47. Die Tochter des Landes Die Pales sich zur Pfleglingin erkoren, Die Tochter der Natur, Wird in der Hütte stillem Raum geboren, Erzogen auf der Flur. Den Jubelton von hellen Weidenpfeifen Empfängt zuerst ihr Ohr: Ihr erster Blick steigt zu den Purpurstreifen Am Westgewölk empor. Glückselig Kind, das in bekränzter Wiege Ein Blütenwipfel kühlt, Um das vertraut sein Lamm und seine Ziege Im hohen Grase spielt! Froh klimmt sie nach des Regenbogens Farben Hinan des Hügels Pfad; Zum Sitze wählt sie pralle Weizengarben, Zum Pfühl der Gerste Schwad. Ein Nelkenstock befriedigt ihr Begehren; Mit wenigem vergnügt, Ist ihre Thräne, gleich Aurorens Zähren, Im ersten Strahl versiegt. Ihr singt der Hain nur mit der Freude Tönen, Leicht ist ihr Gang wie Tanz; Noch band sie nicht, ein teures Grab zu krönen, Den bittern Rautenkranz. Glückseliger, wenn sie nun sechzehn Lenze, Statt sechzehn Ahnen, zählt, Dem Haupt zum Kleinod goldner Primeln Kränze, Der Brust Violen wählt. Ihr Antlitz blüht, wenn einfach sich die Haube Um ihre Schläfe drängt, Bescheiden, hold, wie halb versteckt im Laube Ein Maienglöckchen hängt. Schön wallt ihr Haar, das sie gleich der Najade Im Quell zu waschen pflegt, Und, unentweiht von Puder und Pomade, In lose Flechten legt. So prangt sie still im heimatlichen Thale, Von weiser Zucht bewacht, Und Unschuld wirft den Schleier der Vestale Um ihre Hirtentracht. Die Häuslichkeit birgt sie in grünen Hallen, Vom Sonnenstrahl umblinkt, Bis ihr beim Hochzeitlied der Nachtigallen Der Myrtenkranz entsinkt. Dann zieret sie, wenn bräutlich hold sie bebet, Verschämtes Rosenlicht; Und bald, was mehr ein holdes Weib noch hebet, Erfüllte Mutterpflicht.