Hans Sachs Der farend schuler mit dem teuffel-pannen Ein faßnacht-spil mit vier personen Personen Die personen in das spiel. Der hincket, bucklet pfaff. Der farend schuler. Der pawer. Die pewrinn. [Stücktext] [Stücktext] tritt ein und redt mit ir selbs und spricht. Es ist mein mann hewt in den waldt Gefaren und kompt nit so baldt, Wann er hat heut schon suppen gessen, Ein brey und kalte milch gefressen, Auch ein ranfft brodts mit im genommen. Er wirdt vor nachts nicht wider kommen. O das es unser pfarrherr west, Der aller-liebst vor alle gest! Ich weiß, das er mir eylents kem. Nun darff ichs ye nicht sagen dem. Uns sicht on das der nachtpawrn hauff Im gantzen dorff so spitzig drauff Und treibn mit uns ir gespey, Sam treib wir bulerey all zwey, Wiewols war ist, und thuts mir zorn. Ich habs offt auß den augen gschworn Meim mann, noch wil im der argwon Und die eyffersucht nicht vergon. Sicht mich offt sawer an und spricht. Der hund geht mir umb vor dem licht. Kom ich ein mal auff ware that, Ich wil dein palck dir striegeln glat. Botz tropff, er schleicht gleich selb daher. Seyt mir wilkom, mein herr pfarrer! Wie? seyt ir hinden rein kommen? hinckt hinein und spricht. Ich hab mir einen umbschwanck gnomen, Bin ubern zaun gstiegen beim stadel, Wann du weist wol, mein liebe Madel, Die lausing pawren sehen uns drauff, Wann heut, als ich vor tag stund auff, Sah ich gen holtz faren dein man. spricht. O mein herr, wie recht habt ir than! Wann mein man hat vor den acht tagen Ein faiste saw ins hauß geschlagen. Da müst ir essen meiner würscht. Auff das ir darzu nicht erdürscht, Wil ich holen ein viertel wein. Und wöllen gutes mutes sein. Mein herr, setzt euch ein weilen nieder! spricht. Ja, du kom aber eylendts wider, Das nicht dein mann kom in das hauß Und dresch mir den hundshabern auß! Wann er sicht mich so sawer an, Wann er etwan thut für mich gan. Tregt all mal ein verpotne wehr. Derhalben traw ich im nicht mehr. Er stecket vol tückischer list. Solt mich wol plewen auff seim mist. Er hat mir das gar hart gedrot, Nechst da er mir das hauß verpot. spricht. Herr, last euch die weil nicht lanck sein! Ich bring bald semel, würscht und wein. Die pewrin geht ab. redt wider sich selbs und spricht. Und wenn halt ytzt der pawer kem Und mich bey meinem halse nem Und setzet mir ein alte schmurrn, Dennoch dörfft ich darumb nicht murrn, Dörfft in beim pfleget nicht verklagen. Ich must gleich dise schmurren tragen Und must stillschweigendt in mich fressen. Ich bin zwar mit eim narrn bsessen, Das ich weyt lauff nach huren auß. Hab doch selb eine in dem hauß! bringt würscht, seml und wein und spricht. Nun esst und trinckt! seyt guter ding Und sorgt nicht, das uns misseling! Vor nachtes kommet nicht mein man. spricht. Hör! wer thut durch den gattern gan? Ich hör klingen die kü-glocken. geht, schawt und spricht. Mein herr, seyt nicht so gar erschrocken! Es geht ein bettelman herein. Es wirdt ein farender schuler sein. spricht. So gib im resch und las in gehn Und las in nicht lang hinnen stehn! kompt und spricht. O mutter, gib dein milte stewr Mir armen farenden schuler hewr, Wann ich sammel mit diesen diengen, Das ich mein erste meß müg singen! spricht. Du sammelst leicht zu einem schalck. Heb dich hinauß, du laster-balck. spricht. Mein herr, von wegen aller buler Stewert mir armen farenden schuler, Der