KÖNIGIN gehet ein unnd spricht. Ach Gott, wo ist ietz mein Tristrant? Weil im versaget ist das landt. Wie soll er halt so traurig sein, Das er sich muß verwegen mein? kumbt, spricht. Gnedige fraw, es ist nit weit Herr Tristrant von euch diese zeit. Auff meim schloß zu warzeichen ich bring Euch von im diesen gülden ring Und lest euch bitten mit dem bschaid, Ir wölt beim könig ein gejaid Bitten, zu haltn in Planckenlant. Dahin wird komen herr Tristrant. Alda mögt ir wol zsamen kumen. ISALD, DIE KÖNIGIN spricht. Nie lieber mär hab ich vernumen. Ich will nit feyern in den dingen, Solchs vom könig zu wegen bringen. Geht! sagt im mein freundlichen grüß! Gott in vor laid behalten muß. Sie gehen beide ab. gehet ein, spricht. Heroldt, geh! heiß die garen stellen Und auch die jäger-hörner schellen! Wir wöllen hinauß an das jaid Gehn Planckenlandt nach dem bescheid. Und heiß sich auch das frawenzimer Zurüsten auff das waidwerck imer, Wie die köngin gebotten hat! Heiß sie auff sein, wann es ist spat! Sie gehen alle ab. Herr Tristrant unnd Curnefal kumen, wie Jacobs-brüder bekleid. spricht. Nun wöllen wir wider darvon. Mein hertz ich nun erquicket hon Mit meiner außerwelten zarten. Nit lenger wöllen wir hie warten, Wann als ich für den adel gieng Und mein hut für die augen hieng, Theten sie die köpff zsamen stosen. Ich het schier gelegt einen blosen. Wenn man mich kent, würd angesagt Beim könig, so würd uns nach jagt. Ich müst sterben, würd ich ergriffen. Darumb so wöllen wir heim schiffen. Will mein leib da nit lenger wagen. Ich weiß: man wird uns bald nach-jagen. Sie gehen beid eilend ab. Cainis und herr Tristrant gehen ein. spricht. Mein hertzlieber schwager Tristrant, Der du mit ritterlicher handt Mein landt wider erobert hast, Der du am sturm mit uberlast Warst hart geworffen auff dein haubt, Bist dardurch schön und kraft beraubt. Das kümert mich im hertzen sehr. spricht. Mein Cainis, mich kümert mehr, Das ich Isald, meiner köngin, Nun forthin gar beraubet bin, Wann umb sie ist so groß die hut, Das ich lengst het bezalt mit blut, Wer mir mein grosse listigkeit, Darmit ich mich errett allzeit, Da man mir stellt mit den wolfseisen Und sie mir thet mein bracken weisen. Wie du weist auch, gar heimeleich Klait wir uns den spileuten gleich. Mancher gstalt verkleit ich mich zwar, Noch wurd ich all mal offenbar. Auß ist mein hoffnung ie und ie. CAINIS, SEIN SCHWAGER. Tristrant, vor kunst dus besser nie. Sich hat verkert deins angsichts furm Von dem steinwurff dort an dem sturm. Auch ist dein gelb kraus har abgschorn Gleich einem natürlichen thorn. Hest du ein narren-kappen an, So werst unerkant iederman. Du möchst woll enden noch ein that. spricht. Ja, ich will folgen deinem rat, Heimlich anlegen ein narrenkappen, Gleich einem unsinnigen lappen Mit worten und wercken gebarn, Also in curnewelsch landt farn. CAINIS, SEIN SCHWAGER. So wünsch ich dir zu diesem stück Und der schiffart heil und gelück. Sie gehen beide ab. geht ein mit der königin Isalden, spricht. Fraw köngin, ich wird raisen hin. Sey du ein weil fein leichter sin! Uber drey tag mein wider harr. Der könig beut ihr die handt. kombt und spricht. Herr köng, ein visirlicher narr Ist daus; soll ich in lassen rein? ISALD, DIE KÖNGIN. Ja, laß uns mit im frölich sein! Herr Tristrant geht ein in narrenkleidern; der könig spricht. Jecklein narr, was thust uns sagen? spricht. Künig, hast du kein hund zu schlagen? Ey, nit thu mir an ohren greiffen! Jecklein, thu ein tantz mir pfeiffen! spricht. Es ist mir die pfeiff in dreck gfallen. Das solt verbeissen hie vor allen Herren, die da bey mir stehn. spricht. Beiß du, könig! ich hab böß zeen. Ich muß reitten, kan nicht mehr harren. Du hab dein kurtzweil mit dem narren, Biß das ich hernach wider kumb! spricht. Ins maul, mein könig! sprich: umbumb! Der könig geht ab mit seinem gesind. sicht im nach unnd spricht. Wie steht dir dein rock hindn so wol! Köngin, wirst du nit freuden vol, Wenn ich ein lied vom Tristrant sing? spricht. Auff erd hört ich kein lieber ding. Kanst etwas singen vom Tristrant? zeigt ihr den ring unnd spricht. Kenst du den ring an meiner handt? schaut den