Die hundert suppenkeßel In des Danheusers hofton. 5. decemb. 1544. 1. Ein reicher man zu Florenz saß, doch einfeltig von sinnen, der eins tags zu sein gesten sprach aus unverdachtem mute: »Ich hab ein solchen guten wein, beßer kunt man nit finnen, wan in got selber trinken solt, wer er doch süß und gute.« Nun war ein ketzermeister do in dem Barfüßer orden, der rechtfertigt die leut also, was auch des innen worden; den reichen man zu im zitirt und in ein ketzer nennet, er wer wirdig und das man in verbrennet, das er got zu eim trinker gleicht, dem auch sein wein müst schmecken; vermeinet dem einfelting schaf ein sum gelts ab zu schrecken. 2. Gebot im, das er vierzig tag müst in dem kloster bleiben und alle tag hören ein meß, das ewangeli sagen; Wan er zu tisch im rebent saß, tet in der münich treiben mit fragen, was er het gehort; tet in martern und plagen. Dem reichen wurt sein weil gar lang wer geren heim gewesen. eins tags kam er, als man gesang und er het hören lesen: wer etwas um gots willen gibt, der nemt es hundertfeltig in iener welt. das wort macht in zwiespeltig. der ketzermeister übt in ser: »was hörest heut alleine?« der reich man sprach: »ich bin betrübt für euch münich gemeine.« 3. Der münich fraget, was es wer; er sprach: »ich höret lesen, wer etwas um gots willen geb, werd es dort hundertspeltig. Sols euch münichen also gen, wie wolt ir dort genesen? weil ir alltag in dem kreuzgang gebt also manigfeltig Suppen und kraut, ganz keßel vol den armen ausgesundert, so euch für ieden keßel sol dort wider hundert werden? wo wölt ir mit den suppen hin? ir müst darin ersaufen.« der ketzermeister tet in hart anschnaufen. weil er so tückisch sach sein geiz, sprach er: »ge naus an galgen! ich brings dich auf kein guten weg, wil niemer mit dir balgen!«