ich im land hin und her fahr! spricht. Du wirst so lang faren fürwar, Biß du zu-letzt ferst an den galgen. spricht. Mein herr, ich kan mit euch nicht palgen, Sonder mir ein bar kreutzer leicht! Und wenn ich ein mal werd geweicht, Möchte ich ewer caplan wern. spricht. So muß man dir vor ein plattn schern Draussen auff dem rabenstein. Du stertzt umb auff dem land gemein Und nichts, denn die pawrn bescheissen Mit lüg und listigs maul auffspreissen Und stielt ein wenig auch darzu. Was nicht wil gehn, das tregestu, Als flachs, ayer, schmaltz und käß. spricht. Ach mein herr, seyt mir nicht so reß! Ich bin ye auch ein guter schlucker. spricht. Du bist ein rechter beutel-rucker. Heb dich nauß! hab dir drüß und pewln! spricht. Mein herr, thut euch nicht ob mir mewln! Gebt mir armen schuler ewer stewn! stößt in und spricht. Heb dich nauß! hab dir das plab fewr, Da unverstander grober püffel, Du fauler stertzer und du schlüffel, Und las mich ungheit in meim hauß! spricht. Nun ich wil geren gehn hinauß. Doch sag ich euch bey meinen trewen: Der hochmut wirdt euch beide rewen. Ich wil mich in dem hauß versteln Und sehen, was sie machen wöln, Heimlich in ein winckel verporgen. Kombt der pawer heint oder morgen, Ich wil zu-richten ein feines spiel, Mich redlich an in rechen wil. Der farend schuler geht ab. spricht. Geh! sperr die haußthür eben zu, Das nicht ein yeder bettler thu Uns uberlauffen in der stuben! spricht. Habt ir nicht gehört von dem puben, Wie er die haußthür hat eingschlagen? spricht. Ey das wer recht; erst wöll wirs wagen, Essen, trincken und frölich sein. Mein Madl, es gilt dir so vil wein. Der pfaff wil trincken. Der pawer klopfft an. hört auff und spricht. Botz leichnam, Madl, wer klopfft dauß So ungestüm an deinem hauß? geht, schawt und spricht. Botz leichnam angst, es ist mein man! Wie soll wir unsern dingen than? spricht. Botz küren marter, wo solch ich hin? spricht. Mein lieber herr, bald schlieffet in Den ofen, so wil ich untern parn Den wein, semmel und würscht bewarn. Und so bald heint entschlefft mein man, Wil ich euch helffen wol darvan. Der pfaff laufft auß. Die fraw thut auff. kompt und spricht. Wie, das du das hauß sperrest zu? spricht. Mein man, wiß, das ichs darumb thu, Wann unsers nachtbarn sew mit hauffn Mir teglich an den tennen lauffen Und thun mir schadn. Wie, das so bald, Mein man, heut kommest auß dem wald? spricht. Sol ich dir nicht von unglück sagen? Wir haben beide hackn zerschlagen. Nun kundt wir feilen mehr kein beum. Da must ich wol wider erheim. Der hunger trieb mich auch darzu. Mein, prat mir ein wurscht oder zwu! Gib mirn sewsack mit feistn grieben, Der nechten zuacht ist uberblieben, Und las mich weidlich darinn schroten! spricht. Ich thu dir für die wurscht ein knotten. Habn erst vor acht tagn die saw gschlagn. Hast ye die würscht schier gar vertragn. Wir müssn auch aufffressn die knocken. spricht. Ich hör klingen die küglocken. Schaw! wer geht durch den gattern rein? laufft und spricht. Es wirdt ein farender schuler sein. Ich wil in bald fertigen ab. Nicht gern solch lewt im hauß ich hab. Die pewrin laufft, wil im geben. tritt zum pawrn und spricht. Ein guten abent, lieber vatter! Ongfer so stund offen dein gatter, Da gieng ich farender schuler rein. Bitt: vergünn mir, im stadel dein Im hew zu schlaffen diese nacht! spricht. Hat dich der