ring, zeucht ihm die kappen ein wenig vom angsicht, kent unnd umbfecht in, spricht. Sey mir zu tausent mal wilkumb, Tristrant, mein ritter trew und frumb! Hertzlieb, du halbtheil meiner seel! Wagst du dich her in todes quel So weit umb meiner liebe willen? Ich kan weder zemen noch stillen Mein lieb, du aller-höchster schatz! Ich förcht allein der klaffer schwatz, Ich khem sonst noch öfter zu dir. ISALD, DIE KÖNIGIN spricht. Halt dich nur still! so hoffen wir Der gstalt ein zeit bleibn unvermert, Von den klaffern gantz ungefert. Brangel, bett im unter die stiegen. Vor meiner kamer sol er liegen. Sie gehen alle ab. Auctrat, Rudolff unnd Wolff gehn ein. spricht. Ir herrn, wie dünckt euch umb den narren? Er thut gar lang zu hoff verharren In seiner nerrischen gebär. Wie, wenn der narr Herr Tristrant wer? Er ist ja stäts im frawenzimer. spricht. Es dunckt mich auch ie und imer, Es sey kein recht geborner narr. Graff Rudolff geht ab. spricht. Wie künd wir das erfaren harr? Wir drey wöllen heint unterd stiegen In suchn, ob er im bett sey liegen. Findt wir in nit im bett allein, So wird er bey der köngin sein. So ists Trißrant; so woll wir eben In bey der königin auffheben. Wenn er schleichet auß ihrer kamer, Denn wöll wir in fahen alsamer Und denn ins gfencknuß legen in. Als-denn lest gewiß richten hin Der könig, wenn er kumet wider. kumbt, spricht. Die köngin bat sie gelegt nider Und ist, der narr nit in seim bett. Verziecht da! wenn er von ihr geht. So platzt in an fornen und binden! So wöll wir in fahen und binden. Herr Tristrant gehet ein, und sie platzen in mit ungestümb an. spricht. Du schalck, du must hie sein gefangen Und an galgen werden gehangen. Herr Tristrant reist sich von ihn, schlecht mit dem kolben unter sie, biß sie alle entlauffen. spricht. Isald, Gott bhüt dir leib, seel und ehr! Nun siehst mich in deim landt nit mehr. Herr Tristrant geht ab mit seinem kolben, die drey klaffer kumen wider. spricht. Alle drey sind wir worden geschlagen. Doch dürff wir Tristrant nit verklagen. Man würd uns halten für verzagt, Das uns ein narr all drey hat jagt. Wir wöllen sagen nichts darvon, Sonder wöllen gleich alle thon, Samb uns gebissen hab der hon. Sie gehen alle drey ab. 7. Akt Actus 7. Cainis geht ein mit herr Tristrant, seinem schwager. spricht. Herr Tristrant, schwager, reit mit mir! Da will ich warhaft zeigen dir Gardalego, die königin, Der ich in lieb verhafftet bin. Nampeconis, der könig, ihr herr, Ist auff das jaid geritten ferr; Derhalb die zeit wir sicher sein. spricht. Ja wol, ich will mit dir hinein. Wöllen mit uns nemen ein knecht, Den ich bracht in diß landt gerecht. Sie gehen ab. ISALD, DER GEMAHEL HERR TRISTRANTS geht ein und spricht. Mir ist gleich heint mein hertz gar schwer. Wenn nur meim herren nichtsen wer, Der mit meim bruder ist geritten! Wer lieber mir blieben vermitten. König Nampeconis ist ein man. Erfert er sie, so greift ers an. Er weiß meins bruders bullerey wol Mit seinem weib gar unverhol. Villeicht wird es sein wol und recht. Was bringt für mär der reissig knecht? ULRICH, DER GHREISSIG KNECHT kumbt unnd spricht. Gnedige fraw, klag uber klag! Uns hat ereillet in dem hag Nampeconis, uns angerent, Wiewol wir mit gewerter hendt Uns haben gewert ir vil erschlagen. Zu letzt doch müd halb wir erlagen, Das ewer bruder gieng zu grundt. Tristrant, ewr herr, der ligt todt-wundt Von eim scharpfen vergiften sper. Ietzund bringt man in gleich da her. Man bringt herr Tristrant auff einem sessel blutig, der spricht. Ach, bringt mir einen artzet her! Ich bin wund mit vergiftem sper. Desselben warhaft ich entpfindt. kombt, beschaut die wunden und spricht. Wenn die wunden vergifftet sind, So kan ich ihr gar heilen nit. spricht krencklich. So ist an dich mein hertzlich bit: Fahr hin in curnewelisch landt Zu der königin, Isald genant! Sag ir von mein vergiften wunden! Bitt, das sie kumb in kurtzen stunden, Mich heil und errett mir mein leben! Wo nit, muß ich mein geist auffgeben; Wann sie allein kan diese kunst, Heilen verwunter gift inprunst. Das sie der fart hab kein abschew, Bedenck all meiner lieb und trew, Die ich ir ie erzeigt, und bring Ir zu