28. Abschied an David Heß Im Haag, den 19. Jenner 1790. Freund! der bei des Busches Eichen Lieber denkt, vom Mond erhellt, Als sich zu den flitterreichen Eiteln Höflingspuppen stellt; Der das Bild geharnschter, braver Schweizerhelden höher hält, Als der heutigen Bataver Panzerhelden auf dem Geld. Stunden, deiner würdig, warten Dein, auf Zürichs heitrer Flur; Ihre Auen sind ein Garten Für den Liebling der Natur. Und das bist du! – Hochgefühle Gab sie dir und Dichtungskraft; Lehrte dich beim Saitenspiele Töne sanfter Leidenschaft. Aber sieh! Begeist'rung waltet! Malt mir neue Bilder vor. Sieh! Ein Mädchen, schlank gestaltet, Schimmert durch des Schleiers Flor, Eilet sanft, mit holder Scheue, Auf den besten Jüngling zu, Lohnt ihm Tugenden durch Treue; Und der Jüngling – Freund! bist du. O! was wirst du dann empfinden, Tönt bei Nacht, im Schattengang, In den hohen Limmatlinden Einer Nachtigall Gesang. Liebe, die den Winterwiesen Und der Heide Blumen leiht, Leiht auf Erden Paradiesen Schon des Himmels Seligkeit. Wonne wird dein Herz erheben, Wandelst du im Erlenthal, Oder bei des Hügels Reben In der Sonne Scheidestrahl. – Wann auf Schneegebirgen milder Rosenfarbner Schimmer ruht; Dunkler, purpurn, ihre Bilder Strahlen in des Sees Flut. Wo des Nebels matter Flügel Nicht auf flache Sümpfe sinkt, Und am grünen Tannenhügel Klarer Quellen Füll' entspringt, Wo in deines Gartens Linden Reine, heitre Lüfte wehn, Werd' ich, Bester! einst dich finden: Lebe wohl! – Auf Wiedersehn!