teuffel wider rein bracht? spricht. Mutter, schweig! so schweig ich auch. spricht. Mein schuler, sag! was ist ewr brauch, Das ir also umbfart im land? spricht. Es ist uns auffgesetzt allsand, Das wir stetigs im land umbwandern Von einer hohen schul zu der andern, Das wir lernen die schwartzen kunst Und dergleich ander künste sunst. Wo man eim etwas hat gestoln, Das können wir eim wider holn. Wen augenwe und zanwe krencken, Dem könn wir ein segn an halß hencken. Vors gschoß wundsegen wir auch haben. Wir kön warsagn und schätz graben, Auch zu nacht auff dem bock außfarn. spricht. Hab ich doch wol gehört vor jarn, Ir schuler könt den teuffel pannen. spricht. Ich wolt in wol beschwern und spannen, Das er uns alles das müst sagen, Was wir in nur möchten gefragen, Darzu brat-würscht, semmel und wein Leibhafftig uns must bringen rein In dise stuben in ein kreiß. spricht. Mein man, kein ding auff erd ich weiß. Das ich wolt lieber (mag ich jehen), Wann den teuffel leibhafftig sehen. spricht. Ey, so schaw nur dein frawen an! spricht. Las schertzen liegen, lieber man! Kanst, so bring uns den teuffel her. spricht. Ja, wenn es nicht so gferlich wer; Wann wo ich in brecht an das ort, Und ewer eines redt ein wort, So dörfft er uns wol all zureissen. spricht. Es solt uns wol der teuffel bscheissen? Last den teuffel dauß! das ist mein rath. spricht. Was schadts? es ist ind nacht gar spat. Lieber bring in her in das hauß! spricht. So geht beyde ärßling hinauß Und steigt auch ärßling auff die dillen! So wil ich bschwern durch die prillen Den teuffel. Bald ich schrey: Kompt wider! So steyget ärßling herab wider! Als denn ich euch zu bringen weiß Den teuffel herein in den kreiß. Bawr und pewrin gehen ärßling hinauß. bringt den pfaffen und spricht. Pfaff, pfaff, sol ich dein vorigs schelten Dir ytzt auff deinen kopff vergelten? So bald ich ruff den pawren rab, Der wirdt dir weidlich keren ab. Nu ich wil gehn dein pawren schreyen. zittert und spricht. Ach, mein freund, was wölstu mich zeihen? Ich bit dich sehr: hilff mir darvon! Ich gib zwölff taler dir zu lon. Und bleib den affter-winter bey mir! Wil ich gut herberg geben dir. spricht. Pfau, so gib die zwölff taler her! So hilff ich dir auß dem gefer. gibt im die taler und spricht. Se! ich wil dir daheim mehr schencken. spricht. Pfaff, so thu dich nicht lang bedencken! Geh! zeuch dich mutter-nacket ab! Berüß dich kolschwartz wie ein rab Und schick dich eylendts in den handel! Nimb untern parn würschst, semel und kandel! Nimb an den tennen die roßhaut! Da wickel dich einn! und wenn ich laut Schrey zum dritten mal: Teuffel, komm! So kom bald geloffen und promb Gleich eben wie ein wilder beer! Setz semmel, würscht und kandel her In kreiß! und wenn ich dich heiß gon, So nimb dein gwentlich! schmitz darvon In der roßhawt binden hinauß! So kompst mit frieden auß dem hauß. spricht. Ich wil mich rüsten aller gstalt. Hilff mir nur hinauß schnell und balt! Der pfaff get ab. schreit. Nun steiget beide ärßling rab! Den geist ich schon beschworen hab. Sie gehen beyde ärßling ein. spricht. Nun setzt euch nieder und euch nicht rürt! Kein wort zu reden euch gepürt. Doch wo ewr eines reden wolt, Mit fingern ir das deuten solt. Sie setzen sich. macht mit dem schwerdt ein kreiß, stellt sich darein und spricht. Nun rüff ich dir zum ersten mal: Komb her auß dem hellischen