warzeichen diesen ring! Und fert sie mit, so hab gut fleiß, Spann auff das schiff ein segel weiß! Bringst du sie aber nit herwartz, So spann auff einen segel schwartz! Eyl und richt auß die botschaft mir! Gar reichlich will ich lohnen dir. Der knecht nimbt den ring, geht ab. spricht. Ich bit: schick iemand zu dem see, Das stätigs bey dem uffer steh, Wenn das schiff wider geh herwartz, Das sag, ob sey weiß oder schwartz Wider meins knechtes segel sey, Das ich vermercken künd darbey, Ob die köngin kumb oder nicht! ISALD, SEIN GEMAHEL. Die hut ist schon dahin gericht. Will selb auch schauen zu dem see, Ob deins knechts schiff wider hergeh. Sie geht wider ab. redt wider sich selber unnd spricht. O Isald, wißtest du mein not, Das mir so nahet wer der todt, Du würdst mich warhaft nit verlassen, Sonder dich machen auff die strassen. Tristrants gemahel, kumbt und spricht. Mein lieber gmahel, sey guter ding! Gute botschaft ich dir hie bring. Dein knecht kumbt wider gfaren her. richt sich auff, spricht. Sag mir bald! wie hat ein farb der Segel am schiff, so fert herwartz? ISALD, SEIN GEMAHEL spricht. Das segel-tuch am schiff ist schwartz. lest hend und haubt fallen, spricht krencklich. So mag ich kein heil mehr erwerben. Ich muß deß bittern todes sterben. Er streckt sich unnd stirbt, man tregt in auff dem sessel ab und tregt ein verdeckte todenbar ein. ISALD, SEIN GEMAHEL spricht. Hertzlieber gmahel, an dem ort Hat dich getödt das einig wort. Das ich gar unbesunnen redt, Dich nur darmit versuchen thet, Da ich sagt, der segel wer schwartz An dem schiff, welches fuhr herwartz, Wiewol der segel doch ist weiß. Nun werden mein tegliche speiß Seuftzen und zagen, wein und klag. Doch mich das als nit helffen mag. Da geht ein Isald, die königin, sein bulschaft, weinent, legt sich auff die baher mit der brust unnd spricht. O fraw, geht von der todtenbar! Wann tausent mal mir lieber war Herr Tristrant. Last mich in beweinen, Wann ich nun aller trost hab keinen! Derhalb mag ich auch nit mehr leben. Ich muß meins lebens geist auffgeben, Das er mit im von hinnen fahr, Bey im bleib ewig imerdar. Isald, die königin, sinckt todt hin. ISALD, SEIN GEMAHEL spricht. O, erst ist mir mein hertzlaid new, Weil ich sich die groß lieb und trew An dieser königklichen frawen, Die also in hohem vertrawen Verlest ihm königklichen standt, Ihren gmahel und vatterlandt, Raist meim herrn nach weit uber see, Weil sie in weiß in todtes weh, Zu heilen im sein wunden rot. So sie in laider findet todt, Mag weiter sie an in nit leben Und hat da iren geist auffgeben. Nun tragt sie hin in Gottes namen Und legt sie in ein grab zusamen, Weil sie haben den todt erlieden, Auff das sie hie und dort mit frieden Ewigklich bleiben ungeschieden! Man tregt die bahr ab, und gehen alle person in ordnung nach. kumbt, beschleust. So hat die tragedi ein endt. Auß der wird offentlich erkendt, Wie solche unorndliche lieb Hat so ein starck mechtigen trieb, Wo sie einnimbt ein junges hertz Mit bitter angst, senenden schmertz, Darinn sie also heftig wüt, Verkert hertz, sin, vernunft und gmüt, Wird leichtfertig, verwegen gantz, Schlecht seel, leib, ehr, gut in die schantz, Acht fürbas weder sitten noch tugent, Es treff an alter oder jugent, Wer sich in solche lieb begeit, Welche ist vol trübseligkeit. Diogenes nent sie argwönig, Lieb sey ein süß vergiftes hönig. Petrarcha thut die lieb nit breissen, Nent die lieb güldene füßeysen, Ein kurtze freud und langen schmertz, Darmit gepeinigt wird das hertz, Vol seuftzen, wain und jamer kleglich, Wann es befind in liebe teglich Eyffer, senen, meiden, abscheiden, Vil klafferey und heimlich neiden, Auß dem folgt mancherley unglück, Eins bringt das ander auff dem rück, Armut, kranckheit, schandt und schaden, An leib und seel gottes ungnaden. Auß dem so laß dich treulich warnen, O mensch, vor solcher liebe garnen Und spar dien lieb biß in die eh! Denn hab ein lieb und keine meh! Dieselb lieb ist mit Gott und ehren, Die welt damit fruchtbar zu mehren. Darzu gibt Gott selb allewegen Sein gnad, gedeyen und milten segen. Das stäte lieb und trew aufwachs Im ehling stand, das wünscht Hans Sachs.