sal! Bring mir in kreiß ein kandel mit wein, Würscht und newpachne semmelein! Zum andern mal so rüff ich dir, Das du kompst in den kreiß zu mir. Zum dritten mal beschwer ich dich, Du wölst nicht lenger saumen mich, Und kemb in den kreiß zu mir her Und bring mir, was ich hab begert! Der teuffel laufft hinckent unnd pucklet einn, prumbt, setzt kandel, semel und wurscht in kreiß. spricht. Nun, teuffel, las von deim rumorn! Las dich wol schawn hinden und foren! Der teufel geht im kreiß herumb. spricht. Teuffel, nun hab wir dein genung. Thu nur bald auß dem kreiß ein sprang Und schmitz denn binden auß dem hauß Oder far zu dem first hinauß Oder im küstall durchs kuloch, Das yederman on schaden doch! Der teufel springt auß dem kreiß. spricht. Mir geht vor engsten auß der schweiß. Ach lieber, wisch bald ab den kreiß, Das nur der teufl nicht wider kumb! spricht. Mein lieber sun, sag mir! warumb Thetstu doch sein so starck begeren? spricht. Ich dacht nicht, das die teuffel wern So schwartz, zottet und ungeschaffen. Er war gleich bucklet unserm pfaffen, Hanck auch also auff einem pain. Ja, wer ich gwesen hinn allain, Ich glaub, ich wer von sinnen kommen Mit seinem scharrn, gronen und prommen. Mich daucht, er het gleich eberzeen, Die thetten im zum maul außgehn. spricht. Sol aber ich die warheit jehen. Den teuffel möcht ich wol öffter sehen, In unserm hauß on alle schew. spricht. Ich glaub dirs gar wol auff mein trew. Ey frisch auff, frisch auff, lieber man! Wiltu, so wöl wir schlaffen gan. spricht. Ich förcht mich warlich in geheim, Mir kom der teuffel für im träwm. Ich hab mirn wol einbildt so starck. spricht. Mein mann, die sach ist nicht so arck. So henck den segen an den halß! So versprich ich dir gwiß nachmals: Der teuffel kompt nicht in dein hauß, Es sey denn sach, das du seyst drauß. Er war fro, das ich in ließ hin. Er förcht dich übler, denn du in. spricht. Ey lieber, forcht der teuffel mich? spricht. Komb, mein mann, und leg schlaffen dich! Laß farn den teuffel, lieber gsell! Er sitzt lengst wider in der hell. henckt den segen an halß und spricht. Ich wil den segen an halß hencken Und dir zu lohn den gülden schencken, Das ich forthin sicher und frey Vor dem hinckenden teuffel sey. Ein gute nacht! ich geh dahin. Der paur get ab. spricht. In engsten ich gewesen bin. Het immer sorg, ir würd was sagen. Mein man den pfaffen het erschlagen. Er ist im wol so spinnen-feindt. spricht. Ja, fraw, der pfaff verhieß mir heint, Ir würdt mir zlon fünff gülden geben, Das ich im fristen hilff das leben. Derselben wart ich ytzt von euch. spricht. Mein mann, nur diese nacht verzeuch! Morgen frü soltu sie gwiß haben. Ich habs gelt hinterm hauß eingraben. Ein gute nacht! ich leg mich nieder. Die bewrin geht ab. nimbt semmel, würscht und kandel und spricht. Würscht, semmel, wein, die nem ich wider. Wil mit hinauß gehn auff das hew, Essen und trincken. O ich frew Mich der kirchwey; ich bring darvon Achtzehen gülden; mehr gwins ich hon, Den pfaff, pawer, pewrin all drey, Wann ich gedenck mir auch darbey. Der pfaff hab auch umbs gelt nit troschn, So hab die pewrin die alten groschn Dem pauren auch heimlich abtragen, Was sol ich vons pawrn gülden sagen? Bhelt mein segen den teuffel dauß, Das er im nicht mehr kombt zu hauß, So unterkem er viel ungemachs. Tregr marckt wird offt gut, spricht Hans Sachs.